• Online: 2.437

broller

Yaris Hybrid (Baujahr 2017), Eigenheiten, Vergleich, Verbrauch, Wartung ...

Tue Dec 19 11:33:14 CET 2017    |    broller    |    Kommentare (3)

Nachdem ich nun eine Weile mit dem Fahrzeug zu tun hatte, will ich mal meine Erfahrungen zum Hybridfahren mit dem Yaris kundtun. Auf Spritmonitor sind ja oft Verbräuche, bei denen sich Leute wundern. Entweder, weil die so "hoch" sind oder weil die so "niedrig" sind. Klar ist: es kommt immer auf die Umgebungsbedingungen an, also Strecke (bergig, flach etc.), sowie Fahrweise und Geschwindigkeit. Wenn man vom Handschalter auf Automatik beim Yaris umsteigt, kann es schwierig sein, hier eine geeignete Fahrweise, bzw. Einflussnahme auf den Spritverbrauch zu "kreieren". Deshalb will ich mal das Verhalten des Yaris Hybrid (Baujahr 2017) etwas aufschlüsseln. Ich beziehe mich weder auf technische Quellen noch auf Vergleiche mit älteren Hybridmodellen, um irgendwelche Strategien zu entwickeln. Ich schaue mir einfach das Verhalten des Fahrzeugs an.

P - Parkstellung

Bisweilen kursiert die Meinung, man benötige die Handbremse nicht.
Das Handbuch zum Yaris sagt dazu allerdings etwas anderes. Nämlich,
dass das Auto trotz Parkstellung wegrollen kann. Erfahrung: das ist
so korrekt. Am Berg mit sanftem Bremsen anzuhalten und P einzulegen
kann dazu führen - deshalb Handbremse!

R - Rückwärtsgang

Zum Rückwärtsfahren halt.

D - Normaler Fahrmodus

Das Fahrzeug beschleunigt elektrisch und mit Benzinmotor. Je nach
Anforderung wird der Benzinmotor später dazugeschaltet. Sanfte
Steigungen zum Beispiel können oft noch allein mit Elektromotor
bewältigt werden, gehts dann steiler bergauf, wird irgendwann
die Lastanforderung so groß, dass der Benzinmotor zuschaltet.
Sollte elektrisches Fahren länger möglich sein, wie in
Ortschaften, so wird der Akku irgendwann fast leer sein und auch
dann springt der Benzinmotor an.
Im Schubbetrieb (wie Bergabfahrten oder ausrollen lassen) wird
Energie zurückgewonnen. Je nachdem, wieviel
Schub auf den Motor wirkt, ist dies mal mehr und mal weniger, auch
durch Bremsen wird Energie zurückgewonnen und dem Akku zugeführt.

B - Bergabfahrhilfe

Der Motor wird - verglichen zum Schaltgetriebe - im niedrigeren Gang
gefahren. Die Motordrehzahl erhöht sich, das Fahrzeug wird stärker
ausgebremst, die Energierückgewinnung ist hierbei hoch, da alle Komponenten
zum Bremsen eingesetzt werden. Beim Gasgeben in
diesem Modus wird diese Motorbremse irgendwann abgeschaltet, das
Auto fährt nur elektrisch weiter bzw. beschleunigt es dann auch wieder
mit dem Benzinmotor. Auch gut geeignet, um in (bergigen) Ortschaften
die Geschwindigkeit zu halten (ausprobieren).

N - Leerlauf

Ich nenne ihn den grünen Modus. In diesem Modus ist der Rollwiderstand
des Fahrzeugs am geringsten. Die Motoren sind entkoppelt und werden nicht
gefordert. Schon bei nur sehr leichtem Gefälle rollt das Fahrzeug von
selbst weiter und beschleunigt sogar, wenn nicht zu viel Gegenwind
auftritt. Falls der Benzinmotor hier weiter läuft, dann verbraucht er
in diesem Modus vernachlässigbar wenig Kraftstoff.

Sparen mit Hybridantrieb

Der Hybridantrieb kann sehr sparsam sein. Das aber in nur sehr engen
Bereichen, die im normalen Fahrbetrieb aber oft nur selten auftreten.
Der Verbrauch liegt dann bei dem eines Nichthybriden, die Unterschiede
sind kaum feststellbar. Rein automatisch gefahren, also ohne manuellen
Eingriff des Fahrers, wird oft auch Energie verwendet, wo man sie nicht
einsetzen bräuchte, was die Gesamtbilanz etwas absurd oder mager
erscheinen lässt.
Bei der Energierückgewinnung wird das Fahrzeug immer abgebremst. Energie
gelangt dann zurück in den Akku. Was nicht zu ändern ist, wenn man nur
im D - Modus fährt, ist hier also, dass das Fahrzeug (selbst bei leicht
abschüssiger Strecke) an Geschwindigkeit verliert. Entweder man nimmt dies
in Kauf und bremst den rückwärtigen Verkehr aus oder man beschleunigt
wieder, was Energie aus dem Akku zieht. In solchen Fällen kann es durchaus
sinnvoll sein, in den N - Modus zu wechseln. Das Fahrzeug beschleunigt wieder
sanft, eventuell sogar bis über die zugelassene Geschwindigkeit und kann
dann, über den Widerstand im D-Modus, abgebremst werden und der Akku
lädt wieder auf.

Im Stau ist es am günstigsten, nach dem Bremsen auf ebener Strecke, in
den N - Modus zu schalten (auf ebener Strecke wird das Fahrzeug nicht wegrollen) und
die Lüftung dabei auszuschalten; zum Anfahren dann, ohne Pedalbetätigung, vom N - in den
D - Modus schalten, das Fahrzeug rollt dann rein relektrisch voran. Mit dem D- Modus kann man das Fahrzeug sanft elektrisch anschieben, um sofort wieder in den N- Modus zu schalten, das spart nochmals Energie, weil das Fahrzeug noch lange weiterrollt, ohne Energie zu verbrauchen. Auf diese Weise verbraucht man im Stau auch über Stunden kaum Benzin, was wichtig wäre, wenn der Tank schon fast leer ist. Bleibt man im Stau beim Fahren im D- Modus, verbraucht man gerade zur kalten Jahreszeit sehr viel Benzin. Gleiches kann im Sommer auftreten, wenn die Klimaanlage zum Kühlen gefordert ist.

Außerdem spielt für den Verbrauch eine Rolle, mit welcher Zuladung man fährt, alleine oder zu zweit beispielsweise.

ECO - Modus oder nicht?

Es lässt sich nicht generell sagen, was am sparsamsten ist. Es kommt manchmal
auf die Situation und die eigene Fahrweise an. Im ECO-Betrieb muss man zum Einfädeln
oder Beschleunigen unter Umständen sehr viel mehr Gas geben, was zu einem höheren
Benzinverbrauch führen kann, als wenn man im Nicht-ECO-Betrieb fahren würde, da hier
die Kraftentfaltung besser ist und man das Fahrzeug nicht immer wieder bis Maximum hochpowern muss. Im Power-Modus wird die Geschwindigkeit besser gehalten, im ECO-Modus fällt sie an Bergen zum Beispiel schneller ab. Zum gemütlichen Dahingleiten ist der ECO-Modus am besten geeignet, zum durchzugsstarken Beschleunigen der Power-Modus. Bei voll durchgetretenem Gaspedal sind beide Modi nahezu identisch im Fahrverhalten.
Wenn man nach dem Beschleunigen das Gaspedal wieder zurücknimmt und dann sanft wieder
einsteuert, um die Geschwindigkeit zu halten, kann man auf mancher Strecke unter
Umständen im Power-Modus mehr Benzin sparen. Das Feingefühl für das Gaspedal und das Ansprechen des Fahrzeugs stellt sich mit der Zeit ein. Will man im ECO-Betrieb dieselbe Leistungsentfaltung erreichen, wie im Nicht-ECO-Betrieb, ist ein großer Unterschied im Benzinverbrauch nicht zu erwarten.

Autobahnfahrten

Fahren auf der Autobahn macht ohne ECO-Betrieb nicht nur etwas mehr Spaß, sondern kann
auch entspannter sein, da der Yaris Hybrid die Leistung besser zur Verfügung stellt.
Beim Beschleunigen wird hier auch der Elektroantrieb hinzugezogen, was an Bergen sehr
schön ist, da die Beschleunigung kontinuierlich und zügig ist. Etwas kraftloser wird
Yaris Hybrid, wenn ihm die Akku-Puste ausgeht, dann geht es auch Berge nicht mehr ganz
so zügig rauf. Vollgasfahrten machen deshalb auf sehr langen Strecken keinen Sinn, bezüglich
Komfort und Spaß. Da immer wieder Geschwindigkeitsbegrenzungen auftreten, geht man
frühzeitig vom Gas, und lässt den Wagen rollen, damit Energie zurückgewonnen und der
Akku geladen wird. Längere Strecken Vollgas kann man zugunsten des Verbrauchs vermeiden,
dann den ECO-Betrieb einschalten und die Geschwindigkeit halten, so wird der Akku auf der
Autobahn wieder gut nachgeladen. Auch bei Fahrten hinter LKW - das Überholen dauert meist bei
denen länger - in den ECO-Betrieb umschalten, um den Akku (unter Umständen) schneller zu laden, kann Sinn machen. Das sind keine Gesetze sonder meine Erfahrungen mit dem Yaris Hybrid, deshalb sollte jeder selber ausprobieren, wie er Akku-Ladezeiten auf der Autobahn verkürzt oder Ladezeiten
während der Fahrt sinnvoll einfügt. Meist beschleunige ich im Nicht-ECO-Betrieb, um schnell
aufzuschließen und dann den Yaris im gebührenden Sicherheitsabstand hinter den anderen
hertuckern zu lassen. Auf diese Weise komme ich zügig voran. Ein Verbrauch von unter 6 Liter/100km sind nicht unrealistisch, trotz zügiger Fahrweise und damit entsprechend kurzer Fahrdauer für die Strecke.

Auf Fahrten außerhalb der Autobahnen kann ich nach diesen Erkenntnissen (auch in bergigen Gegenden) mit einem Verbrauch von 3.5 bis 4.3 l/100km auskommen, wobei die 3.5 l/100km nur selten (aber nicht unmöglich) zu erreichen sind. Jetzt im Winter bin ich beispielsweise eine Strecke von 38km mit 3.2 l/100km unterwegs gewesen. Dieselbe Strecke zurück war nur mit 3.6 l/100km möglich, beide Fahrten mit Heizung/Lüftung und angenehmer Innentemperatur. Anzumerken zu diesen beiden sehr niedrigen Verbrauchswerten: der Yaris war zuvor bereits mehrere Kilometer gut warm gefahren (drei mal Kurzstrecke).

Pre-Collision-System

Dieses System arbeitet mit einer Entfernungsmessung in der Fahrzeugfront. Zum System gehört eine autonome Notbremsfunktion mit selbständiger Abbremsung, bis hin zur Vollbremsung. Falls der Vordermann im Stau oder in der Stadt plötzlich bremst, ist das System eine feine Sache. Es erfolgt eine Warnung im Display, sowohl optisch als auch akustisch, wenn sich der Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug zu schnell verringert. Sollte die Bremsleistung dann nicht ausreichen, erhöht sich die Bremskraft bis hin zum Maximum, durch die Elektronik gesteuert, was dazu führen kann, dass das Fahrzeug abrupt zum Stehen gebracht wird, obwohl man selbst gar nicht so heftig gebremst hat (manchmal ein Überraschungseffekt, aber besser, als zu dicht aufzufahren oder gar zusammenzustoßen).

Hat Dir der Artikel gefallen? 2 von 2 fanden den Artikel lesenswert.

Sat Feb 24 10:25:31 CET 2018    |    Baotianracing

Hallo broller,

schöner Bericht über den Yaris Hybrid, was mir noch fehlt bei deinen Verbrauchsmessungen, sind die Werte laut Tankbelegen über einen längeren Zeitraum und nicht die Werte die der BC anzeigt, hast du so eine Statistik auch? Vielleicht sogar noch von deinem alten Yaris?

Gruß Baotian

Fri Mar 09 20:38:41 CET 2018    |    broller

@Baotianracing

Bei unserm alten XP9 habe ich die nie gesammelt. Ich habe das mit Spritmonitor bei dem Neuen angefangen, weil es manche gibt, die darauf schwören. Mir persönlich bringt das nicht so viel, da ich weiß, was ich ungefähr mit dem Fahrzeug verbrauche und warum. Allerdings hat mich nie interessiert, ob sich die Werte des Computers im Auto mit einem selbst berechneten oder nachgerechneten Verbrauch decken. Ich sehe darin keinen großen Nutzen, man verbraucht mal mehr und mal weniger. Mich interessiert vielmehr, unter welchen Umständen ich mehr und unter Welchen ich weniger Verbrauch habe. Ich gehe davon aus, dass die Werte in den Fahrzeugen selber in einem gewissen Toleranzbereich liegen.

Fri Mar 16 14:01:44 CET 2018    |    broller

Nachtrag wegen Information:

".. die Werte laut Tankbelegen über einen längeren Zeitraum...."

Spritmonitor errechnet für unseren Hybrid einen Durchschnitt von 5,27 l / 100 km aus. Wenn man die Verbrauchswerte im Yaris Hybrid längere Zeit nicht zurücksetzt und sie grafisch über das Touchscreen-Display abruft, werden dort gerundete 5 l/100 km angezeigt. Ungleichheiten sind mir bei beiden "Messmethoden" nicht aufgefallen.

Deine Antwort auf "Fahren mit dem Yaris Hybrid (Baujahr 2017)"

Blogautor(en)

broller broller