Hallo zusammen,
bei diesem Thema wird aber doch einiges ganz kräftig in einen Topf geworfen und / oder verwechselt:
1. Unwucht ist nicht gleich Höhenschlag (Runout)
2. Ausgewuchtet ist nicht gleich Rund- oder Planlauf (Tyre-Uniformity)
3. Felgen haben nicht einen bestimmten, definierten Unwuchtwert.
In einer ganz normalen, ordentlichen Produktion fallen Räder mit unterschiedlichsten Unwuchtwerten an.
Die Fahrzeughersteller wiederum, die diese Räder bestellen und kaufen, nehemen jedoch nur Räder bis zu einem bestimmten maximalen Unwuchtwert ab. Diese sog. Lastenheftvorgabe liegt bei heutigen Standard-Serienrädern bei ca. 30 / 40 g.
Das heißt jetzt aber nicht, dass dann alle Felgen 30 oder 40 g Unwucht haben; ein glücklicher Endkunde könnte durchaus ein Felge abbekommen mit z.B. nur 5g, während sein Arbeitskollege jedoch, bei gleichem KFZ und Felgenmodell, eine mit z.B. 25g erwischt hat.
Zunächst ist für eine Bewertung natürlich schon mal entscheidend, ob man aus der Sicht des Endverbrauchers / Autofahrers (also wohl unsere Perspektive) oder die eines Fahrzeugherstellers, ZSB-Zulieferers, Felgenherstellers oder Aftermarket-Fritzen (ATU, Reifen Mustermann o.ä.) argumentiert.
Der gesamte Aspekt verbesserte "Wertschöpfung" dürfte uns Endverbraucher wohl eher weniger tangieren, da ein etwaiger Kostenvorteil mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht bis zum Endverbraucher durchgereicht würde.
Bleibt für uns also als potenziell positiv:
- Präzisierung des Auswuchtprozesses
- Keine Gewichte im Sichtbereich
- geringere ungefederte Massen
Die Einwände bzgl. der Bearbeitung sind natürlich absolut berechtigt:
Da kann nicht einfach irgendein Fiffi mit seinem Biax daherkommen und an einem Rad herumfräsen, -bohren oder sonst wie rumpopeln!
Sollte irgendjemand derartiges am Markt anbieten, kann er dies nur, wenn:
- die Einhaltung der Festigkeitsanforderungen nachgewiesen ist (ABE)
- die Bearbeitung prozessicher darstellbar ist
Wie schon ein Vorposter schrieb, erscheint eine derartige Bearbeitung am sinnvollsten, wenn sie beim Felgenhersteller direkt erfolgt; und zwar als reine Prozesserweiterung der ohnehin stattfindenden Bearbeitung des Rohteils.
Eine Felge kommt schließlich nicht fertig aus der Guss-Kokille heraus!. Mittenbohrung, Kalottenlöcher und die umlaufende Felgenkontur (Hump) müssen zwingend spanend bearbeitet werden.
Wie übrigens auch zu lesen ist, würde die spezielle Bearbeitung zur Unwuchtkompensation an selber Stelle erfolgen, wo heute schon die Ausgleichtaschen für die Drucksensoren eingebracht sind - am Felgenhump.
Wenn also diese Taschen keine Nachteile bzgl. der Festigkeit ergeben, warum sollte dies dann bei dieser analogen Bearbeitung der Fall sein?
Apropos Drucksensor:
Die speziellen Ausgleichgewichte am Ventil dürften hinsichtl. Bauform und Anbringung wohl auch nix anderes sein als die längst bekannten Drucksensoren.
Damit kann dann auch jeder Betrieb, der Räder mit Sensoren aufzieht auch mit diesem Konzept umgehen - also doch wohl jeder.
Unterm Strich liegt da der Ball aber eindeutig bei den Herstellern.
Die ganze Chose is nix für den Heimgebrauch, wenn es Herrn Otto Normal am Sonntag mal wieder zu langweilig ist, und er was ganz neues, was er im Internet aufgeschnappt hat, jetzt mal mit dem neuen Bosch-Akkubohrer mit LED-Zielbeleuchtung an seinen neuen Felgen ausprobieren möchte....
Gruß