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Yaris Hybrid (Baujahr 2017), Eigenheiten, Vergleich, Verbrauch, Wartung ...

Thu Sep 14 10:16:50 CEST 2017    |    broller    |    Kommentare (1)

Da ich die Möglichkeiten habe, habe ich heute Abend den Versuch gestartet, ob der neue Yaris Hybrid ein Spritsparer ist. Toyota berichtet ja wohl von ca. 3,5 bis 3,8 l/100km Verbrauch.

Bevor wir den Hybrid gekauft haben, stand natürlich auch die Frage zur Debatte, ob der Hybrid-Yaris nun sparsamer ist. Sparsamer als der 998ccm-Verbrennungsmotor, als 3-Zylinder, mit 5-Gang-Schaltgetriebe, wie er noch im Aygo verbaut wird. Viele Diskussionen habe ich dazu gelesen und darin viele Gründe der Befürworter gefunden, die dem Hybrid einen niedrigen Verbrauch bescheren sollen. Unser Yaris-Hybrid soll auch sparen, dafür ist er gekauft worden, neben der angenehmen Komforteigenschaften im Stadtbetrieb.

Nachdem ich mich 400km an den Hybridantrieb gewöhnt habe, wollte ich es heute wissen, was Tatsache zu erwarten ist.

Das waren die Testvoraussetzungen

1. kein behindernder Verkehr auf der gesamten Strecke, weder auf der Hin- noch auf der Rückfahrt.

2. Streckenlänge ca. 52km, dieselben Straßen, auf der Hinfahrt, wie auf der Rückfahrt; also exakt dieselbe Strecke, was Steigungen und Gefälle mit einschließt. Nur die Rechtskurven werden auf einer Fahrt zu Linkskurven.

3. Halten an die vorgegebenen Geschwindigkeiten, bei den Fahrten.

4. Fahrverhalten so eingestellt, dass ein nahezu identisches Geschwindigkeitsprofil zustande kommt, also möglichst dieselbe Fahrweise (was auch ganz gut gelungen ist, da beide Male durchgefahren werden konnte, ohne Stops - weil keine Hindernisse, wie LKW).

5. Keine Sturmböhen, nahezu Windstille, kein Regen.

Die Fahrzeugeigenschaften:

Yaris XP9 (EZ 2008), Sol

Motorlaufleistung: 230.000km / 69 PS
Bremsen: vor ca. 8 Monaten komplett erneuert
Motor: Abgenutzt, Ölverbrauch, 1 Zylinder deutlich niedriger in der Verdichtung als die beiden Anderen (Kompressionsmessung).
Öl: 20w-50
Bereifung: 195/55/R15
Besondere Auffälligkeiten: Zunahme des Durchschnitt-Verbrauchs in den letzten Jahren

Yaris Hybrid (EZ 2017), Komfort

Motorlaufleistung: 400km / 75 PS (mit Elektromotor 100 PS)
Bremsen: Neuzustand
Motor: Zustand nach 400km
Öl: 0w-20
Bereifung: 175/65/R15
Besondere Auffälligkeiten: nahezu Neuzustand

Ich habe die Teststrecke aus dem Grund gewählt, weil sie überwiegend aus Schnellstraße besteht, auf der 100km/h Geschwindigkeit gefahren wird. Der geringere Teil der Strecke führt über Dörfer, dort teils mit 60km/h. Nach meiner Erfahrung eine schöne Strecke, um auch einen niedrigen Verbrauch herauszufahren. Um es vorweg zu nehmen: bei solchen Strecken und ohne Scheuchen des Motors, schaffte der 998ccm-Motor des Yaris XP9 im neueren Zustand noch gute 4,3 bis 4,8l/100km im Durchschnitt. Aufgrund der doch langen und Teils stetig ansteigenden 100er-Strecke in eine Richtung, würde ich dem XP9, wäre er noch besser erhalten, aber hier nicht unbedingt die 4.3l/100km zutrauen, sondern - auch wegen der langen gefahrenen 100km/h eher 4.8l bis 4.9l/100km. Leider muss ich beim Vergleichstest nun aber mit dem schon etwas gelittenen Motor leben, mit 230.000km Laufleistung.

Das Ergebnis

Mit dem Yaris XP9 fuhr ich die Strecke in 43 min, mit dem Yaris Hybrid war ich schon nach 41.5 min zurück; die Mehrleistung macht sich schon bemerkbar, der Hybrid kommt flotter auf Geschwindigkeit. Der Durchschnittsverbrauchszähler wurde an exakt derselben Stelle (Ampel, Baustelle) gelöscht, bei beiden Fahrzeugen. Die Verbauchsdaten und Zeiten wurden an exakt derselben Stelle auf der Rückfahrt (dieselbe Baustelle von der Gegenrichtung, auch wieder mit Ampel) festgehalten.

Yaris XP9, Verbrauch: 5.2l/100km
Yaris Hybrid, Verbrauch: 5.1l/100km

Zu diesem Ergebnis kann man noch hinzufügen, dass der XP9 nahezu leergeräumt war, der Hybrid nicht, der hatte mehr Ballast an Board. Die Tankfüllungen waren bei beiden Fahrzeugen nahezu identisch, die Tanks waren etwa zu drei Viertel befüllt, der Hybrid von der Tankanzeige im Fahrzeug her eher etwas mehr, als der XP9, dafür fasst der XP9 40 Liter und der Hybrid 36 Liter Benzin. Es wurde an derselben Tankstelle getankt, beide Fahrzeuge fuhren Super 95. Der XP9 hatte keinen frischen Motor mehr, daher etwas Mehrverbrauch, außerdem war er mit dem höherviskosen Öl unterwegs, was kein Leichtlauföl ist. Zudem hatte der XP9 die breiteren Schlappen drauf. Der Hybrid-Yaris fuhr dazu im ECO-Mode, den der Yaris XP9 gar nicht besitzt. Teilweise musste ich den XP9 im dritten und vierten Gang bergauf von Tempo 50km/h auf ca. 80km/h oder mehr bringen und dass nach Möglichkeit angemessen schnell (denn der Hybrid kanns ja auch schneller) und nicht besonders langsam. Die Mehrzuladung beim Hybrid, durch mich selbst verstaute Sachen, beträgt ca. 28kg. Der Hybrid ist ca. 2cm niedriger als der Yaris XP9, damit dürfte der Luftwiderstand des XP9 auch größer sein. Genaue Werte dazu habe ich nicht.

Von diesem Test her ist der Hybrid für mich jedenfalls kein Sparfuchs. Ich könnte mir aber vorstellen, dass er im Großstadtrevier bei vielen Ampelstops noch den ein oder anderen 100ml/100km rausholen kann, da solche Bedingungen, mit langem Stehen an Ampeln und das ständige Wiederanfahren die Benzinvernichter schlechthin beim XP9 sind.

Ergänzung von broller am 06.10.2017 09:11

Nach nun 3000 gefahrenen Kilometern mit dem Hybrid-Yaris will ich noch meine Erfahrungen hinzufügen, die pro Hybrid sind. Zuvor hatte ich ja doch mein Augenmerk auf den Verbrauch gelegt, weil die Hoffnung bestand, dass der Hybrid wesentlich sparsamer ist, als der XP9. Nachdem ich diese Frage eindeutig in einem Fahrtest geklärt habe, blieb nur noch der Verbrauch auf der Autobahn. Hier konnte ich keinen direkten Vergleich mehr fahren, da der alte XP9 nun bei der nächst besten Gelegenheit weggegeben wurde. Da ich aber den XP9 viel auf Autobahnen gefahren habe, weiß ich, in welchen Bereichen der Verbrauch sich so bewegt.
Auf einer mir bekannten Autobahnstrecke, von ca. 600 km Länge, erreichte ich mit dem Hybrid, bei oft fordernder Fahrweise und aber auch einigen Baustellen, einen Verbrauch von 6 bis 7 Liter / 100km, in ziemlich genau 6 Stunden Fahrzeit. Mit dem XP9 schaffte ich dieselbe Strecke auch in 6 Stunden, aber nach meiner Erinnerung mit mindestens 7 bis 8 Litern / 100km Verbrauch.

Zumindest auf der Autobahn hat der Hybrid-Yaris von 2017 etwas die Nase vorne. Er ist zum einen entspannter zu fahren, man kommt auch erholter an, als im XP9. Die Fahrgeräusche Abrollen und Wind sind nach meiner Einschätzung identisch zum XP9, aber Motorengeräusche sind beim XP9 eindeutig dann doch etwas lauter. Da hat der Vierzylinder im Hybrid einen Vorteil. Im ECO-Modus dreht der Benziner oft noch leiser, beim XP13 Hybrid. Ob man ECO oder nicht ECO fährt, dass ist eine Frage, was einem besser gefällt.

Auf die Höchstgeschwindigkeit kommt der XP13 Hybrid ebenso gut, wie der ältere Yaris. Die tatsächlich höchste Geschwindigkeit, leicht bergab, liegt beim Hybrid bei maximal 173 km/h (laut Navigationsgerät) - Tachowert 180km/h (der Hybrid regelt dann ab). Die angegebene Höchstgeschwindigkeit von ca. 165 km/h kann der Hybrid aber so ziemlich gut auch bergauf halten, wenn er einmal richtig in Fahrt ist.

Zum Yaris XP9 ist der Hybrid das angenehmer zu fahrende Fahrzeug. Die Straßenlage ist beim Hybrid etwas schlechter, als beim XP9. Generell muss man beim Hybrid und höheren Geschwindigkeiten mehr aufpassen, Kurven lassen schnell mulmige Gefühle aufkommen, wenn man den Hybrid-Yaris nahe der Endgeschwindigkeit fährt. Hier müssten auf jeden Fall andere Felgen angebaut werden. Eine 195er Reifenbreite sollte es schon sein. Die sollte man auch noch beim TÜV eingetragen bekommen. Bei einer etwas breiteren Spur von dann ca. +2 cm, beim XP9, gab es damit keine Probleme - allerdings mit angebauten Schmutzfängern. Bedenkenlos kann man auf Felgen für die 185er Reifenbreite erweitern, hierfür muss man dann nicht unbedingt zum TÜV, wegen der Abnahme, ich habe Felgen gesichtet, die keine Fahrzeugumbauten erfordern und eintragungsfrei wären.

Zum Schluss noch etwas zum entspannten Fahren:

Wenn man sich erst etwas an die Steuerung des Hybrid gewöhnt und Zeit hat, kann man mit dem Hybrid auch ganz gute Verbräuche über Land erreichen, die dann so bei 4,3 bis 4,8 l pro 100 km liegen. Auch hier komme ich dann wieder an den XP9 heran, der solchen Verbrauch - bei entsprechend entspannter Fahrweise - gut schaffte.

Ab und an zeigt der Hybrid auch bei Stadtfahrten mal unter 4 l/100km an, das sind dann aber günstige Konstellationen der Fahrstrecke und des Hybridsystems. Oft läuft der Benziner auch im Stand, um den Akku zu laden oder auf Betriebstemperatur zu kommen, was kontra des niedrigen Verbrauchs verbucht wird - auch bei Kurzstrecken, so dass bei wenigen Kilometern Fahrstrecke hohe Verbrauchswerte zustande kommen. Sinnvoll ist es, das Hybrid-Fahrzeug erst zu starten, wenn man auch direkt los fährt. Andernfalls springt der Benziner an und läuft einige Zeit bei sehr hohem Verbrauch.

Restreichweite

Die Reichweite des Hybrid XP13 kann ich guten Gewissens mit der des XP9 vergleichen. Ich konnte keinen großen Unterschied feststellen. Die Frage nach der Reserve habe ich durch eine Probefahrt geklärt. Auch hier ist der Hybrid identisch zum XP9: ruhigen Gewissens kann man noch 40 bis 50 km bei ca. 80 km/h zurücklegen, wenn die Restweitenanzeige auf 0 (beim Hybrid "-------"😉 gesprungen ist . Nach Aufleuchten des Tanksäulensymbols hat der Hybrid laut Handbuch noch ca. 5.2 Liter Kraftstoff an Bord, das ist aureichend für ca. 100km.

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