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Classic Driving News

Ford 12M P4 – Der Taunus, der aus den Staaten kam

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Der Ford P4 war ursprünglich für den US-Markt konstruiert worden – ein recht biederes, aber unkompliziertes Ford-Modell. Carsablanca-Mitglied Hartmut wurde unvorhergesehen zum P4-Fahrer – sein Sohn wollte den Ami aus Köln nicht mehr

Dass Hartmut (taunusgrau) einmal einen Ford 12m sein eigen nennen würde, hätte er selbst bis in die neunziger Jahre hinein nicht vermutet. Aber es gibt Autos, die laufen einem irgendwann zu, wie die herrenlosen Hunde. In diesem Fall war es so, dass Hartmuts Sohn ins führerscheinfähige Alter kam. Er wollte auf jeden Fall ein ungewöhnliches Auto fahren. In Bezug auf sein erstes eigenes Fahrzeug traf der junge Mann daher eine untypische Wahl: Er kaufte dem Vater eines Schulfreundes dessen damals 28 Jahre alten Ford 12m ab, den der wiederum bereits aus väterlichem Erstbesitz übernommen hatte. Das 1964 gebaute Coupé war im November jenes Jahres auf einen Handwerksmeister aus Hannover zugelassen worden. Als der Mann das Fahren aus Altersgründen aufgab, ging der graue Kölner in den Besitz des Sohnes über. Der bewegte das seltene Coupé aber nur sehr sporadisch und ging deshalb auf die Kaufofferte von Hartmuts Sohn ein, der einfach nur nach einem Auto gesucht hatte, das nicht jeder fuhr.

Glücklich wurde der junge Mann mit dem raren Zweitürer allerdings nicht: „Das Fahrwerk mit der hinteren Starrachse war ihm zu schwammig, die Seitenneigung in Kurven zu heftig, und mit der Lenkradschaltung des Ford hatte er auch ziemliche Schwierigkeiten“, schmunzelt Hartmut. Und wie das mit den jungen Leuten oft so ist: Fahren heißt die Devise, Erhaltungs- und Wartungsarbeiten werden weniger ernst genommen. Dabei sind automobile Konstruktionen aus den fünfziger bis späten sechziger Jahren nun einmal wartungsintensiver als heutige Alltagsautos. Nachdem er das feststellen musste, verflog die Begeisterung des jungen Besitzers für seinen greisen Ford rasch. „Und damit er nicht unters Fußvolk gerät, habe ich den 12m von meinem Jungen übernommen“, berichtet Hartmut.

So ging der Filius gern auf Vaters Übernahmeangebot ein. „Ich hatte schon immer eine Vorliebe für alte Autos“, gesteht der technische Angestellte aus der Umgebung von Hannover.

„Vor unserer Familiengründung habe ich eine Porsche-Lady gefahren, ein 356 B Modell.“ Der frontgetriebene Ford konnte da in puncto Temperament natürlich nicht mithalten, obwohl es sich um das „TS-Coupé“ mit immerhin 65 PS handelte. Dafür bot der 12m mehr Platz, sowohl im Innenraum als auch im Gepäckabteil. „Der Zustand war für das Alter auch durchaus ordentlich“, erinnert sich Hartmut. „Rost gab es so gut wie gar nicht. Der linke Vorderkotflügel und die Fahrertür sind irgendwann einmal getauscht worden. Leider hat der Lackierer den Originalfarbton nicht hundertprozentig getroffen.“ Auch der Innenraum war durchaus noch ansehnlich, aber „die Polster waren ziemlich verschlissen. Die habe ich von einem Fachmann neu beziehen lassen, in einem möglichst zeittypischen Stoff.“ Auch das Thema Technik war schnell abgehakt, als größerer Posten taucht lediglich der Austausch der Novotex-Stirnräder im entsprechenden Ordner auf. „Ich wollte einfach verhindern, dass ich irgendwann mit dem Ford liegen bleibe, weil die Stirnräder an Zahnausfall leiden und die Nockenwelle nicht mehr antreiben“, erklärt Hartmut.

Diese Art der Kraftübertragung war ein typisches Merkmal der V-Motoren, die in ihrem Grundkonzept vom Achtzylinder des amerikanischen Ford Thunderbird abstammen. Im Grunde war der Ford 12m ursprünglich ein Amerikaner, denn die werksintern P4 genannten Baureihe war in den USA entwickelt worden war. Dort sollte er als „Cardinal“ dem Wolfsburger „Beetle“ Paroli bieten. Nachdem die amerikanische Ford-Zentrale aber zu geringe Marktchancen für den „Kleinwagen“ sah, gab man das Projekt an die deutschen Ford-Werke ab. Dort löste er ab 1962 den in die Jahre gekommenen Ford Taunus ab. Die einfarbig roten Rückleuchten und das schüsselförmige Lenkrad zeugen von den entwicklungstechnischen Wurzeln jenseits des großen Teiches.

Hartmuts Coupé wirkt für hiesige Verhältnisse keineswegs wie ein Kleinwagen. Mit einer Länge um 4,30 Metern bietet er auch auf der Rückbank ausreichenden Platz, wenn auch – bedingt durch das Coupédach – eine eingeschränkte Kopffreiheit. „Aber das ist mir egal“, lacht der Niedersachse. „Ich sitze ja links vorne!“ Und das seit inzwischen mehr als 15 Jahren mit stetiger Begeisterung.

von Michael Grote

Quelle: Carsablanca

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