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Vernetztes Auto: Datenübermittlung an Hersteller - Diese Daten gehen an die Hersteller

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Moderne Autos kommunizieren mit dem Fahrer, miteinander und mit dem Hersteller. Der ADAC hat nun geprüft, welche Daten dabei erzeugt, gesendet und gespeichert werden.

ADAC-Projektleiter Arnulf Thiemel mit den untersuchten Fahrzeugen der Hersteller BMW, Mercedes und Renault ADAC-Projektleiter Arnulf Thiemel mit den untersuchten Fahrzeugen der Hersteller BMW, Mercedes und Renault Quelle: ADAC

München – Vernetzte Autos beobachten ihre Umgebung. Steuergeräte werten ständig Daten aus: Sie berücksichtigen Fahrstil, die Anzahl der Passagiere, den Füllstand der Flüssigkeiten, die Position des Autos. Viele dieser Informationen werden gespeichert, einige gelangen an den Hersteller. Das kann nützlich sein, zum Beispiel im Falle eines Diebstahls. Dennoch stellt sich die Frage nach dem Datenschutz – und vor allem nach der Sicherheit der Daten.

Gemeinsam mit zwei Experten für künstliche Intelligenz hat der ADAC untersucht, welche Daten moderne Autos erheben und welche sie versenden. Der Club weist allerdings darauf hin, dass die Methoden experimentell waren und die Ergebnisse dadurch nicht direkt vergleichbar sind.

Mercedes B-Klasse: Stetige Meldung an Mercedes

Der ADAC fand heraus, dass die Mercedes B-Klasse mit dem System „Me-Connect“ etwa alle zwei Minuten diverse Daten an das Backend des Herstellers übermittelt: Die GPS-Position, Kilometerstand, Verbrauch, Tankfüllung, Reifendruck sowie Füllstände von Kühlmittel, Wischwasser und Bremsflüssigkeit.

Im Fehlerspeicher werden vor allem wartungsrelevante Daten hinterlegt. Dazu gehören die Betriebsstunden der Beleuchtung, die vergangenen 100 Lade- und Entladezyklen der Batterie samt Uhrzeit, Datum und Kilometerstand sowie Fehlercodes mit Informationen zu Motordrehzahl und Betriebstemperatur. Zudem sichert das System das Streckenprofil (Anteile Autobahn, Landstraße, Stadt) und das Auslösen der elektromotorischen Gurtstraffer. Daraus lasse sich der Fahrstil ableiten.

Renault Zoe mit Lade-Bremse

Infografik des ADAC: Dieses Systeme in modernen Autos speichern Daten und senden sie zum Teil an den Hersteller Infografik des ADAC: Dieses Systeme in modernen Autos speichern Daten und senden sie zum Teil an den Hersteller Quelle: ADAC

Beim Elektroauto Zoe hat Renault Zugriff auf den Akku. Der wird zum Leasing angeboten. Bezahlt ein Fahrer seine Raten nicht, kann der Hersteller das Laden verhindern. Zudem hat Renault über das Mobilfunknetz Zugriff auf den gesamten CAN-Bus, also auf alle Daten der Sensoren und Steuergeräte. Laut ADAC ist diese Funktion deaktiviert, kann aber jederzeit angeschaltet werden.

Das Auto sende bei jeder Fahrt bzw. alle 30 Minuten ein Datenpaket an Renault. Das enthalte die Fahrgestellnummer, Datum, Uhrzeit, Position sowie Informationen über Temperatur, Zellspannung und Batterieladung. Insgesamt könne Renault die Kommunikation zwischen Fahrzeug und Server jederzeit erweitern.

BMW 320d und i3: Verschleiß-orientierte Meldungen

Die Datenpakete von zwei BMW-Modellen hat der ADAC bereits im vergangenen Jahr überprüft. Die Mittelklasse-Limousine 320d speicherte viele Informationen zum Fahrprofil und Hinweise auf vorzeitigen Verschleiß der Technik. Darunter die Längen der gefahrenen Strecken, das Erreichen der Höchstdrehzahl in Verbindung mit dem Kilometerstand, die Anzahl der Gurtstraffungen und die Nutzung der Fahrmodi. Zudem überwachte der BMW 3er die Betriebsdauer der Leuchtmittel und die Auslastung des CD-Wechslers. Übermittelt wird laut dem ADAC nichts.

Anders beim BMW i3: Das Elektroauto sendet nach dem Ausschalten automatisch ein Datenpaket an BMW. Das umfasst den Inhalt des Fehlerspeichers, den gewählten Fahrmodus, den Einsatz des Range-Extenders, Details zu Ladevorgängen, Probleme mit den Ladevorgängen und die Positionen der letzten 16 Ladestationen. Im Steuergerät sind zudem die letzten 100 Parkpositionen gespeichert. Zudem erfährt BMW, ob der i3 an einem Bahnhof parkt.

Der gläserne Autofahrer?

Die Datenflut ermöglicht den Herstellern vieles. Leuchtmittel mit schlechter Betriebsdauer könnten langfristig ausgemustert, verschleißintensive Teile verbessert werden. Andererseits wissen die Marken genau, wann ein Autofahrer für einen Defekt verantwortlich ist – alle Hinweise lagern in den modernen Steuergeräten.

Der ADAC kritisiert vor allem die Undurchsichtigkeit dieser Daten. Wo welche Daten gespeichert werden, wer an sie herankommt und was derjenige damit macht, das erfährt der Autofahrer nicht.

Das sagen die Hersteller

Auf Anfrage von MOTOR-TALK sagte ein Mercedes-Sprecher, dass alle gesendeten Daten für bestimmte Funktionen und Assistenten verwendet würden. Positionsdaten und Geschwindigkeiten würden anonymisiert an den Verkehrsdienst von TomTom weitergeleitet. Informationen zum Auto ließen sich online vom Besitzer selbst abrufen.

Käufer würden zudem beim Vertragsabschluss über alle Datenpakete informiert und müssten eine entsprechende Erklärung unterschreiben. Es herrsche Transparenz. Stimme der Kunde nicht zu, seien alle Funktionen deaktivierbar. Im Testfahrzeug des ADAC waren alle Optionen aktiviert.

Ähnlich reagierte BMW gegenüber der Nachrichtenagentur dpa: In jedem Vertrag für die Internet- und Multimedia-Lösung Connected Drive seien Informationen darüber enthalten, welche Daten gespeichert werden. "Wenn man das nicht will, werden die Daten nicht gespeichert", sagte ein Sprecher.

Update: Renault gibt ebenfalls an, alle datenschutzrechtlichen Vorschriften einzuhalten. Der Zoe übermittele seine Daten für die Dienste mit Fernzugriff. Renault erhebe lediglich service- und batteriespezifiische Daten. Die Daten werden nach drei Wochen automatisch vom Server gelöscht. Die Ladefunktion der Batterie würde Renault erst deaktivieren, wenn ein Kunde nach mehrfacher Kontaktaufnahme nicht auf Mahnungen reagiert.

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