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Suzuki Alto 1981: Fahrbericht - Im Mini-Club von 1981

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Angriff der Ninja-Zwerge: 1981 zeigten Suzuki und Daihatsu den Deutschen, wie man Kleinstwagen baut. Eine Ausfahrt im Suzuki Alto der ersten Generation von 1981.

Auf der Rennstrecke wirkt das 40 PS starke Wägelchen etwas verloren. Aber da der erste Suzuki Alto so süß ist, haben wir gut darauf aufgepasst Auf der Rennstrecke wirkt das 40 PS starke Wägelchen etwas verloren. Aber da der erste Suzuki Alto so süß ist, haben wir gut darauf aufgepasst Quelle: Suzuki/Christoph Michaelis

Klettwitz – Verloren wirkt er, wie ausgesetzt in einer fremden Umgebung. Der Lausitzring im Süden Brandenburgs wurde gebaut für Formel-1-Wettbewerbe, die hier nie stattfanden. Autos wie diesen kleinen, weißen Zwerg aus Japan hatten die Planer zuletzt im Kopf.

Dieser Suzuki Alto erster Generation kam vor über 30 Jahren mit der ersten Charge aus Japan. Vom Ozeanfrachter über den Händler fand er 1981 den Weg nach Süddeutschland, wo er mit seinem Besitzer alt wurde.

Ein unrestauriertes Bilderbuch-Rentnerauto: Etwas über 80.000 Kilometer auf dem Tacho, wenige, kleine Rostflecken. Scheckheftgepflegt, immer Garage, 33 Jahre lang wenig gefahren.

Heute ist er reif fürs H-Kennzeichen - 1981 aber war der Suzuki Alto im Kleinstwagen-Segment ganz vorn Heute ist er reif fürs H-Kennzeichen - 1981 aber war der Suzuki Alto im Kleinstwagen-Segment ganz vorn Quelle: Suzuki/Christoph Michaelis Irgendwann wollte der inzwischen alte Herr nicht mehr fahren. Also kaufte Suzuki Deutschland den Wagen Ende 2013 für 1.500 Euro zurück. Bisher kümmerte sich der kleine Importeur kaum um die eigene Geschichte; es wird höchste Zeit. „Die Autos verschwinden jetzt, in fünf Jahren ist es zu spät“, sagt Suzuki-Sprecher Jörg Machalitzky.

„So was hebt doch keiner auf“

Warum hätte man so einen Suzuki Alto aufheben sollen? Ein winziges Wägelchen, formal ein Kei-Car, 3,30 Meter lang, 1,41 Meter breit, 1,35 Meter hoch. Damals, 1981, war der Alto in Japan zwei Jahre auf dem Markt. Zusammen mit dem Daihatsu Cuore war er europäischen Kleinstwagen wie Peugeot 104, Renault 4 oder Fiat 126 konzeptionell um Jahre voraus.

Und heute? Das Platzangebot reicht für zwei Personen immer noch bequem aus. Allerdings vermisst der verwöhnte Autofahrer des 21. Jahrhunderts eine Lenkradverstellung, das Knie stößt gegen den langen Schalthebel. Hoch gewachsene „Langnasen“ könnten deshalb längere Schienen für die Sitzverstellung nachrüsten wollen.

Spindeldürr liegt das Lenkrad in der Hand. Gehupt wird japanisch präzise mit einem dosierten Knopfdruck, der impulsive Schlag mit der flachen Hand ist hier nicht vorgesehen. Der Suzuki Alto erfüllte die Erwartungen an japanische Autos: niedriger Preis (7.990 Mark) und gute Ausstattung:

Zigarettenanzünder, seitliche Blinker, Lichthupe, Teppichboden vorn, Nebelschlussleuchte. Zwei Sonnenblenden, zwei Außenspiegel. Genial die Motorhaubenöffnung per Knopfdruck – das heute übliche, blinde Stochern in der Blechspalte entfällt.

Cockpit: Wenig Knöpfe, kein Mitteltunnel, keine Probleme. Man wünscht sich allerdings einen Bremskraftverstärker Cockpit: Wenig Knöpfe, kein Mitteltunnel, keine Probleme. Man wünscht sich allerdings einen Bremskraftverstärker Quelle: Suzuki/Christoph Michaelis

Stadt, Land, Autobahn

Gedacht als günstiger Zweit- und Stadtwagen, käme der Alto noch heute gut zurecht im Verkehr. Eine Servolenkung gibt es nicht, macht nichts bei nur 630 Kilo Leergewicht. Vom Wendekreis des Alto, unter neun Meter, träumen moderne Kleinstwagen. Mit dem kurz übersetzten Viergang-Getriebe ist Tempo 50 fix erreicht, auch der Lärm des ungedämmten 40-PS-Dreizylinders hält sich innerorts in Grenzen. Der Federungskomfort geht in Ordnung, trotz Blattfedern hinten.

Außerhalb geschlossener Ortschaften beginnt im Alto das Abenteuer. Zügig wird es lauter, denn Hochschalten geht ja nicht mehr. Fahrt nimmt der Alto trotzdem nur zäh auf. Das Gefühl, richtig schnell zu fahren, ist bei Tempo 80 da.

Die angegebene Höchstgeschwindigkeit von 133 Kilometern pro Stunde würde für Südeuropas Autobahnen gerade so reichen, ist aber graue Theorie: Auch mit viel Anlauf und auf der Rennstrecke bleibt die Nadel bei 120 stehen.

Wer im derart zu Höchstleistungen angetriebenen Alto als Mensch des 21. Jahrhunderts ruhig bleibt, hat Nerven wie Stahlträger. Was der Alto nämlich nicht hat, ist ein Bremskraftverstärker – Bremsmanöver erfordern vorausschauendes Fahren. ESP, ABS, Airbags und Bremsassistenten oder Euro-NCAP-Sterne waren 1981 in Kleinwagen sowieso Science Fiction.

Genial und leider ausgestorben: Motorhauben-Öffnung per Knopfdruck Genial und leider ausgestorben: Motorhauben-Öffnung per Knopfdruck Quelle: Suzuki/Christoph Michaelis

Die Sparbüchse passt ins CO2-Zeitalter

Was können wir heute von diesem Suzuki Alto lernen? Erstens: Platz ist in der kleinsten Hütte. Zweitens, Sprit spart man durch wenig Gewicht und wenig Leistung. Ein Praxisverbrauch von rund fünf Liter auf 100 Kilometer, + der niedrige Kaufpreis. Das bedeutete damals die niedrigsten Unterhaltskosten marktweit. Auch heute unterbieten nur wenige Benziner den Verbrauch dieses Suzuki-Zwergs.

Ja, dieser Alto kann begeistern. Mit dem Charme eines feinen, kleinen Oldtimers, mit seiner durchdachten Effizienz, mit bester japanischer Ingenieurskunst. Zum Oldtimer-Geheimtipp wird es trotzdem nicht reichen. Wer hat seinen Alto schon aufgehoben, damals. Im Internet findet sich derzeit genau ein Exemplar zum Verkauf, seit 10 Jahren abgemeldet.

Technische Daten: Suzuki Alto

  • Baujahr: 1981
  • Motor: 0,8-Liter-Dreizylinder-Benziner
  • Getriebe: Viergang-Schaltgetriebe (optional: Zweigang-Automatik)
  • Leistung: 40 PS (29 kW)
  • Max. Drehmoment: 58,5 Nm b. 3.000 U/min
  • 0-100 km/h: 21,0 s
  • Höchstgeschwindigkeit: 133 km/h
  • Verbrauch: 4,7-5,3 l/100 km
  • Länge x Breite x Höhe: 3,3 m x 1,41 m x 1,35 m
  • Leergewicht: 630 kg
  • Listenpreis 1981: 7.990 DM

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