• Online: 3.813

Classic Driving News

Ein Held der Gruppe B-Ära mit bis zu 520 PS

verfasst am

Anfang der Achtziger: Peugeot verkauft Autos, hat aber ein biederes Image. Das soll mit einem erfolgreichen Motorsport-Engagement besser werden, findet der Vorstand, und plant einen Einsatz mit möglichst großen Abstrahleffekten auf die käuflichen Serienautos.

Peugeot-Präsident Jean Boillot findet die Lösung: Der Rallyesport. Er sucht einen ausgewiesenen Profi, dem er die Aufgabe übertragen kann, und findet ihn in Jean Todt. Der spätere Chef des Ferrari-Formel 1-Teams hatte seit 1966 als Co-Pilot zahlreiche Erfolge vorzuweisen und wurde als Leiter der Renn- und Motorsportabteilung engagiert. Zwei Erfolgsgeschichten nahmen ihren Lauf.

Ideale Bedingungen: Parallelentwicklung zum Serien- Peugeot 205

Da gerade der neue Kompaktwagen Peugeot 205 entwickelt wurde, konnte die Motorsportabteilung parallel das Wettbewerbsfahrzeug aufbauen. Ziel von Todt war die Teilnahme an der Rallye-Weltmeisterschaft und ein konkurrenzfähiges Auto.

Das Lastenheft enthielt unter anderem folgende Punkte: Das Serienchassis wurde um 120 Millimeter verlängert und der Radstand wuchs auf 2.540 Millimeter, um eine höhere Fahrstabilität zu erreichen und für die Mittelmotorkonzeption genügend Raum zu schaffen. Der Schwerpunkt der Rallye-Version mit ihrem Gitterrohrrahmen lag deutlich tiefer als im Serien-205. Als Antriebsaggregat fiel die Entscheidung auf einen aufgeladenen Vierzylindermotor, der zudem alle vier Räder antreiben sollte. Die geforderte Leistung lag bei 330 bis 350 PS.

Der Plan der Firmenleitung sah die ersten Teilnahmen bei der Rallye-WM schon 1984 vor - und den Titelgewinn für 1985. Soweit die Theorie, das Team um Jean Todt machte sich an die Umsetzung des ehrgeizigen Plans.

Vorstellung des Peugeot 205 Turbo 16 vor dem Serienmodell

Nach monatelanger Entwicklungsarbeit stellte Peugeot den Peugeot 205 Turbo 16 am 23. Februar 1983 vor - einen Tag vor dem Serienmodell. Am 1. April wurde der Wagen homologiert und bis August die letzten Tests gefahren, bevor die ersten Autos einsatzbereit waren. Als Fahrer verpflichtete Jean Todt den Weltmeister des Jahres 1982, den Finnen Ari Vatanen.

Die Rallyesaison begann vielversprechend. Bei der Rallye Korsika erkämpfte sich Ari Vatanan die Führungsposition, bevor ihn ein Unfall stoppte. Doch viel wichtiger war der Beweis der Konkurrenzfähigkeit des kleinen Franzosen. Die Gegner waren gewarnt und nahmen ihn fortan ernst. Schon im nächsten Rennen, der 1.000-See-Rallye in Finnland triumphierte Vatanen.

Ganz nach Plan holte das Peugeot-Team im folgenden Jahr bereits den WM-Titel. Timo Salonen und Seppo Harjanne wurden Rallye-Weltmeister. Bei der Deutschen Rallye-Meisterschaft schafften es Kalle Grundel und Peter Dieckmann ganz nach oben aufs Treppchen.

Attraktives Rallyeteam: Peugeot 205 Turbo 16 und Michèle Mouton

1986 war ein besonders attraktives Jahr für Rallye-Fans: Die Rallye-Amazone Michèle Mouton steuerte den Peugeot 205 Turbo 16 zur Deutschen Rallye-Meisterschaft. Juha Kankkunen holte den RWM-Titel in der Fahrer- und Markenwertung. Dem Motor wurde eine Leistung von bis zu 520 PS nachgesagt, während Peugeot offiziell von bis zu 430 PS im Peugeot 205 Turbo 16 Evolution von 1986 spricht.

Doch im selben Jahr sollte die Tragödie bei der Rallye Portugal, bei der Henri Toivonen und mehrere Zuschauer ihr Leben verloren, die Gruppe B-Ära beenden. Im folgenden Jahr fuhr Ari Vatanen mit dem Peugeot 205 Turbo 16 noch einen wichtigen Erfolg ein: Er gewann die Rallye Paris-Dakar. Bei dem Bergrennen Pikes Peak belegte Peugeot 1987 die Plätze zwei bis vier. Walter Röhrl holte auf dem Audi Sport Quattro S1 den Sieg, Vatanen wurde mit einem Rückstand von 6,98 Sekunden den zweiten Platz - und klagte über Probleme mit dem Ladedruck. Zum Abschluss der Rallyekarriere des Peugeot 205 Turbo 16 gewann Juha Kankkunen 1988 zum zweiten Mal für Peugeot den Gesamtsieg bei der Rallye Paris-Dakar.

 

Quelle: Motor Klassik

Avatar von MotorKlassik
9
Diesen Artikel teilen:
9 Kommentare: