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VW setzt trotz Krise auf russischen Markt - Überwintern in der Wirtschaftsflaute

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Die Wirtschaftskrise in Russland macht VW zu schaffen. Davon wollen sich die Wolfsburger aber nicht beeindrucken lassen und investieren in den einstigen Hoffnungsmarkt.

Volkswagen hat von Januar bis November 2015 ein Absatzminus von 38 Prozent in Russland eingefahren Volkswagen hat von Januar bis November 2015 ein Absatzminus von 38 Prozent in Russland eingefahren Quelle: picture alliance / dpa

Kaluga - In Jörn Kuchs Reich herrscht emsiges Treiben. Der 47-jährige Ingenieur leitet das erste VW-Motorenwerk in Russland. Kuch beaufsichtigt rund 400 Mitarbeiter, seit die Bänder der Fabrik im September angelaufen sind. 600 Motoren am Tag will er hier zusammensetzen lassen, 150.000 im Jahr - der russischen Wirtschaftskrise zum Trotz.

Der Autoabsatz in Russland ist seit Mitte 2013 massiv eingebrochen. Nach einer Marktanalyse der Vereinigung Europäischer Unternehmer in Moskau kauften die Russen von Januar bis November 2015 rund 34 Prozent weniger Autos als im Vorjahreszeitraum. Allein VW verzeichnete ein Minus von 38 Prozent. Während General Motors (GM) die Reißleine zog und den einstigen Hoffnungsmarkt verlassen wird, will Volkswagen die Schwächephase überstehen.

Wirtschaftslage in Russland soll sich wieder aufhellen

Im neu gebauten russischen VW-Werk sollen jährlich 150.000 Motoren hergestellt werden Im neu gebauten russischen VW-Werk sollen jährlich 150.000 Motoren hergestellt werden Quelle: picture alliance / dpa

Niemand solle sich von der Krise verrückt machen lassen, sagt auch Marcus Osegowitsch, Chef von VW-Russland. "Wir werden den ökonomischen Winter die nächsten zwei bis drei Jahre durchstehen. Danach dürfte es wieder aufwärts gehen."

Noch 2012 hatte VW-Russland mit mehr als 320.000 verkauften Autos einen Rekord eingefahren und sich damit auf Platz fünf der wichtigsten Konzern-Regionen katapultiert. Danach ging es bergab. Schuld sind dem Russland-Chef zufolge weniger die EU-Sanktionen wegen der Ukraine-Krise, als vielmehr der niedrige Ölpreis und der dadurch bedingte Währungsverfall. Gepaart mit einer Inflation von 15 Prozent ergibt sich ein Kaufkraftverlust, der den Konsum der Russen abwürgt.

Volkswagen musste Kosten drücken

"Wir sind ganz hart auf die Kostenbremse gestiegen", sagt Osegowitsch. Die "Effizienzsteigerung" habe daher schon lange vor dem Sparkurs wegen des Abgas-Skandals begonnen. Dazu gehören Maßnahmen wie der Verzicht auf überflüssige Dienstreisen, aber auch hunderte Arbeitsplätze fielen dem Rotstift zum Opfer.

Eine von drei Schichten musste VW in Kaluga im Frühjahr streichen. Inzwischen arbeiten noch rund 5.100 Menschen für VW-Russland. Für einige Hundert Mitarbeiter aus der Fahrzeugfertigung brachte das neue Motorenwerk den rettenden neuen Arbeitsplatz. 250 Millionen Euro investierte Volkswagen hier.

In der russichen VW-Produktion(Kaluga) werden die Modelle Polo und Tiguan sowie Skoda Rapid gefertigt In der russichen VW-Produktion(Kaluga) werden die Modelle Polo und Tiguan sowie Skoda Rapid gefertigt Quelle: picture alliance / dpa

Im Hauptwerk ist Andreas Klar für die Fertigung der VW-Modelle Polo und Tiguan sowie Skoda Rapid verantwortlich. Der Parcours für Gäste führt über den "Putin-Weg". Vor einigen Jahren hatte der russische Staatschef auf dieser Route die Zehntausende Quadratmeter große Halle besichtigt, in der die Karosserien zusammengesetzt werden.

Am Eingang präsentiert Klar eine Sammlung glänzender Pokale. Eine der Trophäen erinnert an das 700.000. Auto, das in Kaluga 2013 vom Band ging. "Wir überlegen, wie wir das 1.000.000. feiern können", sagt er. Wann diese Marke erreicht werde, will er nicht verraten.

Diesel-Anteil beim russischen VW-Absatz gering

Der Abgas-Skandal spielt in Russland nur eine untergeordnete Rolle. "Wir verkaufen im Durchschnitt weniger als fünf Prozent Dieselmotoren in Russland.", sagt Osegowitsch. Vom Abgas-Skandal sind laut Angaben des Russland-Chefs lediglich drei Prozent des Absatzes betroffen. Dennoch wolle VW auch in Russland eine freiwillige Nachrüstung der wenigen betroffenen Fahrzeuge anbieten. "Wenn wir das in Deutschland machen, wollen wir das hier in Russland freiwillig auch tun."

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