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Produktionsverlagerung der C-Klasse nach Südafrika

Themenstarteram 15. Juli 2004 um 7:20

Wenn sich der interne Streit bei DaimlerChrysler wegen der Produktionskostensenkung für die kommende C-Klasse nicht klären lässt, und die Produktion wirklich unter anderem nach Südafrika ausgelagert wird, dann ist dieses Modell für mich von vorneherein gestorben. Und wenn DaimlerChrysler meint, dieses Vorgehen auch noch auf andere Modelle anwendung zu müssen, dann ist für mich schnell die ganze Marke Mercedes gestorben. Dann werde ich mir eine andere Marke suchen, bei der ich weiterhin "Made in Germany" für mein vieles Geld bekomme, und wenn es so ein hässliches Bangle-Modell würde.

Ein Mercedes ist für mich eigentlich immer noch DIE Verkörperung von "Made in Germany" und es kommt daher überhaupt nicht in Frage, dass der woanders herkommt.

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32 Antworten
am 23. Juli 2004 um 7:46

Andi_08 :

Ich komme von der Arbeitgeberseite, sehe das Ganze daher mit etwas anderen Augen als viele Arbeitnehmer.

Das Problem mit Gewerkschaften ist, dass sie ihre Daseinsberechtigung aus der Erzielung von Fortschritten für ihre Genossen gewinnen. Es geht Jahr für Jahr darum, einen gewissen Prozentsatz auszuhandeln, oder ähnliches, daran wird der Erfolg einer Gewerkschaft gemessen. Problematisch wird es dann, wenn diese kurzfristigen Erfolge dem langfristigen Ziel einer besseren wirtschaftlichen Situation für alle Parteien entgegenwirken. Da zurückzustecken oder gar langfristig zu planen entspricht ganz und gar nicht dem Dogma unserer Gewerkschaften.

Ein weiteres Problem sind einfach Flächentarifverträge. Siemens und andere zeigen doch, dass man mit einer speziellen Behandlung deutlich besser auf die Möglichkeiten in einem einzelnen Betrieb eingehen kann und etwas bewirken kann. Ich persönlich habe mir von vornherein eine 60-Stunden-Woche aufgebrummt, aber als Arbeitnehmer arbeite ich doch auch lieber unentgeltlich 2 Stunden länger pro Woche, als dass mein Job in 2 Jahren im ehemaligen Ostblock zu finden ist. Durch solche Ausgangssituationen, nämlich Betrieb vs. Gewerkschaft, kann man für beide Seiten sinnvoll verhandeln. Sobald es um flächendeckende Abschlüsse geht, ist die Handlungsfreiheit eingeschränkt und die einzigen Fortschritte, die eine Gewerkschaft erzielen kann, spiegeln sich in Form von Zahlen wider. Diese Fortschritte müssen aber nicht unbedingt dem Wohl des Arbeitnehmers dienen, weil sie viele Betriebe in unterschiedlichsten Situationen deckeln.

Zitat:

Ich denke auch nicht daß man auf die Gewerkschaften schimpfen muß, denn ich glaube nicht daß eine Firma freiwillig mehr Zahlen würde.

Ich möchte nicht wissen wie es die Arbeitsbedingungen ohne Gewerkschaften jetzt wären.

Ich glaube, dass sich an den aktuellen Arbeitsbedingungen einiges ändern muß. Der Kündigungsschutz in der Form, wie er momentan besteht, ist nicht tragbar, weil er die Existenz des Betriebes gerade in KMUs bedroht, sobald Aufträge wegfallen. Wenn ich jemanden entlassen muß (was bei mir bisher nur dadurch vorgekommen ist, dass die Dame wöchentlich 3-stellige Beträge aus der Kasse hat mitgehen lassen), dann habe ich in der Regel extrem hohe Abfindungen zu zahlen, so dass ich an anderer Stelle weiter einsparen muß. Eine intelligentere Regelung wäre in meinen Augen eine deutlich flexiblere Gesetzgebung. Wenn ich es vertraglich regeln kann, dass ich für jemanden eine Kündigungsfrist von 4 Wochen einhalten muß, dann schaffe ich eher neue Jobs, denn die Risiken sinken. Wenn ich heute neue Jobs schaffe, denn nur deshalb, weil ich mir sicher bin, dass ich diese Menschen langfristig brauche.

Nimm das Standard-Beispiel mit dem Bauunternehmer, der einen Auftrag im Straßenbau für die Stadt übernimmt. 15 Mann arbeiten daran, das Projekt wird fristgerecht abgeschlossen und der Unternehmer wartet auf das Geld von der Stadt. Das kommt und kommt nur leider nicht, denn die öffentliche Hand läßt sich sehr viel Zeit beim Begleichen offener Rechnungen. Wovon soll die Firma also die Gehälter weiter zahlen, denn schließlich ist ja auch kein Kapital für Nachfolgeaufträge vorhanden ? Entlassen kann er die Leute nicht, denn da gibt es ja lange Kündigungsfristen und er hat hohe Abfindungen zu zahlen. Wenn er diese Abfindungen zahlen könnte, dann hätte er auch das Geld für die Gehälter, aber daran hapert es ja eben. Anstatt hier auf eine flexiblere Lösung zu setzen, die dem langfristigen Wohl aller dient, wird der Betrieb durch solche Gesetzgebungen schnell in die Zahlungsunfähigkeit getrieben.

Dann soll man doch lieber eine 4-wöchige Kündigungsfrist einführen, wenn die Leute dann nach 2 Monaten sobald der Laden finanziell wieder besser da steht, wieder eingestellt werden. Nach dem aktuellen Modell sind erstmal langfristig alle Arbeitsplätze verloren.

Das ist es, was ich zum Großteil an der Arbeit der Gewerkschaften bemängel. Sie fordern langfristige Sicherheit und Wohlstand für ihre Mitglieder und forcieren damit die kurzfristigen Risiken, die das gesamte Kartenhaus zum Einsturz bringen.

Wie oben bereits angedeutet, im kleinen Kreise kann man mit Gewerkschaften durchaus konstruktiv zusammenarbeiten. Ein angeheirateter Unternehmer in der Familie hat vor einigen Jahren z.B. eine Firma mit damals 250 Angestellten übernommen, die kurz vor der Insolvenz stand. Den Laden konnte man effizient auch mit 70-80 Angestellten schmeissen und am Tisch mit den Gewerkschaftlern in diesem Spezialfall war es auch kein besonders großes Problem, die Forderungen durchzusetzen, denn es war offensichtlich, dass andernfalls keine 80 Arbeitsplätze mehr bleiben würden. Im größeren Umfang sind solche sinnvollen Verhandlungen nur nicht mehr möglich, weil es dann um medienwirksame Erfolge und den ganzen Quatsch geht, nur nicht um den eigentlichen Fortschritt.

am 23. Juli 2004 um 20:37

Zitat:

Dabei tun uns die Herren Manager leider keinen Gefallen, da mir keiner wirklich erklären kann, wieso er über 1 Million im Jahr verdient. Tut mir leid, aber soviel kann keiner wirklich arbeiten.

Mit seiner Hände Arbeit sicherlich nicht. Es gibt jedoch Manager, die ihr Geld wert sind - weil sie dem Unternehmen viel mehr bringen also sie sie kosten. Zum Beispiel Wendelin Wiedeking, der Kopf hinter der Porsche-Story. Dem kann man auch nicht vorwerfen, daß er keine Arbeitsplätze geschaffen hätte.

Leider sind solche Leute absolute Ausnahmegestalten, die meisten deutschen Manager sind absolut ersetzbar - deshalb müssen sie sich auch selbst bedienen, weil ihnen kein normaler Mensc so viel Geld hinterher schmeißen würde.

 

@ nerdbitch:

Sorry, aber das hört sich bei dir eher nach unzureichender arbeitsrechtlicher Beratung an. Das deutsche Arbeitsrecht ist ein Graus - und eine Spielwiese für gute und kreative Anwälte.

Gruß

Hallo!

Ich hatte hier vor etwa 3-4 Monaten etwas über die laufende Produktion rechtsgesteuerter C-Klasse-Limousinen in East London /Südafrika geschrieben, insbesondere was die Lieferung dieser Autos nach Japan angeht " So geht Mercedes mit japanischen Kunden um". Motor Talk hat meinen Text kurze Zeit später gesperrt.... Eine Begründung blieb aus.

Im weiten Zusammenhang: in Südafrika liefen bereits 500000 Mercedes-PKW vom Band. Spätestens seit Mitte der 90er werden schwarze Südafrikaner in der Automobilproduktion genauso bezahlt wie weisse die die gleiche Arbeit verrichten.

Und falls es interessiert: auch in den C-Klassen aus deutschen Produktion sind bereits Komponenten aus südafrikanischer Fertigung enthalten. Spannende Sache sowas. Gelegentlich kommt aber auch die Produktion von PKWs deutscher Hersteller nach Europa zurück: der Golf 4 für den britischer Markt kam stammte in der Regel aus südafrikanischer Produktion, der Golf 5 für Grossbritannien wird jedoch wieder in Europa gefertigt. Neuerdings werden jedoch Motoren für die neue VW-Transporter Baureihe T5 aus südafrikanischer Produktion nach Europa geliefert. BMW ist übrigens meines Wissens der einzige deutsche Hersteller, der in Südafrika auch PKWs mit Linkslenkung herstellt: diese 3er BMWs werden von Südafrika in die USA exportiert.

Zur Geschichte von Mercedes in Südafrika:

http://www.daimlerchrysler.co.za/corporate1/OurPast.asp

MFG

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