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Top-Gear-Star Jeremy Clarkson: Portrait - Schwarzes Schaf und Goldesel

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Top-Gear-Moderator Jeremy Clarkson begeistert, indem er polarisiert. Das kostete ihn jetzt wahrscheinlich seinen Job. Probleme gab es bereits seit einigen Jahren.

Das Top-Gear-Team: Jeremy Clarkson, James May und Richard Hammond auf einem Panzer Das Top-Gear-Team: Jeremy Clarkson, James May und Richard Hammond auf einem Panzer Quelle: EdStock via iStockphoto

London – Jeremy Clarkson funktioniert nur als Original. Sein Humor lässt sich nur schwer übersetzen und schon gar nicht nachahmen. Für Fans gibt es deshalb nur das britische „Top Gear“. Versionen aus anderen Ländern erreichen nicht den Kult-Status des Originals.

Doch die BBC hat nun die Ausstrahlung gestoppt und Clarkson suspendiert. Grund sei ein „Tumult“ mit einem Produzenten: Angeblich habe Clarkson versucht, den Produzenten Oisin Tymon zu schlagen, weil nach einem Dreh das falsche Abendessen bereit stand. Genaue Details oder eine Erklärung gibt es von offizieller Seite vorerst nicht. Nur den Hinweis, dass der Fernsehsender ermittle.

Jeremy Clarkson und Top Gear

Clarkson fiel oft negativ auf und wurde jetzt suspendiert. Drei verbliebene Folgen sollen vorerst nicht ausgestrahlt werden Clarkson fiel oft negativ auf und wurde jetzt suspendiert. Drei verbliebene Folgen sollen vorerst nicht ausgestrahlt werden Quelle: dpa/Picture Alliance Clarkson wurde mit Top Gear bekannt und berühmt. Seit 1988 moderiert er das Format, seit 2003 in der aktuellen Formation mit seinen Kollegen Richard Hammond und James May. Sie testen in der Show vor allem hochpreisige und schnelle Autos. Der anonyme Rennfahrer „The Stig“ vergleicht viele Modelle auf einer eigenen Rennstrecke.

Seine journalistische Karriere begann Clarkson 1984. Nach einer Partie Fahrrad-Polo und einigen Bier gründete er gemeinsam mit dem Journalisten Jonathan Gill die „Motoring Press Agency“, eine Presse-Agentur für Auto-Themen. Die beiden versorgten lokale Medien mit Fahrberichten sowie Texten zu automobilen Neuheiten.

Gill arbeitete später im Marketing und als Pressesprecher. Clarkson schrieb diverse Bücher und Kolumnen für die Zeitungen „The Sun“ und „The Sunday Times“, parallel zu seinem Job im Fernsehen.

Kein Vorbild: Clarkson wettert politisch unkorrekt

Trotz seiner Vorbildfunktion äußert Clarkson seine Meinung gern öffentlich und laut, manchmal über Twitter, oft im TV und selten auf politisch korrekte Weise. Über die Folgen der Globalen Erwärmung sei er sich zum Beispiel bewusst, er finde das aber nicht schlimm. 2005 sagte er zu der Zeitung „Independent“: „Die Schweiz verliert Ski-Gebiete, der Strand von Miami wird weggewaschen, ein Wirbelsturm trifft North Carolina – stört Euch schon was? Das ist nicht einmal ein Achselzucken wert.“

Clarkson monierte mehrfach das englische Rauchverbot an Arbeitsplätzen sowie das 2004 eingeführte Verbot der Fuchsjagd. Kritik an seiner Show kommentierte er hart und unhöflich. Nach einem kritischen Tweet beschimpfte er einen Twitter-Nutzer als „Fucking Cyclist“ (etwa: verdammter Fahrradfahrer).

Nach der Suspendierung: Clarkson beim Fußballspiel Nach der Suspendierung: Clarkson beim Fußballspiel Quelle: dpa/Picture Alliance Später lästerte er über streikende Arbeitnehmer (sie sollten erschossen werden) und Menschen, die sich vor einen Zug warfen (sie seien selbstsüchtig). Dann nuschelte er vor laufender Kamera einen rassistischen Begriff. Zuletzt wurde ihm vorgeworfen, mit seinem Autokennzeichen „H982FKL“ an den Falkland-Krieg von 1982 erinnern zu wollen. Aufgebrachte Argentinier griffen daraufhin die Filmcrew an.

Clarksons Job stand oft auf der Kippe

Im Oktober 2014 sagte Clarkson der "Daily Mail", BBC-Boss Dany Cohen und er würden sich nicht gut verstehen. Sollte das Kennzeichen tatsächlich Absicht gewesen sein, hätte der ihn längst gefeuert. Bei einigen Gelegenheiten behielt Clarkson seinen Job nur, weil BBC-Generaldirektor Tony Hall für den Auto-Papst sprach.

Mehrmals musste sich Clarkson für seine Äußerungen öffentlich entschuldigen. Der „Tumult“ nahm ihm die letzte Traktion auf Top-Gear-Eis. Für die BBC bedeutet das große Verluste: Fünf Millionen Zuschauer schalten bei jeder Folge ein. Pro Jahr soll der Fernsehsender 150 Millionen britische Pfund mit der Sendung verdienen.

Die drei letzten Folgen der Staffel sollen nicht ausgestrahlt werden. Laut „The Guardian“ sind sie aber bereits in andere Länder verkauft. Die Fernsehsender könnten jetzt Schadenersatz fordern. Zudem laufe Clarksons Vertrag mit der BBC aus. Die Konkurrenz könnte den Star-Moderator dann einkaufen.

Internet-Petition für Jeremy Clarkson

Im Internet machen sich Top-Gear-Fans für Clarkson stark. Rund 750.000 Nutzer unterstützen ihn in einer Online-Petition. Tausende posten das Stichwort #BringBackClarkson auf Twitter. Der kommentiert den Vorfall derweil mit seinem üblichen Sarkasmus: Einer Gruppe Reporter sagte er, er sei auf dem Weg zum Job-Center. Der Untersuchung soll er laut „Guardian“ „extrem entspannt“ gegenüberstehen.

 

Quelle: Radiotimes, „The Top Gear Story“, Daily Mail, The Guardian

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