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Der letzte echte Volvo? 20.000 km im V70 MJ 2014

Volvo V70 3 (B)
Themenstarteram 23. Juli 2014 um 20:15

Liebe Freunde des modernen Schwedenstahls,

seit fünf Monaten bzw. 20.000 km fahre ich nun meinen dicken Elch, Zeit für einen – höchst subjektiven – Rückblick!

Der Fahrer:

Ich tummele mich hier schon seit ein paar Monaten – höchste Zeit, sich einmal vorzustellen: Thomas, 40 Jahre alt, Familienvater, Volvofahrer (bzw. -Mitfahrer) seit Kindertagen! In den Kindergarten wurde ich im 142er gefahren, vor der Grundschule wartete ich auf den kackbeigen 244 GL meiner Eltern, vom Gymnasium wurde ich im 740 GLE abgeholt (kobaltblau metallic, 131 PS noch ohne KAT)... mein erster eigener war bzw. ist ein 940 – den habe ich bis heute und gebe ihn auch nicht mehr her! Seit dem ging es über einen V70 P26 mit Gasumbau schließlich zum hier beschriebenen neuen V70. Meine Frau hat fast zeitgleich einen neuen V40 bekommen. Wie man am Kilometerstand unschwer erkennen kann, fahre ich recht viel. Deshalb sind mir Langstrecken-Tauglichkeit, Sicherheit und Fahrkomfort sehr wichtig.

Das Fahrzeug:

V70 D5 Handschalter(!), Modelljahr 2014 in Summum-Ausstattung. Extras: Fahrer-Assistenz-Paket, Familien-Paket, Laderaum-Paket, Xenium-Paket, Premium-Sound mit Subwoofer, geschwindigkeitsabhängige Servolenkung und noch ein bisschen Kleinkram.

Gesamteindruck:

Mit einem Wort: Souverän. Er liegt satt auf der Strasse, kutschiert sänftengleich durch langgezogene Kurven, ist saugemütlich, riesengroß, äußerst kräftig und dabei angenehm zurückhaltend – eben mehr Sein als Schein, so wie ich mir einen Volvo wünsche!

Getriebe:

Es mag ja verwunderlich erscheinen, in dieser Preisklasse einen Schalter zu fahren, aber letztlich gab es zwei ausschlaggebende Gründe dafür:

1. Auf dem Papier (und nur da) liegt der D5 mit Schaltgetriebe unterhalb der für mich zulässigen maximalen CO2-Emmission (Dienstwagen-Regelung). Mit Automatik hätte ich den D4 nehmen müssen.

2. Ich mag einfach selber schalten! Ja, moderne Automaten sind schon was tolles, aber auch die schlauesten von ihnen können meine Gedanken nicht lesen... Mit den Dingern liege ich regelmäßig im Clinch und greife ein. Da kann ich auch, nach alter Väter Sitte, selbst das Getriebeöl umrühren, insbesondere, da der Knüppel so butterweich durch die Gassen flutscht, das es eine helle Freude ist.

Motor:

Ich habe die Entscheidung für den D5 nicht eine Sekunde bereut. Was für ein bärenstarkes Vieh! Ich liebe das dezente heisere grollen, wenn der große Turbo erwacht und der Wagen mit der Eleganz einer wütenden Elchkuh nach vorne stürmt! :D Er zieht mühelos bis etwa 220, danach wird es etwas zäher. Das Drehmoment (420NM) ist der Hammer! Ganz so häufig passiert es nicht, das von hinten einer ranrauscht, den man nicht stehen lassen kann (auch wenn so mancher erst mal meint, er könne es ja versuchen...). Übrigens denke ich nicht, dass er abgeregelt ist – man merkt sehr deutlich dass er über 220 deutlich an Durchzug verliert (Vmax laut Papieren 230), mit Glück, Rückenwind und leichtem Gefälle habe ich aber auch Tacho 245 schon geschafft. Spricht klar gegen einen Begrenzer. Die Tacho-Voreilung ist mit Sommerrädern übrigens minimal (etwa 2 km/h bei 120 gegenüber GPS).

Wie alles hat natürlich auch der Fahrspaß seinen Preis – im Gesamtschnitt seit Erstzulassung habe ich 9,2 l/100km verbraucht... Ganz schön viel! Ich hätte allerdings auch nicht erwartet, den Normverbrauch zu erreichen. Wer fährt schon so eine Maschine, um mit 112 auf der Bahn rumzukriechen...

Fahrwerk:

Ich habe das Serienfahrwerk und bin damit sehr zufrieden. Klar, er ist wieder etwas straffer als sein Vorgänger (und der ist straffer als sein Vorgänger...), aber immer noch enorm komfortabel und langstreckentauglich. Die typische harte Auslegung der deutschen Konkurrenz ist zwar am Anfang ganz nett, auf Dauer nervt mich das aber nur. Die meiste Zeit möchte man doch vor allem stressfrei gleiten. Wenn ich unbedingt durch die Schlaglöcher holpern will, nehm ich mir 'nen Bollerwagen (oder den V40 meiner Frau ;-D)!

Sehr schön: die geschwindigkeitsabhängige Servolenkung arbeitet unmerklich, trägt aber deutlich zu einem besseren Stabilitätsgefühl bei hohen Geschwindigkeiten bei. Das kannte ich bisher nur aus dem A8, da war mir der Effekt zu aufdringlich.

Design:

Kommend vom 940 und V70 P26 finde ich, dass der V70 ein würdiger Nachfolger mit durchaus klassischen Linien ist.

Der Facelift hat dem V70 in meinen Augen sehr gut getan – insbesondere die geänderten Heckleuchten mit der Betonung der „Schulter“ ist klasse, auch wenn der untere Bereich der Rückleuchten mir wohl nie gefallen wird. Das „Schneewitchen-Sarg“-Zitat in der Form der Heckscheibe ist einfach „too much“. Die Front mit der stark horizontalen Betonung lässt ihn breiter erscheinen (und hat aus meiner Sicht mit dem Passat nicht all zu viel gemein). Die fast schon majestätische, statische Noblesse eines 900ers, wenn er mit rauschendem Visko-Lüfter um die Ecke gebrummt kommt, hat allerdings schon der 850er dem Zeitgeist geopfert.

Innenraum:

Der Innenraum ist seit dem Einzug von Sensus aus meiner Sicht ein bisschen zu Barock geworden. Wo ist das kühle, mutige skandinavische Design der ersten Serie hin? Die Mittelkonsole ist weichgespült und die wulstige Hutze über dem Monitor geht mal so gar nicht! Früher dachte ich immer, nur BMW wäre zu solchen Schandtaten fähig. Die Verarbeitung allerdings ist absolut top, keine Falten, kein Knarzen, alles erstklassig.

Die Sitze sind, wie man es bei Volvo seit jeher erwarten kann, extrem bequem und ermüden auch nach langer fahrt nicht. Die längste Einzelstrecke, die ich bisher gefahren bin, waren über 1.000 km an einem Tag. Ich hätte nie gedacht, wie stressfrei das sein würde!

Der Sound:

Das Premium-Sound-System habe ich „blind“, also ohne Probehören, bestellt. Entsprechend kann ich mich nicht wirklich beschweren – aber etwas enttäuscht war ich doch. Insgesamt ist mir der Klang deutlich zu basslastig (trotz runter geregeltem EQ) und in den Höhen nicht klar genug aufgelöst. Deaktivieren des ganzen Pseudo-Surround-Gedöns hilft deutlich, zusätzlich habe ich im Equalizer die Mitten etwas hochgezogen. Es bleibt ein Kompromiss, wenn auch ein Guter! Probleme mit scheppernden Türen habe ich übrigens nicht (wenn die Türablagen leer sind...).

Sensus:

Ich habe noch das „alte“ Sensus ohne Connect bekommen. Die Bedienung ist in weiten Teilen durchdacht, jedoch nervt mitunter die etwas zähe Reaktion. So reagiert er nicht auf den zweiten Tastendruck, wenn man etwas zu schnell ist. Scheinbar wurde mit Rechenleistung gegeizt. Mich würde mal interessieren, ob das mit der „Connect“-Version besser geworden ist.

Die Sprachsteuerung ist faszinierend, jedoch aus meiner Sicht zu unflexibel (man kann nicht zwischen Tastatur- und Spracheingabe wechseln etc) und hat auch sonst so ihre Merkwürdigkeiten.

Der digitale Tacho:

Hier war schon zu lesen, dass so eine Flimmerbude nicht zum eher gediegenen V70 passt – ich muss aber zugeben, dass mir das Mäusekino sehr gut gefällt. Einzig das „Performance“-Design geht mal so gar nicht, Kirmesbude pur! Ich fahre eigentlich immer im „Eco“-Design, vermisse hier allerdings die Kühlwassertemperatur schmerzlich. Gut zu wissen, dass im neuen XC90 wieder zwei Rundinstrumente vorgesehen sind.

Features, die ich am meisten schätze:

Am meisten hat mich der adaptive Tempomat beeindruckt. Ich fahre sehr viel Autobahn, da schätze ich dieses Tool wirklich sehr! Seine Stärke spielt der Tempomat aus, wenn man auf langsameren Verkehr aufläuft – er regelt selbständig um genau das richtige Maß herunter, um sich in angemessener Distanz einzureihen. Davon abgesehen halte ich es für einen erheblichen Zugewinn an Sicherheit, sich in der Kolonne gelassen auf den automatischen Abstandsregler zu stützen, anstatt unbemerkt den Sicherheitsabstand immer weiter zu unterschreiten. Stünde ich mehr in Staus, wäre es vermutlich doch die Geartronic geworden, damit regelt der Tempomat auch bis 0 runter.

Features, die ich manchmal vermisse:

Bei der Ausstattung bleibt nicht viel... Manchmal frage ich mich, ob das Four-C Fahrwerk nicht doch eine gute Idee gewesen wäre – mit dem Serienfahrwerk bin ich allerdings auch sehr zufrieden.

Die Verbundglas-Scheiben habe ich nie getestet, ich kann nicht beurteilen, ob die noch bessere Dämmung einen nennenswerten Vorteil bringt.

Besondere Vorkommnisse:

Zwei zwischenzeitliche Probleme trüben den ansonsten makellosen Gesamteindruck:

- Auf den ersten paar tausend Kilometern stieg BLIS wiederholt überraschend aus, was sich durch unablässiges Blinken einer der beiden BLIS-Leuchten zeigte. Fehlermeldungen gab es nicht. Nach Neustart des Fahrzeugs war alles wieder in Ordnung. Vermutlich hat sich das System durch Schatten o. ä. aus dem Tritt bringen lassen. Nicht schön, aber verschmerzbar, insbesondere da das Phänomen genauso plötzlich verschwand wie es aufgetaucht war.

- Beim Stand von ca. 12.000 km fiel die Leistung mitten auf der Autobahn plötzlich dramatisch ab. Fehlermeldung im Display: Motor Wartung erforderlich! Wie sich herausstellte, war ein Schlauch in der Turbo-Luftzufuhr nicht mehr ganz dicht, so dass beide Turbos abgeschaltet wurden. Von Rakete auf Trecker in zwei Sekunden – was für ein dämliches Gefühl! Die Werkstatt hatte es nicht leicht, den Fehler zu finden da die Undichtigkeit sich nur bei recht hohem Druck zeigte. Scheinbar eine Schelle nicht richtig angezogen? So was sollte nicht sein.

Beide Probleme haben mein (ohnehin unerschütterliches) Vertrauen in die Volvo-typische Qualität allerdings nicht wirklich ins Wanken gebracht.

Fazit:

Für mich steht fest: Der V70 ist der ideale Langstreckengleiter. Er fühlt sich bei jeder Geschwindigkeit „richtig“ an, verwöhnt seine Passagiere mit allem erdenklichen Komfort. Auch nach 20.000 km freue ich mich jeden Tag, wenn ich mich in mein Auto setze – so sollte es sein!

Der letzte echte Volvo?

Die Diskussion gibt es seit mindestens dreißig Jahren – welcher ist der letzte „echte“ Volvo? Der 240er mit seiner ikonischen Form? Der 900er als letzter Hecktriebler und letzter mit dem legendären „Red Block“? Der 850er / V70/1 als letzter in Eigenregie entwickeltes Modell? Oder doch der V70/III mit den letzten Fünfzylindern und ohne chinesischen Einfluss? Wie oben geschildert, habe bzw. hatte ich Volvos aus drei Jahrzehnten, jeder hat seine besonderen Qualitäten, alle sind sie für mich „echte“ Volvos und Kinder ihrer Zeit. Bisher sind sie alle in Würde gealtert, und ich bin fest davon überzeugt, dass auch dieses Modell irgendwann den „Kult“-Stempel aufgedrückt bekommt. Er ist nicht der letzte echte Volvo, er ist ein echter Volvo!

Und sonst? Nix!

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Themenstarteram 23. Juli 2014 um 20:15

Liebe Freunde des modernen Schwedenstahls,

seit fünf Monaten bzw. 20.000 km fahre ich nun meinen dicken Elch, Zeit für einen – höchst subjektiven – Rückblick!

Der Fahrer:

Ich tummele mich hier schon seit ein paar Monaten – höchste Zeit, sich einmal vorzustellen: Thomas, 40 Jahre alt, Familienvater, Volvofahrer (bzw. -Mitfahrer) seit Kindertagen! In den Kindergarten wurde ich im 142er gefahren, vor der Grundschule wartete ich auf den kackbeigen 244 GL meiner Eltern, vom Gymnasium wurde ich im 740 GLE abgeholt (kobaltblau metallic, 131 PS noch ohne KAT)... mein erster eigener war bzw. ist ein 940 – den habe ich bis heute und gebe ihn auch nicht mehr her! Seit dem ging es über einen V70 P26 mit Gasumbau schließlich zum hier beschriebenen neuen V70. Meine Frau hat fast zeitgleich einen neuen V40 bekommen. Wie man am Kilometerstand unschwer erkennen kann, fahre ich recht viel. Deshalb sind mir Langstrecken-Tauglichkeit, Sicherheit und Fahrkomfort sehr wichtig.

Das Fahrzeug:

V70 D5 Handschalter(!), Modelljahr 2014 in Summum-Ausstattung. Extras: Fahrer-Assistenz-Paket, Familien-Paket, Laderaum-Paket, Xenium-Paket, Premium-Sound mit Subwoofer, geschwindigkeitsabhängige Servolenkung und noch ein bisschen Kleinkram.

Gesamteindruck:

Mit einem Wort: Souverän. Er liegt satt auf der Strasse, kutschiert sänftengleich durch langgezogene Kurven, ist saugemütlich, riesengroß, äußerst kräftig und dabei angenehm zurückhaltend – eben mehr Sein als Schein, so wie ich mir einen Volvo wünsche!

Getriebe:

Es mag ja verwunderlich erscheinen, in dieser Preisklasse einen Schalter zu fahren, aber letztlich gab es zwei ausschlaggebende Gründe dafür:

1. Auf dem Papier (und nur da) liegt der D5 mit Schaltgetriebe unterhalb der für mich zulässigen maximalen CO2-Emmission (Dienstwagen-Regelung). Mit Automatik hätte ich den D4 nehmen müssen.

2. Ich mag einfach selber schalten! Ja, moderne Automaten sind schon was tolles, aber auch die schlauesten von ihnen können meine Gedanken nicht lesen... Mit den Dingern liege ich regelmäßig im Clinch und greife ein. Da kann ich auch, nach alter Väter Sitte, selbst das Getriebeöl umrühren, insbesondere, da der Knüppel so butterweich durch die Gassen flutscht, das es eine helle Freude ist.

Motor:

Ich habe die Entscheidung für den D5 nicht eine Sekunde bereut. Was für ein bärenstarkes Vieh! Ich liebe das dezente heisere grollen, wenn der große Turbo erwacht und der Wagen mit der Eleganz einer wütenden Elchkuh nach vorne stürmt! :D Er zieht mühelos bis etwa 220, danach wird es etwas zäher. Das Drehmoment (420NM) ist der Hammer! Ganz so häufig passiert es nicht, das von hinten einer ranrauscht, den man nicht stehen lassen kann (auch wenn so mancher erst mal meint, er könne es ja versuchen...). Übrigens denke ich nicht, dass er abgeregelt ist – man merkt sehr deutlich dass er über 220 deutlich an Durchzug verliert (Vmax laut Papieren 230), mit Glück, Rückenwind und leichtem Gefälle habe ich aber auch Tacho 245 schon geschafft. Spricht klar gegen einen Begrenzer. Die Tacho-Voreilung ist mit Sommerrädern übrigens minimal (etwa 2 km/h bei 120 gegenüber GPS).

Wie alles hat natürlich auch der Fahrspaß seinen Preis – im Gesamtschnitt seit Erstzulassung habe ich 9,2 l/100km verbraucht... Ganz schön viel! Ich hätte allerdings auch nicht erwartet, den Normverbrauch zu erreichen. Wer fährt schon so eine Maschine, um mit 112 auf der Bahn rumzukriechen...

Fahrwerk:

Ich habe das Serienfahrwerk und bin damit sehr zufrieden. Klar, er ist wieder etwas straffer als sein Vorgänger (und der ist straffer als sein Vorgänger...), aber immer noch enorm komfortabel und langstreckentauglich. Die typische harte Auslegung der deutschen Konkurrenz ist zwar am Anfang ganz nett, auf Dauer nervt mich das aber nur. Die meiste Zeit möchte man doch vor allem stressfrei gleiten. Wenn ich unbedingt durch die Schlaglöcher holpern will, nehm ich mir 'nen Bollerwagen (oder den V40 meiner Frau ;-D)!

Sehr schön: die geschwindigkeitsabhängige Servolenkung arbeitet unmerklich, trägt aber deutlich zu einem besseren Stabilitätsgefühl bei hohen Geschwindigkeiten bei. Das kannte ich bisher nur aus dem A8, da war mir der Effekt zu aufdringlich.

Design:

Kommend vom 940 und V70 P26 finde ich, dass der V70 ein würdiger Nachfolger mit durchaus klassischen Linien ist.

Der Facelift hat dem V70 in meinen Augen sehr gut getan – insbesondere die geänderten Heckleuchten mit der Betonung der „Schulter“ ist klasse, auch wenn der untere Bereich der Rückleuchten mir wohl nie gefallen wird. Das „Schneewitchen-Sarg“-Zitat in der Form der Heckscheibe ist einfach „too much“. Die Front mit der stark horizontalen Betonung lässt ihn breiter erscheinen (und hat aus meiner Sicht mit dem Passat nicht all zu viel gemein). Die fast schon majestätische, statische Noblesse eines 900ers, wenn er mit rauschendem Visko-Lüfter um die Ecke gebrummt kommt, hat allerdings schon der 850er dem Zeitgeist geopfert.

Innenraum:

Der Innenraum ist seit dem Einzug von Sensus aus meiner Sicht ein bisschen zu Barock geworden. Wo ist das kühle, mutige skandinavische Design der ersten Serie hin? Die Mittelkonsole ist weichgespült und die wulstige Hutze über dem Monitor geht mal so gar nicht! Früher dachte ich immer, nur BMW wäre zu solchen Schandtaten fähig. Die Verarbeitung allerdings ist absolut top, keine Falten, kein Knarzen, alles erstklassig.

Die Sitze sind, wie man es bei Volvo seit jeher erwarten kann, extrem bequem und ermüden auch nach langer fahrt nicht. Die längste Einzelstrecke, die ich bisher gefahren bin, waren über 1.000 km an einem Tag. Ich hätte nie gedacht, wie stressfrei das sein würde!

Der Sound:

Das Premium-Sound-System habe ich „blind“, also ohne Probehören, bestellt. Entsprechend kann ich mich nicht wirklich beschweren – aber etwas enttäuscht war ich doch. Insgesamt ist mir der Klang deutlich zu basslastig (trotz runter geregeltem EQ) und in den Höhen nicht klar genug aufgelöst. Deaktivieren des ganzen Pseudo-Surround-Gedöns hilft deutlich, zusätzlich habe ich im Equalizer die Mitten etwas hochgezogen. Es bleibt ein Kompromiss, wenn auch ein Guter! Probleme mit scheppernden Türen habe ich übrigens nicht (wenn die Türablagen leer sind...).

Sensus:

Ich habe noch das „alte“ Sensus ohne Connect bekommen. Die Bedienung ist in weiten Teilen durchdacht, jedoch nervt mitunter die etwas zähe Reaktion. So reagiert er nicht auf den zweiten Tastendruck, wenn man etwas zu schnell ist. Scheinbar wurde mit Rechenleistung gegeizt. Mich würde mal interessieren, ob das mit der „Connect“-Version besser geworden ist.

Die Sprachsteuerung ist faszinierend, jedoch aus meiner Sicht zu unflexibel (man kann nicht zwischen Tastatur- und Spracheingabe wechseln etc) und hat auch sonst so ihre Merkwürdigkeiten.

Der digitale Tacho:

Hier war schon zu lesen, dass so eine Flimmerbude nicht zum eher gediegenen V70 passt – ich muss aber zugeben, dass mir das Mäusekino sehr gut gefällt. Einzig das „Performance“-Design geht mal so gar nicht, Kirmesbude pur! Ich fahre eigentlich immer im „Eco“-Design, vermisse hier allerdings die Kühlwassertemperatur schmerzlich. Gut zu wissen, dass im neuen XC90 wieder zwei Rundinstrumente vorgesehen sind.

Features, die ich am meisten schätze:

Am meisten hat mich der adaptive Tempomat beeindruckt. Ich fahre sehr viel Autobahn, da schätze ich dieses Tool wirklich sehr! Seine Stärke spielt der Tempomat aus, wenn man auf langsameren Verkehr aufläuft – er regelt selbständig um genau das richtige Maß herunter, um sich in angemessener Distanz einzureihen. Davon abgesehen halte ich es für einen erheblichen Zugewinn an Sicherheit, sich in der Kolonne gelassen auf den automatischen Abstandsregler zu stützen, anstatt unbemerkt den Sicherheitsabstand immer weiter zu unterschreiten. Stünde ich mehr in Staus, wäre es vermutlich doch die Geartronic geworden, damit regelt der Tempomat auch bis 0 runter.

Features, die ich manchmal vermisse:

Bei der Ausstattung bleibt nicht viel... Manchmal frage ich mich, ob das Four-C Fahrwerk nicht doch eine gute Idee gewesen wäre – mit dem Serienfahrwerk bin ich allerdings auch sehr zufrieden.

Die Verbundglas-Scheiben habe ich nie getestet, ich kann nicht beurteilen, ob die noch bessere Dämmung einen nennenswerten Vorteil bringt.

Besondere Vorkommnisse:

Zwei zwischenzeitliche Probleme trüben den ansonsten makellosen Gesamteindruck:

- Auf den ersten paar tausend Kilometern stieg BLIS wiederholt überraschend aus, was sich durch unablässiges Blinken einer der beiden BLIS-Leuchten zeigte. Fehlermeldungen gab es nicht. Nach Neustart des Fahrzeugs war alles wieder in Ordnung. Vermutlich hat sich das System durch Schatten o. ä. aus dem Tritt bringen lassen. Nicht schön, aber verschmerzbar, insbesondere da das Phänomen genauso plötzlich verschwand wie es aufgetaucht war.

- Beim Stand von ca. 12.000 km fiel die Leistung mitten auf der Autobahn plötzlich dramatisch ab. Fehlermeldung im Display: Motor Wartung erforderlich! Wie sich herausstellte, war ein Schlauch in der Turbo-Luftzufuhr nicht mehr ganz dicht, so dass beide Turbos abgeschaltet wurden. Von Rakete auf Trecker in zwei Sekunden – was für ein dämliches Gefühl! Die Werkstatt hatte es nicht leicht, den Fehler zu finden da die Undichtigkeit sich nur bei recht hohem Druck zeigte. Scheinbar eine Schelle nicht richtig angezogen? So was sollte nicht sein.

Beide Probleme haben mein (ohnehin unerschütterliches) Vertrauen in die Volvo-typische Qualität allerdings nicht wirklich ins Wanken gebracht.

Fazit:

Für mich steht fest: Der V70 ist der ideale Langstreckengleiter. Er fühlt sich bei jeder Geschwindigkeit „richtig“ an, verwöhnt seine Passagiere mit allem erdenklichen Komfort. Auch nach 20.000 km freue ich mich jeden Tag, wenn ich mich in mein Auto setze – so sollte es sein!

Der letzte echte Volvo?

Die Diskussion gibt es seit mindestens dreißig Jahren – welcher ist der letzte „echte“ Volvo? Der 240er mit seiner ikonischen Form? Der 900er als letzter Hecktriebler und letzter mit dem legendären „Red Block“? Der 850er / V70/1 als letzter in Eigenregie entwickeltes Modell? Oder doch der V70/III mit den letzten Fünfzylindern und ohne chinesischen Einfluss? Wie oben geschildert, habe bzw. hatte ich Volvos aus drei Jahrzehnten, jeder hat seine besonderen Qualitäten, alle sind sie für mich „echte“ Volvos und Kinder ihrer Zeit. Bisher sind sie alle in Würde gealtert, und ich bin fest davon überzeugt, dass auch dieses Modell irgendwann den „Kult“-Stempel aufgedrückt bekommt. Er ist nicht der letzte echte Volvo, er ist ein echter Volvo!

Und sonst? Nix!

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Zitat:

Original geschrieben von thomhada

 

Schön zu sehen, dass es noch mehr Begeisterte gibt, die dem V70 verfallen sind.

Ja, da oute ich mich auch. Das ist für mich DER Reisekombi mit Charme und Stil. Gestern erst wieder 800 km mit dem Cruiser abgerissen. :)

Glückwunsch natürlich noch zum schicken V70 und Danke für den lesenswerten Bericht! Sieht klasse aus! :cool: Mittlerweile habe ich mich auch an die "Passat-Fresse" gewöhnt. :D Sie ist mittlerweile kein Grund mehr, den Wagen nicht zu kaufen. Im Urlaub in der alten Heimat Ostholstein an der Vogelfluglinie von/nach Skandinavien habe ich die letzten 10 Tage so viele Schweden mit Mj. 2014-V70 gesehen, dass er für mich im Straßenbild "angekommen" ist.

Sehr schönes Fahrzeug. V70 in blau sieht fantastisch aus. Danke für Deinen Bericht. Dem gibt es, zumindest von meiner Seite, im Moment nichts hinzuzufügen und deckt sich vollumfänglich mit meinen eigenen Eindrücken.

Gruss Skunky77

Themenstarteram 2. August 2014 um 19:48

Schön wär's... Aber Du irrst Dich, die Kiste ist (saphir)schwarz. Meine Wunschkombi war Caspian Blue und helles Leder, sieht super aus an unserem V40, ging aber leider nicht (Firmenfahrzeug). Gruß, Thomas

Leider gefällt die Front überhaupt nicht, sieht jetzt nach Passat aus. Damit tut sich Volvo keinen Gefallen :(

DAS widerum kommt von einem BMW-Fahrer...grins. Das nächste Mal nicht so offensichtlich ;-)

Ich finde, er hat recht. Die neue Front beim V70 geht für mich auch gar nicht, ich finde sie fürchterlich. So fürchterlich, dass ich entweder ein älteres, neueres oder anderes Modell kaufen werde. Den V70 im Passat Look jedoch auf gar keinen Fall - der ehemalige VW Designer hat da m.E. echt voll daneben gegriffen.

Gruß

Hagelschaden

Stimmt schon, die Passat-Fresse ist gewöhnungsbedürftig, bzw. manche können sich nie mit ihr anfreunden. Den XC70 Mj. 2014 hat Volvo ja nicht so "versaut". :D Am Besten gefällt mir die V70-Front von Mj. 2010-2013, aber dafür sieht das Heck von Mj. 2014 deutlich eleganter aus. Man kann nicht alles haben. Ist wie bei manchen Frauen. Hinten hui, vorne pfui. :D

Ist eben Geschmackssache. Ich sehe auch nach längerem hinsehen keine Ähnlichkeiten. Die unterscheiden sich nun wirklich deutlich. Ich kann ja nur von mir sprechen, aber selbst in grosser Entfernung sehe ich deutlich, dass es eben kein Passat, sondern ein Volvo ist. Liegt auch nicht an den Querbalken ;-)

Gruss...Teddy

Nun, der V70 ist bei Weitem nicht so bieder, aber aus etwas Entfernung ähneln die sich schon. Die Vorfacelift-Front war aus meiner Sicht zumindest unverwechselbarer.

V70
Passat

Zitat:

Original geschrieben von teddy1x

Ist eben Geschmackssache. Ich sehe auch nach längerem hinsehen keine Ähnlichkeiten. Die unterscheiden sich nun wirklich deutlich. Ich kann ja nur von mir sprechen, aber selbst in grosser Entfernung sehe ich deutlich, dass es eben kein Passat, sondern ein Volvo ist. Liegt auch nicht an den Querbalken ;-)

Gruss...Teddy

Ich muss zugeben, dass ich nach den ersten Bildern auch eine Ähnlichkeit zum Passat sah. Auch die ersten Bilder vom XC60-Facelift gefielen mir nicht. Allerdings hat sich meine Meinung geändert, seit ich die neuen in freier Wildbahn beobachten konnte. Inzwischen gefäält mir auch die aktuelle XC60-Schnauze und auch S80/V70-Gesichter sind in der Realität keine Passat-Zwillinge. Ich kann die Ablehnung der neuen Front daher nicht nachvollziehen. Schönheit liegt immer im Auge des Betrachters - zum Glück. ;)

Grüße vom Ostelch

auch wenn ich jetzt vielleicht die Gefühle eines Kollegen verletze... :eek:

aber ist bei V/XC 70 nicht eher der Arsch das Problem in Hinblick auf das Design...? :p

Zitat:

Original geschrieben von carlos9115

auch wenn ich jetzt vielleicht die Gefühle eines Kollegen verletze... :eek:

aber ist bei V/XC 70 nicht eher der Arsch das Problem in Hinblick auf das Design...? :p

Ja, das Heck hat mir noch nie recht gefallen. Da war der V70II einfach stimmiger. Weniger (Rücklicht) wäre beim V70 III mehr gewesen. Das neue Heck sieht für mich etwas besser aus, weil die Neugestaltung einen harmonischeren Übergang schafft.

Grüße vom Ostelch

Zitat:

Original geschrieben von Ostelch

Schönheit liegt immer im Auge des Betrachters - zum Glück. ;)

Deswegen können wir ja auch über Geschmack nicht streiten :D Nach dem unfreiwilligen Wechsel von V70 II auf V70 III musste ich mich auch an die Heckansicht gewöhnen. Das ist mir mittlerweile gelungen, aber die Front vom aktuellen V70 ist (für mich) indiskutabel. Immerhin haben sie den XC70 verschont....da bleiben dann immer noch die Instrumente als Aufreger :cool::)

Tja, Audi und Mercedes (nach Mopf) sind auch nicht besser, optisch ist für mich der 5er BMW als Kombi das Maß der Dinge.

Gruß

Hagelschaden

Ich möchte jetzt nicht meinen Volvo loben, wirklich nicht. Eigentlich bin ich sehr objektiv. Aber: Ich muss wg einer Baumassnahme am Haus meinen Elch auf der Nachbarweide grasen lassen. Neben einem 4er.

Der direkte Vergleich ist schon ein bleibender Eindruck. Der 5-Ender mit der viel längeren kraftvollen Schnauze und dem Hinterteil. Ich würde nicht tauschen wollen ;-)

äääh....wo grasen die Anderen eigentlich? Die gibt es nur in Rudeln :-)

Ich seh da überhaupt keine Ähnlichkeit, außer dass ein paar mehr klare Linien ins Frontdesign eingezogen wurden. Die hat VW auch, daher vielleicht der erste Eindruck. Damit hat Volvo sich aber durchaus einen Gefallen getan. Volvo hatte diese Linien im Übrigen mit dem Vor Facelift S/V/XC 60 auch nur kurzzeitig verlassen. Die Wagen sehen nun wieder schön bullig aus. Dem V40 könnte man noch ein ähnliches Facelift gönnen, und dann wären diese Glubschaugen wieder Geschichte.

Also ich finde Volvo hat da mit dem Facelift alles richtig gemacht. :)

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