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Interessengemeinschaft Mopars und Coffee: Porträt - Die netten Chrysler-Fans von nebenan

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Gutes Tun und V8-Geblubber passen prima zusammen: Bei "Mopars & Coffee" ist die Begeisterung für alte US-Autos mindestens so groß wie das soziale Engagement.

Oldtimerfans und soziales Engagement schließen sich nicht aus. Das beweist die US-Car-Gemeinschaft "Mopars & Coffee" Oldtimerfans und soziales Engagement schließen sich nicht aus. Das beweist die US-Car-Gemeinschaft "Mopars & Coffee" Quelle: Mopars & Coffee

Von Arild Eichbaum

Berlin - Jens Wiezorek aus Berlin hat sich 2010 einen 1967er Dodge Coronet 440 Sedan angeschafft. „US-Cars fand ich schon immer cool. Doch als ich den Dodge besaß, merkte ich, dass mir einige Infos zu Reparaturen und Ersatzteilen fehlten. Also meldete ich mich in einem Mopar Forum an und lernte dort Stefan aus Köln kennen. Stefan hatte zu der Zeit, als ich meinen Dodge gekauft hatte, Mopars & Coffee in Köln etabliert und fragte mich ob ich mir das nicht auch für Berlin vorstellen könnte.“

Nach einigen Telefonaten und einem Besuch bei M&C Köln entschloss sich Jens, eine solche Zusammenkunft auch in Berlin durchzuführen. Am 26. Juni 2011 war es dann soweit: Das erste Mopars & Coffee-Treffen im Flame Diner mit anschließender Ausfahrt fand statt.

„Wir waren dann vor acht Jahren auf einer Autoveranstaltung und nach diversen Kaltgetränken kam diese Idee auf: Wenn wir schon Autos fahren, die 20 Liter oder mehr verdrücken, dann können wir es uns auch leisten, uns ab und an sozial zu engagieren. Als Schnapsidee wurde der Einfall am nächsten Tag nicht abgetan, vielmehr recherchierte ich im Internet, welche Einrichtungen in Berlin und im nahen Umland Unterstützung benötigten und hinreichend seriös wirkten.“

Selbst anpacken war wichtig

Schließlich sollten gemeinnützige Arbeit und eingenommene Spendengelder nicht verpuffen oder Letztere gar in dunklen Kanälen landen. „Es war uns wichtig, nicht nur mit der Sammeldose herumzulaufen, sondern zusätzlich wirklich selbst was zu tun. Die eigene Zeit zu opfern, selbst anzupacken und zu schwitzen, darum geht es.“ Konkret widmeten sich US-Car-Fans Aufgaben wie Gärtnern, Ausbessern und Renovieren.

Das Flame Diner dient der IG häufig als Versammlungsort.  Ganz vorn steht mit dem 1959er Plymouth Belvedere ein traditioneller Mopar Das Flame Diner dient der IG häufig als Versammlungsort. Ganz vorn steht mit dem 1959er Plymouth Belvedere ein traditioneller Mopar Quelle: Mopars & Coffee Auch wenn die Szene Fachleute jeglicher Gewerke umfasst, ist es aus versicherungsrechtlichen Gründen nicht möglich, komplexere Aufgaben zu übernehmen, weiß Jens. „Einen einfachen Zaun ziehen, malern und derlei können wir ohne Schwierigkeiten für alle Beteiligten. Strom- und Wasserinstallationen beispielsweise sind aber nicht drin, auch wenn wir Mitglieder haben, die beruflich nichts anderes tun.“

Mitstreiter fanden sich in der Interessengemeinschaft Mopars and Coffee genügend. Der harte Kern bei Arbeitseinsätzen zähle etwa 20 bis 25 Personen, berichtet Jens. Eine andere Organisationsform als die Interessengemeinschaft käme für den 46-Jährigen generell nicht in Frage. „Sicher ließe sich aus Mopars and Coffee ein gemeinnütziger, eingetragener Verein machen. Aber das ganze Drumherum mit Satzung, Mitgliederversammlungen, Jahresberichten und den diversen Funktionsposten wie Schatzmeister, Vorsitzender und so weiter ist uns entschieden zu viel.“

Viel zu tun gibt es auch so. Die Suche nach unterstützungswerten Einrichtungen, die Koordination und die Kommunikation über Facebook, Whatsapp und E-Mail nimmt Zeit in Anspruch. Dabei hilft Jens' Frau ihm. Sponsoren haben sich bis dato leider nicht gefunden, weiteren Support hat die IG nicht wirklich.

Projekte: Immer was zu tun

2013 unterstützte die Mopars-and-Coffee-Crew die Kinderkrebshilfe Tempelhof, im Folgejahr eine Kita aus Neukölln. „2015 hatten wir das Projekt „Förderschule Groß Schulzendorf“, bei dem wir Geld für eine neue Sportausrüstung gesammelt und einen Jahreskalender mit den Kids abgelichtet hatten. Ausreichende Gelder bekamen wir für die Ausrüstung zusammen, jedoch kam der Kalender nicht so gut an, sodass wir auf vielen Exemplaren sitzen blieben", erzählt der Dodge-Fahrer.

"2016 kam die Frage auf, ob wir nicht auch Tiere unterstützen könnten. Schnell war das Tierheim in Zossen als Projekt ausfindig gemacht. Zwei Jahre lang bauten und standen wir dem Tierheim zur Seite, das jegliche Unterstützung brauchte. Neben unseren Arbeitseinsätzen haben wir auch über 5.000 Euro für die Einrichtung gesammelt. 2018 haben wir uns für den Tiergnadenhof im Mellensee entschieden, dort haben wir auch im Frühjahr 2018 Hand angelegt. Natürlich wurde auch wieder Geld gesammelt. Wir möchten uns bei jedem Einzelnen bedanken, sich der an dieser Aktion beteiligt und uns unterstützt hat!“

Versammlung vor dem Berliner Olympiastadion Versammlung vor dem Berliner Olympiastadion Quelle: Mopars & Coffee

Geld sammeln, Arbeitskraft spenden

Selbstverständlich scheppern die Helfer auf US-Car-Treffen und eigenen Meetings nicht nur mit der Spendendose. Selbstproduzierte Wandkalender mit Bildern der Mitgliederfahrzeuge stehen seit 2013 zum Verkauf. „Wir produzieren diese Kalender im DIN-A3-Format zum Selbstkostenpreis in einer Auflage von 100 Stück. Die Kalender sind bei der geringen Auflage ziemlich schnell vergriffen und gehen hauptsächlich an Leute aus der IG. Der Preis beträgt seit jeher 15 Euro, wovon 3 Euro in das soziale Projekt gehen.“

Externe Spender trugen ihren Teil zum diesjährigen Spendenergebnis von 1.681,05 Euro bei: „Ich versuche von den lokalen Szeneläden und den Ausflugszielen Gutscheine zu bekommen, die ich dann für den guten Zweck meistbietend in unserer Facebook-Gruppe versteigere. In der IG haben wir entschieden, dass wir das gesammelte Geld teilen und etwa die Hälfte nach Mallorca ins Tierheim überweisen, das es im Herbst 2018 schlimm erwischt hat. Wenige Wochen zuvor noch waren drei Mitglieder unserer IG selbst im Tierheim Mallorca vor Ort gewesen.“

Die von Frühjahr bis Herbst stattfindenden Arbeitseinsätze sind natürlich nicht die einzigen Zusammenkünfte bei Mopars and Coffee. Schließlich geht es ja eigentlich um die Liebe zum Auto. In der kalten und nassen Jahreszeit, wenn wertvolle Autos in der Garage bleiben, locken Burger und Fritten beim monatlichen Stammtisch. Außerdem eröffnet man die Saison gemeinsam im April und beendet sie im Oktober. Dazwischen fahren die IG-Mitglieder gemeinsam zu Oldtimer-Events in der Region, oder auf Ausfahrten.

„Bei der Organisation dieser Vergnügungstouren muss ich besonders auf Lokale mit ausreichenden Park- und Sitzmöglichkeiten achten sowie auf überschaubare Distanzen. Üblicherweise fahren wir 60 bis 80 Kilometer, da ist dann zur Freude der Teilnehmer der Tank nicht gleich leer.“

Ach ja: Auch wenn die ganze Zeit die Rede von Mopars ist, dürfen nicht nur US-Cars von Plymouth, DeSoto, Dodge, Chrysler oder Imperial an den Treffen und Ausfahrten teilnehmen. Eine Baujahrsbeschränkung gibt es aber: Teilnehmen dürfen nur Fahrzeuge, die spätestens 1979 gebaut wurden.

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