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Pariser Autosalon: E-Mobilität im Fokus - Hersteller wollen die 500 Kilometer knacken

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Nachdem es in den letzten Jahren ruhig um das Thema blieb, erwartet uns in Paris wieder einmal eine Elektro-Automesse. Im Zentrum werden größere Reichweiten stehen.

GM-Chefin Mary Barra mit dem Chevrolet Bolt: Das Schwestermodell Opel Ampera-e wird in Paris vorgestellt GM-Chefin Mary Barra mit dem Chevrolet Bolt: Das Schwestermodell Opel Ampera-e wird in Paris vorgestellt Quelle: dpa/Picture Alliance

Paris - Kaufprämie, die Aussicht auf leise und saubere Autos - genutzt hat es bislang alles nichts. Die angepriesene neue Autowelt mit Elektromotor, sie elektrisiert die Autokäufer nicht. Zuletzt lag der Anteil an den Neuzulassungen immer noch bei unter zwei Prozent. Dabei gibt sich die Autoindustrie alle Mühe: Nun soll mit der Reichweite endlich eine wichtige Hürde für viele Kunden fallen.

Neben dem relativ hohen Preis und den vergleichsweise geringen Lademöglichkeiten führten Experten die beschränkte Reichweite bislang als Grund für die Erfolglosigkeit des Elektromotors auf den Straßen an. Dieses Problem müsse gelöst werden, bevor die Technologie zu einem Erfolg werden kann, fordert unter anderem der mächtige VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh.

Auf dem Autosalon in Paris werden sich die Hersteller von kommender Woche an mit blumigen Versprechungen zur E-Mobilität gegenseitig überbieten. VW-Markenvertriebschef Jürgen Stackmann kündigte jüngst an, dass der "Dornröschenschlaf" bei Elektroautos sehr schnell ein Ende haben werde. Auch Daimler Entwicklungsvorstand Thomas Weber betonte vor einigen Monaten: "Wir sind überzeugt, dass der Markt jetzt so weit ist."

VW wird in Paris eine Elektroauto-Studie vorstellen, deren Reichweite nach NEFZ dürfte rund 500 Kilometer betragen VW wird in Paris eine Elektroauto-Studie vorstellen, deren Reichweite nach NEFZ dürfte rund 500 Kilometer betragen Quelle: Volkswagen

Die magische 500

Wie viele Kilometer ein Auto mit einer Ladung Strom schafft, ist dabei ein wichtiges Argument. Gemessen wird die Reichweite auf dem Prüfstand: Ein reines E-Auto fährt zweimal einen Testzyklus mit voller Batterie, danach wird jeweils gemessen, wieviel der Akku an Strom neu aufsaugt. Aus dem Verbrauch und der Gesamtkapazität der Batterie wird die Reichweite errechnet.

Die magische Grenze liegt bei 500 Kilometern. Kein Elektroauto, das in Paris neu vorgestellt wird, kommt über diese Marke hinaus. Der Opel Ampera-e wird diese Grenze wohl im ersten Schritt noch nicht knacken. Daimlers noch nicht definiertes batteriegetriebenes Elektroauto, das in Paris enthüllt wird, soll mit einer Ladung so weit kommen und auch Volkswagens angekündigtes Designkonzept für ein E-Auto dürfte nicht unter dieser Reichweite liegen.

"500 Kilometer Reichweite sind eine rein psychologische Grenze", sagt Peter Fuß, Autoexperte der Strategieberatung EY. Das gebe dem Verbraucher Sicherheit. Denn wirklich nötig, so Fuß, haben das die meisten Autofahrer nicht: "Studien zufolge fahren die Menschen mit ihren Autos im Schnitt 22 Kilometer pro Tag." Allerdings verliere die Frage der Infrastruktur damit an Bedeutung. Denn wenn die Autos mit einer Ladung weiter kommen, sind am Ende weniger Ladestopps notwendig.

Möglich werden die neuen Reichweiten dank weiterentwickelter Batterien. Manager der Autoindustrie rechnen rund um das Jahr 2020 mit der großen Wende. Dann sollen die eingebauten Stromtanks zweieinhalb Mal soviel Leistung ermöglichen wie noch vor wenigen Jahren. Das kann mehr Reichweite bedeuten - oder auch weniger Gewicht.

Eine wirkliche Veränderung für den Kunden allerdings, so ist man bei der Aachener Ingenieurberatung P3 überzeugt, bringen die monatlichen Gesamtkosten, die der Autofahrer schultern muss. Zwar ist die Anschaffung eines Elektroautos auch mit Kaufprämie teuer. Verbrauch und Unterhalt rechnen sich aber, denn die Elektromotoren und Batterien müssen seltener gewartet werden.

Wertverfall bei frühen E-Autos

Ein E-Kompaktmodell wie der Opel Ampera-e, so die Berechnungen von P3, könnte im kommenden Jahr schon mit den Kosten eines Opel Astra mithalten. In den darauffolgenden Jahren dürften außerdem die Kosten für Batterien und die Ladestation in der Garage weiter sinken.

"Der Preis bleibt allerdings ein Problem - auch mit Kaufprämie", glaubt Fuß. "Die Restwerte der frühen Elektroautos werden signifikant unter den Restwerten künftiger Elektrofahrzeuge mit deutlich größerer Reichweite liegen", sagt er. Heißt: Wer zu früh kauft, dem droht beim rasanten technischen Fortschritt schnell der Wertverfall. Nur bei gewerblichen Flotten und beim Carsharing könnten die Autos entsprechend abgeschrieben werden, sagt Fuß.

Auch wenn also vieles der künftigen Autowelt derzeit noch nicht ineinandergreifen mag: Immerhin hat die vom Dieselskandal gebeutelte Branche ein Thema, bei dem sie nicht zu Abgasbelastung und Tricksereien auf dem Prüfstand Rede und Antwort stehen muss.

Quelle: dpa

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