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Opel Grandland X Z 1.2 DI Turbo Test

23.11.2018 21:35    |   Bericht erstellt von spechti

Testfahrzeug Opel Grandland X (Z) 1.2 DI Turbo
Leistung 130 PS / 96 Kw
Hubraum 1199
HSN 1844
TSN BLC
Aufbauart SUV/Geländewagen/Pickup
Kilometerstand 1240 km
Getriebeart Handschaltung
Erstzulassung 11/2018
Nutzungssituation Mietwagen/Leihfahrzeug
Testdauer ein Wochenende
Gesamtnote von spechti 2.5 von 5
weitere Tests zu Opel Grandland X (Z) anzeigen Gesamtwertung Opel Grandland X (Z) (seit 2017) 4.0 von 5
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Einleitung

Ich fahre beruflich häufig mit Mietwagen. In der Regel vermieten große Autovermieter Neuwagen, die erst wenige Kilometer abgespult haben. Bei meinem Test handelt es sich also um einen Erfahrungsbericht mit Neuwagen. Die gefahrene Strecke betrug etwa 220 km.

 

In diesem Falle stand ich gestern beim Antritt meiner Dienstreise vor einem weißen Opel Grandland X mit einigen Sonderausstattungen wie Alufelgen, Navi/Entertainment, etc.

 

Das Fahrzeug war ein Benziner mit einem Witz von einem Motor, einem Dreizylinder Direkteinspritzer mit 1,2 Liter Hubraum und 130 PS. Das Getriebe war eine Sechsgang-Handschaltung.

Karosserie

2.0 von 5

Der Grandland X ist ein großes und klobig wirkendes Auto - wie fast alle SUV. Diese Klobigkeit spiegelt sich aber keineswegs im Innenraum wider. Vorne geht es eher beengt zu, hinten sind eindeutig die besseren Plätze, aber auch dort ist der Platz alles andere als üppig.

 

Dieses Missverhältnis zwischen äußerer Größe und innerem Platzmangel ist nicht nur dem Grandland zu eigen, sondern eine Eigenschaft vieler heutiger sogenannter Sport Utility Vehicles. Eine sehr fragwürdige Entwicklung!

 

Die Übersichtlichkeit ist weder gut noch schlecht, sie ist halt wie bei allen heutigen Autos durchwachsen. Störend sind die dicken A- und B-Säulen, von denen letztere die Sicht zur Seite stört, die erste die Sicht schräg nach vorn. Zum Rückwärtsfahren ist eine Heckkamera eingebaut, die bei eingelegtem Rückwärtsgang die Sicht nach hinten aufs Display am Armaturenbrett bringt. Das funktioniert gut.

 

Erschreckend (noch erschreckender als bei sonstigen heutigen Autos) fand ich die extrem billig wirkende, plastikhafte Karosse und den genau so billig anmutenden Innenraum, der auf unebener Straße auch nicht knarzfrei ist. Das beobachtete ich aber auch schon beim Mokka.

 

Selbst das das Geräusch der entriegelnden Zentralverriegelung hört sich billig an.

 

Untenrum ist der Wagen mit schwarzen Plastikplatten beplankt, die sich in einem breiten Streifen um die Radläufe fortsetzen. Diese Zeug ist extrem kratzempfindlich! Trotz der Tatsache, daß der Wagen erst ein paar Tage alt war, wies er bereits ein halbes Dutzend Kratzer und Schürfstellen an den Plastikplanken auf, die sich nicht wieder entfernen lassen.

Total schwachsinniger Trend bei solchen Autos!

Testkriterien
Platzangebot vorn: eng geräumig
Platzangebot hinten: eng geräumig
Kofferraum: klein groß
Übersichtlichkeit: schlecht gut
Qualitätseindruck: minderwertig hochwertig
Fazit - Karosserie
  • + Gute Rückfahrkamera
  • - Plastik-Kübel
  • - Billige Qualitätsanmutung
  • - Verhältnismäßig wenig Platz im Innenraum
  • - Mickriger Kofferraum bei hochgeklappter Rückbank
  • - Ladefläche mit Ladekante
  • - Verschleißanfälliges Exterieur

Antrieb

3.5 von 5

Der Motor ist ein Witz! Ein schlechter Witz! 1,2 Liter Hubraum, Drei Zylinder, Direkteinspritzung und Turboaufladung - Das zaubert 130 PS aus dem Hut. Wenn man - wie ich - bekennender Dieselhasser und gleichzeitig V8 Benzinfetischist ist, bleibt einem keine andere Wahl, denn es ist der einzige Benzinmotor, den es für den Grandland gibt. Das ganze wird kombiniert mit einem Sechsganggetriebe, das (opeltypisch) recht lange Schaltwege hat und sich recht teigig anfühlt. Das war schon beim Manta A und Ascona so und hat sich offensichtlich nicht geändert. Das würde ich als akzeptabel bezeichnen. Die Abstufung der Gänge ist okay.

 

Erwartungsgemäß ist das in einem Auto dieser Größe kein Garant für Spritzigkeit. Im Verkehr mitzuschwimmen bereitet mit der Motorisierung keine Probleme, aber viel mehr ist nicht drin.

 

Da es sich um einen Direkteinspritzer handelt, hört er sich immer irgendwie nach Diesel an. Ein unangenehmes, angestrengtes Brummen erzeugt das Triebwerk wenn es auf Teillast geht, d.h. beim Beschleunigen. Das Brummen ist drehzahlunabhängig. Es ist lastabhängig.

 

Wirklich verblüfft hat mich dagegen der Verbrauch. Für 225 km Landstraße/Stadt/Autobahn hat der Wagen insgesamt 10,3 Liter Super verbraucht. Das sind unter 5 Liter/100 km. Für ein großes Auto ist das durchaus nicht übel. Aber eben wohl erkauft mit diesem Brummquirl unter der Haube!

Testkriterien
Motorleistung: schwach stark
Durchzug: unelastisch elastisch
Drehfreude: zäh agil
Getriebe/Schaltverhalten: schlecht gut
Verbrauch: durstig effizient
Reichweite: gering hoch
Fazit - Antrieb
  • + Sparsamer Motor
  • - Brummiges Dreizylinder Popeltriebwerk

Fahrdynamik

3.0 von 5

Der Grandland hat eine annehmbare Wendigkeit und eintspricht dem Stand der Erwartungen für so ein SUV.

 

Die Beschleunigung ist ewas zäh, aber nicht unbedingt träge, und besonders im Teillastbereich mit einer unangenehmen Brummkulisse versehen, die wohl durch den Direkteinspritzer kommt.

 

Die Lenkung ist normal und unaufgeregt, wird aber durch einen nervigen Spurhalteassistenten unterstützt, der eingenwillig bei jeder Baustelle mit lose auf der Straße trollenden, gelben Fahrbanmarkierungen Walzer tanzen möchte. Völlig idiotisch! Ich weiß nicht, ob man den abschalten kann.

 

Bremsen und Fahrverhalten sind unauffällig und entsprechen dem Durchschnitt.

Testkriterien
Wendekreis: groß klein
Beschleunigung: langsam schnell
Lenkung: schwammig direkt
Bremsen: schwach standfest
Fahrverhalten: unausgeglichen ausgeglichen
Kurvenverhalten: unsicher sicher
Wendigkeit: träge agil
Fazit - Fahrdynamik
  • + Normales, unaufgeregtes Fahrverhalten
  • - Spurassistent nervt

Komfort

2.5 von 5

Da ich weiche Federungen bevorzuge, finde ich fast jede europäische Federung zu hart. Daher hier keine gute Bewertung an dieser Stelle.

 

Die Sitze vorn waren mit Lordosenstützen ausgestattet, die seitlich am Sitz bedient werden, aber auch nach einiger Einstellarbeit war keine dauerhaft bequeme Sitzposition zu finden. Das Einstellrad der Rückenlehnen ist sitzend und bei geschlossener Tür nur für Zwergenhände zu erreichen. Die Sitzbezugsstoffe bezeichnet Opel als "lederähnlich". Die drei Stoffarten, die Opel anbietet, würde ich als billig, billiger und Holzklasse bezeichnen. Zwei der drei Stoffe sind schwarz, einer in einer Art beige. Früher gab es Autoinnenausstattungen in sechs oder mehr Farben. Warum heute nicht mehr? Man könnte irgendwelches andere nutzlose Gedöns wie den Spurhaltemüll weglassen und dafür passend zum blauen Außenlack eine blaue Innenbespannung anbieten. Oder rot. Oder was auch immer. Hier also Minuspunkt.

 

Das Lenkrad ist in der Höhe und Längsrichtung verstellbar. Da ich keine Dicken Lenkräder mag, finde ich es zu klein und "leberwurstig". Der Kunde erwartet das heute aber wohl...

 

Erfreulich ist die Bedienlogik. Opel geht nicht den Weg der komplizierten Menüs und der gediegenen Ergonomiewege, wie diverse andere Fahrzeugbauer, sondern baut alles da hin, wo man es erwartet. Auch Radio und Navi lassen sich vorbildlich einfach bedienen. Instrumente und Monitor sind gut abzulesen. Der Klang des Radios ist allerdings unterdurchschnittlich.

 

Heizung und Klimatisierung sind okay.

 

Als unzeitgemäß empfinde ich das Knarzen und leise Scheppern aus den diversen Winkeln des Wagens bei nicht ganz planen Straßen. Ebenfalls befremdlich ist das WIndsäuseln bei niedrigen Geshwindigkeiten auf Höhe des linken Ohres. Vielleicht ein schlecht passendes Plasteteil oder ein mies angepapptes Türgummi. All dies trägt zum minderwertigen, plastikhaften Eindruck des Wagens bei.

Testkriterien
Federung (sportlich): schlecht abgestimmt gut abgestimmt
Sitze vorn: unbequem bequem
Sitze hinten: unbequem bequem
Innengeräusche: laut leise
Bedienung: kompliziert intuitiv
Heizung/Klimatisierung: schwach wirkungsvoll
Fazit - Komfort
  • + Heizung/Klima okay
  • - Unbequeme Sitze
  • - Motor-/Wind-/Karosserie-Geräusche

Emotion

1.5 von 5

Ich mag da sehr eigen sein, aber ich finde, SUVs haben null Emotion. Egal ob da Jaguar, Mercedes oder Volkswagen draufsteht. An diesen Autos ist so gut wie nichts stimmig. Weder ihre hohe Sitzposition, noch ihr ausladendes Äußeres und vergleichsweise mickriges Inneres oder das Plaste-Ambiente fühlen sich so richtig "richtig" an. Eigentlich könnten sie Nutzfahrzeug sein - aber dafür ist der Nutzen zu gering. Als Sportgerät sind sie zu unsportlich und für den Transport von Sportgeräten ist die Ladekapazität doch eher begrenzt. Sie sehen geländegängig aus, haben aber meist nicht mal Allradantrieb. Besonders krass sind die Sinnkrisen bei den kleineren Exemplaren der Gattung.

 

Unverständlich ist für mich, warum Opel "noch einen Mokka" auf den Markt bringt. Oberflächlich betrachtet hat der Grandland da nämlich keine Daseinsberechtigung. Ich befürchte, die wildern da im eigenen Terrain. Um anderen in diesem Marktsegment Anteile abzujagen, ist das Auto einfach nicht gut genug.

 

Würde ich sowas kaufen? Garantiert nicht!

Die knapp 25.000 Euro (in der Ausstattung X) für einen Haufen eingeschmolzene Joghurtbecher würden mir ewig leid tun.

Testkriterien
Design: langweilig attraktiv
Temperament (sportlich): ausbaufähig realisiert
Image: negativ positiv
Fazit - Emotion
  • + In dieser Kategori gibt es kein
  • - Es gibt mehr Emotion beim Betrachten eines Steins.

Gesamtfazit zum Test

Aus diesen Gründen kann ich den empfehlen:

Oha, das wird hart...

Der Wagen ist geeignet für Sparfüchse, die sich lieber den rechten Arm absägen würden als einen Diesel zu kaufen und trotzdem am Stammtisch mit ihrem geringen Spritverbrauch angeben wollen.

 

Es reicht vom Platz her bestimmt für eine Urlaubreise mit Kind. Man sollte aber Abstand davon nehmen in die Nähe von etwas zu fahren, das die schwarzen Plastikplanken zerschrammt. Das könnte nach kurzer Zeit sehr unansehnlich werden.

 

Außerdem ist der Wagen etwas für Leute, die glauben, daß dem großflächigen Einsatz von Kunststoff die Zukunft gehört.

 

Auch könnte ich mir vorstellen, daß der Wagen etwas für Typen ist, die nicht gern auffallen. Passend zu den schwarzen Sitzen gibt es auch noch fünf verschiedene Abstufungen von grau zwischen den beiden Außenfarben-Antipoden schwarz und weiß. Wer es richtig krachen lassen will, bestellt die Kiste in den zwei einzigen Buntfarben blau oder rot...

Aus diesen Gründen kann ich den nicht empfehlen:

Ich würde ihn nicht empfehlen, da ich ihn selber auch nicht kaufen würde. Es ist Langeweile auf vier Rädern mit eingeschränktem Nutzwert zu überteuertem Preis.

Wer würde dafür schon Geld ausgeben wenn er nicht unbedingt muss und das Ding vom Chef kostenlos als Firmenwagen vor die Tür gestellt kriegt? Und selbst der kauft ihn nur wenn es einen anständigen Rabatt gibt...

 

Man muss aber wohl zugestehen, daß man bei Opel mit viel Forschung und technischem Einsatz einen sehr niedrigen Spritverbrauch hinbekommen hat. Allerdings um den Preis, daß Autofahren noch mehr von seiner Essenz, seinem "Mojo" verloren hat. Wer, wie ich, Motoren jenseits der sieben Liter Hubraum liebt, findet da nicht viel Gutes in der Suppe, die die Autoindustrie anrührt und der Kunde bereitwillig löffelt...

Gesamtwertung: 2.5 von 5
Das Testfahrzeug erhielt im Test durchschnittlich 2.5 von 5 möglichen Sternen
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