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Reifenbreiten

Themenstarteram 22. Dezember 2009 um 1:06

Hallo zusammen,

auf die Frage

"was bedeutet die 205 in 205/55 R 16?"

bekommt man die verschiedensten Antworten. Klar, es ist die Reifenbreite, aber welche von den vielen möglichen?

Auflösung: es ist weder die Breite von Flanke zu Flanke, noch die Profilbreite, sondern die so genannte Reifennennbreite in Millimeter. Sie ist zusammen mit dem Nennquerschnittsverhältnis der Ausgangspunkt für eine Reihe von Berechnungen verschiedener Breiten. Der Nenndurchmesser spielt dabei keine Rolle.

Als Beispiel für die Berechnungen nehme ich einmal 205/55 R 16. Einige weitere Größen mit ähnlichem Abrollumfang stehen zum Vergleich noch in der Tabelle ganz unten.

 

Zu Anfang benötigt man

A) Breite der theoretischen Felge (TRW)

Die Reifennennbreite mal ein vom Nennquerschnittsverhältnis abhängiger Faktor.

143,50 mm

B) Messfelgenbreite (MRW)

Die Reifennennbreite mal ein zweiter, anderer vom Nennquerschnittsverhältnis abhängiger Faktor.

Das Ergebnis wird auf das nächste halbe Zoll gerundet.

(Und das, obwohl die Einheit Zoll in der ETRTO-Norm eigentlich gar nicht vorkommt. Der Wert darin ist nur ein Kode für die Felgenbreite; inches gibt es da nicht.)

165,1 mm (= 6,5" bzw. Kode 6.5)

Aus deren Differenz und der Reifennennbreite berechnet man

C) Konstruktionsquerschnittsbreite (DSW)

Das ist das Konstruktionsmaß der Reifenbreite von Flanke zu Flanke, ohne Felgenschutzrippe, montiert auf der Messfelge.

214 mm (gerundet)

und weiter

D) Mindestquerschnittsbreite (Min SW)

Ein Neureifen darf auf seiner Messfelge bis zu 4% schmaler sein.

205 mm (gerundet)

E) Maximale Betriebsbreite (Max SW)

Reifenbreite nach Wachstum im Betrieb, 4% über Konstruktionsmaß.

Dieser Wert spielt eine Rolle bei der Bewertung der Freigängigkeit einer Rad-/Reifenkombination.

223 mm (gerundet)

F) Referenzprofilbreite (Ref TW)

Das ist die Breite ca. von Schultermitte zu Schultermitte. Sie ergibt sich mit einer etwas komplizierten Formel aus C) und dem Nennquerschnittsverhältnis.

Das ist ein Anhaltswert für Hersteller, die Norm definiert Unter- und Obergrenzen nicht.

Und die Straße berührt wahrscheinlich nur ein schmalerer Teil (die Laufflächenbreite), der aber bei der Prüfung der Radabdeckung eine Rolle spielen kann, je nach Art der Beurteilung des KFZ-Ingenieurs.

172 mm (gerundet)

 

Man sieht, dass die Reifenbreiten oft anders sind als erwartet und auch in einem nicht ganz kleinen Toleranzbereich liegen können.

Der Einfluss der Felgenbreite auf die Reifenbreite von Flanke zu Flanke sollte auch berücksichtigt werden.

1" Unterschied zur Messfelge bewirkt 10 mm Unterschied in der Reifenbreite. Für ein breites Erscheinungsbild daher besser eine möglichst breite Felge wählen.

Ich hoffe, daraus kann man schon einige Erkenntnisse gewinnen.

 

Gruß

Alpha Lyrae

 

Quelle: ETRTO Engineering Design Information 2009

DimensionMRWMin SWDSWMax SWRef TW
195/65 R156193201209152
205/55 R166.5205214223172
215/45 R177204213222182
215/40 R187.5209218227192
225/50 R167224233242193

 

 

Beste Antwort im Thema
Themenstarteram 22. Dezember 2009 um 1:06

Hallo zusammen,

auf die Frage

"was bedeutet die 205 in 205/55 R 16?"

bekommt man die verschiedensten Antworten. Klar, es ist die Reifenbreite, aber welche von den vielen möglichen?

Auflösung: es ist weder die Breite von Flanke zu Flanke, noch die Profilbreite, sondern die so genannte Reifennennbreite in Millimeter. Sie ist zusammen mit dem Nennquerschnittsverhältnis der Ausgangspunkt für eine Reihe von Berechnungen verschiedener Breiten. Der Nenndurchmesser spielt dabei keine Rolle.

Als Beispiel für die Berechnungen nehme ich einmal 205/55 R 16. Einige weitere Größen mit ähnlichem Abrollumfang stehen zum Vergleich noch in der Tabelle ganz unten.

 

Zu Anfang benötigt man

A) Breite der theoretischen Felge (TRW)

Die Reifennennbreite mal ein vom Nennquerschnittsverhältnis abhängiger Faktor.

143,50 mm

B) Messfelgenbreite (MRW)

Die Reifennennbreite mal ein zweiter, anderer vom Nennquerschnittsverhältnis abhängiger Faktor.

Das Ergebnis wird auf das nächste halbe Zoll gerundet.

(Und das, obwohl die Einheit Zoll in der ETRTO-Norm eigentlich gar nicht vorkommt. Der Wert darin ist nur ein Kode für die Felgenbreite; inches gibt es da nicht.)

165,1 mm (= 6,5" bzw. Kode 6.5)

Aus deren Differenz und der Reifennennbreite berechnet man

C) Konstruktionsquerschnittsbreite (DSW)

Das ist das Konstruktionsmaß der Reifenbreite von Flanke zu Flanke, ohne Felgenschutzrippe, montiert auf der Messfelge.

214 mm (gerundet)

und weiter

D) Mindestquerschnittsbreite (Min SW)

Ein Neureifen darf auf seiner Messfelge bis zu 4% schmaler sein.

205 mm (gerundet)

E) Maximale Betriebsbreite (Max SW)

Reifenbreite nach Wachstum im Betrieb, 4% über Konstruktionsmaß.

Dieser Wert spielt eine Rolle bei der Bewertung der Freigängigkeit einer Rad-/Reifenkombination.

223 mm (gerundet)

F) Referenzprofilbreite (Ref TW)

Das ist die Breite ca. von Schultermitte zu Schultermitte. Sie ergibt sich mit einer etwas komplizierten Formel aus C) und dem Nennquerschnittsverhältnis.

Das ist ein Anhaltswert für Hersteller, die Norm definiert Unter- und Obergrenzen nicht.

Und die Straße berührt wahrscheinlich nur ein schmalerer Teil (die Laufflächenbreite), der aber bei der Prüfung der Radabdeckung eine Rolle spielen kann, je nach Art der Beurteilung des KFZ-Ingenieurs.

172 mm (gerundet)

 

Man sieht, dass die Reifenbreiten oft anders sind als erwartet und auch in einem nicht ganz kleinen Toleranzbereich liegen können.

Der Einfluss der Felgenbreite auf die Reifenbreite von Flanke zu Flanke sollte auch berücksichtigt werden.

1" Unterschied zur Messfelge bewirkt 10 mm Unterschied in der Reifenbreite. Für ein breites Erscheinungsbild daher besser eine möglichst breite Felge wählen.

Ich hoffe, daraus kann man schon einige Erkenntnisse gewinnen.

 

Gruß

Alpha Lyrae

 

Quelle: ETRTO Engineering Design Information 2009

DimensionMRWMin SWDSWMax SWRef TW
195/65 R156193201209152
205/55 R166.5205214223172
215/45 R177204213222182
215/40 R187.5209218227192
225/50 R167224233242193

 

 

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cool!

waer super wenn du noch die Berechnungsformeln angeben koenntest.

ghm

Themenstarteram 22. Dezember 2009 um 13:34

Hallo ghm,

danke für Dein Interesse.

Das Formelwerk würde einen etwas länglichen Beitrag im Thread ergeben, der vielleicht nicht allgemein interessiert. Außerdem (für mich wichtiger) bin ich unsicher, ob ich durch die Veröffentlichung hier im Forum evtl. Urheberrechte der ETRTO verletze.

Daher sende ich die Berechnungsformeln lieber auf Anfrage über PN (mit weiteren Formeln für Höhen, Durchmesser, etc.).

Deine PN ist schon in Vorbereitung, ich benötige aber noch etwas Zeit dafür.

 

Gruß

Alpha Lyrae

 

kein problem, freue mich auf deine PN.

Allerdings duerfte es fuer bereits veroeffentlichte Berechnungen kein Urheberrecht geben.

Am Ende kommt noch jemand auf die Idee, Lizenzgebuehren fuer den Satz von Pythagoras zu erheben :D

frohes fest

ghm

also bevor ich meine Winterreifen montiert habe, stellte ich fest das meine 195er Dunlops extrem schmal waren. Als Vergleich hatte ich im Keller 2 weitere Winterräder. Ich bin neugierig geworden und hatte es mit einem Zollstock ausgemessen.

Ceat Artic III 185/60/15 Profilbreite 175mm

Dunlop Winter 3D 195/65/15 Profilbreite 160mm

Sava Eskimo S3 205/55/16 Profilbreite 195mm

Hier merkt man, das der 195er eine geringere Profilbreite hat als der 185er .

Der 205er hat stolze 35mm mehr Profilbreite als der 195er.

Laut Wikipedia:185 bedeutet:

Die Gesamtbreite des Reifens unbelastet an der breitesten Stelle (nicht der Lauffläche!) beträgt 185 mm

Somit stimmt die Aussage, das ein breiterer oder schmälerer Reifen besser oder schlechter im Winter ist nicht immer. Auch muss er nicht mehr oder weniger Lamellen haben.

Mich würde es auch nicht wundern, wenn ein 175 / 185 und 195er Dunlop exakt das gleiche Profilbild und Profilbreite (160mm) hat, mit dem Hintergedanken, das sich die Laufeigenschaften im Schnee etc. nicht verschlechtern.

Vielleicht hat jemand die oben genannten Reifen in einer anderen Dimension und könnte mal nachmessen.

was erklären könnte warum ich bei den Winterreifen für mein BMW325i Cabrio ein unverhofftes Problem bekommen habe-->Klick

die 225/45r17 Sommerreifen auf 8x17ET35 passen ohne Probleme drunter

die 205/55r16 M&S Conti auf 7,5x16 ET 30 machten aber Probleme und schleifen am Radhaus:o

näheres im verlinkten Artikel;)

 

mfg Andy

Themenstarteram 22. Dezember 2009 um 20:31

Hallo zusammen!

@Best-Multimedia:

Da die Reifenhersteller keine Normvorschriften, sondern nur einen Referenzwert für die Profilbreite haben, können sie die Toleranzen dafür ja selbst festlegen. Da kann man durchaus die von Dir geschilderten Unterschiede erleben. Das Profil ragt aber auch mehr oder weniger stark in die Reifenschulter hinein. Daher fällt es mir schwer, die Breite genau zu messen. Ich nehme daher lieber die Laufflächenbreite, also der Teil, der die Straße berührt und beim Fahren Staub ansetzt. Bei meinem ContiWinterContact TS 810 in 205/55 R 16 sind das gerade 'mal 165 mm (bei Referenzbreite 172 mm).

Hier noch eine Tabelle der Referenzprofilbreiten der von Dir genannten Größen. Da sieht man bereits, dass 10 mm mehr Nennquerschnittsbreite nicht 10 mm Profilbreite mehr bedeuten müssen.

Dimension Ref TW
185/60 R 15 147
195/65 R 15 152
205/55 R 16 172

 

Die in Wikipedia geschriebene Erklärung der Reifenbreite entspricht der in der Regelung ECE R 30. Die ETRTO sagt zusätzlich, dass dieses Nennmaß nur für die theoretische Felge gilt. Für z.B. 185/60 wäre das eine 5,1" breite Felge, die es natürlich nicht gibt.

 

@andyrx:

Ich habe Deine beiden Radgrößen 'mal mit meinem Rad-/Reifenrechner verglichen (s. Anhang). Er verwendet die maximalen Reifenbreiten gemäß ETRTO. Mit diesen Werten ragen die Flanken der Winterreifen schon 2 mm weiter nach außen, wobei die geringere Einpresstiefe der Felgen auch eine Rolle spielt. Wenn man jetzt noch die mögliche Toleranz von ±4% gegenüber der Konstruktionsbreite berücksichtigt, kann es gut sein, dass der "schmalere" Reifen schleift.

 

- - -

Es ist auch ganz interessant zu sehen, wie sich die Konstruktionsbreiten und Referenzprofilbreiten in Abhängigkeit vom Querschnittsverhältnis ändern, bei gleicher Reifennennbreite.

Dimension DSW Ref TW
205/65 209 158
205/60 209 163
205/55 214 172
205/50 214 177
205/45 206 176
205/40 212 186
205/35 212 192

 

Puh, erst 'mal geschafft... :)

Gruß

Alpha Lyrae

am 18. Mai 2018 um 0:14

Hallo Alpha,

Danke für Deine Infos - wenn ich damit auch etwas spät bin...

Bin über 20 Jahren im Felgenbereich unterwegs und schlage mich (nicht als Techniker) seit fast 2 Jahren immer mehr mit der ETRTO auseinander, um Abhängig der Reifengröße min./max Werte für die Seitenwand zu berechnen (QUERSCHNITTSHOEHE abzüglich +/-% Lauffläche).

Anhand Deiner Infos, hege ich die Hoffnung auf einen Tipp von Dir (oder eine grobe Formel) falls Du diese Nachricht noch erhalten solltest..:rolleyes:

Gruß

DonVito

Zitat:

@Alpha Lyrae schrieb am 22. Dezember 2009 um 14:34:11 Uhr:

Hallo ghm,

danke für Dein Interesse.

Das Formelwerk würde einen etwas länglichen Beitrag im Thread ergeben, der vielleicht nicht allgemein interessiert. Außerdem (für mich wichtiger) bin ich unsicher, ob ich durch die Veröffentlichung hier im Forum evtl. Urheberrechte der ETRTO verletze.

Daher sende ich die Berechnungsformeln lieber auf Anfrage über PN (mit weiteren Formeln für Höhen, Durchmesser, etc.).

Deine PN ist schon in Vorbereitung, ich benötige aber noch etwas Zeit dafür.

 

Gruß

Alpha Lyrae

Ich hab gestern beim Reifenhändler meine Winterreifen montieren lassen und musste etwas warten. Dabei ist mir im Reifenregal folgendes aufgefallen: 2 Reifen mit der Größe 295/35 R20 nebeneinander wobei der eine wesentlich breiter aussah als der andere. Zuerst dachte ich einfach der Aufkleber wird nicht stimmen und hab mir die Reifenflanke angesehn und es waren tatsächlich die gleichen Größen. Ich hab dann mit meinem Handylineal gemessen und der Unterschied war enorm. Der eine Reifen hatte von Flanke zu Flanke eine Breite von 320mm während der andere nur 285 mm hatte, somit ein Unterschied von 35mm.. Ich hab diese Diskussionen um unterschiedliche Breiten bisher immer für übertrieben gehalten aber der Unterschied ist tatsächlich gewaltig gewesen. Wie der Reifen dann im montierten Zustand aussieht mag dann ja auch noch was beitragen aber ich war sehr verblüfft. Der breite Reifen war übrigens ein Matador und der schmale war ein Conti.

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