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Opel-Treffen Oschersleben 2018: „Geblitzdingst“ - Von Hinterradantriebs-Corsa und acht Metern Omega

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Zum 23. Mal jährte sich das berühmte Opel-Treffen in Oschersleben. Zum ersten Mal aber gehört Opel nicht mehr zu GM. Das spielt in Oscherleben überhaupt keine Rolle.

Der geringfügig modifizierte Omega der Toy Garage holte Silber in der Funcar-Wertung Der geringfügig modifizierte Omega der Toy Garage holte Silber in der Funcar-Wertung Quelle: Arild Eichbaum für mobile.de

Von Arild Eichbaum

Oschersleben – Angst vor „dem Franzosen“? Die zum 23. Opel-Treffen nach Oschersleben angereisten Opel-Fans aus allen Teilen Deutschlands, den Nachbarländern und selbst Vauxhall-Fahrer aus Großbritannien nehmen „ihrer“ Marke den Besitzerwechsel nicht krumm. Einige äußern die Hoffnung, dass es nun mit ihrem Opel wieder aufwärts gehen möge.

Ist vielleicht auch kein Wunder. Das 2018er-Treffen unter dem Motto „Geblitzdingst“ stellte für viele Opel-Verrückte nach eigenem Bekunden den absoluten Höhepunkt, die beste Party des Jahres dar. Wen interessiert da schon der neue Hausherr aus Paris und seine „schwarze Null“?

Der Veranstalter registrierte in jedem Fall kein nachlassendes Interesse. Das viertägige Opel-Treffen in Oschersleben lockte mehr als 50.000 Blitzanhänger in beinahe 10.000 Pkw in die Magdeburger Börde. Laut Veranstalter sind das Rekordwerte, was Teilnehmerzahl und teilnehmende Autos angeht. Die Treue der Getreuen konnte die PSA-Übernahme also nicht erschüttern.

Das Rahmenprogramm der „Party des Jahres“ forderte wie jedes Jahr den ganzen Opelaner. Wie wäre es mit der Kult-Soundmessung bei SPL Classics, der EMMA-Soundmessung, einem Burnout- und Donutcontest, verschiedenen Ausstellungen, der OPC-Ausfahrt mit Fotoshooting oder der Alt-Opel-Ausfahrt mit Halt am Fahrzeugmuseum Staßfurt? Viel zu tun für die angereisten Autofans.

190 km/h auf der Achtel-Meile

Wheelie Bar aus Gründen: Corsa und Speedster brannten Traumzeiten in die Achtelmeile Wheelie Bar aus Gründen: Corsa und Speedster brannten Traumzeiten in die Achtelmeile Quelle: Arild Eichbaum für mobile.de Die Piste der Motorsport Arena blieb natürlich nicht ungenutzt. Ein Leistungsprüfstand erlaubte die Antwort auf die Frage: Was kann mein Umbau? Modellspezifische Treffen im Fahrerlager, freies Fahren beim Arena-Training oder ein Ground Zero Rookie Cup erlaubten das Aufdrehen der Motoren.

Beim Speed Drift legten professionelle Piloten unter strikter Missachtung des Rauchverbots ihr Auto quer in die Kurven. Ein bisschen schade: Die angetretenen BMW stellten die wenigen Opel-Modelle optisch und akustisch in den Schatten. Wer nicht zusehen wollte und nicht mitfahren konnte, der ließ sich im Drift-Taxi die inneren Organe neu positionieren.

Positionsprobleme beim Sprint auf der Achtelmeile gab es nicht. Dafür sorgte der legendäre Benni Voss, angekündigt als schnellste Schnauze westlich des Urals. Er briefte die Beschleunigungsfahrer und moderierte die Duelle für die Zuschauer. Etliche Corsa trugen vorne fett/hinten schmal, einer hatte seinen Kleinwagen gar auf Hinterradantrieb umgestrickt.

Andere setzten lieber direkt auf Allrad oder Modelle mit werksseitig angetriebener Hinterachse. Besonders rasante Wagen trugen Wheeliebars und brannten beachtliche Zeiten in den offenkundig etwas rutschigen Asphalt. Auf den gut 200 Metern kamen dabei bis zu 190 km/h Endgeschwindigkeit zusammen. Speziell die Fronttriebler hatten aber Schwierigkeiten, ihre Kraft nicht nur in Qualm und Lärm, sondern in Vortrieb umzuwandeln.

Die Schrägsten und die Schönsten

Lärmen konnten auch die teilnehmenden Wagen des Funcar Contests prächtig – allesamt möglichst skurril umgebaute Opel. Erst sicherte sich eine fahrende Bierkiste den dritten Platz. Zwischen dem etwa acht Meter langen Omega der Toygarage und dem martialisch auftretenden Combo B „Deathhunter“ herrschte davor Punktgleichheit. Also entschied die Lautstärke der Zuchauer. Der Opel Combo gewann mit fünf Dezibel Vorsprung.

Es besteht öffentliches Interesse: Das Publikum kürte Christians Astra G Cabrio zum Best Opel Car 2018 Es besteht öffentliches Interesse: Das Publikum kürte Christians Astra G Cabrio zum Best Opel Car 2018 Quelle: Arild Eichbaum für mobile.de Warum tritt ein Sprintrenner praktisch nie beim „Show & Shine“ an? Weil seine Schöpfer meist wenig Wertschätzung für optische Feinheiten aufbringen. Beim Show&Shine-Contest geht es aber um jedes Detail, und sei es noch so fein. Karosseriearbeiten und Lack, Felgen und Fahrwerk, Motorraum, Interieur, Sauberkeit und Verarbeitung, Specials, Fahrzeugschein und Eintragungen - sogar Warndreieck und Verbandkasten standen auf der Prüfliste der Juroren.

In der Sonderkategorie „Perfect Opel Car 2018“ siegte das Astra G Cabrio von Christoph Meister aus Wismar. Acht Jahre werkelte der 34-Jährige bislang an seinem Schmuckstück und nahm bis auf Airbrush und Leder alle Arbeiten selbst vor.

Calibra auf Porsche-Alus

Der wichtigste (jugendfreie) Grund für ein großes Autotreffen ist: voneinander lernen. Zum Beispiel über die Tücken einer ordentlichen Tieferlegung beim Calibra oder über eine Radwahl, die Aufmerksamkeit garantiert – in diesem Fall 7,5x18-zöllige Porsche-Alus mit Lochkreisadapter. In der Opel-Welt sei dieses Leichtmetall, im Gegensatz zur Volkswagen-Szene höchst ungewöhnlich, erläuterte der stolze Besitzer des Calibra. Die Bereifung passt nur dank stark abgeschrägter Flanke der Pneus mit 35er-Querschnitt quasi saugend in die Radkästen.

Hinter den in adrettem Grau gespritzten Rädern, fuhr der Eigner des im Erstlack Bermudagrün-Metallic erstrahlenden Sondermodells „Color Selection 6“ fort, können Kenner die Bremssättel eines Vectra I500 V6 erkennen. Das abendliche Oschersleben über das weitläufige Areal erleben wir mit seinen gastfreundlichen Kumpels am Grill. Alle in professionell gestalteten Run-OPC-Basecaps und Grand-Theft-Opel-Shirts gekleidet.

Porsche-Alus in18 Zoll am Calibra. Bördeln der Radläufe war nicht erforderlich Porsche-Alus in18 Zoll am Calibra. Bördeln der Radläufe war nicht erforderlich Quelle: Arild Eichbaum für mobile.de Und was es da nicht alles zu sehen gab auf dem geschotterten Weg oberhalb der Rennstrecke. Hauptsache nicht im Originalzustand, idealerweise laut. TÜV? Drei Buchstaben ohne Belang. So präsentierten sich etwa ein zur „Feierwehr“ umgebauter Opel Combo mit erschlaffter Gummipuppe auf der Anhängerkupplung. Zahlreiche Umbauten betagter Blitze dienten als Partyautos mit Musikanlage und Längssitzbänken auf dem vom Dach befreiten Heck.

Praxistest für Insignia-Dämmung

Mitunter gilt: Je dröger im Original, desto wilder im Umbau. Wie ein Campo mit Pool im Ladebett, ein Stretch-Movano mit Linoleum-Auslegeware und Ledercouch auf der Pritsche. Und natürlich der Soundtrack von Oschersleben: Fehlzündungen, Kirmestechno, hier und da mal ein Feuerball aus dem Auspuff. Mehr Remmidemmi, als Deichkind je gefordert hatte. Mamma Laudaaa lautete der wohl meist geschmetterte Schlachtruf des Wochenendes. Eine enthusiastische Antwort ließ nie lange auf sich warten.

Selbst die Dieselkrise riss niemanden aus der Party-Routine: Mit Fahrverboten nach Einbruch der Dunkelheit kennt man sich in Oschersleben aus. Das sorgt für relative Ruhe auf den Campingplätzen. Im Festzelt dagegen ließen Captain Dance und Special Guest Klucki die Hütte brennen, bis das Kondenswasser von der Plane tropfte. Stand Donnerstag Rock auf dem Programm, ging es am Freitag um die obligatorische Wahl zur „Miss Opel 2018“. Wer es wissen muss: Antonia-Pauline setzte sich mit einer Tanzperformance gegen fünf Rivalinnen durch. Nach einer Nacht voll Bier und Schweiß waren neue Facetten des Mottos „Geblitzdingst“ bei vielen Besuchern nicht zu übersehen.

Unser Reporter konnte da nicht ganz mithalten und war froh, in einem Insignia Country Tourer angereist zu sein. Ob dessen Geräuschisolierung die Oberklasse ärgert? Immerhin blendet sie das Brüllen der Motoren auf dem nahen Burnout-Platz weitgehend aus. Erst zwei laut knallende Reifen wurden zum Weckruf. Wer am Abreisesonntag noch fit war, konnte im Fahrsicherheitszentrum bei drift.de ein Drift-Training absolvieren. Der Rest freute sich einfach schon aufs Opel-Treffen 2019. Vielleicht verirrt sich dann ja auch ein Crossland oder Grandland X in die Börde, als Beleg der neuen französischen Opel-Heimat.

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