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So testen Autohersteller Mittel gegen Marderbisse - Kabel und Schläuche dürfen Mardern nicht schmecken

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Heimtückische Marder: Sie klettern nachts in den Motorraum und beißen Kabel und Schläuche kaputt. In Niedersachsen testen Autohersteller, welche Kabel ihnen nicht schmecken.

Welche Kabel und Schläuche beißt der Marder kaputt, welche nicht? Das testen die Autohersteller und Zulieferer im niedersächsischen Hankensbüttel Welche Kabel und Schläuche beißt der Marder kaputt, welche nicht? Das testen die Autohersteller und Zulieferer im niedersächsischen Hankensbüttel Quelle: Auto Bild/Otter-Zentrum Hankensbüttel

Hankensbüttel – Das Otter-Zentrum Hankensbüttel bei Gifhorn ist, nach eigener Aussage, ein „in Europa einzigartiges Naturerlebnis-Zentrum“. Der Eintritt kostet 10 Euro. Der Betreiber, die „Aktion Fischotterschutz e.V.“ empfiehlt: Mindestens drei Stunden Zeit mitbringen, wenn man den Fischotter und alle seine dort lebenden Verwandten ausgiebig beobachten will.

Es kommen allerdings nicht nur Naturfreunde in den Otterpark. Denn dort lebt auch der Steinmarder, bekannt für aggressive Beißattacken gegen Kabel und Schläuche in Autos. Andere Marderarten sind übrigens unschuldig am schlechten Ruf bei Autofahrern.

Wegen der Steinmarder gehören Autohersteller und Zulieferer zu den Stammkunden des Otter-Zentrum: Hier testen sie Mittel und Konstruktionen, die Marderschäden vermeiden sollen. Das berichtet die „Auto Bild“ in ihrer neuen Ausgabe.

Die Hersteller werden nicht genannt

Welche Hersteller in Hankensbüttel bissfeste Schläuche und abschreckende Geschmäcker testen, unterliegt strenger Geheimhaltung: „Keiner möchte mit einem ungenormten Test in Verbindung gebracht werden - aber alle brennen auf die Ergebnisse. Die tierischen Prüfer sind bereits ein halbes Jahr im Voraus ausgebucht", erklärt der Auto-Bild-Redakteur Roland Kontny.

Typischer Marderschaden: Je nachdem, was angeknabbert wurde, drohen kritische Ausfälle. So kann Kühlwasser auslaufen oder die Bremsen versagen Typischer Marderschaden: Je nachdem, was angeknabbert wurde, drohen kritische Ausfälle. So kann Kühlwasser auslaufen oder die Bremsen versagen Quelle: dpa/Picture Alliance Obwohl sich Marder-Attacken kaum normen lassen wie Crashtests, liefern die Tests klare Ergebnisse, berichtet die Zeitschrift. Jeder Kunde bekomme zusammen mit der Rechnung ein etwa 10 Seiten umfassendes Gutachten.

So wird getestet

Bei den Tests im Mardergehege klemmen die Wildbiologen Kabel und Schläuche in Bögen zwischen zwei Bretter. Dicke und dünne Kabel, weiche und feste Schläuche. Mal schmecken sie bitter, mal riechen sie streng. Die Marder beißen meistens nachts zu; was sie verschmähen, ist prinzipiell für Autos geeignet.

Mit einem Auto-Motorraum hat der Versuchsaufbau nichts gemeinsam. Biologen gehen heute davon aus, dass die Steinmarder nicht von der Motorwärme oder dem Geruch in Autos gelockt werden, sondern von Reviermarkierungen. Lässt ein Marder diese am Auto zurück, reagiert der nächste Marder darauf aggressiv. Deshalb ist das Marderschaden-Risiko während der Paarungszeit im Sommer am größten.

60 Millionen Schäden jährlich

Jahr für Jahr entstehen in Deutschland so 60 Millionen Euro Schaden an Autos. Für die Steinmarder im Gehege gibt es also noch einiges zu knabbern. Im Schnitt erreichen Steinmarder in Gefangenschaft ein Alter von bis zu 14 Jahren.

In freier Natur lieben Steinmarder offenes Gelände mit Büschen oder Bäumen und schätzen die Nähe menschlicher Siedlungen. Deshalb geraten Autofahrer mit dieser Marderart oft in Konflikt.

Gegen Marderbisse gibt es vielfältige Schutzmaßnahmen, viele davon stellen keinen wirksamen Schutz dar. Erfolg verspricht nach Ansicht von Biologen die Marderabwehr mit Strom, oder die komplette Verkleidung sensibler Bauteile. Zumindest so lange, bis den Mardern von Hankensbüttel irgendwann mal ein Bauteil überhaupt nicht schmeckt …

 

Quelle: Auto Bild; Otter-Zentrum

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Renault
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