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Der letzte echte Volvo? 20.000 km im V70 MJ 2014

Volvo V70 3 (B)
Themenstarteram 23. Juli 2014 um 20:15

Liebe Freunde des modernen Schwedenstahls,

seit fünf Monaten bzw. 20.000 km fahre ich nun meinen dicken Elch, Zeit für einen – höchst subjektiven – Rückblick!

Der Fahrer:

Ich tummele mich hier schon seit ein paar Monaten – höchste Zeit, sich einmal vorzustellen: Thomas, 40 Jahre alt, Familienvater, Volvofahrer (bzw. -Mitfahrer) seit Kindertagen! In den Kindergarten wurde ich im 142er gefahren, vor der Grundschule wartete ich auf den kackbeigen 244 GL meiner Eltern, vom Gymnasium wurde ich im 740 GLE abgeholt (kobaltblau metallic, 131 PS noch ohne KAT)... mein erster eigener war bzw. ist ein 940 – den habe ich bis heute und gebe ihn auch nicht mehr her! Seit dem ging es über einen V70 P26 mit Gasumbau schließlich zum hier beschriebenen neuen V70. Meine Frau hat fast zeitgleich einen neuen V40 bekommen. Wie man am Kilometerstand unschwer erkennen kann, fahre ich recht viel. Deshalb sind mir Langstrecken-Tauglichkeit, Sicherheit und Fahrkomfort sehr wichtig.

Das Fahrzeug:

V70 D5 Handschalter(!), Modelljahr 2014 in Summum-Ausstattung. Extras: Fahrer-Assistenz-Paket, Familien-Paket, Laderaum-Paket, Xenium-Paket, Premium-Sound mit Subwoofer, geschwindigkeitsabhängige Servolenkung und noch ein bisschen Kleinkram.

Gesamteindruck:

Mit einem Wort: Souverän. Er liegt satt auf der Strasse, kutschiert sänftengleich durch langgezogene Kurven, ist saugemütlich, riesengroß, äußerst kräftig und dabei angenehm zurückhaltend – eben mehr Sein als Schein, so wie ich mir einen Volvo wünsche!

Getriebe:

Es mag ja verwunderlich erscheinen, in dieser Preisklasse einen Schalter zu fahren, aber letztlich gab es zwei ausschlaggebende Gründe dafür:

1. Auf dem Papier (und nur da) liegt der D5 mit Schaltgetriebe unterhalb der für mich zulässigen maximalen CO2-Emmission (Dienstwagen-Regelung). Mit Automatik hätte ich den D4 nehmen müssen.

2. Ich mag einfach selber schalten! Ja, moderne Automaten sind schon was tolles, aber auch die schlauesten von ihnen können meine Gedanken nicht lesen... Mit den Dingern liege ich regelmäßig im Clinch und greife ein. Da kann ich auch, nach alter Väter Sitte, selbst das Getriebeöl umrühren, insbesondere, da der Knüppel so butterweich durch die Gassen flutscht, das es eine helle Freude ist.

Motor:

Ich habe die Entscheidung für den D5 nicht eine Sekunde bereut. Was für ein bärenstarkes Vieh! Ich liebe das dezente heisere grollen, wenn der große Turbo erwacht und der Wagen mit der Eleganz einer wütenden Elchkuh nach vorne stürmt! :D Er zieht mühelos bis etwa 220, danach wird es etwas zäher. Das Drehmoment (420NM) ist der Hammer! Ganz so häufig passiert es nicht, das von hinten einer ranrauscht, den man nicht stehen lassen kann (auch wenn so mancher erst mal meint, er könne es ja versuchen...). Übrigens denke ich nicht, dass er abgeregelt ist – man merkt sehr deutlich dass er über 220 deutlich an Durchzug verliert (Vmax laut Papieren 230), mit Glück, Rückenwind und leichtem Gefälle habe ich aber auch Tacho 245 schon geschafft. Spricht klar gegen einen Begrenzer. Die Tacho-Voreilung ist mit Sommerrädern übrigens minimal (etwa 2 km/h bei 120 gegenüber GPS).

Wie alles hat natürlich auch der Fahrspaß seinen Preis – im Gesamtschnitt seit Erstzulassung habe ich 9,2 l/100km verbraucht... Ganz schön viel! Ich hätte allerdings auch nicht erwartet, den Normverbrauch zu erreichen. Wer fährt schon so eine Maschine, um mit 112 auf der Bahn rumzukriechen...

Fahrwerk:

Ich habe das Serienfahrwerk und bin damit sehr zufrieden. Klar, er ist wieder etwas straffer als sein Vorgänger (und der ist straffer als sein Vorgänger...), aber immer noch enorm komfortabel und langstreckentauglich. Die typische harte Auslegung der deutschen Konkurrenz ist zwar am Anfang ganz nett, auf Dauer nervt mich das aber nur. Die meiste Zeit möchte man doch vor allem stressfrei gleiten. Wenn ich unbedingt durch die Schlaglöcher holpern will, nehm ich mir 'nen Bollerwagen (oder den V40 meiner Frau ;-D)!

Sehr schön: die geschwindigkeitsabhängige Servolenkung arbeitet unmerklich, trägt aber deutlich zu einem besseren Stabilitätsgefühl bei hohen Geschwindigkeiten bei. Das kannte ich bisher nur aus dem A8, da war mir der Effekt zu aufdringlich.

Design:

Kommend vom 940 und V70 P26 finde ich, dass der V70 ein würdiger Nachfolger mit durchaus klassischen Linien ist.

Der Facelift hat dem V70 in meinen Augen sehr gut getan – insbesondere die geänderten Heckleuchten mit der Betonung der „Schulter“ ist klasse, auch wenn der untere Bereich der Rückleuchten mir wohl nie gefallen wird. Das „Schneewitchen-Sarg“-Zitat in der Form der Heckscheibe ist einfach „too much“. Die Front mit der stark horizontalen Betonung lässt ihn breiter erscheinen (und hat aus meiner Sicht mit dem Passat nicht all zu viel gemein). Die fast schon majestätische, statische Noblesse eines 900ers, wenn er mit rauschendem Visko-Lüfter um die Ecke gebrummt kommt, hat allerdings schon der 850er dem Zeitgeist geopfert.

Innenraum:

Der Innenraum ist seit dem Einzug von Sensus aus meiner Sicht ein bisschen zu Barock geworden. Wo ist das kühle, mutige skandinavische Design der ersten Serie hin? Die Mittelkonsole ist weichgespült und die wulstige Hutze über dem Monitor geht mal so gar nicht! Früher dachte ich immer, nur BMW wäre zu solchen Schandtaten fähig. Die Verarbeitung allerdings ist absolut top, keine Falten, kein Knarzen, alles erstklassig.

Die Sitze sind, wie man es bei Volvo seit jeher erwarten kann, extrem bequem und ermüden auch nach langer fahrt nicht. Die längste Einzelstrecke, die ich bisher gefahren bin, waren über 1.000 km an einem Tag. Ich hätte nie gedacht, wie stressfrei das sein würde!

Der Sound:

Das Premium-Sound-System habe ich „blind“, also ohne Probehören, bestellt. Entsprechend kann ich mich nicht wirklich beschweren – aber etwas enttäuscht war ich doch. Insgesamt ist mir der Klang deutlich zu basslastig (trotz runter geregeltem EQ) und in den Höhen nicht klar genug aufgelöst. Deaktivieren des ganzen Pseudo-Surround-Gedöns hilft deutlich, zusätzlich habe ich im Equalizer die Mitten etwas hochgezogen. Es bleibt ein Kompromiss, wenn auch ein Guter! Probleme mit scheppernden Türen habe ich übrigens nicht (wenn die Türablagen leer sind...).

Sensus:

Ich habe noch das „alte“ Sensus ohne Connect bekommen. Die Bedienung ist in weiten Teilen durchdacht, jedoch nervt mitunter die etwas zähe Reaktion. So reagiert er nicht auf den zweiten Tastendruck, wenn man etwas zu schnell ist. Scheinbar wurde mit Rechenleistung gegeizt. Mich würde mal interessieren, ob das mit der „Connect“-Version besser geworden ist.

Die Sprachsteuerung ist faszinierend, jedoch aus meiner Sicht zu unflexibel (man kann nicht zwischen Tastatur- und Spracheingabe wechseln etc) und hat auch sonst so ihre Merkwürdigkeiten.

Der digitale Tacho:

Hier war schon zu lesen, dass so eine Flimmerbude nicht zum eher gediegenen V70 passt – ich muss aber zugeben, dass mir das Mäusekino sehr gut gefällt. Einzig das „Performance“-Design geht mal so gar nicht, Kirmesbude pur! Ich fahre eigentlich immer im „Eco“-Design, vermisse hier allerdings die Kühlwassertemperatur schmerzlich. Gut zu wissen, dass im neuen XC90 wieder zwei Rundinstrumente vorgesehen sind.

Features, die ich am meisten schätze:

Am meisten hat mich der adaptive Tempomat beeindruckt. Ich fahre sehr viel Autobahn, da schätze ich dieses Tool wirklich sehr! Seine Stärke spielt der Tempomat aus, wenn man auf langsameren Verkehr aufläuft – er regelt selbständig um genau das richtige Maß herunter, um sich in angemessener Distanz einzureihen. Davon abgesehen halte ich es für einen erheblichen Zugewinn an Sicherheit, sich in der Kolonne gelassen auf den automatischen Abstandsregler zu stützen, anstatt unbemerkt den Sicherheitsabstand immer weiter zu unterschreiten. Stünde ich mehr in Staus, wäre es vermutlich doch die Geartronic geworden, damit regelt der Tempomat auch bis 0 runter.

Features, die ich manchmal vermisse:

Bei der Ausstattung bleibt nicht viel... Manchmal frage ich mich, ob das Four-C Fahrwerk nicht doch eine gute Idee gewesen wäre – mit dem Serienfahrwerk bin ich allerdings auch sehr zufrieden.

Die Verbundglas-Scheiben habe ich nie getestet, ich kann nicht beurteilen, ob die noch bessere Dämmung einen nennenswerten Vorteil bringt.

Besondere Vorkommnisse:

Zwei zwischenzeitliche Probleme trüben den ansonsten makellosen Gesamteindruck:

- Auf den ersten paar tausend Kilometern stieg BLIS wiederholt überraschend aus, was sich durch unablässiges Blinken einer der beiden BLIS-Leuchten zeigte. Fehlermeldungen gab es nicht. Nach Neustart des Fahrzeugs war alles wieder in Ordnung. Vermutlich hat sich das System durch Schatten o. ä. aus dem Tritt bringen lassen. Nicht schön, aber verschmerzbar, insbesondere da das Phänomen genauso plötzlich verschwand wie es aufgetaucht war.

- Beim Stand von ca. 12.000 km fiel die Leistung mitten auf der Autobahn plötzlich dramatisch ab. Fehlermeldung im Display: Motor Wartung erforderlich! Wie sich herausstellte, war ein Schlauch in der Turbo-Luftzufuhr nicht mehr ganz dicht, so dass beide Turbos abgeschaltet wurden. Von Rakete auf Trecker in zwei Sekunden – was für ein dämliches Gefühl! Die Werkstatt hatte es nicht leicht, den Fehler zu finden da die Undichtigkeit sich nur bei recht hohem Druck zeigte. Scheinbar eine Schelle nicht richtig angezogen? So was sollte nicht sein.

Beide Probleme haben mein (ohnehin unerschütterliches) Vertrauen in die Volvo-typische Qualität allerdings nicht wirklich ins Wanken gebracht.

Fazit:

Für mich steht fest: Der V70 ist der ideale Langstreckengleiter. Er fühlt sich bei jeder Geschwindigkeit „richtig“ an, verwöhnt seine Passagiere mit allem erdenklichen Komfort. Auch nach 20.000 km freue ich mich jeden Tag, wenn ich mich in mein Auto setze – so sollte es sein!

Der letzte echte Volvo?

Die Diskussion gibt es seit mindestens dreißig Jahren – welcher ist der letzte „echte“ Volvo? Der 240er mit seiner ikonischen Form? Der 900er als letzter Hecktriebler und letzter mit dem legendären „Red Block“? Der 850er / V70/1 als letzter in Eigenregie entwickeltes Modell? Oder doch der V70/III mit den letzten Fünfzylindern und ohne chinesischen Einfluss? Wie oben geschildert, habe bzw. hatte ich Volvos aus drei Jahrzehnten, jeder hat seine besonderen Qualitäten, alle sind sie für mich „echte“ Volvos und Kinder ihrer Zeit. Bisher sind sie alle in Würde gealtert, und ich bin fest davon überzeugt, dass auch dieses Modell irgendwann den „Kult“-Stempel aufgedrückt bekommt. Er ist nicht der letzte echte Volvo, er ist ein echter Volvo!

Und sonst? Nix!

Beste Antwort im Thema
Themenstarteram 23. Juli 2014 um 20:15

Liebe Freunde des modernen Schwedenstahls,

seit fünf Monaten bzw. 20.000 km fahre ich nun meinen dicken Elch, Zeit für einen – höchst subjektiven – Rückblick!

Der Fahrer:

Ich tummele mich hier schon seit ein paar Monaten – höchste Zeit, sich einmal vorzustellen: Thomas, 40 Jahre alt, Familienvater, Volvofahrer (bzw. -Mitfahrer) seit Kindertagen! In den Kindergarten wurde ich im 142er gefahren, vor der Grundschule wartete ich auf den kackbeigen 244 GL meiner Eltern, vom Gymnasium wurde ich im 740 GLE abgeholt (kobaltblau metallic, 131 PS noch ohne KAT)... mein erster eigener war bzw. ist ein 940 – den habe ich bis heute und gebe ihn auch nicht mehr her! Seit dem ging es über einen V70 P26 mit Gasumbau schließlich zum hier beschriebenen neuen V70. Meine Frau hat fast zeitgleich einen neuen V40 bekommen. Wie man am Kilometerstand unschwer erkennen kann, fahre ich recht viel. Deshalb sind mir Langstrecken-Tauglichkeit, Sicherheit und Fahrkomfort sehr wichtig.

Das Fahrzeug:

V70 D5 Handschalter(!), Modelljahr 2014 in Summum-Ausstattung. Extras: Fahrer-Assistenz-Paket, Familien-Paket, Laderaum-Paket, Xenium-Paket, Premium-Sound mit Subwoofer, geschwindigkeitsabhängige Servolenkung und noch ein bisschen Kleinkram.

Gesamteindruck:

Mit einem Wort: Souverän. Er liegt satt auf der Strasse, kutschiert sänftengleich durch langgezogene Kurven, ist saugemütlich, riesengroß, äußerst kräftig und dabei angenehm zurückhaltend – eben mehr Sein als Schein, so wie ich mir einen Volvo wünsche!

Getriebe:

Es mag ja verwunderlich erscheinen, in dieser Preisklasse einen Schalter zu fahren, aber letztlich gab es zwei ausschlaggebende Gründe dafür:

1. Auf dem Papier (und nur da) liegt der D5 mit Schaltgetriebe unterhalb der für mich zulässigen maximalen CO2-Emmission (Dienstwagen-Regelung). Mit Automatik hätte ich den D4 nehmen müssen.

2. Ich mag einfach selber schalten! Ja, moderne Automaten sind schon was tolles, aber auch die schlauesten von ihnen können meine Gedanken nicht lesen... Mit den Dingern liege ich regelmäßig im Clinch und greife ein. Da kann ich auch, nach alter Väter Sitte, selbst das Getriebeöl umrühren, insbesondere, da der Knüppel so butterweich durch die Gassen flutscht, das es eine helle Freude ist.

Motor:

Ich habe die Entscheidung für den D5 nicht eine Sekunde bereut. Was für ein bärenstarkes Vieh! Ich liebe das dezente heisere grollen, wenn der große Turbo erwacht und der Wagen mit der Eleganz einer wütenden Elchkuh nach vorne stürmt! :D Er zieht mühelos bis etwa 220, danach wird es etwas zäher. Das Drehmoment (420NM) ist der Hammer! Ganz so häufig passiert es nicht, das von hinten einer ranrauscht, den man nicht stehen lassen kann (auch wenn so mancher erst mal meint, er könne es ja versuchen...). Übrigens denke ich nicht, dass er abgeregelt ist – man merkt sehr deutlich dass er über 220 deutlich an Durchzug verliert (Vmax laut Papieren 230), mit Glück, Rückenwind und leichtem Gefälle habe ich aber auch Tacho 245 schon geschafft. Spricht klar gegen einen Begrenzer. Die Tacho-Voreilung ist mit Sommerrädern übrigens minimal (etwa 2 km/h bei 120 gegenüber GPS).

Wie alles hat natürlich auch der Fahrspaß seinen Preis – im Gesamtschnitt seit Erstzulassung habe ich 9,2 l/100km verbraucht... Ganz schön viel! Ich hätte allerdings auch nicht erwartet, den Normverbrauch zu erreichen. Wer fährt schon so eine Maschine, um mit 112 auf der Bahn rumzukriechen...

Fahrwerk:

Ich habe das Serienfahrwerk und bin damit sehr zufrieden. Klar, er ist wieder etwas straffer als sein Vorgänger (und der ist straffer als sein Vorgänger...), aber immer noch enorm komfortabel und langstreckentauglich. Die typische harte Auslegung der deutschen Konkurrenz ist zwar am Anfang ganz nett, auf Dauer nervt mich das aber nur. Die meiste Zeit möchte man doch vor allem stressfrei gleiten. Wenn ich unbedingt durch die Schlaglöcher holpern will, nehm ich mir 'nen Bollerwagen (oder den V40 meiner Frau ;-D)!

Sehr schön: die geschwindigkeitsabhängige Servolenkung arbeitet unmerklich, trägt aber deutlich zu einem besseren Stabilitätsgefühl bei hohen Geschwindigkeiten bei. Das kannte ich bisher nur aus dem A8, da war mir der Effekt zu aufdringlich.

Design:

Kommend vom 940 und V70 P26 finde ich, dass der V70 ein würdiger Nachfolger mit durchaus klassischen Linien ist.

Der Facelift hat dem V70 in meinen Augen sehr gut getan – insbesondere die geänderten Heckleuchten mit der Betonung der „Schulter“ ist klasse, auch wenn der untere Bereich der Rückleuchten mir wohl nie gefallen wird. Das „Schneewitchen-Sarg“-Zitat in der Form der Heckscheibe ist einfach „too much“. Die Front mit der stark horizontalen Betonung lässt ihn breiter erscheinen (und hat aus meiner Sicht mit dem Passat nicht all zu viel gemein). Die fast schon majestätische, statische Noblesse eines 900ers, wenn er mit rauschendem Visko-Lüfter um die Ecke gebrummt kommt, hat allerdings schon der 850er dem Zeitgeist geopfert.

Innenraum:

Der Innenraum ist seit dem Einzug von Sensus aus meiner Sicht ein bisschen zu Barock geworden. Wo ist das kühle, mutige skandinavische Design der ersten Serie hin? Die Mittelkonsole ist weichgespült und die wulstige Hutze über dem Monitor geht mal so gar nicht! Früher dachte ich immer, nur BMW wäre zu solchen Schandtaten fähig. Die Verarbeitung allerdings ist absolut top, keine Falten, kein Knarzen, alles erstklassig.

Die Sitze sind, wie man es bei Volvo seit jeher erwarten kann, extrem bequem und ermüden auch nach langer fahrt nicht. Die längste Einzelstrecke, die ich bisher gefahren bin, waren über 1.000 km an einem Tag. Ich hätte nie gedacht, wie stressfrei das sein würde!

Der Sound:

Das Premium-Sound-System habe ich „blind“, also ohne Probehören, bestellt. Entsprechend kann ich mich nicht wirklich beschweren – aber etwas enttäuscht war ich doch. Insgesamt ist mir der Klang deutlich zu basslastig (trotz runter geregeltem EQ) und in den Höhen nicht klar genug aufgelöst. Deaktivieren des ganzen Pseudo-Surround-Gedöns hilft deutlich, zusätzlich habe ich im Equalizer die Mitten etwas hochgezogen. Es bleibt ein Kompromiss, wenn auch ein Guter! Probleme mit scheppernden Türen habe ich übrigens nicht (wenn die Türablagen leer sind...).

Sensus:

Ich habe noch das „alte“ Sensus ohne Connect bekommen. Die Bedienung ist in weiten Teilen durchdacht, jedoch nervt mitunter die etwas zähe Reaktion. So reagiert er nicht auf den zweiten Tastendruck, wenn man etwas zu schnell ist. Scheinbar wurde mit Rechenleistung gegeizt. Mich würde mal interessieren, ob das mit der „Connect“-Version besser geworden ist.

Die Sprachsteuerung ist faszinierend, jedoch aus meiner Sicht zu unflexibel (man kann nicht zwischen Tastatur- und Spracheingabe wechseln etc) und hat auch sonst so ihre Merkwürdigkeiten.

Der digitale Tacho:

Hier war schon zu lesen, dass so eine Flimmerbude nicht zum eher gediegenen V70 passt – ich muss aber zugeben, dass mir das Mäusekino sehr gut gefällt. Einzig das „Performance“-Design geht mal so gar nicht, Kirmesbude pur! Ich fahre eigentlich immer im „Eco“-Design, vermisse hier allerdings die Kühlwassertemperatur schmerzlich. Gut zu wissen, dass im neuen XC90 wieder zwei Rundinstrumente vorgesehen sind.

Features, die ich am meisten schätze:

Am meisten hat mich der adaptive Tempomat beeindruckt. Ich fahre sehr viel Autobahn, da schätze ich dieses Tool wirklich sehr! Seine Stärke spielt der Tempomat aus, wenn man auf langsameren Verkehr aufläuft – er regelt selbständig um genau das richtige Maß herunter, um sich in angemessener Distanz einzureihen. Davon abgesehen halte ich es für einen erheblichen Zugewinn an Sicherheit, sich in der Kolonne gelassen auf den automatischen Abstandsregler zu stützen, anstatt unbemerkt den Sicherheitsabstand immer weiter zu unterschreiten. Stünde ich mehr in Staus, wäre es vermutlich doch die Geartronic geworden, damit regelt der Tempomat auch bis 0 runter.

Features, die ich manchmal vermisse:

Bei der Ausstattung bleibt nicht viel... Manchmal frage ich mich, ob das Four-C Fahrwerk nicht doch eine gute Idee gewesen wäre – mit dem Serienfahrwerk bin ich allerdings auch sehr zufrieden.

Die Verbundglas-Scheiben habe ich nie getestet, ich kann nicht beurteilen, ob die noch bessere Dämmung einen nennenswerten Vorteil bringt.

Besondere Vorkommnisse:

Zwei zwischenzeitliche Probleme trüben den ansonsten makellosen Gesamteindruck:

- Auf den ersten paar tausend Kilometern stieg BLIS wiederholt überraschend aus, was sich durch unablässiges Blinken einer der beiden BLIS-Leuchten zeigte. Fehlermeldungen gab es nicht. Nach Neustart des Fahrzeugs war alles wieder in Ordnung. Vermutlich hat sich das System durch Schatten o. ä. aus dem Tritt bringen lassen. Nicht schön, aber verschmerzbar, insbesondere da das Phänomen genauso plötzlich verschwand wie es aufgetaucht war.

- Beim Stand von ca. 12.000 km fiel die Leistung mitten auf der Autobahn plötzlich dramatisch ab. Fehlermeldung im Display: Motor Wartung erforderlich! Wie sich herausstellte, war ein Schlauch in der Turbo-Luftzufuhr nicht mehr ganz dicht, so dass beide Turbos abgeschaltet wurden. Von Rakete auf Trecker in zwei Sekunden – was für ein dämliches Gefühl! Die Werkstatt hatte es nicht leicht, den Fehler zu finden da die Undichtigkeit sich nur bei recht hohem Druck zeigte. Scheinbar eine Schelle nicht richtig angezogen? So was sollte nicht sein.

Beide Probleme haben mein (ohnehin unerschütterliches) Vertrauen in die Volvo-typische Qualität allerdings nicht wirklich ins Wanken gebracht.

Fazit:

Für mich steht fest: Der V70 ist der ideale Langstreckengleiter. Er fühlt sich bei jeder Geschwindigkeit „richtig“ an, verwöhnt seine Passagiere mit allem erdenklichen Komfort. Auch nach 20.000 km freue ich mich jeden Tag, wenn ich mich in mein Auto setze – so sollte es sein!

Der letzte echte Volvo?

Die Diskussion gibt es seit mindestens dreißig Jahren – welcher ist der letzte „echte“ Volvo? Der 240er mit seiner ikonischen Form? Der 900er als letzter Hecktriebler und letzter mit dem legendären „Red Block“? Der 850er / V70/1 als letzter in Eigenregie entwickeltes Modell? Oder doch der V70/III mit den letzten Fünfzylindern und ohne chinesischen Einfluss? Wie oben geschildert, habe bzw. hatte ich Volvos aus drei Jahrzehnten, jeder hat seine besonderen Qualitäten, alle sind sie für mich „echte“ Volvos und Kinder ihrer Zeit. Bisher sind sie alle in Würde gealtert, und ich bin fest davon überzeugt, dass auch dieses Modell irgendwann den „Kult“-Stempel aufgedrückt bekommt. Er ist nicht der letzte echte Volvo, er ist ein echter Volvo!

Und sonst? Nix!

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49 Antworten
Themenstarteram 30. Mai 2017 um 9:30

140.000 km und 3,5 Jahre später ist es Zeit für den Abgesang… der Nachfolger (V90) steht schon auf dem Hof des Händlers und wird am Freitag seinen Dienst antreten.

Das Fazit? Im Großen und Ganzen hat mein Bericht am Anfang dieses Threads Bestand. Ich steige immer noch gerne jeden Tag ins Auto und erfreue mich an seiner Solidität. Erstaunlich allerdings, wie schnell ich das Design und das Bediensystem seit Erscheinen der 90er Baureihe als total veraltet empfinde… in ein paar Jahren werden wir uns amüsieren, dass man mit SOWAS auch von A nach B kam…

An Nervereien bleiben in Erinnerung:

ein unschönes Gequietsche aus der Gegend des Handschuhfachs, dem ich auch nach tausenden Kilometern nicht wirklich auf die Spur gekommen bin,

Winterreifen, die im dritten Jahr durch laute Abrollgeräusche und, schlimmer noch, durch Vibrationen durch ungleichmäßigen Verschleiß das Fahrvergnügen merklich getrübt haben

Parksensoren mit einem Hang zum falschen Alarm,

und das BLIS, das leider recht häufig den Dienst quittierte.

Anbei noch zwei Bilder aus artgerechter Haltung... mal sehen, wie sich der V90 im Familien-Alltag so schlägt :D

Gruß

Thomas

Zitat:

@thomhada schrieb am 30. Mai 2017 um 11:30:00 Uhr:

 

Erstaunlich allerdings, wie schnell ich das Design und das Bediensystem seit Erscheinen der 90er Baureihe als total veraltet empfinde… in ein paar Jahren werden wir uns amüsieren, dass man mit SOWAS auch von A nach B kam…

Ich hatte kürzlich einen V90 CC als Ersatzwagen, als mein V70 in der Inspektion war. Klar, zwischen den Modellen liegen Welten. Der V70 ist von der Grundentwicklung her immerhin fast 11 Jahre alt und ich habe noch Mj. 2010 mit dem alten Bedienkonzept vor Sensus. Der V90 fährt sich schon herrlich und sieht klasse aus. Mir wäre allerdings der Elektronikfirlefanz zuviel und ich hätte Bedenken, dass der Kram nach ein paar Jahren Ärger macht. Man braucht ja nur in den XC90 II-Bereich reinlesen, um meine Bedenken zu bestätigen. Gut, den 3-Jahres-Leaser wird sowas nicht jucken. :D

Das Design des V70 finde ich allerdings zeitlos.

 

Zitat:

 

Anbei noch zwei Bilder aus artgerechter Haltung... mal sehen, wie sich der V90 im Familien-Alltag so schlägt :D

Bild 1 mit dem V90 nachzustellen wird allerdings schwierig. :D

Themenstarteram 30. Mai 2017 um 16:04

Zitat:

@Südschwede schrieb am 30. Mai 2017 um 16:39:24 Uhr:

Bild 1 mit dem V90 nachzustellen wird allerdings schwierig. :D

Es hat seinen Grund, dass ich eine AHK bestellt habe... zumal der Platzbedarf eher steigen wird in der nächsten Zeit.

 

Bild 1 mit dem V90 nachzustellen wird allerdings schwierig. :D

...mit Sicherheit, habe gerade den Wechsel von V70 auf V90 vollzogen.

Trotzdem, das Bessere ist des Guten Feind, oder so ähnlich;-)

Gute Fahrt auch mit dem Neuen,

Bertone

Und ich mir einen der letzten V70 aus Göteborg (Werksdienstwagen)zugelegt.!!!

Wünsche Euch gute Fahrt mit den neuen V90.

20170325-090901
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