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Nach Erdbeben: Autoproduktion in Japan steht still

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Praktisch alle japanischen Autokonzerne haben bekanntgegeben, ihre Produktion vorerst stillzulegen. Mehrere Werke wurden durch das Rekord-Erdbeben vom 11. März teilweise schwer beschädigt. Weiterhin werden die meisten Konzerne sich mit Spenden am Wiederaufbau beteiligen und ihren Energieverbrauch drastisch einschränken.

Mazda-Werk Ujina in Hiroshima Mazda-Werk Ujina in Hiroshima Das Erdbeben und der Tsunami vom vergangenen Freitag hat, wie das ganze Land, auch die japanische Automobilindustrie schwer getroffen. Bilder, auf denen zu sehen war, wie tausende zum Export in den Häfen bereitstehende Fahrzeuge zerstört wurden, gingen um die Welt. Inzwischen machten die großen japanischen Konzerne erste Angaben zu beschädigten Werken und vermissten Mitarbeitern. In den meisten Werken wurde die Produktion vorerst ausgesetzt.

Toyota: Belegschaft evakuiert, Produktion eingestellt

Toyota gab am Montag an, in allen Fabriken des Konzerns einschließlich der Zulieferbetriebe die Produktion eingestellt zu haben. Die Mitarbeiter aus der Erdbebenregion im Nordosten des Landes seien an einen sicheren Ort evakuiert worden. Die größte Sorge von Toyota gelte derzeit der Sicherheit der Mitarbeiter und ihrer Familien, so ein Firmensprecher.

Zunächst will Toyota 300 Millionen Yen (ca. 2,6 Mio. Euro) für Rettungs- und Bergungsbemühungen spenden. Gleichzeitig hat der Konzern Hilfstransporte in die zerstörten Regionen im Nordosten Japans initiiert. LKW mit Lebensmitteln, Decken und transportablen Toiletten, sowie Fahrzeuge mit Benzin- und Wasservorräten sollen die Menschen dort mit den lebensnotwendigsten Dingen zu versorgen. Weitere Transporte sind in Planung.

Nissan will zunächst die Produktion in den Werken Oppama, Kyushu, Shatai und Yokohama bis zum 16. März und in den Werken Tochigi und Iwaki bis zum 18.- März einstellen. Weiter wird Nissan sofort 30 Millionen Yen für Rettungsaktionen spenden und kurzfristig über weitere Sachspenden wie Fahrzeuge und Medikamente sowie beispielsweise über eine Blutspendeaktion unter den Mitarbeitern entscheiden.

Zusammenbruch der Stromversorgung verhindern

Darüber hinaus legt Nissan den Fokus auf die Reduzierung des Stromverbrauchs all seiner Anlagen. So werden ab sofort in allen Headquarters die Klimaanlagen ausgeschaltet. Alle „Nissan Gallery“ Standorte in Japan werden vorerst bis 18. März geschlossen, in den Showrooms werde die Beleuchtung auf ein Minimum reduziert.

Mit Honda kündigte ein dritter Autobauer an, seine Produktion vorerst auszusetzen. Konkret nennt Honda die Werke Sayama, Ogawa, Tochigi, Hamamatsu und Suzuka, in denen ab sofort auf unbestimmte Zeit die Arbeit ruhen soll. Bis 20. März sollen in den Anlagen, in denen größere Schäden zu verzeichnen sind, Wiederherstellungsarbeiten im Vordergrund stehen. Alle Mitarbeiter werden für diesen Zeitraum freigestellt.

Um die Rettungs- und Wiederaufbaumaßnahmen zu unterstützen, spendet Honda ebenfalls 300 Millionen Yen sowie 1.000 Stromgeneratoren inklusive Brennstoff. Künftige Mitarbeiter werden ebenfalls vorläufig freigestellt, wenn sie oder ihre Angehörigen vom Erdbeben betroffen sind.

Honda gab außerdem an, dass eine Kontaktaufnahme noch nicht zu allen Händlern und Zulieferern möglich war und dass man ebenfalls die Bemühungen der Regierung, einen Zusammenbruch der Stromversorgung zu verhindern, unterstützen wolle.

Keine Schäden bei Mazda und Mitsubishi

Auch 1.000 km südwestlich von der Erdbebenregion, im Raum Hiroshima, war das Erdbeben zu spüren. Die dortigen Produktionsstandorte und die Unternehmenszentrale von Mazda wurden aber nicht in Mitleidenschaft gezogen. Dennoch hat auch Mazda beschlossen, die Produktion zunächst bis zum 16. März einzustellen. Außerdem unterstützt Mazda die Rettungsarbeiten mit einer Soforthilfe von 30Millionen Yen. Zusätzlich will Mazda nach Bedarf Sachspenden und Personal zur Verfügung stellen. Man rechne mit größeren Schäden bei Händlerbetrieben im Norden Japans, sagte ein Sprecher. Die Informationen würden derzeit noch eingeholt.

Auch die Produktionsstandorte von Mitsubishi Motors liegen weit weg von den am stärksten zerstörten Gebieten in den Provinzen Aichi, Gifu und Okayama und wurden nach Angaben des Herstellers nicht beschädigt. Allerdings seinen einige Mitsubishi-Zulieferbetriebe betroffen von dem Erdbeben. Mitsubishi will zunächst bis morgen die Produktion stilllegen, um seinen Zulieferern etwas Zeit für Sicherheitsüberprüfungen zu verschaffen. In der zweiten Wochenhälfte will Mitsubishi Motors über das weitere Vorgehen entscheiden.

Update: Auch Suzuki stoppt Produktion

Auch die Suzuki Motor Corporation hat die Produktion in den japanischen Werken vorerst gestoppt, und zwar mindestens bis zum morgigen Mittwoch. Anschließend will Suzuki entscheiden, ob die Produktion wieder aufgenommen werden kann. Suzuki produziert in Japan Autos, Motorräder, Außenbordmotoren und Fahrzeugteile.

Die Suzuki-Produktionsstätten und die Unternehmenszentrale im japanischen Hamamatsu wurden nicht beschädigt, auch Mitarbeiter wurden nach Firmenangaben nicht verletzt. Hamamatsu liegt etwa 500 km Richtung Süden von der Unglücksregion entfernt. Ob Händler und Geschäftspartner betroffen sind, konnte noch nicht abschließend beurteilt werden.

Lieferengpässe für Motorräder zu erwarten

Für den weltweiten Markt rechnet Suzuki vor allem bei Motorrädern mit Lieferengpässen, wenn die Produktion nicht bald wieder aufgenommen werden kann. Die Motorräder von Suzuki stammen fast alle aus Japan. Durch den Beginn der Saison könne es sein, dass die Lagebestände schnell erschöpft seien.

Von den in Europa verkauften Automobilen der Marke Suzuki dagegen werden nur etwa 25 % in Japan hergestellt, der Großteil stammt aus Ungarn oder Indien. Daher erwartet Suzuki keine Lieferengpässe bei Pkw. Suzuki produziert derzeit an 35 Standorten in 22 Ländern.

Experten erwarten tiefe Rezession

Die Folgen des größten Erdbebens seit Beginn der Aufzeichnungen für die japanische Wirtschaft sind derzeit noch nicht absehbar, es wird jedoch allgemein mit einer Rezession als Folge der gigantischen volkswirtschaftlichen Schäden und der Produktionsausfälle gerechnet. Falls alle Automobilwerke drei Monate geschlossen blieben, würde dies nach Angaben der Frankfurter Rundschau Umsatzeinbußen von etwa 25 Milliarden Euro bedeuten.

Nach Angaben der Zeitung hat neben den genannten Automobilkonzernen auch z.B. der Elektronik-Gigant Sony die Produktion eingestellt. Zudem wurden mehrere wichtige Exporthäfen komplett verwüstet. Die Bankgesellschaft Credit Suisse rechnet insgesamt mit Schäden von etwa 130 Milliarden Euro. Die an der Börse in Tokio gehandelten Papiere verloren zusammen bereits rund 200 Milliarden an Wert. Es wird davon ausgegangen, dass die Privatwirtschaft aufgrund der hohen Staatsschulden des japanischen Staates die Hauptlast der Wiederaufbaukosten wird tragen müssen.

(bmt)

 

Quelle: MOTOR-TALK

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