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Diesel-Image: Angebot steigt, Nachfrage sinkt - Noch kein Preisverfall bei Dieselautos

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Fahrverbot, Feinstaub, Stickoxide: Das Image der Dieseltechnik war schon besser. Sacken die Preise deshalb ab? Ein Händlerverband sagt ja. Aktuelle Daten zeigen es nicht.

Ein drastischer Preisverfall beim Diesel ist noch nicht erkennbar. Aber: Das Angebot wächst, und die Autos stehen länger beim Händler Ein drastischer Preisverfall beim Diesel ist noch nicht erkennbar. Aber: Das Angebot wächst, und die Autos stehen länger beim Händler Quelle: dpa/Picture Alliance

Berlin - Der Diesel ist in der Diskussion. Viele Autofahrer fragen sich, ob ihr Nächster wirklich ein Selbstzünder sein soll. Und einige entscheiden sich bereits anders: Nach Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes sank die Dieselquote bei den Neuzulassungen im gesamten Jahr 2016 kontinuierlich und lag im Jahresschnitt bei 45,9 Prozent – die Benzinerquote lag bei 52,1 Prozent.

Seitdem ging es für den Diesel weiter abwärts: im Februar 2017 fuhren nur noch 43,37 Prozent der Neuzulassungen mit Selbstzünder. Im Herbst 2015, vor Bekanntwerden des VW-Abgas-Skandals, war der Diesel noch drauf und dran, die 50-Prozent-Marke an den Neuzulassungen zu überspringen.

Das ist vorbei, und das liegt offenbar auch an der politischen Debatte um Luftreinhaltung und Fahrverbote. Es geht nicht mehr „nur“ um den von VW begangenen Betrug gegenüber Behörden und Kunden. Sondern es drohen Autofahrern absehbar konkrete Nachteile, wenn sie einen Diesel kaufen.

Hat das Auswirkungen auf den Wert des langlebigen Konsumgutes Diesel-Pkw? Davon überzeugt ist Ansgar Klein, Geschäftsführender Vorstand des Bundesverbandes freier Kfz-Händler. „Wir gehen davon aus, dass sich im Moment die Preise um 10 bis 20 Prozent nach unten bewegen“, sagt der Händlersprecher mit Blick auf drohende Fahrverbote in Großstädten wie Stuttgart oder München.

Umweltzone reloaded?

Autofahrer, die einen Diesel fahren oder in Betracht ziehen, müssen einkalkulieren: Das Auto darf möglicherweise schon bald nicht mehr in die Innenstädte. Viele erinnern sich noch gut, welche Auswirkungen die Einführung von Umweltzonen zwischen 2010 und 2013 in vielen deutschen Städten auf den Wert älterer Diesel hatte: Fahrzeuge mit roten Plaketten standen sich bei den Händlern die Reifen platt. Der Staat half mit einem Zuschuss für die Nachrüstung von Partikelfiltern.

Stand heute gibt es für den Sprung von Euro 5 auf Euro 6 keine vergleichbar praktikable Lösung. Es wäre also nur logisch, wenn in den kommenden Jahren der Wert von gebrauchten Dieselautos ins Bodenlose fällt.

Mehr Standtage, mehr Inserate

Die gute Nachricht für Dieselbesitzer und Händler: Aktuelle Zahlen der Automobilbörse mobile.de zeigen noch keinen dramatischen Preisverfall beim Diesel. Was die Auswertung der Neu- und Gebrauchtwagenbörse dagegen zeigt: Das Angebot an Diesel-Fahrzeugen wächst deutlich, und der Abverkauf gestaltet sich zäher als in früheren Jahren. Gemeinsam mit der schrumpfenden Dieselquote bei Neuwagen lässt sich am Markt also durchaus steigender Druck auf die Selbstzünder attestieren.

Die Zahl der Standtage für Dieselfahrzeuge fiel im Jahr 2015 noch kontinuierlich: Von fast 90 Tagen im Januar 2015 auf 79 Tage im Dezember 2015. Die Zahl der Inserate für Dieselfahrzeuge auf mobile.de stieg im gleichen Zeitraum um lediglich 6 Prozent. Die Nachfrage stieg also, und zwar schneller als das Angebot.

Ein Jahr später kann der Markt die gebrauchten Diesel offenbar nicht mehr so gut aufnehmen. Das Gebrauchtwagen-Angebot wuchs 2016 stark, und die Autos standen länger beim Händler. Im gesamten Jahr 2016 fiel die durchschnittliche Standdauer nicht unter 80 Tage, im Januar 2017 lag sie bei mehr als 93 Tagen. Die Zahl der Inserate im Januar 2017 lag um 18 Prozent über dem Vorjahreswert. Im Februar 2017 suchten fast 445.000 Dieselautos einen neuen Besitzer auf mobile.de, das waren 91.000 mehr als zwei Jahre zuvor.

Preisanstieg verlangsamt

Auf die Angebotspreise wirkten sich das wachsende Angebot und die wachsende Zahl an Standtagen noch nicht deutlich aus: Der durchschnittliche Diesel kostete im Februar 2017 24.292 Euro, das liegt 0,7 Prozent über dem Vorjahreswert. Es fällt aber auf: Der Preisanstieg hat sich deutlich verlangsamt. Bis zum Sommer 2016 stiegen die Preise für Dieselautos um monatlich rund fünf Prozent, in der zweiten Jahreshälfte sank dieser Wert beständig – bis auf aktuell unter einem Prozent.

Der zähe Abverkauf betrifft VW-Dieselfahrzeuge noch etwas stärker als den Marktschnitt: Sie stehen im Schnitt einen Tag länger, und ihr Durchschnittspreis liegt unter dem von vor einem Jahr. Letzteres trifft auch auf Audi-Dieselautos zu, die sich aber deutlich zügiger abverkaufen (81,6 Tage Standzeit).

Eine „Sonderbehandlung“ des Diesels bei den Neuwagenpreisen sieht auch das Duisburger CAR-Institut nicht, das regelmäßig Rabatte am Automarkt untersucht. Die Nachlässe unterscheiden sich nicht von denen auf Benziner, hat das Institut von Ferdinand Dudenhöffer im Februar ermittelt. Von einem Export „stehenbleibender“ Diesel ins EU-Ausland sollten sich deutsche Händler nicht zu viel erhoffen: Nach Zahlen des europäischen Herstellerverbands ACEA sinkt die Dieselnachfrage außerhalb Deutschlands ebenfalls.

Quelle: dpa;mobile.de; CAR

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