Freiheit ist immer auch Schuldenfreiheit
Nachdem ich mir hier mal so einige Themen durchgelesen habe, beschleicht mich zunehmend das Gefühl, dass das Thema "Finanzkompetenz" offenbar heute kein Thema mehr ist, das in Elternhäusern oder Schulen noch vermittelt wird.
Wenn ich sehe, mit welchen vollkommen absurden Fahrzeugwünschen hier Lehrlinge unterwegs sind, die offenbar nichts auf der Naht haben, aber partout mit Autos, deren Besitz früher beruflich und finanziell privilegierten Bevölkerungsteilen vorbehalten war, einen auf dicke Hose machen wollen, fällt mir nichts mehr ein. Erst recht, wenn diese Jünglinge für die Realisierung ihrer Hirngespinste noch die finanzielle Zukunft ihrer Eltern aufs Spiel setzen, indem sie deren Unterschrift unter Bürgschaften in Anspruch nehmen.
Das mag alles eine Zeit lang gutgehen, die Erfahrung zeigt aber, dass diese Finanzierungsgebilde häufig beim geringsten Anlass wie ein Kartenhaus in sich zusammenfallen. Rauswurf aus dem Hotel Mama, unerwarteter Nachwuchs, Arbeitslosigkeit, prekäre Beschäftigungsverhältnisse, Motorschaden... Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Und was dann kommt, wird ja ohnehin lieber ausgeblendet: Kreditaufstockungen, Stundungen, Mahnungen, Inkasso, Lohnpfändungen, Fahrzeugsicherstellungen, Privatinsolvenz... Aber das sind ja alles Dinge, die immer nur die anderen betreffen, aber nie einen selbst.
In Zeiten, in denen weite Teile der TV-verblödeten Gesellschaft sich selbst nur noch über den Besitz von Konsumgütern definieren (fette Karre, Markenklamotten, Handys), gibt die junge Generation ja offenbar freiwillig ihre finanzielle Freiheit auf.
Ich habe als Kind noch gelernt, dass ich auf die Erfüllung von Wünschen, für die ich kein Geld habe, verzichten muss. Und ich bin damit bis heute gut gefahren.
Das wollte ich mal loswerden. Würde mich freuen, wenn der ein oder andere sein Verhalten mal etwas besser reflektiert, anstatt jetzt gleich zum Gegenangriff auszuholen und mich als spaßbefreiten Moralapostel hinzustellen.
Beste Antwort im Thema
Nachdem ich mir hier mal so einige Themen durchgelesen habe, beschleicht mich zunehmend das Gefühl, dass das Thema "Finanzkompetenz" offenbar heute kein Thema mehr ist, das in Elternhäusern oder Schulen noch vermittelt wird.
Wenn ich sehe, mit welchen vollkommen absurden Fahrzeugwünschen hier Lehrlinge unterwegs sind, die offenbar nichts auf der Naht haben, aber partout mit Autos, deren Besitz früher beruflich und finanziell privilegierten Bevölkerungsteilen vorbehalten war, einen auf dicke Hose machen wollen, fällt mir nichts mehr ein. Erst recht, wenn diese Jünglinge für die Realisierung ihrer Hirngespinste noch die finanzielle Zukunft ihrer Eltern aufs Spiel setzen, indem sie deren Unterschrift unter Bürgschaften in Anspruch nehmen.
Das mag alles eine Zeit lang gutgehen, die Erfahrung zeigt aber, dass diese Finanzierungsgebilde häufig beim geringsten Anlass wie ein Kartenhaus in sich zusammenfallen. Rauswurf aus dem Hotel Mama, unerwarteter Nachwuchs, Arbeitslosigkeit, prekäre Beschäftigungsverhältnisse, Motorschaden... Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Und was dann kommt, wird ja ohnehin lieber ausgeblendet: Kreditaufstockungen, Stundungen, Mahnungen, Inkasso, Lohnpfändungen, Fahrzeugsicherstellungen, Privatinsolvenz... Aber das sind ja alles Dinge, die immer nur die anderen betreffen, aber nie einen selbst.
In Zeiten, in denen weite Teile der TV-verblödeten Gesellschaft sich selbst nur noch über den Besitz von Konsumgütern definieren (fette Karre, Markenklamotten, Handys), gibt die junge Generation ja offenbar freiwillig ihre finanzielle Freiheit auf.
Ich habe als Kind noch gelernt, dass ich auf die Erfüllung von Wünschen, für die ich kein Geld habe, verzichten muss. Und ich bin damit bis heute gut gefahren.
Das wollte ich mal loswerden. Würde mich freuen, wenn der ein oder andere sein Verhalten mal etwas besser reflektiert, anstatt jetzt gleich zum Gegenangriff auszuholen und mich als spaßbefreiten Moralapostel hinzustellen.
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Alle Betriebskosten sind Umlagefähig
"Positive Definition: Um in Zweifelsfällen die Umlegungsfähigkeit einzelner Mietnebenkosten zu beurteilen, ist § 1 BetrKV heranzuziehen. Danach gelten nur solche Mietnebenkosten als Betriebskosten, die dem Eigentümer des Gebäudes durch den bestimmungsgemäßen Gebrauch fortlaufend und regelmäßig entstehen. Kosten, die nicht regelmäßig entstehen, sondern aus akutem Anlass anfallen (Reparatur der Klingelanlage) sind keine Betriebskosten und gehen zu Lasten des Vermieters.
Negative Definition: In diesem Sinne bestimmt § 1 II BetrKV ausdrücklich, dass Verwaltungskosten des Vermieters und Kosten für Instandhaltung und Instandsetzung des Gebäudes keine Betriebskosten sind. Diese Kosten darf der Vermieter nicht auf den Mieter umlegen. Auch Aufwendungen für die Anschaffung von Putzgeräten, Werkzeugen, Arbeitsmitteln, Kleinteilen oder Verschleißteilen sind keine regelmäßig anfallenden Betriebskosten."
Normalerweise bin ich auch stiller Mitleser und finde die Diskussion bis jetzt sehr informativ, um auch mal die fremde Meinung zu hören und darüber nachzudenken.
Jetzt traue ich mich auch mal, was rein zu werfen:
Jemand hatte vor paar Seite Rhein-Main-Gebiet angesprochen und das ist unglücklicherweise auch mein Gebiet. Was sich hier in der Stadt abspielt, sei es F, DA, WI, MZ, ist einfach abstrus. Die von XFCoupe genannten Zahlen sind hier für eine 1Zimmer ETW fällig, und davon gibt es nicht mal viele.
Wer es nicht glaubt, soll in eine beliebige Immo Suchmaschine als Ort Mainz eingeben und schauen, was ab 3-4 Zi 80qm aufgerufen wird. Sobald man nicht das letzte Loch nehmen will ist man bei ~ 300k aufwärts dabei.
Die Banken freuen sich auf die Investitionslust, aber nur die wenigsten machen sich die Rechnung "mit Excel", wie ein Vorposter schon sagte. Links von mir junges Päarchen um die 30 J. eingezogen, machen nicht den Eindruck, dass sie Besserverdiener sind - 270k ohne Nebenkosten hat die 70qm Bude gekostet, 17 Jahre alt.
Rechts von mir wohnt ein Mädel auch um die 30, alleine in einer 100qm Wohnung, und geht immer spät abends zur Arbeit, dafür ist sie tagsüber fast immer auf dem Balkon. Wird also mit einem Hotel- / Kneipenjob auch nicht zu den Besserbetuchten gehören. Geerbt haben kann natürlich auch sein.
Wenn man sich mit der Materie etwas beschäftigt und dann beim Kreditgespräch 1-2 Fragen stellt, die dann unüblich sind, dann ist man schnell aus dem Gespräch raus. Meine Erfahrung ist, lieber Wenigverdiener, am besten mit Hausfrau und 1-2 Kindern im Schlepptau, da kann man schön das restliche Netto im Monat über einen längeren Zeitraum ausreizen, als ein Besserverdiener, der dann bisschen Geld mitbringt und in 10 Jahren abbezahlt haben möchte. So haben es die Banken gerne.
Ich habe persönlich große Bedenken, was die Strategie mit "Absicherung fürs Alter angeht". Ich sage nicht, dass es nicht aufgehen wird, sondern, dass viele, die jetzt auf den Zug aufspringen, bereits zu spät dran sind.
Im Laufe der Jahrzehnte gibt es eine Inflation bei Luxusgütern hin zu Wegwerfprodukt. Zuerst, vor 20 Jahren habe ich es wahrgenommen mit dem Handy, jetzt sind wir beim Auto (5er BMW und A6 kriegste hinterhergeworfen) und nach nicht mal 10 Jahren wird die Welt so mobil und kurz angebunden sein, dass eine eigene Wohnung keinen Sinn mehr machen wird, zumindest in bestimmten Sozialschichten.
Vielen sehen das (noch) nicht. Es wird ja über Generationen eingetrichtert, dass die Bude eine "Investition" ist. Man kann sie aber auch als eine Art "Wohnsteuer" sehen - genau wie die Krankenversicherung, die man nicht in Anspruch nimmt, oder die GEZ, die man auch ohne TV zu zahlen hat, oder mein Kabelanschluß, der monatlich fällig ist, weil "Gemeinschaftsanlage", obwohl ich SAT habe. Man kann das i.d.R. nicht umschiffen.
Die EZB Politik und die Immobilienpreise sind eigentlich eine Umschuldung bzw. stille Enteignung. Vor 6-7 Jahren konnte ich eine ETW vielleicht mit dem damaligen Gehalt in 10-12 Jahren abbezahlen. Heute geht es los ab 25-27 aufwärts. In der Wirtschaft ist aber keine Wohnungsknappheit entstanden, die eine Preiserhöhung rechtfertigen kann. im Gegenteil - viele bauen und es wird auch nicht nur eigengebaut, sondern groß für Verkauf saniert.
Enteignung ist es auch deswegen, weil ich jetzt 2x besser verdiene als vor 6-7 Jahren und trotzdem mir keine Wohnung leisten möchte, die ich dann 25-30 Jahre mit meinen Mietausgaben abbezahlen muss.
Würde ich mit der Laufzeit auf 10-15 runterkommen wollen, dann muss ich das doppelte der Miete bezahlen. Das macht auch nicht viel Sinn. Man wird also von seiner Freiheit enteignet, da man sich länger binden muss, obwohl in der Wirtschaft kein eigentlicher Mehrwert entstanden ist, sondern nur per politischer Wille ein Geldhahn "nicht-Excel-affinen Leuten" zugänglich gemacht wurde, die aber mit deren 1800 netto mit BAT-unbefristet-Vertrag unter normalen wirtschaftlichen Umständen als nicht "kreditgeeignet" eingestuft werden würden. Aber der politische Wille war da und die entsprechende Checkliste wurde umgestrickt.
Es gibt auch viel mehr, aber vielleicht sollte ich morgen in einem anderen Post weitermachen, falls es jemanden interessiert.
... dann hättest Du das vor 6 - 7 Jahren machen sollen. Dann wärst Du in 5 Jahren schuldenfrei und hättest ein Wohnung, die gut im Wert gestiegen ist 😉
Ich hatte ja geschrieben, für denjenigen, der das vor 10/20 Jahren, ja sogar vor 5 Jahren gemacht hatte, hat es sich gerechnet, ob es sich für denjenigen rechnet, der es heute macht ist fraglich. Es ist alles auch eine Frage des richtigen Zeitpunkts.
Den letzten Immohype gab es in den 90er Jahren, diejenigen, die damals neu gekauft haben, haben noch vor 5 Jahren (2011) beim Verkauf ihren Einkaufspreis nicht bekommen. Erst jetzt können sie mit Gewinn verkaufen. Bei den Ost-Immobilien, die in den 90er Jahren zu Hauf wegen der Steuervorteile gekauft wurden, sieht man häufig heute die ehemaligen Neupreise noch nicht. Aber solange die Dinger solide vermietet sind, kann es sich dennoch rechnen.
Als ich mich 2011 von meiner Frau getrennt hatte, habe ich mich für eine 2 Wohnungs-Lösung entschieden. Eine Dienstwohnung unter der Woche, wo ich arbeite und eine Single-Zweitwohnung für die Freizeit, dort wo es mir besser gefällt. Kleine Hochschulstadt (30.000 Einwohner) mit hohem Freizeitwert in der Donauebene, geografisch sehr zentral gelegen (1 Std. mit dem Auto nach München oder Nürnberg, nicht mal 1 Std. nach Österreich).
Bezahlt habe ich im Juli 2011 für eine gut gelegene 56 qm Maisonette-Wohnung mit TG-Einzelstellplatz 75.000 € (den ehem. Eigentümern blieben nach Darlehenstilgung etwa 15 k€).
Da mittelfristig ein Zusammenzug mit meiner Lebensgefährtin im Raum steht, kommt jetzt was Größeres, das dann auch gleich altersgerecht sein soll (Lift und so). Das soll im Herbst nächsten Jahres fertig sein.
Daher habe ich mich in den letzten Monaten mit dem Marktwert der Wohnung beschäftigt. Sowas wird derzeit in einer Größenordnung zwischen 120 - 130 k€ angeboten. Natürlich will ein Käufer noch ein wenig handeln, aber 50 % Wertsteigerung auf 5 Jahre bleiben.
Aber die Neubaupreise in dieser Stadt liegen heute auch schon, je nach Lage und Qualität der Ausstattung zwischen 3.000 und 3.600 €.
Wer heute zu diesen Preisen kauft, wird sicherlich auch wieder 20 - 25 Jahre brauchen, um beim Verkauf diese Preise wieder zu sehen.
Fakt ist, wer heute finanzielle Freiräume hat, muss in irgendeiner Form vorsorgen. Aber jede Vorsorge/anlage birgt natürlich ihr individuelles Risiko, das ist nun mal so.
Man sollte sich jedoch, gerade auf einen 30-Jahre-Zeitraum die Frage stellen, ob das Risiko bei Geldwertvorsorge (über Bank- oder Versicherungsprodukte) nicht doch größer ist als das Risiko bei Sachwertvorsorge (Immos, Edelmetalle, auch Aktien, wenn man günstig in BlueChips einsteigen kann usw.). Ich denke viele hier sehen nur das Risiko der Sachwertvorsorge, ignorieren aber das Risiko der Geldwertvorsorge.
Das kann gefährlich sein, man braucht nur diejenigen zu fragen, die seinerzeit ihre Immobilie über eine Lebensversicherung finanziert haben, die haben heute eine nicht unerhebliche Finanzierungslücke, weil sich die, mit eingerechneten, Überschußbeteiligungen in Luft aufgelöst haben.
XF-Coupe
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Meine Abschätzung lautet immer: Kaltmiete x 12 Monate x 20 Jahre.
Sollte das Objekt darüber liegen, ist es schon mal kein Schnäppchen. Sollte es weit darüber liegen, dann ist es überteuert oder gehyped.
Liegt es darunter, kommt es für mich in Frage, wobei dann nur die Frage, ob es evtl. Probleme hat, wie Sanierungsstau, schlechte Lage, Flughafen, Autobahn, etc..
In deinem Beispiel bei 270k ergäbe das 1125 € pro Monat. Liegst du darunter, dann wäre die ETW in der Tat im Moment zu teuer für mich als Objekt.
Die hier genannten Preise sind ja abgehoben. Da kann ich verstehen wenn die Lust auf die eigene Immobilie stark nachlässt .
@hydrou: Genau das ist der richtige Ansatz über die Mietrendite. Wenn man finanziert, sollte man evtl. noch das Hypothekenzinsniveau dagegensetzen. Denn das hat sich ja in den letzten 10 Jahren auf etwa 1/3 reduziert.
20 Jahre, das entspricht einer 5%igen Mietrendite bzw. nach meiner Berechnung (siehe unten) einer 4% Mietrendite.
Diese ist im Neubaubereich bei Wohnimmobilien derzeit nicht realisierbar und war es auch in der Vergangenheit im Neubaubereich bei Wohnimmobilien eher selten.
Aber heute sind selbst bei Bestandsimmobilien 5% Mietrendite bei Wohnimmobilien eher die Ausnahme als die Regel. Da braucht man viel Geduld und Marktkenntnis um sowas zu erwischen.
Wobei ich beim Kaufpreis, den tatsächlichen Kaufpreis incl. Erwerbsnebenkosten rechne und bei der Rendite, die Kaltmiete abzügl. der nicht umlagefähigen Nebenkosten. Denn das sind ja die Zahlen, auf die es ankommt (was kostet mich die Wohnung bis ich im Grundbuch eingetragen bin und was bleibt mir als Vermieter von der Kaltmiete tatsächlich) und da ist bei der jährlichen Rendite schon fast 1% weg.
Grundsätzlich kann man sagen, dass die Tatsache, dass die Kaufpreise schneller steigen als die Mieten, darauf hindeutet, dass es bei den Kaufpreisen derzeit eine Übertreibung gibt. Diese ist aber auch der Tatsache geschuldet, dass durch das niedrige Zinsniveau heute viele kaufen, die das früher nicht gemacht hätten.
XF-Coupe
Zitat:
@XF-Coupe schrieb am 23. Juni 2016 um 06:16:54 Uhr:
... dann hättest Du das vor 6 - 7 Jahren machen sollen. Dann wärst Du in 5 Jahren schuldenfrei und hättest ein Wohnung, die gut im Wert gestiegen ist 😉
Das passte mir aber in den anderen Lebensumständen wie neuer Job, Umzug, Frau ohne Arbeit, Kleinkind nicht so ganz. Abgesehen davon hat auch mein damaliger Chef händeringend darauf gewartet, dass ich so etwas mache, um mich dann auf Gleis 33 dauerhaft abzustellen.
Es wurde das Beispiel mit den 20 Jahren vorgebracht. Also vor 6-7 Jahren (so um 2008) hätte diese Rechnung bei vielen Stirnrunzeln verursacht. Man neigt dazu, mit 25-33 % Abschlag vom bankenüblichen Ansatz zu rechnen:
Um 2008 war es üblich, dass die Banken 15 Jahre Laufzeit vorrechnen (über die Rechnung Kaltmiete x 12 x Jahre). Schon war man in einem Geschäft mit nur 10 Jahre Laufzeit "ganz gut dabei".
Heute rechnen die mit 25-30 Jahren - man ist froh, wenn die Rechnung dann nach 20 Jahren auf 0 rauskommt (man glaubt es zumindest, dass es so rauskommen wird).
Die Zeiten ändern sich und es ändert sich einiges still, im Hintergrund, ohne dass man es aktiv beeinflussen kann:
Zitat:
Das kann gefährlich sein, man braucht nur diejenigen zu fragen, die seinerzeit ihre Immobilie über eine Lebensversicherung finanziert haben, die haben heute eine nicht unerhebliche Finanzierungslücke, weil sich die, mit eingerechneten, Überschußbeteiligungen in Luft aufgelöst haben.
Hättest Du die beim damaligen Abschluss gefragt, wäre niemand auf die Idee gekommen, dass die als fix angenommene Rahmenbedingung "wird schon was über 0 abwerfen" durch die als unvorstellbare Tatsache "Niedrigzinspolitik" kaputt gemacht werden wird.
Es sind viele Faktoren, die nicht unbedingt direkt mit dem Immobilienkauf zusammenhängen, zu bedenken. Leider haben die meisten entweder keine Zeit, keine Lust oder es fehlt denen die Vorstellungskraft, dass sich etwas an den fixen Faktoren ändern könnte.
"Übliche Laufzeiten", "Schnäppchenimmos", "was fürs Alter", "niedrige Zinsen" - das sind alles Parolen, die dieses Geschäft bestens bedienen.
Es kann aber auch schnell anders kommen. Beispiele:
In der kommunistischen Planwirtschaft musste man 7-10 Jahre auf ein Auto einzahlen und darauf warten. Heute unvorstellbar.
Mein Vater hat unsere damalige Wohnung auf 25 Jahre finanziert. Nach etwa 5 Jahren kam der Umbruch (ex-Soz-Staat), nach weiteren 5 (genau weiß ich es nicht mehr) war die Wohnung einkommen- und inflationsbedingt abbezahlt. In diesen 5 Jahren gab es aber eine Phase von gefühlten 2, wo es nur Trockenbrot ohne Butter gab. Das meine ich wirklich ohne zu übertreiben. Effektiv wurden mehr als 80% der Restsumme in 3 Jahren getilgt.
Heute fahre ich einen Phaeton, den ich mir erarbeitet habe. Es liegen grob 25 Jahre dazwischen.
Das ist eine unfassbare Spannweite, die einem schwer begreiflich gemacht werden kann, wenn man sie nicht selbst durchlaufen hat.
Das Kreditgeschäft, besonders jetzt in Niedrigzinszeiten, ist m.E.n. für einen 0815 Konsumenten mit allen Parametern und Eventualitäten schier unmöglich zu erfassen / durchdringen. Nur weil einem die 2-3 bekanntesten Parameter wie Laufzeit / mon. Rate / Zins schön vorgerechnet werden, bedeutet das nicht, dass es sich im konkreten Fall lohnt. Für diese Bewertung braucht man viel mehr Parameter, die aber der Konsument nicht hat, die Bank aber verschlossen im Hintergrund zusätzlich bewertet, sei es auch anhand von Wirtschaftsinfos, wohin die Reise demnächst geht.
Wird es einem vorgelebt, dass man ein Auto braucht? In Großstädten nicht unbedingt ein Muss, man kommt auch ohne aus. Muss man es besitzen? Nein, geht auch als Wegwerfprodukt über Leasing.
Warum muss man eine Immobilie besitzen? Weil es der Politik passt. Man braucht was "fürs Alter". Damit der Staat aus der Sorgepflicht raus ist.
Versucht mal die fixen Parameter in der Betrachtung als nicht fix zu betrachten. So wie sie sich in den Beispielen oben plötzlich als nicht mehr fix erwiesen haben.
Ja, absolut. Die Rechenweise von mir ist die überschlägige, wenn ich nach Objekten suche, um gleich auszufiltern oder vorzubewerten. Vor dem Kauf kommt dann wie schon angesprochen eine detailliertere Kalkulation, nur lohnt sich diese nicht für jedes Objekt. Und zudem bietet die überschlägige auch für Unbedarfte, die keine Lust auf Excel haben, einen groben Anhaltswert.
Ebenso ist es teilweise krank, was inzwischen für Immobilien bezahlt wird. Meine ETW habe ich 2011 für 100 k (90 k ETW und 10 k Tiefgarage) mit 50 m² gekauft und 3 Jahre später für 145 k wieder verkauft.
Sprich 3 Jahre mietfrei gewohnt und dazu noch 45 % Plus, wobei ich an einen ehemaligen Kollegen verkauft habe und nicht bis auf´s letzte alles ausreizen wollte und das Ganze in wenigen Wochen über die Bühne gehen musste, da ich das Geld als Eigenkapital für´s Eigenheim gebraucht habe.
Mit Makler und Inserat wäre evtl. noch mehr drin gewesen. Mietniveau lag damals in 2011 bei ~8 €/m², sprich 400 € Kaltmiete. Auf 20 Jahre dann 96 k als Vergleich zur Miete. Beim Verkauf in 2014 waren die Mieten nur moderat auf 9 €/m² gestiegen, also 450 € und 108 k.
Wer hat denn mal einen ETF-Sparplan (auf bspw. den S&P500 oder den MSCI World) als Alternative Investmentform gerechnet? Dort hat man über einen 30-Jahreszeitraum - auch wenn man die großen Krisen miteinbezieht - immer eine höhere Rendite als mit dem durchschnittlichem Haus.
Vorteil: Erheblicher weniger Zeitaufwand, keine Up-Front-Investitionskosten, Kein Klumpenrisiko, Volle Flexibilität, keine Bindung an Zahlungen die man leisten muss (im Fall von Sabbatical, Arbeitslosigkeit, längerer Krankheit)
Nachteil: Keine Vollfinanzierung möglich (kein "großer Hebel für den kleinen Mann"😉, Volle Flexibilität (bei willensschwachen Menschen von Nachteil)
Ist in meinen Augen für viele der bessere Weg.
@chudomir: Es gibt immer eine Zeit im Leben, da muss man ein bisschen was riskieren, wenn man nicht auf der Stelle treten will.
Bevorzugt in jungen Jahren, damit man im Alter schuldenfrei ist und eben etwas Rücklagen hat.
Gut, ich hatte das Glück, dass ich nicht bei 0 anfangen muss, dennoch habe ich in jungen Jahren auch ein wenig was riskiert - Immobilenbereich. So waren meine Schulden zu DM-Zeiten in der Spitze auch 7-stellig und das bei damals 6 - 7% Hypothekenzinsen.
Als ich dann die 40 überschritten hatte, habe ich darauf hingearbeitet, mich schuldenfrei zu machen, was ich dann so mit 46/47 erreicht hatte.
XF-Coupe
EDIT: @Sencer: Das ist sicherlich richtig. Problem die Steuerpflicht. Wenn man beim Gewinn realisieren gleich mal 25% Kapitalertragsteuer + Soli + ggf. Kirchensteuer abdrücken muss, sind schon rund 28% des Gewinns wieder weg. Aber Gleiches könnte man auch mit einen Edelmetallsparplan (am besten selbst im eigenen Tresor) realisieren. Vorteil des Edelmetallsparplans. Gewinne sind nach 1 Jahr Haltefrist steuerfrei. Und im Fall der Fälle (Pflegefall oder sonstwas) ist es für den Staat nicht mit einem Klick feststellbar, was Du besitzt, was bei einem ETF schon der Fall ist. Letztendlich liegt die Wahrheit wohl in einem vernünftigen Mixing.
Zitat:
@Sencer schrieb am 23. Juni 2016 um 10:19:56 Uhr:
Wer hat denn mal einen ETF-Sparplan (auf bspw. den S&P500 oder den MSCI World) als Alternative Investmentform gerechnet? Dort hat man über einen 30-Jahreszeitraum - auch wenn man die großen Krisen miteinbezieht - immer eine höhere Rendite als mit dem durchschnittlichem Haus.
Vorteil: Erheblicher weniger Zeitaufwand, keine Up-Front-Investitionskosten, Kein Klumpenrisiko, Volle Flexibilität, keine Bindung an Zahlungen die man leisten muss (im Fall von Sabbatical, Arbeitslosigkeit, längerer Krankheit)
Nachteil: Keine Vollfinanzierung möglich (kein "großer Hebel für den kleinen Mann"😉, Volle Flexibilität (bei willensschwachen Menschen von Nachteil)Ist in meinen Augen für viele der bessere Weg.
Ich bin ein großer Freund von Fonds-/ETF-Sparplänen und würde sie jederzeit empfehlen.
Im Vergleich zur Immobilie gibt es aber einen entscheidenden Unterschied: Man kann nur Geld investieren, dass nach abzug der Lebenshaltungskosten übrig ist.
In die Immobilie kann ich auch die eingesparten Mietzahlungen respektive Mieteinnahmen investieren.
Wenn ich grad so drüber nachdenke, wäre damit ein Immobilienkauf auf Pump bei dem die Miete in die Tilgung geht nichts anderes, als würde man sich auf Kredit einen ausschüttenden ETF zulegen und von den Ausschüttungen die Raten begleichen.
Na gut ... der Vergleich hat vielleicht ein kleines Klumpfüßchen.
@Sencer: Wäre aus meiner Perspektive durchaus eine Alternative
@XF-Coupe: Ich gönne jedem seinen Erfolg. Das "nicht bei 0 angefangen" kann ja vieles bedeuten - sei es finanzielle Unterstützung von Eltern oder vielleicht das Modell in der Familie vorgelebt bekommen. Beides ist bei mir nicht vorhanden gewesen, so dass ich mir das selbst aneignen musste (Denkweise), dann finanziell absichere, und schon ist man ein Späteinsteiger in das Thema.
Bei weitem werde ich mich aber aus diesen Umständen nicht gezwungen sehen, den Massen hinterherzulaufen, nur weil es in den Nachrichten um 20:00 jeden Tag Brainwash vom feinsten gibt.
Ein Arbeitskollege hat auch den 7stelligen Schuldenberg, aber in Euro. Es ist einzig und alleine an seinem unbefristeten Vertrag gekoppelt - bricht der weg, ist alles weg. Was ihm dann bleiben wird, ist die Erinnerung, dass er seine besten Jahre im Büro mit durchschn. 10 Std pro Tag abgesessen hat. Und dass seine letzte Gehaltserhöhung, Inflationsbereinigung mal außen vor, mehr als 8 Jahre zurückliegt.
Muss nicht so kommen, kann aber. Und da die Laufzeit großzügig bemessen ist (ist ein anderes Thema), hat er bis zu seiner Rente damit zu bangen, ob es dem Arbeitgeber immer noch gut gehen wird. Ist definitiv nicht mein Fall.
Zitat:
@chudomir schrieb am 23. Juni 2016 um 10:49:16 Uhr:
Muss nicht so kommen, kann aber. Und da die Laufzeit großzügig bemessen ist (ist ein anderes Thema), hat er bis zu seiner Rente damit zu bangen, ob es dem Arbeitgeber immer noch gut gehen wird. Ist definitiv nicht mein Fall.
Genau aus den Gründen (psyhologischer Natur) bevorzugen viele Menschen (mich eingeschlossen) die Miete. Man kann ebenfalls schön wohnen, ohne Risiko einzugehen.
Und (vielleicht klingt das etwas großspurig, ist aber nicht so gemeint): Wenn die meisten Werksrentner und aktuellen Angestellten bei Daimler in Bremen zur Miete wohnen in Bremen, dann kann ich auch von der VW-Rente bestens zur Miete leben.
Dass das im aktuellen Berufsleben funktioniert, sehe ich ja bestens.
Nun, die Arbeitnehmer von Großkonzernen haben ja den Vorteil, dass es meist neben der gesetzlichen Rente eine nicht unerhebliche Betriebsrente gibt, das sieht die Planung fürs Alter schon wieder anders aus.
Grundsätzlich ist alles immer einzelfallabhängig, pauschale Aussagen wie "Immo ist das einzig Richtige" oder "Immo ist Käse" gibt es nicht. Was für den Einen vollkommen richtig ist, kann für den Anderen vollkommen falsch sein.
Und letztendlich muss jeder seine Vorsorge für sich so gestalten, dass er persönlich sich dabei wohlfühlt. Nichtsdestotrotz kann es von Zeit zu Zeit nicht schaden, seine persönliche Sichtweise zu überprüfen.
Nur, wer sagt "es gibt keine Zinsen mehr und keine vernünftige Art der Vorsorge, da verballere ich die Kohle lieber gleich" macht meines Erachtens einen Fehler, gerade auch dann, wenn er im Alter neben der gesetzlichen Rente mit keinen weiteren Einkünften rechnen kann.
Denn letztendlich gilt es, ein vernünftiges Gleichgewicht zwischen "jetzt leben" und "vorsorgen" zu schaffen.
Nur rumknausern und sparen fürs Alter ist sicherlich genauso falsch.
XF-Coupe