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Das Geheimnis der Pirelli Reifen

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Die Pirelli-Reifen stellen Fahrer und Ingenieure immer noch vor Rätsel. Doch so langsam lichtet sich der Nebel. Sebastian Vettel und Ross Brawn prophezeien, dass die Formel 1-Fans ein völlig anderes GP-Wochenende präsentiert bekommen werden.

Die Pirelli-Reifen werden die Formel 1 verändern. Der italienische Reifen unterscheidet sich so stark von seinem Vorgänger Bridgestone, dass alle umdenken müssen. Fahrer, Ingenieure, Fans. Nichts bleibt wie es war. Pirellis Reifen sind im Vergleich zu Bridgestone weicher, kurzlebiger, heikler im Temperaturverhalten.

Der Vorderreifen ist im Vergleich zu den hinteren Walzen stärker, der Gummiabrieb macht die Strecke nicht schneller, und die Mischungen sind weiter gespreizt. Zwischen supersoft und hart liegen 2,5 Sekunden.

Die Strecke bleibt immer grün

Das wird auf das Training und Rennen großen Einfluss haben. Am Freitag gilt die Ausrede nicht mehr, dass Runden auf grüner Strecke verlorene Runden sind. Die Strecke ist im Pirelli-Zeitalter immer grün. Der Reifenabrieb bleibt nicht auf der Ideallinie kleben. Die abgelöste Gummischicht verteilt sich links und rechts der Fahrspur. Dort ist es glatt wie auf Eis. Sebastian Vettel schätzt: "Ab Hälfte des Rennens werden neben der Strecke so viele Gummischnipsel liegen, dass dir auch der Heckflügel-Trick nicht beim Überholen hilft. Weil du neben der Spur viel früher bremsen musst."

Ab Samstag heißt es dann Reifen sparen. Jeder Fahrer hat nur acht Satz. Da kann es passieren, dass am Samstagvormittag nicht allzu viel gefahren wird. Mit Blick auf das Rennen ist es ratsam, sich wenigstens einen frischen Satz zu reservieren. "Es macht einen Riesenunterschied, ob du deinen Turn mit einem frischen oder gebrauchten Satz beginnst", sagt Vettel. Ross Brawn ergänzt: "Du schenkst vor allem den Vorteil der ersten Runde her, und der kann bis zu zwei Sekunden groß sein."

Reifen entscheidet Qualifying

Die Reifenproblematik verlangt von den Ingenieuren ein gutes Händchen, in welchem Bereich der Qualifikation der Fahrer den schnelleren weichen Satz Reifen einsetzt. Wer damit rechnen kann, dass er bis in die letzte K.O.-Runde vordringt, sollte sich dringend einen Joker dafür aufheben. Zumal man mit der härteren Mischung in Bezug auf die reine Rundenzeit keinen Blumentopf gewinnt. Vettel malt da das ein oder andere Drama an die Wand: "Wenn du nur einmal wegen Verkehr abbrechen musst oder einen kleinen Fehler drin hast, kannst du den Reifensatz komplett vergessen. Und wenn es ein weicher zum falschen Zeitpunkt ist, kann unter Umständen dein ganzes Training beendet sein."

Ross Brawn prophezeit: "Training und Rennen werden komplett verschiedene paar Stiefel sein. Wichtig ist eine gute Balance des Autos im Rennen. Ein guter Startplatz hilft dir wenig, wenn dann die Reifen im Rennen dramatisch abbauen." Der Mercedes-Teamchef glaubt, dass besonders der erste Turn für große Überraschungen sorgen wird. "Die ersten Zehn müssen auf den Reifen starten, mit denen sie sich qualifiziert haben. Das sind in der Regel gebrauchte Reifen der weicheren Mischung. Ab Platz elf der Startaufstellung kann mit frischen harten Reifen losgefahren werden. Die werden schnellere Rundenzeiten erlauben und länger halten." Da hört man heraus, dass es für die Top Ten unter Umständen ratsam sein kann, im Q3 auf den Vorteil des weichen Reifens zu verzichten.

Der kurzlebigste Reifen ist der Supersoft. In Barcelona schafft der kaum zehn Runden am Stück. Deshalb wählte Pirelli für die ersten vier Rennen auf die Reifentypen "soft" und "hart" aus. Trotzdem glaubt Vettel, "dass die meisten Grand Prix Dreistopp-Rennen sein werden". Die Mischung "supersoft" sieht er frühestens in Monte Carlo im Einsatz. Es sei denn, Pirelli macht die Mischungen härter. Für den Barcelona-Test waren die Italiener bereits einen Schritt in diese Richtung gegangen. Die Mischung "soft" rutschte um eine Stufe Richtung "medium".

Noch nicht einig sind sich die Experten darüber, inwieweit die Behandlung des Reifens in seiner ersten Runde Einfluss auf das spätere Leben des Gummis hat. Vettel spürt im Gegensatz zur alten Bridgestone-Zeit kaum Unterschiede. Rosberg dagegen schon: "Je nachdem wie du den Reifen anfährst, lebt er länger oder kürzer." Ross Brawn sieht an den Daten: "Die Dauerlaufeigenschaften hängen von der Temperatur ab, die der Reifen am Beginn seines Einsatzes bekommt."

 

 

 

Quelle: Auto Motor und Sport

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