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BMW 2000 (E121): 50 Jahre - Die Krönung der Neuen Klasse

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Was vereinte Berti Vogts, Peter Ustinov und Joachim Fuchsberger in den 60ern? Sie standen auf BMWs neuen Vierzylinder-Star. Vor 50 Jahren krönte der 2000 die Neue Klasse.

Markante Breitbandstrahler, viel Chrom und breite Heckleuchten zeichneten den 2000 aus Markante Breitbandstrahler, viel Chrom und breite Heckleuchten zeichneten den 2000 aus Quelle: BMW

Köln - „BMW im Glück“, befand die Fachwelt anlässlich der Feiern zum 50. BMW-Firmenjubiläum im Jahr 1966. Und tatsächlich ging es bei den Bayern damals dank der Neuen Klasse steil bergauf. Die ab 1961 eingeführten viertürigen Limousinen (anfangs als BMW 1500 bis 1800) füllten die Lücke, die Borgwards Isabella hinterlassen hatte. Eine weitere Nische bediente ab 1966 die zweitürige Sport-Limousine 1600-2. Nur vom Mainstream und der harten Stuttgarter Konkurrenz hielt sich BMW mit seinen Modellen lieber noch entfernt.

Ein Vierzylinder war in seiner Klasse eigentlich zu klein. Trotzdem konnte der 2000 sich durchsetzen. Die Motoren leisteten zwischen 100 und 130 PS (mit Einspritzung) Ein Vierzylinder war in seiner Klasse eigentlich zu klein. Trotzdem konnte der 2000 sich durchsetzen. Die Motoren leisteten zwischen 100 und 130 PS (mit Einspritzung) Quelle: BMW Bis zur überraschenden Enthüllung des BMW 2000 - ebenfalls im Jahre 1966. Mit diesem großen Vierzylinder begaben sich die Münchner in direktere Konkurrenz zu Mercedes und der etablierten Sechszylinder-Mittelklasse. „Wer von Mercedes zu einer anderen Marke wechselt, steigt ab", hieß es zuvor. Nun galt: „Wer von Mercedes zu BMW geht, steigt um."

Erst das Coupé, dann die Limousine

Dafür setzte BMW auf 100 PS bis 130 PS aus einem neu entwickeltem 2,0-Liter-Vierzylinder, markante Breitbandstrahler und Motorsport-Ambitionen. Der schnelle Vierzylinder fuhr in Vergleichstests manchem starken Sechszylinder davon. In den USA wählten daraufhin einige Medien die „Bavarian Motor Works“ zu den fünf besten Marken der Welt.

Gemeinsam mit den bereits 1965 eingeführten Hardtop-Coupés 2000 C und CS sorgten die neuen Limousinen auch in Deutschland für ein deutlich höheres Prestige der Marke BMW. Und das, obwohl Vierzylinder in dieser Klasse eigentlich nichts zu suchen hatten. Die bayerischen Coupés der 2,0-Liter-Klasse gefielen Sportgrößen, TV-Helden und Politikern. Der exorbitant hohe Preis von 17.000 Mark steigerte die Exklusivität der mondän gezeichneten BMW 2000 C (100 PS, optional mit neuartiger ZF-Dreigangautomatik) bzw. 2000 CS (120 PS). Dafür gab es anderswo schon V8 wie das zeitgleich vorgestellte Glas 2600 V8 Coupé.

Einfach und übersichtlich: Das Cockpit eines BMW 2000 von 1966 Einfach und übersichtlich: Das Cockpit eines BMW 2000 von 1966 Quelle: BMW

Die Limousine kostete ab 11.500 Mark

Deutlich günstiger waren die 1966 eingeführten viertürigen BMW 2000, deren Preisliste bei rund 11.500 Mark startete. Auch das war deutlich teurer als ein vergleichbarer Vierzylinder wie der Mercedes 200. Wer einen BMW wollte, scheute die hohen Anschaffungskosten der 2,0-Liter-Modelle mit der Niere im Grill jedoch nicht. Ganz so, wie BMW-Vertriebsspezialist Paul G. Hahnemann vorausgesehen hatte: Erfolgsmenschen sollten die Münchner Marke in der automobilen Schickeria etablieren.

Zu ihnen gehörten der deutsche Fußball-Nationalspieler Berti Vogts, ebenso der damalige TV-Kult-Ermittler Keller in „Der Kommissar“. Der brasilianische Fußball-Superstar Pelé lobte den BMW CS werbewirksam als „schnellen Stürmer unter den Automobilen“. Auch Filmstars wie Peter Ustinov und Joachim Fuchsberger zählten zu den Fans der 4,50 Meter kurzen und 1.150 Kilogramm leichten Limousinen.

Optisch war der fast 170 km/h flotte BMW 2000 an Rechteck- statt Rundscheinwerfern zu erkennen, an einer auffällig um die Motorhaube laufenden Chromleiste und von hinten gleichfalls an großflächigen, rechteckigen Leuchten. Ausgestattet war er mit einem Motor, der aus dem bisherigen 1800er hervorging und dank fünffach gelagerter Kugelwelle mit acht Gegengewichten über eine viel gelobte Laufkultur verfügte.

Im Motorsport war Understatement angesagt: Der 2000 ti sah aus wie ein 1800er. Er leistete jedoch 185 PS und wog nur 1.060 Kilogramm Im Motorsport war Understatement angesagt: Der 2000 ti sah aus wie ein 1800er. Er leistete jedoch 185 PS und wog nur 1.060 Kilogramm Quelle: BMW

Understatement im Motorsport

Der 2000 TI mit 20 Extra-PS aus zwei Doppelvergasern orientierte sich in der Optik eher am Rundscheinwerfertyp 1800 TI. Mehr Understatement ging auch: in Form der Wettbewerbsversion des 2000 TI. Hochgerüstet auf 185 PS und abgespeckt auf 1.060 Kilogramm flog diese mehr als 200 km/h schnelle Limousine ebenfalls im Dress des 1800 TI.

Rennfahrergrößen wie Jacky Ickx, Hubert Hahne oder Joseph Schnitzer akzeptierten diese Unauffälligkeit - Privatkäufer, die Überholprestige begehrten, wollten mehr Auffälligkeit. Für sie gab es den 2000 TI bald in der Ausstattung 2000 tilux („Touring International Luxus“) mit der Optik des 2000-Basismodells. Ein Wirrwarr, das schon damals kaum jemand verstand.

1968 räumte BMW deshalb auf. Kurz bevor die neuen Sechszylinder-Flaggschiffe BMW 2500 und 2800 in die Autohäuser kamen, wurde die Optik der 2,0-Liter-Vierzylinder vereinheitlicht. Hinzu kam, dass der 1968 eingeführte erste Audi 100, Mercedes' neue Strichacht-Modelle, die frischen Volvo-Sechszylinder und der NSU Ro 80 den Wettbewerb verschärften.

Ab 1969 gab es den 2000 tii. Er leistete mit einer Kugelfischer-Einspritzung 130 PS Ab 1969 gab es den 2000 tii. Er leistete mit einer Kugelfischer-Einspritzung 130 PS Quelle: BMW

Letzte Auffrischung für die Limousinen

Trotzdem bewiesen BMW-Fahrer bei Neukäufen überdurchschnittliche Markentreue. In Zuverlässigkeitsstatistiken schnitt der BMW 2000 sogar besser ab als „Opel, der Zuverlässige“. Während sich für die 2000 C/CS Coupés mit dem BMW 2800 CS schon zum Modelljahr 1969 ein Nachfolger ankündigte, spendierte BMW seinen Limousinen eine letzte große Auffrischung.

Dazu zählte beim BMW 1800 eine modifizierte Frontgestaltung mit anderem Grill, ehe dieser Viertürer ab 1971 dem 2000 endgültig zum Verwechseln ähnlich sah. Unter der Haube legte der BMW 2000 jedoch nochmals leistungsmäßig zu. Ab 1969 markierte der 130 PS starke 2000 tii die neue Leistungskrone der Straßen-Limousinen. Das zweite „i“ stand für Injection, also Benzineinspritzung.

1972: Im Jahr der Olympischen Spiele in München und passend zur Einweihung des BMW-Verwaltungsgebäudes im Stil eines Vierzylinders gab die Neue Klasse nach insgesamt mehr als 350.000 Einheiten still und leise ihren Abschied. Um so lautstarker begrüßt wurden die erste 5er-Reihe, für die der BMW 2000 den Boden bereitet hatte.

Produktionszahlen und Preise

Insgesamt BMW Neue Klasse (August 1962 bis Juli 1972): mehr als 350.000 Einheiten, davon

BMW 2000 (Januar 1966 bis Juli 1972): 158.057 Einheiten, dies als 2000 TI (Januar 1966 bis Juli 1968) 6.480 Einheiten und als 2000 tii (Dezember 1969 bis Juli 1972) 1.922 Einheiten; dazu von 1965 bis 1970 insgesamt 443 BMW 2000 C, 3.249 BMW 2000 CA, 9.999 BMW 2000 CS.

  • BMW 2000 C (1965): ab 16.905 Mark
  • BMW 2000 CA (1965): ab 17.750 Mark
  • BMW 2000 CS (1965): ab 17.500 Mark
  • BMW 2000 (1966): ab 11.475 Mark (Aufpreis Automatik 1.200 Mark)
  • BMW 2000 TI (1966): ab 11.750 Mark
  • BMW 2000 TI-lux (1966): ab 12.750 Mark
  • BMW 2000 TI (1968): ab 11.854,50 Mark
  • BMW 2000 tilux (1968): ab 12.865 Mark
  • BMW 2000 C (1968): ab 17.105 Mark
  • BMW 2000 CA (1968): ab 17.904 Mark
  • BMW 2000 CS (1968): ab 17.660 Mark
  • BMW 2000 (Juli 1968): ab 11.799 Mark (Aufpreis Automatik 1.332 Mark)
  • BMW 2000 (August 1968): ab 11.800 Mark (Aufpreis Automatik 1.176 Mark)
  • BMW 2000 tii (1970): ab 14.290 Mark
  • BMW 2000 (1971): ab 12.876 Mark (Aufpreis Automatik 1.110 Mark)
  • BMW 2000 (1972): ab 13.790 Mark (Aufpreis Automatik 1.200 Mark)
  • BMW 2000 tii (1972): ab 15.460 Mark

Quelle: SP-X (Wolfram Nickel)

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