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Kaufentscheidung C5

Themenstarteram 25. Oktober 2008 um 15:25

Hallo,

kann mir jemand verraten, wie es um die Langzeitqualitäten der Cit's bestellt ist? Fällt so ein Cit nach 200.000 Kilometer auseinander? Kann er locker 6 Jahre und ohne nennenswerte Macken (z.B. wie ein Volvo) seinen Dienst als komfortables Langstreckenfahrzeug verrichten, oder ist er bis dahin durchgerostet? Mir gefällt das Ambiente des C5-Tourer (V6 HDI 205, Exlusive), doch als ehemaliger MB - und Volvo-Fahrer traue ich mich nicht an die Franzosen ran. Doch bei den derzeit überzogenen Autopreisen sucht man natürlich nach Alternativen. Wer kann etwas zu dem Motor sagen? Wo werden die noch verbaut? Was sind Eure Erfahrungen mit Citroén, dem Service und der Zuverlässigkeit?

Gruß, Marder

Beste Antwort im Thema
am 26. Oktober 2008 um 2:29

Morgen allerseits,

mit dem Gerede im Bekanntenkreis hast Du schon das größte Manko angesprochen, das französische Autos und im Speziellen Citroen betrifft. Alles andere sind dagegen Peanuts!

Ist ein psychologisches Problem. Jeder, der sich in seinen Augen selbst nur etwas Zweit- oder Drittklassiges leisten kann, ist aus Gründen der "Selbstachtung" daran interessiert jemanden/etwas zu finden, der bzw. das vermeintlich noch schlechter ist. Ich nenne es das "Gefreiten-Syndrom": die größten Aversionen entwickeln sich zwischen Unten und Ganz-Unten; deshalb schauen auch gerade VW-Fahrer gerne abfällig auf einen Citroen - jedenfalls häufiger als etwa Benz- oder Porsche-Eigner. Der Seiko-Träger wettert am lautesten gegen billige chinesische Uhren - nicht derjenige mit einer A. Lange oder einer Omega am Arm, und ebenso ziehen nicht Akademiker mit Weltverbesserer-Pathos durch die Gegend und bezeichnen alle anderen als dämlich, sondern vor allem Gymnasiasten, Studenten und sonstige Barden (lässt sich beliebig weiterspinnen). Psycho-Akt, zweiter Vorhang: was man selbst besitzt, kann bzw. darf nicht schlecht sein. Das gilt im Besonderen für so schwergewichtige Investionen, wie etwa Automobile. Bei denen dauert die Entscheidungsfindung im Regelfall besonders lange. Entsprechend ist es für viele Auto-Eigner nicht vorstellbar, ihre eigene Marke objektiv mit ihren Stärken, vor allem aber auch mit ihren Schwächen zu bewerten. Das käme ja einem Eingständnis zu mangelnder Urteilsfähigkeit gleich. Und da es kaum mehr signifikante Alleinstellungsmerkmale zwischen den einzelnen Herstellern gibt - weder in Fragen der Ausstattung, noch die Langzeitqualitäten betreffend - definieren viele die Stärke ihres eigenen Untersatzes über die vermeintlichen Schwächen der anderen. Vor allem deshalb können sich auch die absurdesten Theorien über verschiedeste Marken so lange halten, ganz unabhängig davon, was die derzeitige Realität dazu sagt.

Keine Frage, viele heutige Legenden hatten einst ihren realen Ursprung. Aber mal Hand auf's Herz, wie seriös ist die Behauptung, die citroenige Hydropneumatik sei defektanfällig? Die Probleme, die zu dieser Volksweisheit führten, sind seit etwa 40 Jahren aus der Welt geschafft. Das belegen die kaum hörbaren negativen Stimmen von Besitzern, die regelmäßigen Presseberichte (jedenfalls, so lange es um harte Fakten geht, etwa Gebrauchtwagenbewertungen oder TÜV-Statistiken betreffend) und auch die großzügigen Garantien von Citroen. Warum sich das Märchen neben anderen dennoch so lange hält? Siehe letzter Absatz! Für viele andere Weisheiten gilt das ähnlich.

Aus meiner Sicht grenzt es in der heutigen Zeit, die ja von Globalisierung und Vernetzung geprägt ist, geradezu an völkischen Stumpfsinn, bestimmten Nationen das Bauen von wertigen Automobilen pauschal abzusprchen. Dazu trägt auch die hiesige Presse bei, die dermaßen in ihren albernen Terminologien gefangen ist (die lächerliche "Verarbeitungsqualität" wurde von denen hoffähig gemacht), dass so gut wie kein Artikel über einen Peugeot, Renault oder Citroen ohne das pauschalisierende und häufig stigmatisierende "die Franzosen" auskommt (meist bereits im ersten oder zweiten Absatz). Es gibt aber keinen vernünftigen Grund dafür anzunehmen, "der Franzose als solcher" (oder ein Ingenieur eine beliebigen anderen Nationalität) sei per se weniger befähigt. Zumal, Autos sind keine High-Tech Produkte - auch wenn ihre Komplexität Manne Kasuppkes Vorstellungsvermögen übersteigt! Das bedeutet: mit jeder neuen Modellgeneration werden die Karten de facto neu gemischt. Warum sich diverse Vorurteile dennoch über Jahrzehnte so hartnäckig halten, möglichst noch pauschal bestimmte Nationen betreffend? Siehe wieder Absatz Zwei ;). Dass auf anderen Märkten teils andere Ansprüche an ein Fahrzeug gestellt werden oder sich die Preisgefüge unterscheiden, generiert zwar in der Praxis tatsächlich auch hier und da Fahrzeuge mit anders gewichtetn Eigenschaften. Aber dieser Aspekt ist im Falle der "Franzosen" in Bezug auf den deutschen oder europäischen Markt eher zu vernachlässigen.

Ich persönlich vertraue sogar einem Anbieter mit ramponiertem Image häufig mehr, als einem mit gutem Leumund. Warum? Beide wollen wirtschaftlich vernünftig agieren. Für den Erstgenannten gilt: strengt er sich in Zukunft nicht besonders an, ist er bald ganz weg vom Fenster. Der Etablierte hingegen profitiert von seinem positiven Image und fährt zumindest kurzfristig am ökonomischsten, wenn er nur die Klischees verkauft (am besten mit Lametta zu 3,50 garniert, das die Hochwertigkeit nach aussen erkennbar macht), statt auch noch einen reellen Gegenwert auf technischer Seite zu bieten. So erklären sich u. a. die Katastrophen bei Volkswagen und Opel in den Neunzigern, so ergibt der rasante Aufstieg von Audi einen Sinn (der trotz inzwischen vielfältiger Probleme - siehe 8K-Unterforum - weiterhin anhält) und so versteht man auch das relativ gute Abscheiden halbwegs aktueller Fahrzeuge von Citroen, die jedenfalls weit besser als ihr Ruf sind.

Ich bin in den letzten zwanzig Jahren allerhand verschiedenste Marken und Modelle gefahren (etwa 15 allein in meinem Besitz, ansonsten diverse Firmen- oder Leihwagen) und habe auch allerhand über die Probleme anderer Leute mit deren Autos erfahren. Ich bin bei jedem Neukauf grundsätzlich jeder Marke gegenüber aufgeschlossen. Derzeit pegelt es sich aber offenbar bei PSA ein. Zusammen bin ich etwa 200.000 km mit XM (2.0), Xantia Break (2.0 Turbo-Schluckspecht), 307 SW (2.0 Aut.) und C4 (1.6 Aut.) gefahren. Ich habe u. a. auch schon einen A6, zwei Passat, zwei 3er BMWs (Jugendsünden) und zwei Chevys besessen. Mazda und Honda waren ebenso dabei. Dazu habe ich tausende Kilometer im W124er und in der letzten C-Klasse zurückgelegt (und würde einen Benz dank privater Kontakte auch sehr günstig bekommen). Bis auf die beiden Amis (waren allerdings auch schon bei Erwerb uralt) einen der beiden 3er und einen Mazda waren alle Fahrzeuge nahezu problemfrei. Die Probleme bei den "Franzosen" beschränkten sich auf einen defekten Anlasser beim XM und auf ein, bei der CD-Wiedergabe etwas störrisches, Radio im C4. Und da mich das Gesamtpaket überzeugt hat, habe ich mir vor ein paar Tagen einen neuen C5 bestellt. Sicher, es gibt je nach Aspekt spannendere Autos. Aber die Ausgewogenheit von Ausstattung, Komfort und Preiswürdigkeit hat mich überzeugt. In Teilaspekten gibt es sicher attraktivere Alternativen, vor allem die möglichen Topmotorisierungen, einige (wenige) Upgrade-Optionen, die elaborierte "Sportlichkeit" und das "Image" betreffend.

Ich denke, für einen selbständig denkenden und handelnden Menschen stellt Citroen derzeit gute Angebote bereit, die sich technisch kaum vor dem Wettbewerb verstecken brauchen. Wer aber in Branchen tätig ist, in denen auf banale Weise repräsentiert werden muss, wer seinen Nachbarn beeindrucken will, wer an der Ampel gerne den Helden gibt oder wer über ein soziales Umfeld mit hoher Schwätzerdichte verfügt, der ist bei anderen Marken sicher besser aufgehoben. Ich habe mir im Laufe der Jahre recht gut funktionierende Standardtexte zurecht gelegt, die immer dann zum Einsatz kommen, wenn mal wieder jemand seine "fundierten" Kenntnisse einbringen möchte, die der Schwager einer Tante in den Sechzigern gemacht haben will. Meist guckt im Anschluss jemand beleidigt. Klar, es gibt immer mal Ausreißer - bei jeder Marke. Aber genau so wenig, wie ein defekter TDI-Motor an einem aktuellen A4 in den Augen der Eigner dessen "Premium"-Anspruch in Frage stellt, ist ein streikender Fensterheber in einem Citroen ein Beleg für die Unfähigkeit des Franzosen als solchem!

 

Noch ein letztes Wort zum "Image", dann bin ich mit meiner Ansprache auch schon fertig ;) : so ein Image besitzt allenfalls das Fahrzeug dank bestimmter Eigenschaften (heutzutage ist's vorrangig der Preis). Es überträgt sich aber nicht automatisch auf dessen Fahrer! Im Gegenteil: welchen Eindruck soll denn der Erwerb eines eindrucksvollen Untersatzes hinterlassen? Beschleunigungs- und Vmax-Werte vergleichen oder im Umfeld eruieren, was am dollsten sei, kann jeder Depp. Wenn's danach ginge, würde die "Premium"-Dichte in Nord-Neukölln von einem blühenden Stadtteil künden. Und eine Frage des Portemonnaies ist es auch kaum. Wer sich einen mittleren Citroen leisten kann, für den ist genau so gut ein deutsches "Premium"-Produkt drin. Das ergibt sich schon aus deren Leasing-Schnäppchen (die aussterbende Spezies der Barzahler greift zur Not auf Reimporte oder Jahreswagen zurück).

 

Gruß

André

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20 Antworten
am 25. Oktober 2008 um 16:40

Soll das eine ernste frage sein ?

Themenstarteram 25. Oktober 2008 um 16:50

Ja! In meinem Bekanntenkreis vertraut niemand dem Cit. Vor allem die Nutzfahrzeuge glänzen durch häufige Werkstattbesuche. Die Qualität eines Autos zeigt sich auch darin, in welchem Zustand es sich z.B. nach mehreren Jahren befindet. Mein Volvo S60 D5 ist jetzt 6 Jahre alt und hat 315.000 Km auf dem Buckel. An ihm klappert nichts, er hat nicht eine Roststelle und schnurrt wie Kätzchen. Dennoch suche ich jetzt für ihn einen Nachfolger 'mit Nutzwert'.

Marder

Also, da muss ich mich auch als Nicht-Citroen Fahrer mal zu Wort melden.

Es ist mir klar, dass in gewissen Kreisen das Fahren eines Citroens als exzentrisch, schräg, höchst wagemutig auch aus, ähm "prestige"-Gründen usw. abqualifiziert wird. Neben vielen Nebenaspekten (die aufzuführen zu weit ginge) liegt der Hauptzweck darin, in fröhlicher Gemeinsamkeit wohltuenden Konsens (klopf klopf) herzustellen. Mit der Realität hats jedenfalls nichts zu tun.

Mein Großvater (ein zürcher Elektroing.) ist von 1955 bis 1974 DS gefahren; beileibe nicht, weil er den Nervenkitzel liebte. In der Bekanntschaft ist jemand (vor 25 Jahren) zu vollster Zufriedenheit von Renault 16 auf CX umgestiegen. Ich selbst hatte einen GS; keine Probleme, die bspw. dem Wechseln eines Käferanlassers (schon mal probiert?) nahe kamen. Kupplungswechsel, je nun, klar, nirgends lustig. Weitere französische Kfz (R 4, R 20, Peugeot 504, 405..) selber zur vollsten Zufriedenheit gefahren bis 200.000km und mehr. Dagegen hat ein Freund einen Mercedes Bus zu gewerblichen Zwecken gekauft und geschworen, nie wieder so einen Haufen Geld für Ärger, Unzuverlässigkeit und massenhaft Werkstattrechnungen zu investieren. Es geht also auch andersrum (er fährt z.Zt.einen Fiat Doblo und ist, nunja,zufrieden). Das Gelaber von der anfälligen Hydropneumatik ist eine Legende. Eine Legende. Eine...

Ach, á propos "gebrechlicher" CX: das hier ist auch ganz informativ

http://www.youtube.com/watch?v=nt07ma2_Y_0

Kaufen sie einen C5 , wenn er Ihnen gefällt. Wenn er Ärger macht, benehmen Sie sich einfach genauso wie ein Passatfahrer, der Ärger mit seinem 2005er VW hat: Erregen Sie sich richtigerweise und unmissverständlich beim Händler. Die Bedingungen sind in jeder Hinsicht, auch technisch, völlig vergleichbar (Dieselmotoren auch im Ford, im Peugeot, BMW-Kollaboration etc...). Das Geunke im Bekanntenkreis? Ach gottchen....

Ich habe bis jetzt ca. 150.000 Kilometer in 2 Zitronen verbracht und kann nur sagen top !

Bis auf Reifen quitschen,ablösen der Softbeschichtung am Türgriff,ansammlung des Wasser hinten unterm Kofferaum,hektischem Regensensor,und ruckelndem Motor ist alles Tip Top !

Gruß Paddy.

Softlack (wasn Wort, überhaupt), ein Universalthema.

Naja, wir haben halt alle so unsere Problemchen, nicht?

http://www.motor-talk.de/.../...raum-geht-nicht-mehr-auf-t2019359.html

am 26. Oktober 2008 um 2:29

Morgen allerseits,

mit dem Gerede im Bekanntenkreis hast Du schon das größte Manko angesprochen, das französische Autos und im Speziellen Citroen betrifft. Alles andere sind dagegen Peanuts!

Ist ein psychologisches Problem. Jeder, der sich in seinen Augen selbst nur etwas Zweit- oder Drittklassiges leisten kann, ist aus Gründen der "Selbstachtung" daran interessiert jemanden/etwas zu finden, der bzw. das vermeintlich noch schlechter ist. Ich nenne es das "Gefreiten-Syndrom": die größten Aversionen entwickeln sich zwischen Unten und Ganz-Unten; deshalb schauen auch gerade VW-Fahrer gerne abfällig auf einen Citroen - jedenfalls häufiger als etwa Benz- oder Porsche-Eigner. Der Seiko-Träger wettert am lautesten gegen billige chinesische Uhren - nicht derjenige mit einer A. Lange oder einer Omega am Arm, und ebenso ziehen nicht Akademiker mit Weltverbesserer-Pathos durch die Gegend und bezeichnen alle anderen als dämlich, sondern vor allem Gymnasiasten, Studenten und sonstige Barden (lässt sich beliebig weiterspinnen). Psycho-Akt, zweiter Vorhang: was man selbst besitzt, kann bzw. darf nicht schlecht sein. Das gilt im Besonderen für so schwergewichtige Investionen, wie etwa Automobile. Bei denen dauert die Entscheidungsfindung im Regelfall besonders lange. Entsprechend ist es für viele Auto-Eigner nicht vorstellbar, ihre eigene Marke objektiv mit ihren Stärken, vor allem aber auch mit ihren Schwächen zu bewerten. Das käme ja einem Eingständnis zu mangelnder Urteilsfähigkeit gleich. Und da es kaum mehr signifikante Alleinstellungsmerkmale zwischen den einzelnen Herstellern gibt - weder in Fragen der Ausstattung, noch die Langzeitqualitäten betreffend - definieren viele die Stärke ihres eigenen Untersatzes über die vermeintlichen Schwächen der anderen. Vor allem deshalb können sich auch die absurdesten Theorien über verschiedeste Marken so lange halten, ganz unabhängig davon, was die derzeitige Realität dazu sagt.

Keine Frage, viele heutige Legenden hatten einst ihren realen Ursprung. Aber mal Hand auf's Herz, wie seriös ist die Behauptung, die citroenige Hydropneumatik sei defektanfällig? Die Probleme, die zu dieser Volksweisheit führten, sind seit etwa 40 Jahren aus der Welt geschafft. Das belegen die kaum hörbaren negativen Stimmen von Besitzern, die regelmäßigen Presseberichte (jedenfalls, so lange es um harte Fakten geht, etwa Gebrauchtwagenbewertungen oder TÜV-Statistiken betreffend) und auch die großzügigen Garantien von Citroen. Warum sich das Märchen neben anderen dennoch so lange hält? Siehe letzter Absatz! Für viele andere Weisheiten gilt das ähnlich.

Aus meiner Sicht grenzt es in der heutigen Zeit, die ja von Globalisierung und Vernetzung geprägt ist, geradezu an völkischen Stumpfsinn, bestimmten Nationen das Bauen von wertigen Automobilen pauschal abzusprchen. Dazu trägt auch die hiesige Presse bei, die dermaßen in ihren albernen Terminologien gefangen ist (die lächerliche "Verarbeitungsqualität" wurde von denen hoffähig gemacht), dass so gut wie kein Artikel über einen Peugeot, Renault oder Citroen ohne das pauschalisierende und häufig stigmatisierende "die Franzosen" auskommt (meist bereits im ersten oder zweiten Absatz). Es gibt aber keinen vernünftigen Grund dafür anzunehmen, "der Franzose als solcher" (oder ein Ingenieur eine beliebigen anderen Nationalität) sei per se weniger befähigt. Zumal, Autos sind keine High-Tech Produkte - auch wenn ihre Komplexität Manne Kasuppkes Vorstellungsvermögen übersteigt! Das bedeutet: mit jeder neuen Modellgeneration werden die Karten de facto neu gemischt. Warum sich diverse Vorurteile dennoch über Jahrzehnte so hartnäckig halten, möglichst noch pauschal bestimmte Nationen betreffend? Siehe wieder Absatz Zwei ;). Dass auf anderen Märkten teils andere Ansprüche an ein Fahrzeug gestellt werden oder sich die Preisgefüge unterscheiden, generiert zwar in der Praxis tatsächlich auch hier und da Fahrzeuge mit anders gewichtetn Eigenschaften. Aber dieser Aspekt ist im Falle der "Franzosen" in Bezug auf den deutschen oder europäischen Markt eher zu vernachlässigen.

Ich persönlich vertraue sogar einem Anbieter mit ramponiertem Image häufig mehr, als einem mit gutem Leumund. Warum? Beide wollen wirtschaftlich vernünftig agieren. Für den Erstgenannten gilt: strengt er sich in Zukunft nicht besonders an, ist er bald ganz weg vom Fenster. Der Etablierte hingegen profitiert von seinem positiven Image und fährt zumindest kurzfristig am ökonomischsten, wenn er nur die Klischees verkauft (am besten mit Lametta zu 3,50 garniert, das die Hochwertigkeit nach aussen erkennbar macht), statt auch noch einen reellen Gegenwert auf technischer Seite zu bieten. So erklären sich u. a. die Katastrophen bei Volkswagen und Opel in den Neunzigern, so ergibt der rasante Aufstieg von Audi einen Sinn (der trotz inzwischen vielfältiger Probleme - siehe 8K-Unterforum - weiterhin anhält) und so versteht man auch das relativ gute Abscheiden halbwegs aktueller Fahrzeuge von Citroen, die jedenfalls weit besser als ihr Ruf sind.

Ich bin in den letzten zwanzig Jahren allerhand verschiedenste Marken und Modelle gefahren (etwa 15 allein in meinem Besitz, ansonsten diverse Firmen- oder Leihwagen) und habe auch allerhand über die Probleme anderer Leute mit deren Autos erfahren. Ich bin bei jedem Neukauf grundsätzlich jeder Marke gegenüber aufgeschlossen. Derzeit pegelt es sich aber offenbar bei PSA ein. Zusammen bin ich etwa 200.000 km mit XM (2.0), Xantia Break (2.0 Turbo-Schluckspecht), 307 SW (2.0 Aut.) und C4 (1.6 Aut.) gefahren. Ich habe u. a. auch schon einen A6, zwei Passat, zwei 3er BMWs (Jugendsünden) und zwei Chevys besessen. Mazda und Honda waren ebenso dabei. Dazu habe ich tausende Kilometer im W124er und in der letzten C-Klasse zurückgelegt (und würde einen Benz dank privater Kontakte auch sehr günstig bekommen). Bis auf die beiden Amis (waren allerdings auch schon bei Erwerb uralt) einen der beiden 3er und einen Mazda waren alle Fahrzeuge nahezu problemfrei. Die Probleme bei den "Franzosen" beschränkten sich auf einen defekten Anlasser beim XM und auf ein, bei der CD-Wiedergabe etwas störrisches, Radio im C4. Und da mich das Gesamtpaket überzeugt hat, habe ich mir vor ein paar Tagen einen neuen C5 bestellt. Sicher, es gibt je nach Aspekt spannendere Autos. Aber die Ausgewogenheit von Ausstattung, Komfort und Preiswürdigkeit hat mich überzeugt. In Teilaspekten gibt es sicher attraktivere Alternativen, vor allem die möglichen Topmotorisierungen, einige (wenige) Upgrade-Optionen, die elaborierte "Sportlichkeit" und das "Image" betreffend.

Ich denke, für einen selbständig denkenden und handelnden Menschen stellt Citroen derzeit gute Angebote bereit, die sich technisch kaum vor dem Wettbewerb verstecken brauchen. Wer aber in Branchen tätig ist, in denen auf banale Weise repräsentiert werden muss, wer seinen Nachbarn beeindrucken will, wer an der Ampel gerne den Helden gibt oder wer über ein soziales Umfeld mit hoher Schwätzerdichte verfügt, der ist bei anderen Marken sicher besser aufgehoben. Ich habe mir im Laufe der Jahre recht gut funktionierende Standardtexte zurecht gelegt, die immer dann zum Einsatz kommen, wenn mal wieder jemand seine "fundierten" Kenntnisse einbringen möchte, die der Schwager einer Tante in den Sechzigern gemacht haben will. Meist guckt im Anschluss jemand beleidigt. Klar, es gibt immer mal Ausreißer - bei jeder Marke. Aber genau so wenig, wie ein defekter TDI-Motor an einem aktuellen A4 in den Augen der Eigner dessen "Premium"-Anspruch in Frage stellt, ist ein streikender Fensterheber in einem Citroen ein Beleg für die Unfähigkeit des Franzosen als solchem!

 

Noch ein letztes Wort zum "Image", dann bin ich mit meiner Ansprache auch schon fertig ;) : so ein Image besitzt allenfalls das Fahrzeug dank bestimmter Eigenschaften (heutzutage ist's vorrangig der Preis). Es überträgt sich aber nicht automatisch auf dessen Fahrer! Im Gegenteil: welchen Eindruck soll denn der Erwerb eines eindrucksvollen Untersatzes hinterlassen? Beschleunigungs- und Vmax-Werte vergleichen oder im Umfeld eruieren, was am dollsten sei, kann jeder Depp. Wenn's danach ginge, würde die "Premium"-Dichte in Nord-Neukölln von einem blühenden Stadtteil künden. Und eine Frage des Portemonnaies ist es auch kaum. Wer sich einen mittleren Citroen leisten kann, für den ist genau so gut ein deutsches "Premium"-Produkt drin. Das ergibt sich schon aus deren Leasing-Schnäppchen (die aussterbende Spezies der Barzahler greift zur Not auf Reimporte oder Jahreswagen zurück).

 

Gruß

André

am 26. Oktober 2008 um 11:32

Die gewonnene Stunde hast du gut genutzt.

Holla, da hat aber einer tief in die Psychologiekiste gegriffen. ;) Stimme aber voll und ganz zu, wobei ich keinem Hersteller unterstellen würde, mehr oder weniger absichtlich schlechte Autos zu bauen, weil man's ja nicht nötig hätte. Im Endeffekt greifen beim Automobilbau so viele Faktoren ineinander (Materialqualität, Prozessqualität in der Fertigung, Zustand der benutzten Werkzeuge, Tagesform der Arbeiter am Band...), dass man pauschale Aussagen einfach nicht mehr treffen kann. Natürlich sehnen sich die Leute nach Leitlinien, wonach sie die Qualität eines Autos vorab einschätzen können. Da helfen natürlich so markige Sprüche à la "Fehler In Allen Teilen" schneller, als eine fundierte Tiefenanalyse aller o.g. Faktoren bei dem angepeilten Modell.

Kurzum: Nachdem ich zuvor ausschließlich Mercedes und danach einige Japaner gefahren bin, freue ich mich nun jeden Tag über das tolle Design meines Citroen C4, der im Übrigen noch Null Komma Null Zicken gleich welcher Art fabriziert hat und läuft wie das sprichwörtliche Uhrwerk. Von den 200.000 km bin ich zwar noch weit entfernt, aber ich denke, dass man mit dem richtigen Umgang nahezu jedes aktuelle Fahrzeug so lang fahren kann. Die einen altern sicher schneller als die anderen, aber prinzipiell ist das schon auch mit dem C5 drin.

Unser örtlicher Caritas-Verband hat vor etlichen Jahren seinen kompletten Fuhrpark auf Citroen umgestellt und die sind bis heute dabei geblieben. Ich denke, dass neben dem guten Preis auch die Qualität da eine Rolle spielt, denn die können sich lange Ausfallzeiten auch nicht leisten (Stichwort "Essen auf Rädern").

Eins noch: Mich persönlich hat noch keiner schief angeguckt wegen meines Citroens. Wenn man den Ausführungen von atacamat Glauben schenken kann, sollte man die Leute in eine gewisse Schublade stecken, die meinen, einem den Citroen ausreden zu müssen.;)

Beste Grüße,

am 28. Oktober 2008 um 1:04

Morgen Skorrje,

ob man meinen Ausführungen Glauben schenken kann, muss natürlich jeder für sich selbst entscheiden. Ich habe das ja nicht aus einem "göttlichen Handbuch für Psychoanalytiker" abgeschrieben ;). Das sind lediglich meine Erklärungsversuche für den grassierenden Stumpfsinn. Ich nehme mich ja auch selbst nicht von diesen Mechanismen aus. Mit meinem letzten Beitrag schlage ich ja auch in die eine oder andere Kerbe, die Verteidigung der momentan eigenen Marke betreffend (ich hoffe jedoch, dass es zumindest ein wenig mehr faktenorientiert war als etwa die Pöbeleien, die ich hier vorhin erst von einem Golf II -Halter im Dacia-Forum gelesen habe). Klar, es gibt Thesen, die erklären alles und nichts, weshalb ja auch die (Astro-)Physiker nach Jahrzehnten wieder etwas von der String-Theorie abgerückt sind. ;)

 

Zu den schiefen Blicken: selbstverständlich begegnet mir auch nicht täglich jemand, der seine Expertisen ungefragt zum Besten gibt. Aber es kommt leider öfter vor, als noch angenehm ist. Häufig erfährt man die reale Haltung seiner Mitmenschen auch nur "zwischen den Zeilen" bzw., wenn verschiedenste Äußerungen über einen längeren Zeitraum zusammen kommen. Aber Sprüche, wie etwa: "Na, gucken wir mal, wie oft wer von uns in den nächsten drei Jahren in der Werkstatt verbringt" (zwei Mitarbeiterinnen, die sich zeitgleich mit meinem letzten Citroen einen Alfa 159 bzw. einen Skoda Oktavia zugelegt haben; bis jetzt liege ich eindeutig hinten, also vorn ;)) oder "Was hab' ich gehört? Du hast dir einen Renault gekauft? - Achso, einen Citroen (vorne zieht's und hi.....; hoho) - auch egal, ist doch der selbe Mist. So'was macht man doch nicht!!!" (ein Golf III -Fahrer, den ich bis dahin nur vom Guten-Tag-Sagen kannte) kommen in der Art mindestens einmal im Quartal vor. Und ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie sich eine ganze Silvester-Gesellschaft amüsiert hat, als zur Sprache kam, dass mein damals neuer Xantia einen Turbo besäße (war noch in der Prä-TDI-Ära, als "Turbo" vor allem als HighEnd-Attribut aus dem Autoquartett bekannt war). Liegt sicher auch daran, dass ich berufsbedingt regelmäßig mit neuen Teams zu tun habe und das dann meist über einen Zeitraum und in einer Intensität, wo es dann beinahe zwangsweise auch irgendwann ins Informelle rutscht. Ich bin ja schon froh, dass man wenigstens in meinem engeren Familien- und Freundeskreis nicht an meiner Urteilsfähigkeit zweifelt. Aber da kennen auch alle grob meine Fahrzeughistorie, meine Ansprüche und meine finanziellen Verhältnisse. Mich pauschal in die Schublade der anspruchslosen und verarmten bzw. geizigen Idealisten zu stecken, fällt dort ungleich schwerer :).

Die Forensuche zum C5 lieferte hier auch das eine oder andere spaßige Ergebnis. Besonders große Empörung ob des Ansinnes, eine "Franzosenschaukel" mit einem "Premiumprodukt" vergleichen zu wollen, fand vor allem bei den Herren der Ringe und den Haltern schwedischer Nobel-Fords statt. Da sind viele in ihrer Welt gefangen. Aber wie Du schon anmerktest, Skorrje, ist das auch eine Frage der Orientierung. Der Mensch ist ja von Natur aus nicht dazu fähig, autark und objektiv zu bewerten. Je nach Sozialisation und aktuellem Umfeld finden sich zwar verschiedenste Optionspakete im individuellen Wertekanon, letztlich dienen die aber nur als Orientierungshilfe innerhalb des permanenten Wechselspiels aus These und Antithese ("Mode") und sind bei vermeintlichen "Individualisten" allenfalls nochmal amplitudenmoduliert oder phasenversetzt (am besten kann man "anders" sein, wenn man die anderen zuvor intensiv studiert hat).

Apropos Nobelford: Vor meiner letzten Unterschrift bei Citroen hatte ich u. a. dem nächstgelegenen Volvo-Händler einen Besuch abgestattet. Mein Erstaunen ob der sehr ungünstigen Konditionen (Citroen, Volkswagen und auch MB gab's bei vergleichbaren Konfigurationen für gut die Hälfte!) wurde mit der Phrase begegnet, im Gegensatz zu Citroen würde man hier ein hervorragendes Produkt erhalten, das seinen Preis auch wert sei (die sonstigen Angebote hatte ich dann nicht weiter erwähnt). Auch bei Mazda wurde mir ganz übel. Der Bilderbuch-Verkäufer: "Und, was fahren sie jetzt gerade?". Ich: "Citroen". BV: "Und, darf ich fragen? [schmieriges Grinsen] Nich so zufrieden, was?!". Wie es der Zufall so will: letztens lief mir unser Hausmeister über den Weg, der mir beiläufig seine Probleme mit einem Mazda 3 berichtete. Dreiviertel Jahr alt, 8000 km gelaufen. Schon vier sicherheitsrelevante Defekte. Zum Glück wurde alles per Garantie geregelt.

Ich kann zwar mit der Überheblichkeit mancher Zeitgenossen leben. Und meine Autos kaufe ich in erster Linie für mich - andernfalls hätte ich mir schon aus Gründen der Bequemlichkeit längst ein prestigeträchtiges "Premiumfabrikat" unter den Nagel gerissen (wobei das mit dem "Prestige" so seine Tücken hat; bei meinem wichtigsten Auftraggeber z. B. fährt vor allem das Lagerpersonal "Premium", vermutlich haben die Entscheidungsträger eher weniger Kompensationsbedarf). Trotzdem nerven mich die Fantastereien phasenweise sehr. Aber vielleicht hat der tradierte Wertekonsens in den Köpfen vieler Autofahrer auch etwas Gutes. So lange die Debilen ihr Selbstwertgefühl mit einer grimmigen Kühlermaske vor Premium-Blech auf Touren halten, bleiben uns schlimmere Auswüchse erspart. Es gab ja in der Vergangenheit auch schon unappetitlichere Methoden der Selbstfindung.

am 28. Oktober 2008 um 5:02

@atacamat

mit vergnügen habe ich deine postings gelesen. jetzt weiss ich was vorher nur eine vermutung war: ich sitze im richtigen auto!

obwohl mein entscheid zuallererst mal pragmatischer natur war-ich brauchte adäquaten ersatz für meinen katastrophenomega. der besuch eines versicherungsvertreters war der "erstkontakt" mit diesem fahrzeug- gross, komfortabel, kräftiger motor, funktionierende umwelttechnik. nach einigen recherchen im netz hat sich mein entschluss, auf einen c5II umzusatteln, gefestigt. mein fazit lautet:

Non, je ne regrette rien!

am 28. Oktober 2008 um 5:56

@atacamat

Vielleicht,schreibst du ja mal ein Buch über 'nen Citroën ? :D

Gruß Paddy.

Ich wechsele gerade von meinem Volvo V70 D5 zum Citroen C5 Tourer 205 HDI (Liefertermin Januar).

Hauptgründe waren der Motor (bei Volvo nur die alten 5 Zylinder) und der Komfort (die Hydropneumatik ist unschlagbar). Das Fahrwerk meines Volvo (Bj. 2006) poltert schon seit Lieferung, ich muss aber auch sagen, dass meine Volvos (seit 1998) absolut zuverlässig waren und praktisch nie außerplanmässig in die Werkstatt mussten. Ich habe früher einige CX als Winterautos gefahren, und auch da eigentlich wenig Probleme gehabt.

Über Kleinigkeiten kann ich hinwegsehen, aber wenn mich der C5 stehen lassen sollte (fahre viel Ausland), wird er sofort wieder verkauft.

Manchmal fragt man sich aber auch wirklich, was für eine Ausbildung (und vor allem Allgemeinbildung) die Autoverkäufer teilweise "genossen" haben. Das Schlechtmachen der Konkurrenz ist ja wohl allerunterste Schublade, da unterscheiden sich leider die Premium-Autohäuser nicht so sehr von den Premium-Fahrern. Ich habe diverse Probefahrten mit Importmarken gemacht (FIAT, Renault, Citroen, Peugeot, Bodenständige halt) und wurde immer sehr freundlich behandelt. Es kam auch nie ein blöder Spruch über mein derzeitiges Auto. Eine Probefahrtanfrage bei VW blieb hingegen komplett unbeantwortet, ebenso bei Toyota. Die haben's anscheinend nicht nötig. Gut, dass wir es auch nicht nötig haben, es gibt ja genug Alternativen (die sich meist sogar noch als das bessere Produkt herausstellen).

Doppelposting, bitte löschen, sorry!

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