Nun, die geplanten seltenen Fahrten bei sehr niedrigen Drehzahlen sind jedenfalls nicht die Einsatzart, für die dieser Motor konzipiert wurde. Solche Dieselmotoren wurden von den Ingenieuren für den Außendienst-Marathon bzw. für den Dauereinsatz auf deutschen (!) Autobahnen konzipiert.
Sowohl Mercedes als auch BMW wissen ja schon seit jeher, wer ihre Autos kauft. Die E-Klasse Diesel-Modelle sind das Rückgrat des deutschen Vielfahrers, Jahresleistungen von um die 120.000 (+/-) Kilometern sind keine Seltenheit in diesem Bereich.
Wenn der Motor jetzt absehbar nur noch sehr niedertourig bei ansonsten langen Standzeiten genutzt werden soll, dann ist es eben nicht die artgerechte Fahrzeughaltung - auf gut Deutsch: er sollte nicht 5.000, sondern min. 10.000 pro Jahr weiterbewegt werden.
Dafür bieten sich die salzfreien Monaten zwischen November und März an. Aber auch in der Wintersaison gibt es salzfreie Tage und Wochen (idealerweise nach einem Regentag, der das Restsalz von den Straßen wusch), an denen der Wagen warmgefahren werden sollte.
Nun zu Frankreich - die routes départementales und routes nationales sind keine gute Wahl, denn neben der sehr niedertourigen Höchstgeschwindigkeit fährt man quasi von Kreisel zu Kreisel und über die Querpoller an Ortsein- und ausgängen.
Besser also die autoroutes nutzen, denn dann kann man wenigstens ehrliche 132 GPS-km/h fahren, so daß der Motor im normalen Drehzahlbereich dreht.
Hierfür sind mautfreie Autobahnen zu Hauf in Frankreich verfügbar, wie etwa die autoroute zum viaduc de Millau (Achtung - der Viaduc selbst kostet Maut) oder auch Abschnitte der autoroute in die Bretagne.
Wenn der Wagen wenig bewegt wird, sollten die turnusmäßigen Intervalle für den Wechsel von Betriebsstoffen (Motoröl, Automatikgetriebeöl, …) verkürzt werden - die korrekte MB-Freigabe sollte pingeligst eingehalten werden. Aber auch Betriebsstoffe, die keine vorgegebenen Wechselintervalle haben, wie etwa das Differentialöl oder das Öl des Servosystems, altern durch Zeitablauf, Temperaturunterschiede und zeitbedingte chemische Zersetzung. Hier empfiehlt es sich, nach vernünftigem Ermessen eines erfahrenen Mechanikers irgendwann mal für Frischöl zu sorgen - auch wenn Öl nicht durch Betrieb gefordert wird, so altert es eben auch durch Zeitablauf. Sämtliche Filter des Autos sollten in den vorgegebenen Wechselintervallen immer frisch gehalten werden.
Bei Autos mit sehr geringer Laufleistung empfiehlt man, den Kraftstofffilter möglichst einmal jährlich zu wechseln - unabhängig von der Laufleistung.
Damit kommen wir zum Kraftstoff: den Wagen vor dem Abstellen immer volltanken (Korrosionsschutz) und dann beim Einsatz möglichst den Tank auch wieder leerfahren - Kraftstoff altert, und es bilden sich Kondenswasser und Ablagerungen. Beides ist nicht gut. Je öfter der Tank entleert und wieder gefüllt wird, desto frischer bleibt der Kraftstoff im Tank.
Wichtiger als alles andere ist das ausreichende Warmfahren, etwa 15-30km, sowie gelegentlich das anschließende langsame Steigern der Drehzahlen bis hin zu Volllast und das ausreichende Kaltfahren (15-20 min.) vor Fahrtende.
Wenn der Motor lege artis warmgefahren wurde, sollte auch ein Young- oder Oldtimer gelegentlich mal auf seine eingetragene Höchstgeschwindigkeit gebracht werden. Einige Minuten bei Vmax sind nicht nur unschädlich, sondern sogar ratsam, wenn er Wasser hat, wenn er Öl hat und wenn er nicht heißläuft.
Für die Standzeiten empfiehlt es sich, den Reifendruck zum Schutz des Reifens auf 3,5 bar einzustellen, alle (!) Wasserabläufe zu jeder Zeit penibelst frei zu halten und den Wagen möglichst geschützt vor UV-Licht und Regen gut belüftet abzustellen (Carport ist gut, eine sehr gut belüftete Garage/Halle ist perfekt).
Das wären so die Punkte, die mir auf Anhieb einfallen.
Ich würde, wenn es mein Wagen wäre, den wenigstens alle zwei oder drei Wochen auf eine Langstrecke von ~500km bringen und auch mal richtige Bergtouren damit machen.
Standuhren sind nie gut - nie. Besser: fahren, fahren, fahren. Autos wurden zum Fahren gebaut.