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Ford GT40: 60 Jahre danach - Gebaut, um in Le Mans zu siegen

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Vor 50 Jahren wollte Henry Ford II. Enzo Ferrari eigentlich nur zeigen, wie man einen richtigen Sportwagen baut. 2016 kehrt Ford mit einem GT zurück nach Le Mans.

Diese Aufnahme entstand nicht in Le Mans, sondern bei den 12 Stunden von Sebring: 1966 ließ Ford den GT40 auf den Motorsport los und brüskierte damit Ferrari Diese Aufnahme entstand nicht in Le Mans, sondern bei den 12 Stunden von Sebring: 1966 ließ Ford den GT40 auf den Motorsport los und brüskierte damit Ferrari Quelle: dpa/Picture Alliance

Dunton/Detroit - Mit einem Henry Ford sollte man sich besser nicht anlegen. Das musste vor ziemlich genau 50 Jahren auch Enzo Ferrari lernen. Er hatte mit dem Gründer-Enkel Henry Ford II. über einen Verkauf seiner Firma verhandelt und den Deal dann platzen lassen. Darüber soll sich Ford so erregt haben, dass er die Rache bei seinen Ingenieuren in Auftrag gab: „Lasst uns denen mal richtig in den Hintern treten“, war die Ansage, mit der die Amerikaner das Projekt 24-Stunden-Rennwagen gestartet haben.

Henry Fords Tritt hat gesessen. Als der Ford GT40 im Juni 1966 in Le Mans gleich alle drei Podiumsplätze belegte, wusste der Rest der Welt, wozu Ford in der Lage war. Ferrari und die übrige europäische Sportwagen-Elite waren am Boden zerstört, aber Ford jubelte. Und mit den Amerikanern 124 Rennfahrer und reiche Raser, denn so viele GT - darunter laut Ford 12 Prototypen und 48 Rennfahrzeuge - wurden zwischen 1964 und 1968 gebaut.

Ivan Bartholomeusz verwaltet den Fuhrpark der europäischen Ford-Klassiker in England und hat an seinem Bund auch den Schlüssel für einen der insgesamt 107 bis heute erhaltenen Ford GT40. Einen GT40 auch nur zu sehen, ist ein seltenes Vergnügen. Für uns will Bartholomeusz heute den 4,7 Liter großen V8-Motor mit 340 PS und 465 Newtonmeter maximalem Drehmoment anwerfen.

Der Wagen startet mühelos, schließlich ist er fast jedes Wochenende bei einer Oldtimer-Veranstaltung im Einsatz. Jetzt, wo er im Leerlauf auf der Teststrecke grummelt, wirkt er so friedlich wie ein Baby im Schlaf.

Gänsehaut bei Standgas

Seltener Klassiker: Ford GT40. Dieser gehört Ford selbst und befindet sich in England Seltener Klassiker: Ford GT40. Dieser gehört Ford selbst und befindet sich in England Quelle: dpa/Picture Alliance

Doch das Einsteigen ist eine Herausforderung. „Der heißt ja nicht ohne Grund GT40“, sagt Bartholomeusz und entschlüsselt das Kürzel mit dem Stockmaß in Inches: 40 Inch sind 102 Zentimeter - so tief duckt sich der Ford auf die Straße. Und so tief muss sich der Fahrer bücken, will er hinter das Lenkrad krabbeln.

Erst einen Fuß auf den Sitz, dann den anderen über die breiten Türschweller schwingen, sich langsam von der Schwerkraft in die enge Schale ziehen lassen und am Ende den Kopf so weit einziehen, dass der weit ins Dach reichende Türausschnitt irgendwie über den Scheitel passt. Puh.

Sobald man aber im GT40 sitzt, hat er einen. Der Motor bollert so ungehobelt, dass man schon bei Standgas Gänsehaut bekommt. Der gepflegte Oldtimer-Rennwagen schafft den Spurt von 0 auf 100 km/h noch immer in etwa fünf Sekunden. Die theoretische Spitze des Leichtgewichts aus Aluminium und Fiberglas: 276 km/h. Doch wo alle elektronischen Helfer fehlen, muss das Können genügen - und das sollte man nicht überstrapazieren.

Wer diesen Motorsport-Klassiker erleben will, der braucht entweder reiche und einflussreiche Freunde, einen guten Draht zu Mister Bartholomeusz - oder ein dickes Scheckbuch. Ein sehr dickes sogar. Denn schon in den Sechzigern war der GT40 ein teures Vergnügen, und heute gilt er als teuerster US-Oldtimer aller Zeiten. „Wenn überhaupt mal ein originaler GT40 gehandelt wird, erreichen die Preise leicht fünf Millionen“, sagt Bartholomeusz.

Wenn der Wagen dann auch noch eine Historie hat, von einem berühmten Rennfahrer eingesetzt wurde oder sogar ein paar Siege eingefahren hat, dann ist er schier unbezahlbar. „Ein Le-Mans-Auto zum Beispiel hat zuletzt 13 Millionen Dollar gebracht“, sagt Bartholomeusz. „Und das ist jetzt auch schon wieder ein paar Jahre her.“

Fords Team für Le Mans 2016: Olivier Pla, Stefan Mücke, Andy Priaulx sowie Marino Franchitti Fords Team für Le Mans 2016: Olivier Pla, Stefan Mücke, Andy Priaulx sowie Marino Franchitti Quelle: Ford

2016 zurück nach Le Mans

Auch deshalb horchte die Welt auf, als Ford vor einem Jahr in Detroit einen neuen GT ankündigte. Entwicklungschef Raj Nair stellt beeindruckende Leistungsdaten in Aussicht: Ein V6-Turbo mit 3,5 Litern Hubraum leistet mehr als 600 PS. Damit soll der neue GT 3,0 Sekunden auf 100 km/h benötigen und schneller als 300 km/h fahren können. Doch neben dem mutmaßlichen Preis von 400.000 US-Dollar gibt es einen weiteren Haken: Die mit der Produktion betraute Manufaktur in Kanada kann pro Jahr nur 250 Autos montieren. Die ersten Jahrgänge sind schon jetzt komplett ausverkauft.

Mit dem neuen GT will Ford erneut Motorsportgeschichte schreiben. „This car’s function is to win at Le Mans.“ – Das Auto soll in Le Mans siegen, heißt es bei Ford. Ob das direkt beim ersten Start zum 50. Le-Mans-Jubiläum 2016 klappt? An der Sarthe starten 2016 Stefan Mücke, Olivier Pla, Andy Priaulx und Marino Franchitti in einem Ford GT. Daneben debütiert bei dem Rennen die Straßenversion des Rennwagens.

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