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Spurensuche beim Concorso Eleganza - Wo Millionäre ihre Oldtimer kaufen

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Superselten und superteuer: Die Autos beim Concorso Eleganza bei der Villa d`Este sind sehr exklusiv. Wo finden die Besitzer ihre Sammlerstücke? Wir haben uns umgehört.

Comer See – Bei diesem Oldtimertreffen parken die teuersten und seltensten Autos der Welt auf dem Kies. Mit einem Microfasertuch wischt ein Mechaniker selbst kleinste Staubkörnchen vom Lack. Eine mühsame Arbeit. Ebenso mühsam muss die Suche nach diesen Autos gewesen sein.

Beim Concorso Eleganza bei der Villa d´Este treffen sich Millionäre mit ihren Oldtimern. Ferrari, Lamborghini, Maserati und Rolls-Royce parken neben Bentley und klassischen Lancia. Fast alle sind perfekt restauriert. Aber: Weil das so ist, gewinnt man allein mit einem erstklassigen Zustand hier nichts. Wer beim Schönheitswettbewerb punkten will, muss ein ganz exklusives Auto besitzen. Nicht nur ganz teuer, sondern vor allem ganz selten. Außerdem steigern berühmte Vorbesitzer den Wert eines Autos enorm – und seine Chancen, hier aufzufallen. Dieses Jahr dabei: die Ex-Ferraris von Marcello Mastroianni, Steve McQueen und Clint Eastwood.

Online-Börsen bieten wenig Exklusives

Wo bekommen Sammler solche Fahrzeuge her? Beim Fähnchenhändler um die Ecke werden sie jedenfalls nicht fündig. Bei Gebrauchtwagenbörsen wie mobile.de oder autotrader.com stehen die Chancen auch nicht so gut: Das teuerste Serienauto bei mobile.de kostet zwar 6,4 Millionen Euro, ist aber keine echte Rarität.

Mehr Glück könnten wohlbetuchte Connaisseure auf der Plattform „classicdriver.com“ haben. Dort parken rund 7.000 Fahrzeuge – mit einem durchschnittlichen Verkaufswert von 140.000 Euro. Doch die Zahl trügt. Bei etlichen Autos, vor allem bei Sondermodellen, wird der Preis „nur auf Nachfrage“ genannt.

Mund-zu-Mund-Propaganda

„Vieles läuft über Mund-zu-Mund-Propaganda ab“, sagt ein Sammler, der nicht genannt werden will. Er informiert sich bei den großen Auktionshäusern, was in der nächsten Zeit unter den Hammer kommt. Bonhams, Christies, RM Auction, Sotheby`s, Barons, Henry`s und Artcurial zählen zu den Auktionshäusern, die regelmäßig einzigartige und teure Autos versteigern.

Passt eines in seine Sammlung, fährt der Sammler hin oder schickt einen Vertrauensmann. „Mir ist aber nicht unbedingt der Zustand des Autos wichtig, einen guten Zustand kann ich meistens wieder herrichten lassen. Die Substanz muss zumindest stimmen“, sagt er. Stattdessen achtet er auf die Historie und alle Unterlagen.

Damit seien nicht HU-Protokolle oder Rechnungen von Inspektionen gemeint, sondern vielmehr Herkunft, Besitzer und bei Rennwagen die Startplätze mit den jeweiligen Fahrern. „Die Recherche zu einem Auto dauert oft Monate, wenn nicht sogar Jahre, die mache ich gründlich und überstürze nichts“, sagt der Sammler, der sich vor allem mit italienischen Sportwagen auskennt.

Eine gute Kontaktbörse seien die internationalen Treffen wie in Pebble Beach (USA) oder eben hier, in dem prächtigen Park der Villa d'Este. Bei der kalifornischen Monterey Car Week finden im August mehrere Auktionen innerhalb einer Woche statt, einige im Rahmen des Concorso Elegance in Pebble Beach. Ebenfalls ein fester Termin bei Sammlern sind die Auktionen in Scottsdale/Arizona. Gleich mehrere Auktionshäuser und Händler bieten hier ihre Fahrzeuge an.

Oldtimer-Berater suchen und finden

Autoenthusiasten mit weniger Zeit oder Fachwissen setzen vermehrt auf Oldtimer-Berater, sogenannte Broker, Händler und Spezialisten. Sie können dank eigener großer Archive auf Originalpläne, Stückzahlen, Preise und Lacktöne zurückgreifen.

Dazu zählt der Österreicher Egon Zweimüller, der sich auf Raritäten, Prototypen und Restaurierungen spezialisiert hat. Achim Weise von Schröder & Weise Classics Hannover oder Eberhard Thießen aus Hamburg und Berlin suchen ebenfalls im Auftrag betuchter Kunden spezielle Fahrzeuge, betreuen bestehende Sammlungen und bauen sie weiter aus. Tarlacrest aus England bietet ein großes Angebot an seltenen Ferrari-Modellen.

Eine bekannte Größe ist Simon Kidston. Er stöbert und kauft seltene Oldtimer. Bei manchen bringt er es nicht übers Herz, sie zu verkaufen – und sammelt sie selbst. Er begann seine Karriere beim Auktionshause Coys und gründete die Firma Brooks mit, heute bekannt als Bonhams. Vor zehn Jahren machte er sich mit seiner eigenen Firma selbständig. Er berät Kunden, sucht, kauft und verkauft die Autos an die Auftraggeber weiter. Wer die sind, behält er für sich. Diskretion ist in dieser Preisklasse unverzichtbar.

„Viele Oldtimersammler verhalten sich bei der Suche und dem Kauf sehr diskret“, sagt Frank Wilke, Oldtimerspezialist und Geschäftsführer beim Oldtimerbewerter classic-analytics. Oftmals begutachten sie die Fahrzeuge nicht selbst, sondern lassen dies über Mittelsmänner oder Broker durchführen. „Einmal, weil sie oft beruflich stark eingespannt sind, aber auch, weil sie nicht möchten, dass bekannt wird, dass sie Oldtimer sammeln“, sagt Wilke. Manchmal würden die Fahrzeuge auch teurer, wenn der Händler erfahre, dass sich ein bekannter Sammler für sein Angebot interessiert.

Für immer unter Verschluss

Deshalb würden die meisten Sammler eine enge Beziehung zu den Brokern aufbauen, die sie über Jahre sehr diskret betreuen. Auch gute Kontakte zu den Mitarbeitern bekannter Auktionshäuser können sich auszahlen. „Die Sammler bekommen dann die Möglichkeit zur Abgabe eines Vorgebotes oder können telefonisch bieten“, sagt Wilke.

Viele Oldtimer bleiben nach dem Kauf für immer unter Verschluss. Die Besitzer genießen dann in aller Abgeschiedenheit ihre Autos, wie Kunstwerke. Manche Sammler jedoch fahren mit ihren Autos. Entweder auf historischen Autorennen oder sogar im normalen Straßenverkehr. „Zwar nicht häufig, aber mindestens zweimal im Jahr. Ich will die Autos ja mit allen Sinnen genießen“, sagt ein Sammler aus der Schweiz. Bei rund 100 Autos ist er dann aber auch ganz gut ausgelastet.

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