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Jacky Ickx - Besser Mensch dank Dakar

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Jacky Ickx hat viele Kapitel Dakar-Geschichte geschrieben. Zwölf Mal ging der frühere Formel 1-Superstar und sechsmalige Le Mans-Sieger zwischen 1981 und 2000 an den Start. Ein Mal hat er das Gesamtklassement gewonnen, und zwar im Jahr 1983 mit einem seriennahen G 280 E von Mercedes-France.

66 Jahre alt ist der Belgier inzwischen. "Prima", witzelt er. "Jetzt bekomme ich bei der Bahn Seniorenermäßigung." Ins stets tiefbraune Gesicht haben sich die Kerben ein bisschen tiefer eingegraben. Die Lachfalten dominieren. Keine Spur von Bauchansatz. Ickx wirkt topfit. Das jüngste seiner fünf Kinder ist noch nicht mal volljährig. Eine Brille braucht er aber, zumindest ab und zu. Die Rennfahrerei hat Ickx längst an den Nagel gehängt. Doch die alte Leidenschaft lodert immer noch ihm. Und deswegen taucht er jedes Jahr im Biwak der Dakar auf - und das nicht nur weil Ickx auch für die Volkswagen-Gruppe segensreich wirkt, als ebenso charmanter wie eloquenter Markenbotschafter.

Mit Wüstenfuchs Ickx in die Wüste

Lust auf einen kleinen Ausflug in die Sanddünen von Arica, Jackie? Ickx zögert keine Sekunde: Begeistert schnappt er sich einen der Presse-Amarok (den er stets "A Marokko" nennt) nebst auto motor und sport-Reporter auf dem rechten Schalensitz. Zuerst geht?s zur Tankstelle: Luft ablassen, von 2,8 bar auf 1,5 bar. "Das genügt erst mal", sagt der alte Wüstenfuchs. "Wenn es ganz dick kommt, kann man aber bis auf 1,0 bar reduzieren. Dann musst du aber ganz extrem aufpassen auf Steine. Und auf der Straße ganz vorsichtig fahren und die Reifen schnellstmöglich wieder aufpumpen."

Der Amarok wühlt sich tapfer durch den Sand nach oben. Der Dünenkamm bietet ein prima Panorama - großes Kino, wie in Cinemascope. Der Pazifik wirft mächtige Wellen, so mächtig, dass das Baden strengstens verboten ist. Das Biwak liegt direkt am Strand. Von hier oben sieht es aus wie ein Wimmelbild aus einem Kinderbuch.

Dakar-Geschichte auf dem Dünenkamm

Ickx kommt ins Schwärmen: "Toll, was wir für einen Job haben, nicht wahr? An solche Orte kommen andere Menschen ihr Lebtag nicht." Dann lässt er seine Dakar-Geschichte Revue passieren: 1981 der erste Einsatz in einem Citroen CX ("Nur Frontantrieb, aber dank Hydropneumatik leicht hoch zu legen, dennoch ausgefallen"), dann 1983 der Sieg zusammen mit dem berühmten französischen Schauspieler Claude Brasseur auf dem Beifahrersitz. 1984 ging es mit Porsche weiter, drei Jahre lang. "Samt Fahrer und Beifahrern hatte das Team nur 18 Mann", sagt Ickx. "Der Porsche 959 von 1986 war unglaublich: 450 PS und 230 km/h Spitze." Den Sieg aber holte nicht Ickx sondern Kollege René Metge. Ickx resümiert: "Die Porsche-Ära war bei der Dakar der Start in die Ära der Profis."

Ickx redet wie ein Wasserfall. Er kommt auf den ominösen Münzwurf von Gao in Mali zu sprechen, als der damalige Peugeot-Rennleiter Jean Todt das Glück darüber entscheiden ließ, ob Ickx oder Ari Vatanen gewinnen darf. Der blonde Finne hatte seinen 405 Turbo 16 Grand Raid schon zweimal aufs Dach gelegt. Todt zog die Notbremse, Ickx den kürzeren.

Ickx-Fehler kostet Beifahrer das Leben

Eine Ungerechtigkeit? Ickx lächelt und zuckt mit den Schultern. Und redet dann über das dunkelste Kapitel seines Rennfahrerlebens, den Feuerunfall von 1993 in Ägypten, bei dem Beifahrer Chistian Tarin im Citroen-ZX-Prototypen sein Leben verlor. "Mein Fehler", sagt er und er ist den Tränen nahe. "Ich habe eine Bodenwelle falsch eingeschätzt. Auch der Beifahrer weiß natürlich, dass Rallyefahren riskant sein kann. Aber am Ende ist es der Fahrer, der den Fehler macht. Christian war mein Freund. Es war das Schlimmste, was mir im ganzen Leben passiert ist. Davon erholt man sich nie. Wirklich niemals."

"Nach dem Unfall wusste ich: Es ist vorbei." Ickx ging noch zweimal bei der Dakar an den Start. "1995 fuhr ich mit einen Serien-Toyota, ohne Beifahrer, ohne Service, dennoch kam ich auf Platz 17." War dies eine psychologische Aufarbeitung des schlimmen Unfalls zwei Jahre zuvor? "Nein", sagt er. "In einer solchen Situation kann dir keiner helfen, auch kein Psychologe."

Dakar-Abschied mit Tochter Vanina Ickx

Der Ickxsche Abgesang bei der Dakar als Fahrer kam im Jahr 2000. Zusammen mit Tochter Vanina, der späteren DTM-Fahrerin, kämpfte er sich ins Ziel. "Eine wirklich schöne Erfahrung", sagen Vater und Tochter übereinstimmend. "Es gab keinen Streit, es war einfach toll."

Nach mehr als einer Stunde auf der Düne wird es Zeit, wieder ins Camp zu hinunter zu fahren. Zeit fürs Schlusswort: "Ich bin durch die Dakar zu einem besseren Menschen geworden", sagt Ickx. "Die Wüste lehrt Bescheidenheit. Da merkt man, wie klein der Mensch ist."

 

 

 

Quelle: Auto Motor und Sport

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