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Ich überhole ein Getriebe - Projektvorstellung

VW Käfer 1302
Themenstarteram 12. Juni 2022 um 13:16

Hallo,

um Getriebe habe ich bisher einen Bogen gemacht. Im Rep-Leitfaden weitergeblättert ... Käfergetriebe sind langlebig, wenns kaputt geht, dann sucht man sich einen Ersatz etc. Austauschgetriebe gibt es so um die 2000 Euro. Viel Fachwissen und viel Erfahrung nötig etc. Ihr wisst schon.

Dann habe ich mich aber doch mal richtig eingelesen (Synchronisationsprinzip, Schiebemuffen, Verzahnungsverhältnisse, Trieblingseinstellungen etc.) und mein Interesse ist geweckt. Im Kopf kann ich jede Funktion des Getriebes mittlerweile im Schlaf herleiten :-)

Dann habe ich nach und nach das ganze Spezialwerkzeug gesammelt. Ich habe sogar VW 385 und VW 294.

Ich möchte hier das Projekt Schritt für Schritt vorstellen und hoffe meine fehlende Erfahrung mit euch ausgleichen zu können.

Bitte nicht über mich herfallen, es macht kommerziell keinen Sinn, etc. etc. und überhaupt (siehe oben). Meine Hoffnung ist aber, da eine kleine Getriebeproduktion hinzubekommen und sich im Umfeld helfen zu können bei den Projekten. Macht letztlich einfach Spaß.

Ich spezialisiere mich erst mal auf Schräglenker-Hinterachse und Schaltgetriebe ohne selbstsperrendes Differntial. Das sind dann AM (kurz), AH (lang) und AT (extra-lang = "freeway flyer").

Mein erstes Projekt ist ein AM-Getriebe und die Kosten gering zu halten.

Meine Quellen:

- VW Rep-Leitfaden 1967 bis 1974 (nach Baugruppen) und dazu die ganzen Technischen Merkblätter (hochinteressant)

- VW 1302 Ersatzteillisten, Bildkataloge

- VW Rep-Leitfaden Typ 1 1975

- You-tube Videos hauptsächlich aus USA (EZGZ Transmission Tips and Tricks)

- Flat4 Webseite, Blogs etc.

Viele Grüße und viel Spaß beim lesen und Danke im Voraus für jegliche Hilfe

Tobias

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71 Antworten
Themenstarteram 12. Juni 2022 um 13:24

Das VW Sonderwerkzeug

Aus dem Rep-Leitfaden habe ich mir ALLE gezeigten und erwähnten VW Sonderwerkzeuge gelistet und entweder im Original oder als Alternative besorgt. Habe gut 1 Jahr gesammelt und mir fehlt nicht mehr viel.

Dazu habe ich eine 12t-Presse bestellt.

Weiterhin natürlich HAZET Standard-Sachen und Drehmomentschlüssel.

Als besondere Highlights möchte ich erwähnen:

- VW 294 zur Einstellung der Schaltgabel. Hier fehlen mir noch ein paar Kleinteile, aber das bekomme ich evtl hin.

- VW 385 zur Einstellung des Triebslings, Einbaulage etc. Irre teuer, echt geil.

Für das ganze Geld könnte ich 2 Getriebe überholen lassen :-) Ist es mir aber wert.

Quelle:

- VW Sonderwerkzeugkatalog

- Tool-Listing auf "The Samba"

Hier Bilder der Sonderwerkzeugsammlung:

https://img.motor-talk.de/J34F_9Mh_wjtRBz1.10.jpg

https://img.motor-talk.de/J34Gqmf8YnGWnkj_.10.jpg

https://img.motor-talk.de/J34GXLv1fYoW5-Jk.10.jpg

Sammlung 1
VW 385
Sammlung 2
Themenstarteram 12. Juni 2022 um 13:38

Das Getriebe

Ich habe mir zum Start ein AM-Getriebe besorgt, nach Aggregatenummer müsste dieses (wenn noch Serie) dem "Bauzustand 5" gemäß TM H 98 entsprechen (siehe Anhang).

Ich habe den Original-Montagebock Matra VW 307a in einen Billig-Ständer gesteckt (gleiche Aufnahme). Der VW 307 a ist echt genial, man hat an den genau richtigen Stellen die Arretierungen und kann die Antriebswelle nach hinten durchstecken (mehr dazu später).

Das Getriebe wurde nur grob gereinigt. Ich denke wenn das Gehäuse leer ist werde ich es glasperlenstraheln lassen. (die Kabine habe ich nicht :-))

Daten:

Bauzustand Bauzustand 5

Fertigungszeitraum 01.09.1971 09.02.1972

Achsentyp Schräglenkerachse

Achsantrieb 4,375 (8:35)

Differential Normal

Vord. Getriebelager 3-Bolzen-Ausführung

Ausrücklager Geführtes Ausrücklager

Alter... Du gibst es Dir aber ganz hart... Krass.

Das eine oder andere Spezialwerkzeug kann man dabei auch improvisieren.

Nicht falsch verstehen, ich finde das genial, aber das kann nicht billig gewesen sein, oder? Da muss ja jetzt fast ein Business draus werden.

Ich habe das bisher immer etwas kleiner gehalten und hab sogar erst beim letzten Getriebe im Herbst eine eigene Presse gekauft.

Themenstarteram 12. Juni 2022 um 13:46

Überholung - Schritt 1

Gestern dann mal grob inspiziert und mir die EZGZ-Tipps beherzigt was man von außen erkennen kann.

Leider kenne ich die Historie des AMs nicht. Vermutlich Import aus USA oder Italien.

Ergebnis in der Tabelle. Zu meiner Freude läßt sich alles schön schalten (VW 294a-Hebel :-) und die Wellen drehen sich. Das Reibmoment konnte ich mangels Aufnahme nicht messen, aber fühlte sich jetzt nicht so schlimm an. Man muss aber schon etwas kräftiger drehen (beide Differntialflansche gleichzeitig).

Alles vollständig mit geführtem Ausrücklager etc. Die äußeren Muttern des Differentialsdeckel (VW: Ausgleichsgetriebe) sind etwas angegammelt. Habe mich etwas an der Reinigung des gesamten Getriebes mit Drahtbürste etc versucht. Man kann so erst mal damit arbeiten.

Der Ölstand war voll! Ich habe dann Öl abgelassen Es sind keine metallischen Späne zu finden, an dem Magnet der Ablaßschraube. Etwas Ölschlamm ist da aber gewesen, so Fingerkuppendick.

https://img.motor-talk.de/J34LyaMmhTkaYpEa.10.jpg

Äußerer Eindruck

Sehr spannendes Projekt. Danke, dass Du Deine Erfahrungen mit uns teilst.

Ich bin gespannt auf die Fortsetzung!??

Themenstarteram 12. Juni 2022 um 14:46

Generelle Konzepte einer Überholung

Die Verfügbarkeit von Ersatzteilen läßt leider sehr zu wünschen übrig.

Die Lager sind im Wesentlichen Standardgrößen, die kann man noch ganz gut kaufen.

Synchronringe sind auch easy zu bekommen.

Die gängigen Teilehändler haben eigentlich nur die Peripherieteile.

Zahnradpaare sind da schon schwieriger, etwas NOS am Markt aber natürlich sehr teuer. Bei Rancho USA sind auch Zahnräder aus eigener Herstellung zu finden. Das geht dann aber schnell in die Richtung "verstärkte Getriebe" und ist recht teuer.

Realistisches Konzept ist also die tiefgreifende Untersuchung eines Getriebes, Messung der Toleranzen und Wertung der Zahnradgüte, etc.. Ggfs. dann einzelnen Sachen ersetzen.

Die ganzen Innereien sind natürlich auch schon 50 Jahre zusammen eingelaufen. Ich denke mit Ansätzen wir "alle Lager neu" macht man sich da keinen Gefallen. Nur Punktuell wo nötig.

Als Ersatzteile außer den oben genannten sind auch gute gebrauchte Teile zu nehmen.

Da einige Gehäuse ja auch Schrott sind, ist meine Erwartung also mit den nächsten Projekten mir aus Schrottgehäusen eigene Ersatzteile zu generieren.

Da Käfer-Getriebe langlebig sind, es viele davon gibt nimmt man den jeweiligen Bestzustand den man noch bekommen kann.

Schwierig ist da nur die erhebliche Weiterentwicklung im 3-Monatstakt bei VW (Siehe oben das TM) es gibt so viele Ausbaustufen. Viele neuere Teile bedürfen dann den Ersatz auf den jeweiligen Ausbauzustand. Dann kommt schnell was zusammen.

 

Also: Hoffnung ist, dass alles innerhalb der Spezifikationen ist, alles wird nachgemessen, neu eingestellt, neu abgedichtet etc. Lager ggfs. ersetzt und innerhalb des Bauzustandes ggfs. Zahnräder oder Teile ersetzt. Dazu dann ein kleines "Optikpaket" beim Gehäuse.

Wenn es war größeres wird, wird das Getriebe als Ersatzteilspender geschlachtet.

Sehr interessant in dem Zusammenhang sind die Automatik-Getriebe. Die gibt es günstiger am Markt und die haben zwar keinen ersten Gang aber interessante Übersetzungen 4. gang und Tellerrad.

Mein Anspruch ist aber: Edle und gepflegte Serie. Ich möchte jetzt keine Experimente mit Zahnradpaarungen machen oder etwas für Tuning härten (noch nicht :-) )

Themenstarteram 12. Juni 2022 um 15:48

Theorie zur Funktion des Getriebes

Bei mir ist der Groschen zu drei wichtigen Themen durch YouTube-Vidoes gefallen. Bewegte Bilder sind da echt von Verteil.

Funktion des Getriebes allgemein:

https://www.youtube.com/watch?v=0bq-WcRK1Bk

Danach versteht man den Rep-Leitfaden deutlich besser

Synchronisierung:

https://www.youtube.com/watch?v=I4AaJ_FpzEE

Dann ein wenig noch recherchieren, wann schwer zu schalten ist (Snchronringe verschlissen etc.)

Differential/Ausgleichsgetriebe:

https://www.youtube.com/watch?v=yYAw79386WI

Dann die ganze EZGZ-Serie:

https://www.youtube.com/watch?...

Zur Getriebeübersetzungen und Tellerad und Triebling poste ich etwas noch getrennt.

Hola.

Grossen Respekt zu dem was du da in Angriff genommen hast.

Habe da einen Anstoss was die Reinigung des Getriebe-Gehäuses an betriff.

Diese Art von Strahlen ausschliesslich mit Kunststoffgranulat ist besonders gut geeignet bei heiklen Teilen. Die Oberflächen werden nicht verändert. Das heiss die Oberflächen sind abschliessend wie original.

Anbei ein Paar Bilder. Bei den Achsträgern sieht man, dass nicht mal die Gummimanschetten beschädigt sind. Auch beim Getriebe sieht man vorher und nachher den Unterschied.

Schau dich mal auf der HP von Heinz Suchy um: http://www.st-tec.com/

Gruss aus der Schweiz, Peter

Topolino Motor
Achsträger 1
Achsträger 2
+2
Themenstarteram 12. Juni 2022 um 17:16

Danke für den Zuspruch bisher! Danke für die Fotos als Beispiele. Das sieht wirklich gut aus. Die Vorgehensweise für das "Optikpaket" steht dann ja schon mal. Habe noch den Tipp gelesen, nach dem Glasperlenstrahlen zu wachsen. Da ist es aber noch ein wenig hin.

Themenstarteram 12. Juni 2022 um 17:45

Ausgleichsgetriebe herausgenommen

So, heute ging es dann an die ersten echte Schritte. Es kam auch testweise einiges an Sonderwerkzeug zum Einsatz.

Rep-Leitfaden 1975, Abschnitt 34, Seite 88 ff

Die Arbeiten:

Abb 1: Getriebe in Montageblock spannen (gestern schon gemacht), Matra VW 307a, geiles Teil. Anders geht auch, geht auch ganz ohne Halterung auf dem Tisch wenn man will.

ohne Abbildung: Sicherungsring herausnehmen. Das ist etwas schwieriger. Mein bereitgelegtes VW 161a greift da nicht. Eindrücken mit VW 201 gem. Abb 13 bringt zwar etwas mehr Bewegungsmöglichkeit. Ist aber auch fummelig weil man dann kaum noch dran kommt. Aber letztlich habe ich mit 2 konventionellen Schraubenziehern "über Kreuz" das gut abhebeln können. Kein Sonderwerkzeug nötig.

Abb 2: Verschlusskappe heraushebeln, konventioneller Schraubendreher

Die Kappen waren extrem hart und spröde, sind richtig eingerissen. Das deutet auf USA Westküste hin. Alles an Gummidichtung nach 50 Jahren völlig am Ende.

Abb 3: Gelenkflansch abziehen. Also das bereitgelegt VW 391 braucht es da nicht. Der Gelenkflansch läßt sich per Hand abziehen. Habe ich auch in allen möglichen Videos so gesehen. VW 391 evtl. wenn es richtig fest hängt. Kein Sonderwerkzeug nötig, evtl etwas Eigenbau oder einen einfachen Abzieher nehmen.

Abb 5: Dichtring rausnehmen, geht natürlich ohne Presse und Spezialwerkzeug. Vor allem, wenn man danach eh neue einsetzen will. Testweise habe ich mit VW 194 den schonend mal wieder reingezogen. VW 194 lohnt sich schon, ich habe da eine Schraube mit Flügelmutter angebracht, da kann man dann ganz schonend einziehen. VW 681 zieht den natürlich echt stilvoll raus ;-)

Abb 4: Deckel abnehmen. Ich habe keinen so großen Abzieher und auch keinen Gleithammer, wobei man da ja auch die richtige Halterung braucht. Ein Holzstück vor die Nasen am Getriebedeckel und schonend abwechselnd beidseitig hochgeklopft. Geht gut und man hat auch nicht das Gefühl da etwas zu malträtieren.

Wichtig ist erst Sicherungsring am Deckel links und Dichtring und dann erst den Deckel rechts. Dann kann man das Ausgleichsgetriebe gut rausnehmen.

Dann kann man schon das Ausgleichsgetriebe herausnehmen. Etwas gesäubert und siehe da: Triebling und Tellerrad sehen richtig richtig gut aus (siehe Bilder). Lagerringe und Lager des Ausgleichsgetriebes sehen auch gut aus. Ein Lager läßt sich etwas schwerer drehen. Dazu mache ich mal ein Video zur Bewertung.

Dann habe ich noch die Antriebswelle gelöst mit handelsüblicher Sprengringzange.

34-88 ff - Abbildung 1
34-88 ff - Abbildung 2
34-88 ff - Abbildung 3
+6
Themenstarteram 12. Juni 2022 um 18:00

Zustand Tellerrad und Triebling

Also, ich finde die sehen echt gut aus. Nichts eingelaufen, schöne Oberflächen. Offizielle Original-VW-Markierung mit den Paarungsdaten. Sehr schön! Das ist ja recht ermutigend.

(ich mache noch mal schöne Bilder, evtl auch ein Video.)

https://img.motor-talk.de/J35GOY7NAuRMg_ew.10.jpg

https://img.motor-talk.de/J35GSFaFC6ISKnLk.10.jpg

https://img.motor-talk.de/J35GWh6xN881A1uN.10.jpg

https://img.motor-talk.de/J35GasJqgfdf9m1Y.10.jpg

 

Kleine Macken am Gehäuse

Am Gehäuse ist in Fahrtrichtung an den beiden Deckelkanten etwas Material weg. Ich denke für die Funktion/Dichtigkeit hat das keinen Einfluss. Was denkt ihr? "Projektende" schon hier oder normal?

Um Drecknester zu vermeiden könnte man das evtl mit Flüssigmetall etwas ausspachteln. Geht so was bei der Legierung?

https://img.motor-talk.de/J35G56KO04dwRira.10.jpg

 

Nächster Schritt

Als nächstes werde ich mit VW 385 die Istlage des Trieblings vermessen. Ich will den nicht rausnehmen ohne vorher zu vermessen. Da werde ich etwas Zeit für brauchen.

Hier schon mal ein Eindruck was gemacht wird:

https://www.youtube.com/watch?v=keNZ7j_bxI0

Tellerrad 1
Tellerrad 2
Triebling 1
+2
am 13. Juni 2022 um 8:00

Respekt, dies nenne ich ausfühliche Erklärungen zum Reparaturvorgang, weiter so und Danke.

Gruß Garteneisenbahner

Toller Beitrag - noch als Tipp: Mach doch vielleicht einen Blog hier bei MT daraus. Hätte den Vorteil eines Inhaltsverzeichnisses mit den einzelnen Abschnitten und würde die Kommentare von den Artikeln separieren.

Das macht es vielleicht am Ende übersichtlicher. :)

Ich kann mich nur in den Bund der Lobeshymnensänger einreihen. Super tolle Idee! Auch wenn ich naturgemäß zum Thema nichts beitragen kann, werde ich hier gerne weiter lesen. Wissen tut nicht weh und sich weiterbilden finde ich immer gut. Die Idee mit Blog fand ich übrigens auch sehr gut.

Und bei so viel Aufwand, Energie und investiertem Geld wäre es "Verschwendung", es nur bei einem "kleinen Hobbyprojekt" zu belassen. Ich denke, hier entsteht eine große Nummer mit einer Tragweite die heute vielleicht noch nicht abschätzbar ist. :)

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