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Fußball-WM und Autojahr: 1966 - Von Kampfstieren und Scheintoren

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Während die Welt nach Brasilien zur Fußball-WM schaut, blickt MOTOR-TALK zurück und erzählt die besten Fußball- und Auto-Geschichten der packendsten WM-Jahre. Heute: 1966.

Am WM-Titel von 1966 scheiden sich bis heute die Geister der deutschen und englischen Fußballfans Am WM-Titel von 1966 scheiden sich bis heute die Geister der deutschen und englischen Fußballfans Quelle: dpa/Picture Alliance, Maserati, Lamborghini, tomeng, pop_job - istockphoto.com

Von MOTOR-TALK-Reporter Ralf Schütze

London –„ Tor“ oder „kein Tor“: das war in der 101. Minute des WM-Endspiels 1966 im Wembley-Stadion die Frage. Und ist es nach wie vor – ja nachdem, ob man deutsche oder englische Fußballfans fragt. Das 3:2 ebnete England den Weg zum bisher einzigen WM-Titel. Diskussionsstoff boten 1966 neben Verschwörungstheorien um Latten, Linien, Bälle auch einige automobile Neuheiten.

Ein Stier gab den Namen

Der Traum vieler Autofans hieß 1966 Miura und kam aus Italien. Ferrucio Lamborghini stellte einen genialen Mittelmotor-Sportwagen auf die Räder – mit quer eingebautem, äußerst potentem V12-Motor mit 350 PS vor der Hinterachse, also pure Rennwagen-Architektur. „Miura“ war der erste von einem spanischen Kampfstier abgeleitete Modellname bei Lamborghini. Angeblich aus einem Streit zwischen Ferruccio Lamborghini und Enzo Ferrari geboren: Der Lamborghini Miura Angeblich aus einem Streit zwischen Ferruccio Lamborghini und Enzo Ferrari geboren: Der Lamborghini Miura Quelle: Lamborghini Die Italo-Flunder war nur 1,05 Meter flach, passte somit unter fast jede Schranke und sparte eine Menge Mautgebühren. Das Design des Sportwagen-Klassikers gilt bis heute als Bertones Meisterstück.

Die Fußball-Überraschung in England war Nordkorea. Der krasse Außenseiter startete mit einem 0:3 gegen die Sowjetunion, steigerte sich dann aber gewaltig. Im dritten Spiel folgte die große Sensation mit einem Sieg über die hochfavorisierten Italiener. Die britische Tageszeitung „The Northern Echo“ brachte es damals theatralisch auf den Punkt: „Der Zerfall des römischen Reiches war nichts gegen den Untergang der italienischen Nationalmannschaft.“

Asiatische Autos erobern den Markt

Asiaten waren nicht nur beim Fußball, sondern auch in der Automobilwelt im Kommen. Genauer: Marken wie Toyota, Datsun/Nissan, Mazda und Honda. 1966 kam der erste Toyota Corolla (E10) auf den Markt, heute ist er das meistverkaufte Auto der Welt. Mitte der 60er-Jahre kurbelten die Japaner den Export in die USA und nach Europa an. Hilfreich war dabei der gute Ruf japanischer Technik bei elektronischen und optischen Geräten. Honda konnte erste Erfolge in der Formel 1 ab 1964 in höhere Fahrzeugabsätze ummünzen. Die Produktion japanischer Pkw stieg zwischen 1960 und 1968 von rund 170.000 auf über 1 Million. Der Trend setzte sich fort: 1971 wurde Deutschland überflügelt, 1980 war Japan mit 7 Millionen produzierter Autos sogar Spitzenreiter weltweit.

Innovation hat ihren Preis: Der erste Serien-Pkw mit Allrad und ABS kostete 87.500 Mark. 1966 war der Jensen FF zu teuer für die meisten Innovation hat ihren Preis: Der erste Serien-Pkw mit Allrad und ABS kostete 87.500 Mark. 1966 war der Jensen FF zu teuer für die meisten Quelle: Brian Snelson, Wikipedia, ausführlicher Bildnachweis s. u. Der Underdog des Automobiljahrs '66 hieß Jensen FF, erster Serien-Pkw mit Allradantrieb und ABS. Der fortschrittliche Brite war seiner Zeit etwas zu weit voraus und einfach zu teuer für die meisten Autokäufer: Mit 87.500 Mark kostete er damals soviel wie ein stattliches Einfamilienhaus. Zudem heizte sein 6,3-Liter-V8 von Chrysler den Innenraum gnadenlos auf und schluckte bis zu 30 Liter auf 100 Kilometer. Vom FF gab es bis 1971 drei Generationen. Fünf Jahre später ging die innovative Sportwagenschmiede Jensen in Konkurs.

BMW setzt neue Maßstäbe

Während Fußball-Deutschland über das Wembley-Tor entsetzt war, verblüffte ein Newcomer die deutsche Autoszene: Der agile BMW 1600-2 galt schnell in Anlehnung an Alfas Chef-Dynamiker als „die deutsche Giulia“. Vor allem seine runden Heckleuchten und eine neue Bodengruppe hoben den kürzeren Zwei- vom bisherigen Viertürer 1600 ab. Leicht und handlich legte er den Grundstein für BMWs sportliches Image. Und er verkaufte sich stolze 210.451 Mal, ab 1971 hieß er 1602. Auf seiner Basis folgten stärkere Varianten wie 1600ti, 2000tii (mit Einspritzung) und schließlich der Krawallbruder der 70er schlechthin: der 2002 Turbo.

1966 war somit aus deutscher Sicht nicht nur der Beginn jahrzehntelangen Haderns mit einem umstrittenen Tor, sondern setzte auch automobile Meilensteine.

Mehr zum "Schock von Maracana" und dem Auto-Jahr 1950 sowie zum WM-Finale gegen Ungarn 1954 lest Ihr in Teil 1 und Teil 2 unseres WM-Specials.

Das Wichtigste zur Fußball-WM 1966 in Brasilien:

  • 11. bis 30. Juli 1966
  • 16 teilnehmende Teams
  • Spiel um Platz 3 am 28. Juli in London: Portugal - Sowjetunion 2:1 (1:1)
  • Endspiel am 30. Juli in London: England - Deutschland 4:2 n.V. (2:2; 1:1)

Weitere Automobil-Neuheiten:

  • Opel Rekord C
  • Lotus Europa
  • Alfa Romeo Spider
  • Maserati Ghibli
  • Daf 44
  • Chevrolet Camaro

Bildnachweise der verwendeten Wikipedia-Bilder:

Chevrolet Camero: By Rudolf Periny (Private picture) [Public domain], via Wikimedia Commons | DAF 44: By Armbrust (Own work) [CC-BY-SA-3.0], via Wikimedia Commons | Maserati Ghibli: By Mr.choppers (Own work) [CC-BY-SA-3.0 or GFDL], via Wikimedia Commons | BMW 1600-2: By Biso (Own work) [GFDL or CC-BY-3.0], via Wikimedia Commons | Jenssen FF Mark II: By Brian Snelson [CC-BY-2.0], via Wikimedia Commons

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