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Mazda3 2018: Neue Plattform mit neuem Fahrwerkskonzept - Mazda erzählt Neues vom Pferd (samt Reiter)

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Weiche Fahrwerke sind komfortabel, harte sportlich? Sieht Mazda anders. Den Japanern geht es um gleichmäßige Kraftübertragung. Wir haben die neue Plattform ausprobiert.

Mazda zeigte mit dem Kai Concept einen recht konkreten Ausblick auf das Design des nächsten Mazda3 Mazda zeigte mit dem Kai Concept einen recht konkreten Ausblick auf das Design des nächsten Mazda3 Quelle: Mazda

Adeje - Mazdas Leitbild bei der Fahrzeugentwicklung lautet seit einigen Jahren etwas esoterisch: "Jinba Ittai". Das japanische Motto steht für die "Einheit von Pferd und Reiter". Es zieht sich seit Anfang des Jahrzehnts durch die öffentlichen Verlautbarungen des Herstellers und hat sich in dieser Zeit auch etwas abgenutzt - ähnlich dem guten, alten "Zoom Zoom".

Das Motto gilt weiter, nur wechselt der Reiter jetzt sein Pferd. Oder eher den Sattel? Mazda hat seine Plattform für den kommenden Mazda3 deutlich weiterentwickelt. Und geht wieder einmal sehr grundsätzlich an die Sache heran: Ausgangspunkt der Überlegungen war die "natürliche Haltung des Menschen in Bewegung". Schon bisher legte Mazda Wert auf eine absolut mittige Ausrichtung von Lenkrad und Pedalerie auf den Fahrer. Im nächsten Mazda3 kommen eine aufrechte Haltung des Beckens und die Unterstützung der natürlichen „S-Form“ der Wirbelsäule hinzu - und ein neues Federungskonzept.

Mazda Skyactiv: Neues Fahrwerkkonzept

Im Vergleich zur aktuellen Version des Mazda3 soll die Verzögerung bei der Energieübertragung um 30 Prozent verringert werden Im Vergleich zur aktuellen Version des Mazda3 soll die Verzögerung bei der Energieübertragung um 30 Prozent verringert werden Quelle: Mazda Ein weiches Fahrwerk ist komfortabel, ein hartes Fahrwerk dagegen sportlich? Das gilt bei Mazda nicht mehr. Die Japaner haben eine neue Idee entwickelt: Die über die Sitze übertragene, aus der Bewegung des Fahrzeugs entstehende Kraft soll möglichst direkt und verzögerungsfrei auf den Menschen geleitet werden. Der Insasse könne dadurch sein natürliches Gleichgewicht im Auto so intuitiv nutzen wie beim Gehen.

Mazdas neues Fahrwerk versucht nicht, die Insassen so weit wie möglich vom Fahrzeug zu entkoppeln - oder alternativ sportlicher Härte auszusetzen. Die laut Mazda oft vor allem darin besteht, dass die Kräfteübertragung vom Auto auf den Menschen spät und unvermittelt einsetzt. Bisherige Fahrzeugplattformen, so die Japaner, konzentrieren sich auf die Reduzierung der Maximalkräfte, die auf den Körper wirken. Mazda will dagegen den Anstieg der Bewegungsenergie möglichst gleichmäßig gestalten, anstatt die Spitzen der Stöße wegzufedern. Denn die Japaner haben herausgefunden, dass nicht die Stärke der Krafteinwirkung als unkomfortabel empfunden wird, sondern ihr unvermitteltes Auftreten.

Die ideale Position

Ziel der Ingenieure war daher ein gleichmäßiger Energieaufbau der Bewegung in den gefederten Massen des Fahrzeugs – was das gesamte Auto mit Ausnahme von Rädern, Bremsen und Radaufhängungen umfasst. Gleichzeitig versuchten die Ingenieure, nickende Ausschwingbewegungen der Karosserie möglichst abzufangen. Dazu erhielt die Mazda-Plattform steifere Radaufhängungen, einen größeren Winkel der Querlenker und besser absorbierende Reifen mit weicheren Seitenwänden.

Zusätzlich wurden die Sitze neu und steifer konstruiert, damit sie sich möglichst direkt mit der gefederten Masse des Fahrzeugs bewegen. So wird der Energie-Impuls gleichmäßiger auf das Becken des Sitzenden übertragen. Das, so Mazda, reduziert zum Beispiel unnötig starke Kopfbewegungen. Die Passagiere ermüden insgesamt weniger. Das Sitzpolster soll die natürliche Haltung der Wirbelsäule besser unterstützen. Hinzu kommt eine erhöhte diagonale Steifigkeit der Karosserie.

Mehr Komfort und Sicherheit verspricht sich Mazda durch die neue Fahrzeugarchitektur - hier noch unterm Blech des alten Mazda3 Mehr Komfort und Sicherheit verspricht sich Mazda durch die neue Fahrzeugarchitektur - hier noch unterm Blech des alten Mazda3 Quelle: Mazda

Wie fühlt sich das an?

Komfortable Fahrwerke sind keine Erfindung der letzten Jahre, und Mazdas Herleitungen wirken auf den ersten Blick wie schwer zu fassende Marketingformeln - wie oft bei dem japanischen Hersteller, der manches anders macht. Was steckt dahinter? Am Rande der Präsentation des neuen Skyactiv-X-Benzinmotors konnten wir auch das neue Fahrwerk und Sitzkonzept im Vergleich zum aktuellen Mazda3 testen. Es steckte, wie der neue Motor, unter dem Blech des aktuellen Modells.

In der Tat wirken die neuen Mazda-Sitze angenehm straff und konturiert. Ein manueller Hebel an der Sitzfläche erlaubt eine separate Höhenverstellung (aber keine Längenverstellung) der Beinauflage. Die steifere Verbindung zwischen Sitzfläche und Lehne sowie dem Fahrzeug macht einen erstaunlichen Unterschied: Sie vermittelt die Karosseriebewegungen merklich direkter an den Körper, im Vergleich zum weicher gepolsterten, aktuellen Modell. Unkomfortabel wirkt das trotzdem nie.

Vor allem im direkten Vergleich mit dem Vorgänger fällt auf: Die Karosse schaukelt sich bei Bodenwellen und nach Schlaglöchern weniger stark auf. Das Ausfedern gelingt dem Prototypen spürbar harmonischer als dem aktuellen Mazda3, der trotz seiner eher sportlichen Auslegung stärker nachschwingt. Auch die geringere Dämpfung der Stoßenergie-Spitzen lässt sich im direkten Vergleich nachvollziehen. Der Prototyp wirkt im Vergleich straffer und drahtiger.

Deutlich leiser ist es im Cockpit außerdem. Dazu tragen laut Mazda neue, dämpfende Einsätze in der B-Säule bei, die die Übertragung von Abrollgeräuschen in Ohrnähe verlangsamen. Mazda führt die Neuerungen mit der kommenden Generation des Mazda3 ein. Einen Ausblick auf das Design des neuen Kompaktmodells gab auf der Tokio Motor Show 2017 die Studie „Kai“. Die Premiere des Serienmodells planen die Japaner für die Los Angeles Auto Show im November 2018.

Quelle: m. Material v. SP-X

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