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BMW R 1200 RS: Fahrbericht - Erst reisen, dann rasen

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RS steht bei BMW-Motorrädern für einen bestimmten Kult. Für alltagstaugliche, unzerstörbare Reise-Bikes. Die neueste Version bekommt noch etwas Sportlichkeit dazu.

BMW R 1200 RS: Ein Motorrad für Autobahn und Serpentinen BMW R 1200 RS: Ein Motorrad für Autobahn und Serpentinen Quelle: BMW

von MOTOR-TALK Reporter Ralf Schütze

München – Die beiden Buchstaben „RS“ verbinden zwei Eigenschaften, die sich beim Motorrad eigentlich ausschließen. R steht für Reisen, S für Sport. Dennoch soll der Sport-Tourer BMW R 1200 RS beides vereinen. Die neue RS soll das passende Motorrad für einen Trip von München nach Südtirol sein, um dort die Sella Ronda rauf und runter zu heizen.

Rückblick: Wir schreiben das Jahr 1976. Uli Hoeneß donnert zum Entsetzen aller Fußballfans im EM-Finale einen Elfer in den nächtlichen Himmel. Im gleichen Jahr stellt BMW zum Entsetzen der Konkurrenz mit der BMW R 100 RS das erste vollverkleidete Serien-Motorrad in die Showrooms. Der Wetterschutz ist Windkanal-optimiert und bildet die Grundlage für die Kombination von Lang- und Rennstreckentauglichkeit.

1976 setzt die BMW R 100 RS Maßstäbe, fast 40 Jahre vor der neuen R 1200 RS 1976 setzt die BMW R 100 RS Maßstäbe, fast 40 Jahre vor der neuen R 1200 RS Quelle: BMW

BMW Sporttourer: Je nach Laune für Lang- oder Rennstrecke

Fast 40 Jahre später steht für 13.500 Euro die neue R 1200 RS beim Händler. Für den hohen Preis bekommt der Käufer nicht nur einen 125 PS starken teil-wassergekühlten Boxer, sondern auch ein teilintegrales ABS, eine Stabilitätskontrolle und zwei Fahrmodi. Mit „Road“ und „Rain“ schaltet der RS-Reiter je nach Laune oder Straßenzustand zwischen heftigerer oder sanfterer Performance um.

Für 305 Euro Aufpreis gibt es zwei weitere Fahrmodi: „Dynamic“ und „User“. Das elektronische Fahrwerk „Dynamic ESA“ kostet 705 Euro extra. Es passt die Dämpfung automatisch an die jeweiligen Fahrbedingungen an.

Der Sporttourer wird von BMWs neuem 1,2-Liter-Boxer angetrieben. Das Triebwerk leistet 125 PS und 125 Newtonmeter Drehmoment. Die Kraftübertragung aufs 180er-Hinterrad erfolgt ohne störende Lastwechselreaktionen. Die Motorkraft wird mit der 236 Kilogramm schweren Fuhre (Leergewicht) locker fertig.

Ziemlich störend: Der an sich gelungene Mix aus analogem Tacho und digitalem TFT-Display sitzt hinter einer oft stark spiegelnden Scheibe. Die ohnehin kleinen Anzeigen sind dann kaum noch lesbar. Ein weiteres Manko bildet der laute erste Gang. Lobenswert ist hingegen die variable Sitzhöhe (von 760 bis 840 mm), durch die Fahrer unterschiedlichster Körpergröße bequem sitzen können.

BMW R 1200 RS: In 3,3 Sekunden von 0 auf 100

Der Boxer klingt bereits im Serientrimm schön bollernd. Für mehr Lärm steht außerdem der Name von Klangtüftler Akrapovic in der Aufpreisliste. Der Sound lässt erahnen, was der Motor in Sachen Vortrieb leistet. Zum Beispiel den 0-auf-100-Sprint in nur 3,3 Sekunden. Auch den auf Landstraßen wichtigen Durchzug oberhalb von 60 km/h bietet die RS. Dabei schluckt der Boxer ebenso wenig, wie man aufgrund der offiziellen Angaben (4,1 l/100 km bei konstant 90 km/h, 5,5 bei 120) hofft: Mehr als 5,9 l/100 km standen trotz flotter Gangart über Landstraße und Autobahn nicht im Display.

Ein nettes Gimmick, das wir von der verwandten Automarke kennen: Gegen 255 Euro Aufpreis gibt es bei der R 1200 RS „Keyless Ride“. Wie bei einem modernen Auto genügt es dann, den Zündschlüssel in der Jackentasche zu haben, schon lassen sich Startknopf, Tank- und Lenkradschloss ohne Schlüsselgefummel bedienen.

Der an sich gelungene Mix aus analogem Tacho und digitalem TFT-Display spiegelt leider sehr Der an sich gelungene Mix aus analogem Tacho und digitalem TFT-Display spiegelt leider sehr Quelle: Ralf Schütze Ein tieferer Lenker sorgt für eine leicht geneigte Sitzposition und erleichtert den Wechsel von der Relax-Haltung auf der Autobahn in den Sprint-Modus auf kurvigen Landstraßen. Das Windschild ist um 80 Millimeter höhenverstellbar. Mit etwas Kraftaufwand ist das auch während der Fahrt machbar.

RS: Von der Rennsemmel zur Reisesänfte

Nach dem Erstkontakt steht fest: Die neue RS ist ein gebührender Nachfahre für die damals bahnbrechende BMW R 100 RS. Aufgrund der ausgewogenen Ergonomie und der verschiedenen Fahrmodi verwandelt sich die vielseitige Bayerin schneller von einer Rennsemmel in eine Reisesänfte, als Landesvater Horst Seehofer seine politischen Prioritäten wechselt. Das ist sicher nicht genug für Hobby-Rennfahrer oder Reise-Fanatiker, doch für ziemlich viele Biker dazwischen.

BMW R 1200 RS: Technische Daten

  • Motor: 1,2-Liter-Zweizylinder-Boxer
  • Leistung: 125 PS
  • max. Drehmoment: 125 Nm bei 6.500 U/min
  • 0 – 100 km/h: 3,3 s
  • Höchstgeschwindigkeit: „über 200 km/h“
  • Normverbrauch: 4,1 l (bei konstant 90 km/h)
  • Tankinhalt: 18 l
  • Leergewicht: 236 kg (fahrfertig)
  • Sitzhöhe: 820 mm (alternativ 760 bis 840)
  • Preis: 13.500 Euro
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