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Freiheit ist immer auch Schuldenfreiheit

Themenstarteram 12. Juni 2016 um 19:20

Nachdem ich mir hier mal so einige Themen durchgelesen habe, beschleicht mich zunehmend das Gefühl, dass das Thema "Finanzkompetenz" offenbar heute kein Thema mehr ist, das in Elternhäusern oder Schulen noch vermittelt wird.

Wenn ich sehe, mit welchen vollkommen absurden Fahrzeugwünschen hier Lehrlinge unterwegs sind, die offenbar nichts auf der Naht haben, aber partout mit Autos, deren Besitz früher beruflich und finanziell privilegierten Bevölkerungsteilen vorbehalten war, einen auf dicke Hose machen wollen, fällt mir nichts mehr ein. Erst recht, wenn diese Jünglinge für die Realisierung ihrer Hirngespinste noch die finanzielle Zukunft ihrer Eltern aufs Spiel setzen, indem sie deren Unterschrift unter Bürgschaften in Anspruch nehmen.

Das mag alles eine Zeit lang gutgehen, die Erfahrung zeigt aber, dass diese Finanzierungsgebilde häufig beim geringsten Anlass wie ein Kartenhaus in sich zusammenfallen. Rauswurf aus dem Hotel Mama, unerwarteter Nachwuchs, Arbeitslosigkeit, prekäre Beschäftigungsverhältnisse, Motorschaden... Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Und was dann kommt, wird ja ohnehin lieber ausgeblendet: Kreditaufstockungen, Stundungen, Mahnungen, Inkasso, Lohnpfändungen, Fahrzeugsicherstellungen, Privatinsolvenz... Aber das sind ja alles Dinge, die immer nur die anderen betreffen, aber nie einen selbst.

In Zeiten, in denen weite Teile der TV-verblödeten Gesellschaft sich selbst nur noch über den Besitz von Konsumgütern definieren (fette Karre, Markenklamotten, Handys), gibt die junge Generation ja offenbar freiwillig ihre finanzielle Freiheit auf.

Ich habe als Kind noch gelernt, dass ich auf die Erfüllung von Wünschen, für die ich kein Geld habe, verzichten muss. Und ich bin damit bis heute gut gefahren.

Das wollte ich mal loswerden. Würde mich freuen, wenn der ein oder andere sein Verhalten mal etwas besser reflektiert, anstatt jetzt gleich zum Gegenangriff auszuholen und mich als spaßbefreiten Moralapostel hinzustellen.

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Themenstarteram 12. Juni 2016 um 19:20

Nachdem ich mir hier mal so einige Themen durchgelesen habe, beschleicht mich zunehmend das Gefühl, dass das Thema "Finanzkompetenz" offenbar heute kein Thema mehr ist, das in Elternhäusern oder Schulen noch vermittelt wird.

Wenn ich sehe, mit welchen vollkommen absurden Fahrzeugwünschen hier Lehrlinge unterwegs sind, die offenbar nichts auf der Naht haben, aber partout mit Autos, deren Besitz früher beruflich und finanziell privilegierten Bevölkerungsteilen vorbehalten war, einen auf dicke Hose machen wollen, fällt mir nichts mehr ein. Erst recht, wenn diese Jünglinge für die Realisierung ihrer Hirngespinste noch die finanzielle Zukunft ihrer Eltern aufs Spiel setzen, indem sie deren Unterschrift unter Bürgschaften in Anspruch nehmen.

Das mag alles eine Zeit lang gutgehen, die Erfahrung zeigt aber, dass diese Finanzierungsgebilde häufig beim geringsten Anlass wie ein Kartenhaus in sich zusammenfallen. Rauswurf aus dem Hotel Mama, unerwarteter Nachwuchs, Arbeitslosigkeit, prekäre Beschäftigungsverhältnisse, Motorschaden... Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Und was dann kommt, wird ja ohnehin lieber ausgeblendet: Kreditaufstockungen, Stundungen, Mahnungen, Inkasso, Lohnpfändungen, Fahrzeugsicherstellungen, Privatinsolvenz... Aber das sind ja alles Dinge, die immer nur die anderen betreffen, aber nie einen selbst.

In Zeiten, in denen weite Teile der TV-verblödeten Gesellschaft sich selbst nur noch über den Besitz von Konsumgütern definieren (fette Karre, Markenklamotten, Handys), gibt die junge Generation ja offenbar freiwillig ihre finanzielle Freiheit auf.

Ich habe als Kind noch gelernt, dass ich auf die Erfüllung von Wünschen, für die ich kein Geld habe, verzichten muss. Und ich bin damit bis heute gut gefahren.

Das wollte ich mal loswerden. Würde mich freuen, wenn der ein oder andere sein Verhalten mal etwas besser reflektiert, anstatt jetzt gleich zum Gegenangriff auszuholen und mich als spaßbefreiten Moralapostel hinzustellen.

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Hervorragender Erstbeitrag. Besser kann man es nicht auf den Punkt bringen.

am 12. Juni 2016 um 19:33

Da schließe ich mich nicht ganz an.

Mir gefällt der Punkt nicht, dass es das "früher nicht gab".

Klar gab es das auch, aber es gab es wenig, genauso wie heute. Das Forum hier heißt eben Finanzierungsforum und da fragt niemand, "wie zahle ich bar mein Auto?"

Sprich man bekommt hier schnell den Eindruck, dass es weit verbreitet ist, aber das ist so aus meiner Sicht nicht der Fall.

Schön erkannt. Mein Großvater, einfacher Arbeiter im Stahlwerk, lehrte mich "wenn du 50 Pfg. ausgeben willst, solltest du vorher 1 Mark eingenommen haben, dann geht es dir nie schlecht".

Passt nur nicht mehr zur heutigen Werbung "Hauptsache, ihr habt Spaß". Und wenn ich z.B. im Elektromarkt sehe, wie 20 Jährige einen Kreditvertrag für ein Handy unterschreiben, dann weiß ich auch, dass die finanzielle Zukunft vorgezeichnet ist.

Ich verstehe zwar, dass besonders in der Berufsanfangsphase es nicht immer ohne Kredit geht, aber muss es unbedingt ein 3er, eine C-Klasse oder ähnliches sein? Und für ein Smartphone einen Kreditaufnehmen???

Zitat:

@Jupp78 schrieb am 12. Juni 2016 um 21:33:47 Uhr:

Da schließe ich mich nicht ganz an.

Mir gefällt der Punkt nicht, dass es das "früher nicht gab".

Klar gab es das auch, aber es gab es wenig, genauso wie heute. Das Forum hier heißt eben Finanzierungsforum und da fragt niemand, "wie zahle ich bar mein Auto?"

Sprich man bekommt hier schnell den Eindruck, dass es weit verbreitet ist, aber das ist so aus meiner Sicht nicht der Fall.

Stimmt, früher gab es das auch. Nur nicht in dem Umfang und für den Schei..., der heute angeboten wird. Dazu sollte man berücksichtigen, dass die Nachkriegsgeneration (z.B. auch meine Eltern) absolut bei Null anfing.

Die Eltern der heutigen Jugend zählt aber (oftmals) bereits zur Erbengeneration, da sollten Kredite für Konsumartikel oftmals nicht notwendig sein - man muss sich nur beim Kauf ein wenig beherrschen können.

Naja, warum auch?

Im Notfall holt dich Peter Zwegat wieder raus.

am 12. Juni 2016 um 19:55

Zitat:

@PeterBH schrieb am 12. Juni 2016 um 21:41:44 Uhr:

 

Stimmt, früher gab es das auch. Nur nicht in dem Umfang und für den Schei..., der heute angeboten wird. Dazu sollte man berücksichtigen, dass die Nachkriegsgeneration (z.B. auch meine Eltern) absolut bei Null anfing.

Zu meiner Zeit (und so alt bin ich nicht) hätten mir meine Eltern was erzählt, wenn ich überhaupt gefragt hätte, ob sie mir eine Bürgschaft für einen AMG geben würden. Und den ging es finanziell deutlich besser als den Eltern mancher hier.

Aber ich sehe das auch heute noch so. Ich wüsste niemand, der solch einen Quatsch mit macht.

Ich sehe hier eben auch eine mediale Übertreibung, sprich einen Zwegat hat früher niemand gesehen, heute sieht man ihn und meint deshalb, das wäre normal.

Zitat:

Mir gefällt der Punkt nicht, dass es das "früher nicht gab".

Klar gab es das auch, aber es gab es wenig, genauso wie heute.

Schulden wurden immer schon gemacht, keine Frage. Ich kann mich aber an Zeiten erinnern - und die sind gerade mal 30 Jahre her - da wurden Konsumgüterkredite überwiegend von sogenannten "Teilzahlungsbanken" (KKB, CC, Franken WKV und wie sie alle hießen) vergeben, und wer erst mal bei denen gelandet war, war nicht sonderlich gut angesehen.

Heutzutage werden Finanzierungen von fast allen Banken immer riskanter gestrickt. Das Finanzierungsvolumen in Relation zum Haushaltseinkommen liegt heute wesentlich höher, weil viele Banken heute für Privatkunden das "Vampirbanking" praktizieren. Bedeutet: Den Kunden mit Ratenkrediten und ausgeschöpften Dispo- und Kartenrahmen möglichst lange auf einem gerade noch vertretbaren Verschuldungsniveau zu halten, damit er in dieser Zeit den größtmöglichen Ertrag für die Bank abwirft. Und das gab es früher in dieser Form höchstens bei besagten Teilzahlungsbanken.

Geht es eigentlich nur mir so oder trifft das auf euch ebenfalls zu. Seit dem ich das Geld habe mir einen Neuwagen (sportliche Kompaktklasse z. B) bar zu kaufen, möchte ich es nicht mehr. Man weiß wie lang es dauert so einen Betrag anzusparen und denkt darüber nach wie schnell ein Auto an Wert verliert.

Meine Beobachtung: Wenn sich erstmal der Wunsch nach dem Besitz eines Autos im Hirn eingenistet hat, werden Dinge wie Wertverlust oder Unterhaltskosten nur zu gerne ausgeblendet.

Bei den Unterhaltskosten wird dann von den jungen Leuten gerne eine Gasanlage ins Feld geführt, die zwar die Spritkosten deutlich reduzieren kann - wenn sie denn wirklich problemlos läuft -, die aber an den übrigen Unterhaltskosten gar nichts ändert.

Und der Wertverlust schlägt spätestens dann durch, wenn die Karre ohne Anzahlung auf eine lange Laufzeit oder mit Schlussrate finanziert wurde und während der Laufzeit ein Diebstahl oder Unfall eintritt. Und weil ja dann schnell ein neues Auto herbei muss, wird die meist 4- oder sogar 5-stellige Restschuld, die nach der Versicherungsleistung hängen bleibt, einfach mit in die neue Finanzierung übernommen. Die Banken spielen ja mit.

Grundsätzlich gebe ich dem TE recht, Kredite für Konsumartikel werden im Moment sehr leichtfertig vergeben und auch dankend von den Konsumenten empfangen. Allerdings würde ich das nicht auf die junge Generation schieben - das zieht sich durch alle Altersschichten, dass man sich Dinge kauft, die man sich eigentlich nicht leisten kann.

Ich nehme mich dabei nicht aus, ich stand kurz vor der Finanzierung einer 3-4jährigen C-Klasse für knapp 20.000€ und sehr wenig Eigenkapital. Am Ende, wenn man den Batzen Kohle sieht, den man da verfeuert, war ich froh, mich dagegen entschieden zu haben. Klar, ich hab jetzt keine C-Klasse, aber dafür nicht jahrelang den Druck, ein Auto abbezahlen zu müssen, das mir vielleicht in einem Jahr gar nicht mehr gefällt. Das vergessen nämlich viele Käufer und Finanzierer: Selbst ein AMG oder M liebt sich ab. Die Kosten dafür bleiben aber.

am 12. Juni 2016 um 20:21

Zitat:

@meepmeep schrieb am 12. Juni 2016 um 21:59:41 Uhr:

Das Finanzierungsvolumen in Relation zum Haushaltseinkommen liegt heute wesentlich höher, weil viele Banken heute für Privatkunden das "Vampirbanking" praktizieren. Bedeutet: Den Kunden mit Ratenkrediten und ausgeschöpften Dispo- und Kartenrahmen möglichst lange auf einem gerade noch vertretbaren Verschuldungsniveau zu halten, damit er in dieser Zeit den größtmöglichen Ertrag für die Bank abwirft.

In einem gehe ich mit, die Banken sind besser geworden und geben so lange Kredite, wie sie davon profitieren. Sprich von Überschuldung haben sie nichts, sie geben grade so viel, dass die Kuh, die da gemolken wird, nicht erstickt.

Aber mir fehlt da sämtliches Mitleid und nochmal, da reden wir nur über eine Minderheit.

Zitat:

@TrickyFinger schrieb am 12. Juni 2016 um 22:03:24 Uhr:

Geht es eigentlich nur mir so oder trifft das auf euch ebenfalls zu. Seit dem ich das Geld habe mir einen Neuwagen (sportliche Kompaktklasse z. B) bar zu kaufen, möchte ich es nicht mehr. Man weiß wie lang es dauert so einen Betrag anzusparen und denkt darüber nach wie schnell ein Auto an Wert verliert.

Da bin ich voll bei dir!

Ich habe lange gedacht, der Porsche wäre es, aber am Ende habe ich das Auto nie gekauft und das Verlangen danach ist immer mehr gesunken, obwohl das Geld dafür lange schon da ist.

am 12. Juni 2016 um 20:25

Das Problem ist mMn das Anspruchsdenken das vorliegt. Es meint fast jeder, es sei ein Grundrecht, auf nichts verzichten zu müssen. Dass überwiegend finanziert wird erkennt man daran, dass in Werbeprospekten (egal ob Autos, Elektroartikel, Möbel, etc...) die Monatsrate meist deutlich größer steht, als der Barkaufpreis.

Hm ... mein erster Gedanke war jetzt: das ist doch DarkSession/Fressnapf.

Eine Freundin war auch nicht vom Neuwagen abzuhalten. Auch mein Argument, dass sie in den nächsten 36 Monaten alleine 11 Monate nur für die Rate, Überführung und den Satz Winterräder arbeiten geht. Das dann noch Versicherung, Steuer, Inspektionen und vorallem Benzin dazu kommt und damit 3 weitere Gehälter verschlungen werden bleibt ausgeblendet. 14 von 36 Gehältern fürs Auto - that's life!

Ach so, nach den 36 Monaten darf sie das Auto abstellen, hoffentlich ohne Beschädigungen oder den Rest finanzieren. Weil ein neuer dann nicht oder kaum teurer ist, geht's von vorne los...

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