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Studie: 2030 nur noch 5 Prozent Pkw aus Westeuropa - Entscheider sehen schwarz für Europas Autobauer

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Vom Technologieführer zum Stahlbieger? Mit Westeuropas Autoindustrie geht es laut einer KPMG-Studie bergab. Diesel und Verbrenner schreiben Manager hingegen nicht ab.

Wie sieht die Zukunft der Autobranche aus? Die Beratungsfirma KPMG fragt jedes Jahr Entscheider und Konsumenten. Ergebnis dieses Jahr: Schlecht für Westeuropa Wie sieht die Zukunft der Autobranche aus? Die Beratungsfirma KPMG fragt jedes Jahr Entscheider und Konsumenten. Ergebnis dieses Jahr: Schlecht für Westeuropa Quelle: Jaguar Land Rover

Frankfurt/Main – Es geht bergab mit Westeuropa. Kulturpessimisten glauben das schon lange, Führungskräfte aus der Auto- und Technologiebranche offenbar auch. Zumindest bezogen auf ihre Branche. Einmal im Jahr befragt das Beratungsunternehmen KPMG Entscheider und Konsumenten aus der Branche für ihre „Automotive Executive Survey“. Die Ausgabe 2018 zeichnet das Bild einer bedrohten Autowelt. Vor allem in Europa, aber nicht nur.

Schon heute erreichen die 50 größten Autohersteller weltweit nur noch 20 Prozent des Börsenwertes der 15 größten Technologieunternehmen. Vor acht Jahren waren es noch 40 Prozent. „Vor allem für die Massenhersteller führt kein Weg an Fusionen vorbei, wenn sie den Kampf ums Überleben gegen die Technologiegiganten nicht verlieren wollen“, sagt KPMG-Autoexperte Dieter Becker. Wenn die Autobauer nicht zum bloßen "Stahlbieger" verkommen wollten, müssten sie sich vom derzeitigen Wettbewerb untereinander ein Stück weit lösen.

Beispiel Europa, Beispiel Produktion. Aktuell stammen etwa 15 Prozent der weltweit produzierten Kraftfahrzeuge aus Westeuropa. In zwölf Jahren, also 2030, erwarten 74 Prozent der 900 befragten Entscheider aus der Autobranche einen Anteil von weniger als fünf Prozent. Vor zwei Jahren dachten das noch 65 Prozent. Hauptprofiteur der Entwicklung? Logisch, China. Die Entscheider sehen dort ein größeres Potenzial für Innovationen im Mobilitätssektor.

Noch verkauft Volkswagen viele Autos aus Wolfsburg. Laut der KPMG-Studie wird der Anteil an Autos aus Westeuropa am Weltmarkt jedoch auf unter 5 Prozent bis 2030 absacken Noch verkauft Volkswagen viele Autos aus Wolfsburg. Laut der KPMG-Studie wird der Anteil an Autos aus Westeuropa am Weltmarkt jedoch auf unter 5 Prozent bis 2030 absacken Quelle: dpa / Picture Alliance

2040 fährt ein Viertel mit Verbrenner, ein Viertel elektrisch

Das passt zur schwindenden Bedeutung des Verbrennungsmotors. China ist heute bereits der wichtigste Treiber der Elektromobilität. Staatliche Anreize sorgen für rapides Wachstum bei den E-Mobilen, die größte Kompetenz für die Batteriezellenproduktion liegt ebenfalls im fernen Osten - in Japan und Südkorea.

Erstaunlicherweise gehen die Führungskräfte dennoch nicht davon aus, dass Elektroautos allzu bald andere Antriebskonzepte abhängen. 77 Prozent stimmen der Aussage zu, dass Verbrennungsmotoren noch für eine „sehr lange Zeit“ wichtiger bleiben als Elektroautos. Sie erwarten im Jahr 2040 einen Verbrenner-Anteil von 25 Prozent, Hybride erreichen knapp ebenso viel Marktanteil. Die Elektroautos mit Batterie (BEV) sollen mit 26 Prozent knapp darüber liegen. Überraschend: Brennstoffzellen-Autos sind ebenfalls mit 25 Prozent dabei.

Die Konsumenten sehen das noch anders. Von den Befragten will sich fast die Hälfte für einen Hybrid entscheiden, wenn in den nächsten fünf Jahren ein Autokauf ansteht. Für ein Elektroauto wollen sich 20 Prozent entscheiden, neun Prozent für ein Wasserstoffauto. Reine Verbrenner würden 21 Prozent wählen.

Weltweit schwindet bei den Konsumenten die Liebe zum Diesel. Nur für 65 Prozent ist er noch eine Option Weltweit schwindet bei den Konsumenten die Liebe zum Diesel. Nur für 65 Prozent ist er noch eine Option Quelle: Quelle: KPMG, Grafik: mobile.de

Für 65 Prozent ist der Diesel keine Option mehr

Den Diesel sehen Konsumenten ebenfalls skeptischer. Für 65 Prozent der Autofahrer weltweit ist der Kauf oder das Halten eines Selbstzünders keine Option mehr. In Deutschland sind es mit 66 Prozent nur wenig mehr, in Westeuropa insgesamt 70 Prozent. Kein Wunder, schließlich werden in vielen europäischen Großstädten Fahrverbote für Diesel diskutiert. In Osteuropa weniger, entsprechend bleibt der Diesel hier für mehr als die Hälfte (52 Prozent) eine Option.

An den KPMG-Daten zeigt sich auch der Nachholbedarf Deutschlands bei der E-Mobilität. Nur 17 Prozent würden statt eines Diesels ein rein elektrisches Auto wählen. 31 Prozent der Dieselgegner bevorzugen einen Benziner. Ein Trend, der sich bereits in den deutschen Zulassungszahlen für 2017 abzeichnete. In Westeuropa insgesamt wollen dagegen 35 Prozent der Konsumenten das nächste Mal ein ELektroauto wählen, noch etwas mehr präferieren ein Hybridfahrzeug. Benziner sehen nur 19 Prozent als Alternative.

Ganz tot ist der Diesel also selbst aus Konsumentensicht nicht, zumindest in Europa. Bei den Entscheidern sieht die Hälfte noch eine Zukunft für den Selbstzünder. Die andere Hälfte allerdings stimmt der Aussage zu: „Diesel ist tot“.

 

Quelle: Mit Material von dpa

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