• Online: 1.452

Carpirinha

Sommer, Sonne, Strand und alles andere was Spaß macht... z.B. Autos

Thu Sep 17 09:55:46 CEST 2009    |    touranfaq    |    Kommentare (9)    |   Stichworte: Avensis, Corolla Verso, CV, D-CAT, Diesel, R1, S60, Spritmonitor, TDI, Verbrauch, Volvo

In Teil 2 der Mythbusters-Reihe möchte ich heute die Vorurteile beleuchten, die sich im Forenalltag bezgl. des Verbrauchs des D-CAT-Motors immer wieder finden. Oft wird in Diskussionen nämlich behauptet, der D-CAT sei ein "Säufer" oder verbrauche deutlich mehr als die Dieselmotoren "vergleichbarer Konkurrenzprodukte". Teilweise wird dieser Mehrverbrauch mit "1-2 Litern" beziffert. Im folgenden wollen wir objektiv und nachvollziehbar untersuchen, was an diesen Geschichten dran ist.

 

Um die Vorurteile um den Verbrauch des D-CAT zu verstehen muss man sich zunächst ein wenig die Geschichte des Motors vergegenwärtigen:

 

Vor der Einführung des D-CAT hinkte Toyota mit den angebotenen Dieselmotoren hoffnungslos hinter der Konkurrenz her. Vor allem in den Jahren 2000 bis 2004 galten die PD-TDI von VW zu Recht als das Maß der Dinge. Die maximale Leistung in der Zwei-Liter-Klasse markierte 2004 der 2.0 TDI mit 103kW Leistung. Für Leistungen über 103kW musste man damals schon zu 6-Zylindern greifen, z.B. zum 2.5 TDI mit 110kW bei VW/Audi oder zum x25D mit 120kW Leistung bei BMW.

 

Im Jahre 2005 überraschte Toyota dann die Dieselwelt mit einem echten Paukenschlag: Man präsentierte einen Vierzylinder-Diesel mit 2.2 Litern Hubraum und damals in dieser Klasse "unglaublichen" 130kW, also einer Leistungsklasse, die zu diesem Zeitpunkt 6-Zylindern mit 2.5 Litern Hubraum vorbehalten war. Und das war nicht genug: "Nebenbei" spendierte man dem Diesel das damals aufwändigste Abgasreinigungssystem mit dem Namen D-CAT, das neben Rußpartikeln auch die NOx-Emissionen auf zum damaligen Zeitpunkt einzigartige Werte senkte. Nebenbei sei bemerkt, dass der D-CAT schon zur Markteinführung die Grenzwerte der Euro 5 einhielt, was zu diesem Zeitpunkt aber mangels verbindlicher Grenzwerte noch niemand wußte.

 

Die TDI-Fans waren geschockt und die Fachpresse verwundert: Da bringt der "Diesel-Nobody" namens Toyota mit einem Schlag einen Diesel auf den Markt, der nicht nur leistungsstärker und komfortabler als die bekannten TDIs war, sondern auch noch wesentlich sauberer. Aber wie bei allem im Leben gab es auch beim D-CAT einen Haken:

 

Zum D-CAT-System muss man wissen, dass der eingesetzte RPF/Katalysator die notwendigen Arbeitstemperaturen durch Einspritzungen in den Auslasskanal erreicht. Diese Einspritzungen sind besonders dann notwendig, wenn der Motor durch Kurzstreckenfahrten nicht die notwendige Arbeitstemperatur erreicht. Dadurch regenerierte der RPF zwar unter allen Betriebsbedingungen einwandfrei und ohne Additive, allerdings gingen diese Einspritzungen zu Lasten des Verbrauchs.

 

Als nun die ersten Kunden ein Fahrzeug mit D-CAT Motor kauften, war die Enttäuschung schnell groß, denn der D-CAT verbrauchte spürbar mehr als ein zum damaligen Zeitpunkt verfügbarer TDI. Zu den TDIs, die man damals als Vergleich heranzog, gab es aber zwei große Unterschiede:

 

a) sie hatten keine aufwendige Abgasreinigung

b) sie waren deutlich schwächer, mit entsprechend schlechteren Fahrleistungen

 

So kam es schon in der Anfangszeit zu den ersten "unfairen" Vergleichen, denn es wurde beispielsweise der Verbrauch eines 96kW-TDI ohne RPF mit dem 130kW D-CAT verglichen, wo schnell mal eine Differenz von einem Liter entstand. Der Mythos des "saufenden D-CAT" war geboren.

 

In der Zwischenzeit haben andere Hersteller natürlich nachgelegt, so dass es eine Reihe von 4-Zylinder-Dieseln mit vergleichbaren Leistungen und Rußpartikelfilter gibt. Natürlich sind auch bei den Mitbewerbern die Verbräuche durch die gestiegene Leistung und die Abgasreinigung angestiegen. Wie das konkret im Vergleich zum D-CAT aussieht, sehen wir uns jetzt mal genauer an.

 

Da sich der Verbrauch eines Motors alleine nicht feststellen lässt, nähern wir uns der Problematik über vergleichbare Fahrzeuge an. Der D-CAT hat seine weiteste Verbreitung im Toyota Avensis T25 und im Corolla Verso R1, weshalb wir diese Fahrzeuge für einen Vergleich heranziehen.

 

Um sich nicht allein auf die Normverbräuche verlassen zu müssen, werden zusätzlich die im realen Betrieb ermittelten Durchschnittswerte von Spritmonitor.de herangezogen sowie Testverbräuche aus entsprechenden Vergleichstests. Falls für das betreffende Fahrzeug verfügbar, wird noch der im Rahmen des ADAC Ecotest ermittelte Testverbrauch herangezogen.

 

Sehen wir uns zunächst den Avensis D-CAT an. Als vergleichbare Fahrzeuge bieten sich hier der Peugeot 407, der VW Passat und der Volvo S60 an. Diese Fahrzeuge traten in der Autobild 35/2006 in einem Vergleichstest an, so dass man hier in der bequemen Situation ist, sowohl Norm- als auch Testverbräuche vergleichen zu können.

 

Das Ergebnis des Vergleichs sieht wie folgt aus:

 

Kriterium Avensis D-CATVW Passat 2.0 TDIVolvo S60 D5Peugeot 407 HDI
Leistung (kW)130125136125
Drehmoment (Nm)400350400370
Normverbrauch kombiniert (l/100km)6,16,16,66,1
Testverbrauch (l/100km)7,06,97,77,2
Spritmonitor-Schnitt (l/100km)7,37,07,37,0
ADAC-Ecotest Verbrauch (l/100km)6,36,06,6-

 

Bezogen auf das komplette Testfeld kann man den Verbrauch des Avensis D-CAT mit ruhigem Gewissen als "normal" bezeichnen. Er reißt weder nach oben noch nach unten aus. Der D-CAT liegt in diesem Vergleich sogar auf Augenhöhe mit dem als "sparsam bekannten" 2.0 TDI: Der Normverbrauch ist gleich, der Testverbrauch des D-CAT 0,1 Liter höher, und der reale Schnitt im Spritmonitor liegt 4% über dem des 2.0 TDI. Ob diese 4% mehr den Ruf eines Säufers rechtfertigen? Wohl eher nicht.

 

Schauen wir uns den D-CAT jetzt in einem anderen Fahrzeug an, dem Corolla Verso. Zu diesem Fahrzeug existiert leider kein breites Testfeld von vergleichbar motorisierten Fahrzeugen bei den Mitbewerbern, weshalb wir uns hier auf den VW Touran und den Opel Zafira als Vergleichsfahrzeug beschränken müssen. Für den Corolla Verso und den Touran existiert ein Vergleichstest in der AMS, der als Quelle für die Testverbräuche dient. Der Vergleich zwischen den beiden Fahrzeugen sieht wie folgt aus:

 

Kriterium Corolla Verso D-CATVW Touran 2.0 TDI
Leistung (kW)130125
Drehmoment (Nm)400350
Normverbrauch kombiniert (l/100km)6,86,7
Testverbrauch (l/100km)8,88,2
Spritmonitor-Schnitt (l/100km)7,77,4
ADAC-Ecotest Verbrauch (l/100km)6,8-

 

Auch hier ergibt sich ein ähnliches Bild wie beim Vergleich des Avensis: Bezüglich des Normverbrauchs sind beide Fahrzeuge nahezu identisch, der reale Schnitt aus dem Spritmonitor ist beim D-CAT um 4% höher als beim Touran. Lediglich beim Testverbrauch gönnte sich der D-CAT gleich 0,6 Liter mehr.

 

Schauen wir uns noch an, wie sich der Corolla Verso gegen den Zafira schlägt, als Quelle für die Testverbräuche dient hier ein Vergleichstest der Autobild:

 

Kriterium Corolla Verso D-CATOpel Zafira 1.9 CDTI
Leistung (kW)130110
Drehmoment (Nm)400320
Normverbrauch kombiniert (l/100km)6,86,1
Testverbrauch (l/100km)7,47,1
Spritmonitor-Schnitt (l/100km)7,77,3
ADAC-Ecotest Verbrauch (l/100km)6,8-

 

Der Vergleich mit dem Zafira bringt keine Überraschungen: Auch hier liegen sowohl Testverbrauch als auch Spritmonitor-Schnitt des D-CAT ca. 4-5% über dem Verbrauch des Zafira. Im Normverbrauch hat der Zafira die Nase mit 0,7 Litern Normverbrauch aber deutlich vorn.

 

Was bedeutet das nun alles für unseren Mythos? Ist er nun wahr, oder falsch?

 

Fakt ist: Fahrzeuge mit D-CAT-Motor brauchen tatsächlich mehr Kraftstoff als einige vergleichbare Mitbewerber. Fakt ist aber auch: Der Mehrverbrauch ist nicht außergewöhnlich hoch, gegenüber den sparsamsten Mitbewerbern liegt in der Gegend von 4-5%. Den Motor deshalb als "Säufer" zu bezeichnen ist sicherlich nicht gerechtfertigt.

 

Und Aussagen wie "der D-CAT braucht 1-2 Liter mehr als andere vergleichbare Diesel" können wir getrost als Märchen abhaken, denn eine solche Aussage läßt sich objektiv weder durch Normverbräuche noch durch die Ergebnisse aus den Vergleichstests belegen.

 

Der "hohe" Verbrauch des D-CAT ist daher eindeutig ein Mythos, der objektiv betrachtet jeglicher Grundlage entbehrt.