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MT-Redakteure verraten ihre liebsten Auto-Reiseziele - Die schönsten Sommerferien auf vier Rädern

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Endlich: Am 23. Juni starten die ersten Bundesländer in die Sommerferien. Für alle, die den Weg als Ziel sehen, verrät die MT-Redaktion hier ihre liebsten Auto-Reiseziele.

Berlin - Sommerzeit, Ferienzeit. Wer kann, fährt weg - und wer gern fährt, kann im Urlaub am meisten von seinem Auto haben. Oder von einem Mietwagen am Reiseziel. Enge Serpentinen, wunderschöne Küstenstraßen, einsame Landstraßen: Wir verraten unsere liebsten Auto-Urlaubsziele. Selber schuld, wer auf Mallorca nur den Strand sieht - wissenschaftlich belegt glücklich wird, wer in Portugal die perfekte Straße entdeckt. Driften am Strand? Das klappt am besten, wenn man sich Richtung Norden aufmacht. Was sind Eure liebsten Auto-Urlaubsziele? Hier sind unsere:

Peter Besser: Mallorca (Balearen, Spanien)

Warum so viele Deutsche im Sommer nach Mallorca fliegen? Die Insel bietet Gewohntes und trotzdem genug Exotik. Einer der Hauptgründe für mich: günstige Mietwagen. Keine andere Urlaubsinsel hält am Flughafen so viele Autos vor. Schon gar nicht solche wunderbar peinlich lauten Kleinwagen wie einen Abarth 595.

Wenn dann zwischen Landung und Hotel mehrere Stunden Fahrt liegen, kommt man auf verrückte Ideen. Eine Tour durchs Hinterland, abseits der Reisebusrutschen (Autobahnen). Im Sommer werden die Fahrradfahrer weniger, weil es zu heiß fürs Training ist. Viele Van-Mieter scheuen die engen Straßen im Norden der Insel.

Wie die Ma-10 zum Beispiel. Sie schlängelt sich von Andratx nach Pollença, teils hoch über dem Mittelmeer, teils wild durch die Berge. Da faucht es bedrohlich von den Felswänden durchs offene Seitenfenster zurück. Man braucht frühe Morgenstunden und etwas Glück, um die Straße komplett für sich zu haben. Aber dann wird es der schönste Start in einen Urlaub voller Meer und Sonne, Salz und Palmen.

Constantin Bergander: Portugal, östlich von Porto

Ein Urlaub in Portugal ist nicht sonderlich schwer zu rechtfertigen. Toller Wein, leckerer Fisch und ganz viele Süßigkeiten, die man sich nur in den Ferien erlaubt. Nebenbei gibt es interessante Städte und wundervolle Landschaften, durch die sich aufregende Straßen schlängeln. Eine dieser Routen ist aus wissenschaftlichen Gründen beinahe perfekt.

Ein Autovermieter hat erforscht, welche Fahrten am meisten Spaß machen. Herausgekommen ist eine komplizierte Formel, die ein einfaches Verhältnis beinhaltet: Auf zehn Sekunden auf einer Gerade sollte eine Sekunde Kurvenfahrt folgen. Die N-222 zwischen Peso da Régua und Pinhão kommt ganz nah an diesen Wert ran: Hier liegt das Verhältnis bei 11 zu 1. Die Route fährt man in ungefähr einer halben Stunde – das geht locker vor dem ersten Portwein des Tages.

Peter Besser: Dänemark

Linealgezogene Straßen, 80 km/h Höchsttempo auf der Landstraße, flaches Land: Autofahren in Dänemark gehört auf der Nervenkitzelskala in den Bereich Drögerie. Doch führen die schnurgeraden, schmalen Straßen irgendwann ans Meer. Hier gibt es selten Parkplätze, an denen man das Auto abstellen muss. Denn man fährt einfach weiter bis zu den Wellen. Autos, Pferde, Motorräder, Menschen und Natur teilen sich den breiten Streifen Sand rund um Dänemark.

Oft findet man Stellen, an denen so gut wie nichts los ist. Wo hinter den Dünen keine Ferienhäuser stehen und die nächste Stadt klein und weit ist. Was jetzt kommt, macht mehr Spaß als vernünftig wäre und es braucht ein Auto mit frechen Hinterrädern und stillem ESP: Du legst den zweiten Gang ein und lässt die Kupplung schnalzen. Feuchter Sand fliegt zur Seite. Und mit 20 km/h dreht das Auto die schönsten Drifts in den sonnigen Sand zwischen Dünen und Meer.

Heiko Dilk: Nordschottland und Highlands

Wer sitzt schon gerne bei 30 Grad und strahlendem Sonnenschein im Auto? Eben. Deshalb ist Schottland das perfekte Autoreiseland. Das Wetter ist meist genauso rau wie die Landschaft, die Straßen genauso schön wie einsam. Dass die Schotten ihren spektakulärsten Küstenabschnitt inzwischen als „North Coast 500“ vermarkten, konnte trotz steigender Touristenzahlen bislang wenig daran ändern. Das vertut sich.

So lässt sich die rund 500 Meilen lange Route im Norden der schottischen Highlands selbst zur Hochsaison relativ ungestört von Wohnmobil-Touristen genießen. Wichtig, denn nichts hält mehr auf als ein italienischer Konvoi aus Fiat Ducato mit Alkoven-Wohnmobil-Aufbau.

Durch karges Hochland oder satt-grüne Wiesen schneiden die Landstraßen, mal fließend und gut einsehbar, mal verwinkelt und eng, fast immer wunderbar kurvig. Es geht vorbei an Schlössern, Burgen, Bens und Lochs (Berge und Seen). Wer Probleme mit dem Rückwärtsfahren hat, bekommt einen Intensiv-Lehrgang.

Viele Straßen sind zu schmal für zwei Autos nebeneinander. Aber es gibt alle paar Hundert Meter Ausweichbuchten. Außerdem lassen sich karibisch anmutende Badebuchten entdecken. Falls das Wetter mal passt. Von Schotten werden die natürlich auch frequentiert, wenn das Wetter nicht mitspielt.

Sie sind eben hart im Nehmen und großzügig im Geben. Deshalb sollte man in Bed-and-Breakfasts wohnen. Das erfordert etwas Planung, denn die Bettenzahl ist begrenzt. Es lohnt sich aber. Viele werden familiär und ganz privat betrieben. Von knorrigen Kerlen, bezaubernden Ladies oder herzlichen Ehepaaren. Das beste Porridge oder "Full Scottish Breakfast" (auf Wunsch inklusive "Black Pudding") gibt es definitiv dort.

Die NC500 startet und endet offiziell in Inverness. Die Anreise mit dem eigenen Auto ist weit und langwierig. Mit der Fähre (Amsterdam nach Newcastle oder Rotterdam nach Hull) geht es schneller, aber das kostet. Am besten man fliegt nach Inverness oder Aberdeen, zur Not auch nach Glasgow oder Edinburgh und nimmt einen Mietwagen. Der hat dann auch das Lenkrad auf der richtigen Seite zur Fahrt auf der falschen.

Björn Tolksdorf: Kreta (Griechenland)

Auto-Urlaub auf Kreta? Klar! Kreta ist ein Kontinent im Kleinen und bietet neben Traumstränden, Großraumdiscos und venezianischen Altstädten mehr einsame Bergstraßen, als in einen Jahresurlaub passen. Wir landen in der eleganten Hauptstadt Heraklion. Im Norden der größten griechischen Insel verbindet eine Autobahn die ausufernden Badeorte. Effizient, zum Autofahren aber langweilig. Immerhin: Nur hier sahen wir Blitzer.

Schon die reisebustaugliche Straße zu den Badeorten an der Südküste (lieber Matala als Agia Galini!) beeindruckt mit sanften Serpentinen und toller Landschaft. Und gibt einen Vorgeschmack auf den rustikalen Zustand vieler Nebenstraßen, die dennoch mit wenig Bodenfreiheit gut befahrbar sind – solange man stets mit Schlaglöchern und Felsbrocken am Wegesrand rechnet.

Spätestens am Nordrand der Messara-Ebene müssen wir uns entscheiden. Sanft kurven Landstraßen nordwärts durch Olivenhaine und Weinberge zum Süßwassersee von Zaros. Dahinter wird es noch enger, kurviger und deutlich einsamer. Richtung Osten erstreckt sich rechts der Hauptstraße die römische Ruinenstadt Gortyna – zum größten Teil frei begehbar.

Toll von hier aus die Fahrt über das knochentrockene Asterousia-Gebirge zum kleinen Badeort Lendas an der Libyschen See. Serpentinen, Schlaglöcher, im Sommer seifiger Asphalt. Der zwingt vielerorts zu vorsichtigem Bremsen, nicht nur in den Bergen. Leichter zu fahren, aber genauso schön ist die recht neue Straße zwischen Agia Galini und Spili (Richtung Rethymno). Man traut seinen Augen kaum ob der fast süddeutschen Vegetation. Ein eigenes Auto per Fähre mitbringen? Das ist möglich, etwa ab Piräus. Schneller und günstiger sind Flug und Mietwagen.

Sven Förster: Autocamping in Süditalien

Irgendwo südlich von Rom liegt der Klobrillen-Äquator. Ab dieser gedachten Linie trennt einen auf italienischen Campingplätzen nichts mehr vom kalten Porzellan der Sanitäreinrichtung. Das gilt an Ost- wie Westküste des Stiefels. Der Vorteil für den automobilen Touristen: Landlords mit unvollständigen Aborten haben eine überaus entspannte Einstellung zum Leben. Also zur spätesten Einfahrt mit dem Auto. Zum Parken direkt am Strand. Sowie zu überhaupt allem und jedem, solange es ihnen selbst keinen Stress verursacht. Herrlich für einen Roadtrip, auf dem nichts außer dem Ziel geplant ist.

Eigentlich planten wir nicht einmal das. Möglichst weit Richtung Süden, das war die Idee. Einfach so lange fahren, bis die minimal denkbare Rückreisezeit die Dauer der verbleibenden Urlaubstage egalisiert. Mit Auto und Zelt. Manchmal gemütlich, mit Stopps in jedem Fischerdorf mit halbwegs authentischem Campanile. Und manchmal druckvoll, wenn geschwungene Straßen ein paar Kilometer ins Landesinnere führten.

Dem Blitz des italienischen Radars entgeht man leicht. Kein Kasten, der nicht von einem Schild mit einem abgebildeten Polizisten angekündigt wird. Wer trotzdem lieber nichts riskiert: Die nächste Kartstrecke ist in Süditalien nie weit. Ab dem Wegweiser mit der Aufschrift „cinque Minuti“ sind es oft nur noch wenige Stunden.

Zur Entspannung geht es zurück an einen Strand. Nach der Faustregel: Die einsame Bucht ist die bessere Bucht, mit zwei Ausnahmen. Wir empfehlen den (völlig zu Recht) übervölkerten Arco-Magno-Strand bei Scalea sowie den malerischen Stadtstrand von Tropea. Parkplätze gibt es, den Kauf des Tickets sollte man nicht vergessen. Denn bei Parkgebühren kennt man auch jenseits des Klobrillen-Äquators kein Erbarmen.

 

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