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Clubs für US-Cars und BMW auf Motorworld Classics Berlin - So zeigt sich die Szene auf der Oldie-Messe

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Brauchen Oldtimer einen Zaun? Wer malt die Datenblätter? Auf der Motorworld Classics Berlin traf unser Autor zwei Oldie-Interessengemeinschaften für BMW und US-Cars.

Händler für alte Autos bilden das Rückgrat der Motorworld Classics. Für nichtkommerziellen Oldie-Flair sorgen aber die privaten Clubs, die nichts verkaufen wollen Händler für alte Autos bilden das Rückgrat der Motorworld Classics. Für nichtkommerziellen Oldie-Flair sorgen aber die privaten Clubs, die nichts verkaufen wollen Quelle: Arild Eichbaum

Von Arild Eichbaum

Berlin – Eher klein und fein als groß und unübersichtlich – das sind die Motorworld Classics in Berlin. Rund 28.500 Fachbesucher und Interessierte zählten die Veranstalter zwischen dem 5. und 8. Oktober in den historischen Hallen und im Sommergarten unter dem Berliner Funkturm.

Wer noch keinen Oldtimer besaß, hat sein „Baby“ hier womöglich gefunden. Denn den Schwerpunkt der Berliner Messe bilden zahlreiche Oldtimer-Händler. Und dann? Der frisch gebackene Oldtimer-Eigentümer, so er den Klassiker nicht als Spekulationsobjekt in der Garage wegschließt, wird früher oder später Probleme haben. Mit Ersatzteilen, Werkstätten oder Detailwissen. Dann kommen Oldtimer-Clubs ins Spiel.

Diese privaten, nichtkommerziellen Clubs bilden neben den Händlern das zweite Standbein der Messe. Einige sind umfangreich durchorganisierte, eingetragene Vereine. Andere sehen sich eher als locker gehandhabte Interessensgemeinschaften. Mit denen haben wir uns auf der Messe unterhalten: den US Car Freunden Berlin und dem BMW Club Weiß Blau Berlin. Beide Gruppen gaben Einblicke ins Clubleben und ins Messegeschehen.

17 Autos auf 500 Quadratmetern

17 Fahrzeuge wichtiger US-Marken und aller klassischen Dekaden zeigt die IG in Berlin 17 Fahrzeuge wichtiger US-Marken und aller klassischen Dekaden zeigt die IG in Berlin Quelle: Arild Eichbaum

Fabian hat die US Car Freunde Berlin 2012 markenoffen und ohne Baujahrsbegrenzung ins Leben gerufen. „In unserer Facebook-Gruppe sind aktuell knapp 1.700 Mitglieder, der harte Kern liegt bei etwa 20 Personen“, sagt er. Zur Kommunikation nutzen die US-Car-Fans neben Facebook auch Whatsapp-Gruppen.

2016 tratt die IG mit fünf Autos auf 100 Quadratmetern auf der Motorworld Classics auf. Diesmal waren es 17 Autos auf 500 qm. Denn die Amischlitten brauchten mehr Platz, das war vor einem Jahr klar: „Es war zu eng, da quetschten sich die Interessenten nur so an unseren Autos vorbei“. Ursprünglich hatte man geplant, gemeinsam mit den US Car Freunden Hannover und Leipzig eine ganze Halle zu belegen.

Aber dafür kamen nicht genug Fahrzeuge zusammen. Am Ende sei man auf 20 Wagen gekommen, einige Besitzer hätten jedoch kurzfristig abgesagt. So gibt es leider doch keine komplette Messehalle voller US-Cars aus der Fanszene. „Aber wir und unsere befreundeten Standnachbarn bleiben an diesem Ziel dran“, sagt Fabian. Auch der Veranstalter habe durchaus Lust auf eine Halle voller US-Cars gehabt. „Die Kommunikation mit Herrn Rest von der Motorworld Classics verlief reibungslos“.

Auf den Stand der nichtkommerziellen Interessengruppe kommen Messebesucher oftmals, um sich eine unabhängige Expertenmeinung zu holen. Bei den Fans fühlen sie sich gut aufgehoben: „Besucher kommen oft mit allgemeinen oder auch speziellen Fragen, etwa zu Modellen, die sie zu kaufen beabsichtigen. Denen greifen wir genauso unter die Arme wie denjenigen, die sich bei der Suche nach Teilen oder Werkstätten für ihren Wagen an uns wenden“, sagt Fabian. Daneben kämen Presseleute, aber auch Freunde und Bekannte.

Standaufbau in Eigenleistung

„Gute Benzingespräche“ seien neben den Autos das Wichtigste auf der Messe: „Wir haben auch deshalb etliche Sitzgelegenheiten aufgestellt.“ Viele Dekorationen haben die Mitglieder selbst beigesteuert, etwa künstlerisch gestaltete Reifen, einen Tisch aus einem Shell-Fass oder einen modifizierten Red Wagon (US-Handwagen für Kinder). Sogar eine Marylin-Monroe-Fotowand zum Kopfdurchstecken gab es.

Ein wenig kontrastieren die nüchtern dekorierten Hallen mit dem schwungvollen Blech Ein wenig kontrastieren die nüchtern dekorierten Hallen mit dem schwungvollen Blech Quelle: Arild Eichbaum Dass den Autofans ihre Autos wichtig sind, hat aber offenbar nicht jeder Besucher verstanden: „Worauf wir gerne verzichtet hätten, sind Besucher, die alles antatschen und sich womöglich noch auf den Kotflügel setzen oder auf die Motorhaube legen“. Solche respektlosen Zeitgenossen gebe es wirklich, und oft seien die auch noch uneinsichtig. Man denke sogar darüber nach, den Stand im nächsten Jahr einzuzäunen.

Trotz viel Platz zwischen den Autos seien einige Schäden entstanden. Unverständlich für die Oldtimer-Freunde. Hat man doch sogar die Datenblätter zu allen Fahrzeugen von Hand gemalt und den Teppich selbst verlegt. Sponsoring von Autoherstellern habe es für den markenoffenen Club jedenfalls nicht gegeben. „Aber wir haben von der Tattoo Convention Berlin und dem Tätowierer Grenzwertig zwei Beachflags bekommen, das hat uns sehr gefreut“.

Nur 3er, keiner im Werkszustand

Im zweiten Jahr auf der Motorworld Classics Berlin stellt der BMW-Club „Weiß Blau Berlin“ aus. Sie sind höchst bastelfreudig: Im Originalzustand befindet sich keiner der gezeigten Wagen. Rein zufällig, versichert Manuel vom BMW-Club, stellen sie ausschließlich 3er aus. Es gebe natürlich auch andere Modelle in der IG.

Der BMW-Club existiert bereits seit Februar 2000, zu Beginn waren es vier, zu Spitzenzeiten 25, dann auch nur 15 Mitglieder. Nach einigen Jahren Dornröschenschlaf sind sie seit 2016 wieder aktiv. Aktuell bestehen die Weiß-Blauen aus 12 Mitgliedern, sieben neuen und fünf alten.

Als Unterclub eines e.V. dürfen sie das BWM-Emblem offiziell verwenden, doch das war es fast mit dem Vereinswesen: „Wir haben überhaupt keine Lust auf Vereinsmeierei, die Freude an den Autos steht eindeutig im Vordergrund. Wir sehen uns eher als Freundeskreis, haben auch so zusammengefunden, und streben kein großes Wachstum an. Es soll freundschaftlich bleiben. Wenn einer sich bei uns mit reinhängen will, weisen wir ihn nicht ab, doch eine aktive oder aggressive Mitgliederwerbung liegt uns fern.“

Eine Vergrößerung des 145-Quadratmeter-Standes ist daher nicht angedacht, der Messeauftritt 2018 aber bereits fest eingeplant. Und dann wollen die BMW-Fans aus der kleinen Fläche mehr herausholen: „Insgesamt wollen wir uns professioneller darstellen und auch mehr Dekoration einsetzen. Vielleicht eine schön beklebte Trennwand, vielleicht ein modularer Aufbau. Na, wir haben ja noch ein Jahr Zeit.“

"Wollt ihr mein Auto kaufen?"

Der BMW-Club „Weiss Blau Berlin“ zeigt nur 3er. Reiner Zufall, sagen die Mitglieder Der BMW-Club „Weiss Blau Berlin“ zeigt nur 3er. Reiner Zufall, sagen die Mitglieder Quelle: Arild Eichbaum

Mit Absperrungen um die Exponate hat man bereits Erfahrungen gesammelt: „Das hatten wir 2016, aber viele Besucher sind einfach drübergeklettert oder haben die Kordeln ausgehängt, um besser Fotos machen zu können. Hilfreicher erscheint es uns, die ganze Zeit am Auto zu bleiben und aufzupassen. Wir hatten diesmal lediglich einen Kratzer in einer Motorhaube zu verzeichnen, der sich aber glücklicherweise auspolieren ließ.“

Auch zu „Weiß Blau Berlin“ kommen Gäste mit Fragen zur Teilebeschaffung. „Etliche Besucher glauben gar nicht, wie viel Arbeit in unseren Autos steckt, vielleicht auch, weil die Umbauten recht dezent ausgeführt sind. Unser E30 Touring etwa hat einen nur bei demontierten Nabenkappen sichtbaren Umbau auf Fünfloch-Achsen, ein anderes Differential und Lenkgetriebe, ein 3,5-Liter-Triebwerk aus einem 5er, eine entsprechend angepasste Bremsanlage…“

Mancher Besucher will den BMW-Freunden auch direkt ein Auto verkaufen: „Womit wir nicht gerechnet haben, waren all die Verkaufsangebote à la ’Wir haben da neulich einen alten BMW geerbt, hättet ihr vielleicht Interesse? ’“

So weit Detroit und Dingolfing auseinanderliegen, so weit liegen auch die die automobilen Interessengebiete der beiden IGs auseinander. Gemeinsam ist ihnen Herzlichkeit, Herzblut und Kompetenz. Und: Ohne sie wäre die Oldie-Messe am Funkturm wohl eine reine Verkaufsveranstaltung. Die Veranstalter sind zufrieden. „Vor allem an den Wochenendtagen waren die elf Hallen – eine mehr als letztes Jahr – außerordentlich gut besucht“, freut sich Marc Baumüller von der Motorworld Classics über rund 2.000 Gäste mehr als im Vorjahr. „Konzept und Standort passen perfekt.“ Und etwas Graswurzel-Duft gehört hier einfach zum Konzept.

 

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