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Zulieferer Magna entwickelt Firewall gegen Auto-Hacker - Israels Militär hilft Vernetzung sicherer zu machen

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Die zunehmende Vernetzung macht Autos anfälliger für Hacker-Angriffe. Zulieferer Magna forscht mit einem Partner aus dem Militär an einer Lösung.

Hacker-Angriff: Das Cybersicherheitsteam von Magna blockiert einen Virus bevor er auf das Bordnetz zugreifen kann Hacker-Angriff: Das Cybersicherheitsteam von Magna blockiert einen Virus bevor er auf das Bordnetz zugreifen kann Quelle: Magna

Sailauf - Der kanadisch-österreichische Zulieferer Magna will mit dem Wissen von Software-Spezialisten der israelischen Streitkräfte die Bordsysteme von Autos sicherer machen. Es handelt sich dabei um ehemalige Mitglieder der Fernmelde- und elektronischen Aufklärung - kurz Einheit 8200. Aus der Beteiligung an dem Start-up Argus Cyber Security soll eine Art Firewall gegen Hacker hervorgehen. An dem Projekt beteiligt sich auch die Allianz-Versicherung.

Im vergangenen Jahr mehrten sich die Fälle von gekaperten Autos. Hacker konnten sich über diverse Sicherheitslücken in das Bordnetz der Hersteller einklinken, die Fahrzeuge fernsteuern und teilweise auf Fahrfunktionen zugreifen. Allein Fiat-Chrysler musste 2015 insgesamt 1,4 Millionen Fahrzeuge wegen einer Panne im Entertainment-System "U-Connect" zurückrufen. Den zwei Sicherheitsexperten Charlie Miller und Chris Valasek war es damals gelungen, die Kontrolle über einen Jeep Cherokee zu übernehmen.

Der Jeep Cherokee wurde im Juli 2015 von zwei Hackern durch eine Sicherheitslücke "gekidnapped". Das Problem ist mittlerweile behoben Der Jeep Cherokee wurde im Juli 2015 von zwei Hackern durch eine Sicherheitslücke "gekidnapped". Das Problem ist mittlerweile behoben Quelle: Jeep

Getrennte Bordsysteme bieten mehr Schutz

So etwas wäre bei deutschen Herstellern nicht möglich, sagt Andreas Koppe, Software-Experte bei Magna. Denn anders als die Fiat-Chrysler verwenden sie zwei voneinander unabhängige Bordsysteme. Eines für Unterhaltungs- oder Kommunikationsfunktionen - und abgeschottet ein zweites für Brems-, Lenkungs- oder Assistenzsysteme.

Aber das biete keine hundertprozentige Sicherheit, so Koppe: „Vernetzte Fahrzeuge sind verwundbare Fahrzeuge.” Die israelische Beteiligung soll analog zu PC-Sicherheits-Programmen einen Schutzwall bilden, der Angriffe von außen verhindern und Datendiebe aufhalten soll.

Das Ziel: Sichere Vernetzung

Koppe sagt: „Der Verkehr wird immer dichter - zugleich wollen wir weniger Staus und sichereres Reisen - das lässt sich nur bewerkstelligen, wenn Autos mit Ampeln, Gebäuden, anderen Fahrzeugen und Cloud-Informationen kommunizieren.” Millionen Menschen nutzen das zum Beispiel bei Online-Navigation über ihr Smartphone bereits.

Noch besser werden die Systeme dann, wenn sie Infos aus dem Fahrzeuginneren bekommen. Wann bremst der Fahrer? Wie sieht die Beschleunigung oder Traktion aus? Dadurch können Verkehrsvorhersagen für alle Teilnehmer abgeleitet werden - und die Lenker selbst können etwa sparsamer fahren, wenn die Schaltung schon weiß, dass nach 300 Metern hinter einer Kurve eine rote Ampel kommt.

Autos werden in Zukunft mehr Daten senden und empfangen. Das erhöht allerdings auch das Risiko für einen unbefugten Zugriff von Dritten Autos werden in Zukunft mehr Daten senden und empfangen. Das erhöht allerdings auch das Risiko für einen unbefugten Zugriff von Dritten Quelle: picture alliance / dpa

Datenaustausch wird zunehmen

„Darum muss es einen Datenaustausch zwischen sicherheitsrelevanten Systemen an Bord und dem Internet geben”, sagt Koppe. Und da setzen die Sicherheitsdienstleister an. Sie überwachen den Datenverkehr - und sorgen dafür, dass es Viren aus einer App auf einem Android-Handy nicht in die Tiefen des Motormanagements schaffen. Dazu stoppen sie den Datenverkehr der Car-Hacker, isolieren eventuell Viren oder Trojaner und melden Sicherheitsprobleme an den Hersteller. Der kann dann sein System schnellstmöglich updaten.

Und das bald immer öfter „Over the Air” - wie beim Smartphone. Das Update der Software wird in Zukunft gleich über die Hersteller-Cloud gehen, so Koppe. „Meines Wissens macht das bisher erst Tesla - aber das ist der Trend”. Denn es spart dem Kunden einen lästigen Werkstattbesuch und bringt die Möglichkeit, sich neue Funktionen etwa beim Assistenzsystem nachträglich auf das Auto zu laden. „Ein Service-Vorteil, den die Menschen schätzen werden”, sagt Koppe.

Allerdings auch ein Einfallstor für Datendiebe oder Car-Hacker. Ab 2018 sind erstmal alle Neuwagen-Käufer "always on". Dann gehört der e-Call-Knopf zum Standard.

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Quelle: dpa

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