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Der alljährliche Ferienstau - Ein heißes Wochenende steht bevor

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In der Ferienzeit staut sich der Verkehr an Baustellen über viele Kilometer - und das bei sengender Hitze. Ein Blick auf die Staulage aus der Luft.

Dichter Verkehr auf der A5 bei Karlsruhe. Luftaufnahme vom 25.07.2013 Dichter Verkehr auf der A5 bei Karlsruhe. Luftaufnahme vom 25.07.2013 Quelle: dpa

Bruchsal - Aus der Luft sehen Autobahnen beschaulich aus. Winzige Wagen folgen eifrig ihrer Spur. Am Karlsruher Dreieck, wo A8 und A5 aufeinander treffen, wird die Harmonie gestört, von einer Baustelle. Hilflos stauen sich die Autos und warten, bis sie langsam vorrücken können.

Auch an diesem Wochenende werden sich wieder viele Menschen ins Auto setzen und ihr Urlaubsziel ansteuern. Etwa aus Baden-Württemberg, wo die Schulferien gerade erst begonnen haben. Auf der Gegenseite kommen ihnen die Nordlichter entgegen, denn in Berlin, Brandenburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen fängt schon bald die Schule wieder an.

Thomas Hätty vom ADAC Nordbaden hat für die langen Urlaubsstaus nur Schulterzucken übrig: „Leider ist es eben immer wieder so, dass alle zur selben Zeit in die selbe Baustelle hineinfahren und dann gar nichts mehr geht.“ Manchmal werde er den Verdacht nicht los, dass es Menschen gebe, für die der Stau einfach zum Urlaub dazugehöre.

Rekordhitze am Wochenende

In Baustellen wie hier auf der A8 geht es oft nur langsam voran In Baustellen wie hier auf der A8 geht es oft nur langsam voran Quelle: dpa Bei Temperaturen bis an die 40 Grad am Sonntag dürfte das wenig Spaß machen. „Bei Hitze lässt die Konzentration nach, und die Fahrer werden nachlässiger“, warnt der Leiter des Autobahnpolizeireviers Karlsruhe, Felix Neulinger.

Man sieht, dass ihm bei diesem Gedanken nicht wohl ist. „Das wird ein doppelt heißes Wochenende.» Er rät deshalb allen Urlaubern, diese Reisezeit zu meiden oder ihre Fahrt auf die Nacht zu verschieben. „Mit ein wenig Planung kann man sich den Stau ersparen.“

ADAC-Mann Hätty mahnt die Fahrer, die Gefahren der Hitze nicht zu unterschätzen. „Jeder siebte Verkehrsunfall mit Verletzten ereignet sich an heißen Sommertagen mit Temperaturen über 25 Grad.“ Hauptursache seien Fahrfehler durch mangelnde Konzentration.

„Der Rat, viel zu trinken, ist zwar nicht neu, kann aber dennoch Leben retten.“ So werden die 14 Stauberater in Nordbaden an diesem Wochenende wieder etliche Getränkeflaschen verteilen. Deutschlandweit sind etwa 300 Helfer im Einsatz.

Wenn Klima und Navi zum Fluch werden

Die Klimaanlage im Auto ist nach Ansicht von Hätty zwar ein Segen bei Hitze – aber einer, der auch zum Fluch werden kann. „Viele unterschätzen, wie viel Sprit sie verbraucht. Unsere Helfer müssen immer häufiger Benzin und Diesel zur Autobahn bringen, weil die Tanks im Stau leerlaufen.“

Ähnlich zwiespältig beurteilt der ADAC die Navigationsgeräte. „Die Menschen verlassen sich zu sehr auf sie und ignorieren dann unsere Umleitungsempfehlungen.“

Das ist auch Neulingers Erfahrung. „Einige Autofahrer wissen gar nicht, wo sie eigentlich sind - irgendwo zwischen Hamburg und Basel halt. Da wundert es nicht, wenn sie nicht auf den Verkehrswarnfunk reagieren.“

Die Polizei will mit verstärkten Kontrollen - Geschwindigkeits- und Abstandsmessungen - die Blechlawine in den Griff bekommen. Staus sind ein ständiger Gefahrenherd: In den vergangenen Wochen sind rund um Karlsruhe mehrfach Lastwagen in ein Stauende hineingefahren, mehrere Menschen starben. „Eine Richtgeschwindigkeit von 130 Stundenkilometern wäre aus Sicherheitsaspekten vernünftig, aber dafür gibt es keine Mehrheit“, sagt der Polizist.

Verkehrsaufklärung per Hubschrauber

Unterstützung bekommt die Polizei von oben. In Stuttgart und Söllingen stehen zwei Hubschrauber bereit, in anderen Bundesländern ist es ähnlich. „Diese Verkehrsaufklärung aus der Luft ist für uns enorm wichtig, weil wir dann die Staulängen gut abschätzen können“, erläutert Neulinger.

Autobahn Autobahn Der Polizist kritisiert das Verhalten etlicher Autofahrer an Baustellen. „Eigentlich sollten vor einer Verengung die Fahrer auf beiden Spuren etwa gleich langsam fahren und dann vor der Baustelle im Reißverschlussverfahren einfädeln“, sagt Neulinger.

Immer wieder würden Autos jedoch vorher einscheren, damit den Verkehrsfluss ins Stocken bringen und die Staus verlängern.

Der ADAC kritisiert immer wieder die Baustellendichte auf Autobahnen. Doch zumindest das Management sei mittlerweile besser geworden. Geisterbaustellen, auf denen nichts passiert, gebe es im Südwesten kaum. Und viele Arbeiten könnten nun mal nur im Sommer durchgeführt werden.

Ärgerlich sei, dass der Ausbau der Autobahnen nur schleppend vorankomme. Laut Bedarfsplan sollten zwischen 2001 und 2015 rund 2.200 Autobahnkilometer ausgebaut werden. „Davon waren bis Ende des vergangenen Jahres gerade mal 37 Prozent umgesetzt.“

Der Sanierungsstau führte bereits Mitte Juni zu schweren Schäden: Alte Betonplatten dehnten sich auf den Autobahnen 7 und 8 aus, stießen aneinander und brachen. Im Rekordtempo mussten die Stellen ausgebessert werden. „Die Autobahnmeistereien kontrollieren täglich die Strecken, aber manche Gefahrenstellen sind nicht zu sehen. Mit diesem Risiko müssen wir leben“, sagt Polizist Neulinger.

 

Quelle: dpa

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