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Trabant und Wartburg sind begehrt - Neuer Glanz für alte Pappe

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Man musste ewig auf sie warten. Dabei waren sie gar nicht für die Ewigkeit gemacht. Trabant und Wartburg werden selten - und damit immer begehrter.

Die Trabi-Safari - hier in Dresden - ist eine Stadtrundfahrt mit verschiedenen Trabi-Modellen Die Trabi-Safari - hier in Dresden - ist eine Stadtrundfahrt mit verschiedenen Trabi-Modellen Quelle: dpa/Picture Alliance

Erfurt/Bonn - Zitronengelb mit schwarzem Verdeck oder klassisch Weiß mit Lederkoffer auf dem Dachgepäckträger: So mancher Trabi hat den Aufstieg von der belächelten Rennpappe zum Hingucker geschafft. Mit schwindendem Fahrzeug-Bestand steigt das Interesse an dem DDR-Klassiker, der seit 22 Jahren nicht mehr gebaut wird.

"Diese Fahrzeuge sind gesucht. Es gibt ja nicht mehr so viele", sagt Andrea Zeus. Sie ist Expertin für historische Fahrzeuge beim Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) in Bonn. Der Schwund der DDR-Autos ist in den Statistiken des Kraftfahrt-Bundesamtes in Flensburg dokumentiert: 1993 waren noch 920.162 Trabis unterwegs, vorwiegend in den fünf neuen Bundesländern und im Ostteil Berlins. 20 Jahre später sind gerade noch 32.485 Trabis gemeldet.

Dieser Trabant wuchert bereits seit der Wende zu Dieser Trabant wuchert bereits seit der Wende zu Quelle: dpa/Picture Alliance Noch schlechter erging es dem in Eisenach in großen Stückzahlen bis 1991 gebauten Wartburg. Er hatte immerhin eine Blechkarosse und galt als das Mittelklasseauto der DDR. Allerdings macht dem Modell im Gegensatz zum Trabi aus baumwollverstärktem Phenoplast der Rost zu schaffen: Von 402.590 Autos mit dem Namen der geschichtsträchtigen Eisenacher Burg sind derzeit bundesweit gerade noch 7.195 zugelassen.

Seltenheit weckt Interesse und Emotion

Wie viele Trabant 601 oder Wartburg 353 es bereits zum Oldtimer-Status gebracht haben, ist offen. Selbst die Sprecherin des Kraftfahrt-Bundesamtes, Anna Lena Wismar, kann die Zahl nicht beziffern. Immerhin dürften alle noch zugelassenen und in möglichst unverändertem Zustand erhaltenen DDR-Klassiker als sogenannte Youngtimer durchgehen. Das sind Autos im Alter von 15 bis 29 Jahren. Im gesamten deutschen Fahrzeugbestand machen Autos dieses Alters 13,5 Prozent aus.

Der kantige Wartburg, vor allem aber der kleinere Trabant werden inzwischen bei Sammlern und Fachleuten als Oldtimer wahrgenommen, sagt Andrea Zeus. "Es ist ein Irrglaube, dass es bei den Oldtimern nur um die wertvollen Fahrzeuge geht. Alles, was seltener wird, weckt Interesse und Emotionen", sagt die ZDK-Referentin. Jahrelang sei der Trabant für einige hundert Euro verramscht worden. Nun steigen die Preise.

Ein Autokorso beim internationalen Wartburgtreffen in Eisenach Ein Autokorso beim internationalen Wartburgtreffen in Eisenach Quelle: dpa/Picture Alliance Davon berichtet auch Michael Nitsche, Vorstand der Event & Touring AG mit Sitz in Zahna bei Lutherstadt Wittenberg (Sachsen-Anhalt). Das Unternehmen besitzt mehr als 50 Trabant 601 - darunter einige Oldtimer. Das Unternehmen vermietet unter anderem in Berlin Trabis und organisiert Safaris und Rallyes mit den Zweitaktern.

"Es wird schon schwierig, gute Autos zu finden. Die sind auch ordentlich was wert", berichtet Nitsche. Seine Firma ist eine von mehreren, die Trabi- und Wartburgfahrten als Geschäft betreiben. Auf Internetportalen können die Fahrzeuge stundenweise gebucht werden - verkauft werden Gutscheine beispielsweise für eine Spritztour zu den Resten der Berliner Mauer. "Die Interessenten sind zwischen 18 und 72 Jahre alt", sagt Nitsche.

Teurer als zu DDR-Zeiten

Wer sich heute einen Trabi kaufen will, muss im Zweifel mehr bezahlen, als das Gefährt zu DDR-Zeiten kostete. Im Internet finden sich Angebote zwischen 225 Euro für ein Exemplar mit 150.000 Kilometern Laufleistung und 9.450 Euro für einen grünen Kübel-Trabi Baujahr 1969. Besonders teuer seien Raritäten wie Ein Trabant als Feuerwehrauto Ein Trabant als Feuerwehrauto Quelle: dpa/Picture Alliance Trabis, auf deren Dach sich ein Zelt aufschlagen lässt, erzählt Zeus. Im Schnitt kostete ein Trabi in der gängigen Variante, gespritzt in Beige oder Blaugrau gut 10.000 DDR-Mark, erinnert sich ein Erfurter Händler.

Die Sorge, dass mehr als zwei Jahrzehnte nach dem Ende der Produktion die Ersatzteile ausgehen, ist unbegründet. Beispielsweise bietet ein Onlineversandhaus mit Sitz in Zwickau Trabant-Ersatzteile. "Es gibt viele, die Teile gesammelt haben", sagt Zeus. "Vieles wird auch nachgebaut."

Talentierte Schrauber finden sich in den zahlreichen Vereinen und Clubs mit Namen wie "Pappesatt" in Magdeburg. Auch im Westen des Landes, wo derzeit noch 6.742 Trabant und 808 Wartburg zugelassen sind, haben die früher als Stinker gescholtenen DDR-Autos Fans: Im mittelhessischen Butzbach nennt sich der Trabantclub "Blaue Wolke".

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