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Jeep-Rückruf: NHTSA ermahnt Fiat-Chrysler - Böse Post für Fiat-Chef Marchionne

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Update: Nach der Mahnung des stellvertretenden Chefs der amerikanischen Verkehrsbehörde reagiert Fiat schnell. Die Maßnahmen bei Jeep-Rückrufen sollen forciert werden.

Fiat-Chrysler-Chef Sergio Marchionne wurde von der NHTSA persönlich ermahnt, den Jeep-Rückruf voran zu treiben Fiat-Chrysler-Chef Sergio Marchionne wurde von der NHTSA persönlich ermahnt, den Jeep-Rückruf voran zu treiben Quelle: dpa/Picture Alliance

Detroit/USA – In 15 Tagen soll Marchionne antworten. Er soll erklären, warum Jeep-Händler Kunden wegschicken, die wegen eines Rückrufs aus dem vergangenen Jahr kommen. Er soll erklären, warum die Rückrufaktion erst zu drei Prozent abgeschlossen ist und warum damit erst im August 2014 begonnen wurde. Vor allem aber soll er versichern, dass all das besser wird. So fordert es der stellvertretende NHTSA-Chef David J. Friedman in seinem Brief an den Fiat-Boss.

In der Angelegenheit geht es um 1,56 Millionen Jeep Liberty (2002 bis 2007) und Grand Cherokee (1993 bis 2004), für die bereits im Juni 2013 von der NHTSA ein Rückruf gefordert wurde. Fährt ein anderes Fahrzeug auf das Heck dieser Jeeps, kann möglicherweise der Tank platzen und es zu einer Explosion kommen. 51 Tote soll es im Zusammenhang mit dem Problem gegeben haben.

Jeep Liberty Renegade von 2005. Bei diesem Modell kann bei einem Auffahrunfall unter Umständen der Tank im Heck explodieren Jeep Liberty Renegade von 2005. Bei diesem Modell kann bei einem Auffahrunfall unter Umständen der Tank im Heck explodieren Quelle: Jeep

Marchionne lehnte die Rückrufe von Anfang an ab

Fiat-Chef Marchionne wollte von dem Rückruf nie etwas wissen. Bereits 2013 erklärte er in einer Stellungnahme, "Das Unternehmen bürgt für die Qualität seiner Fahrzeuge". Er behauptete, die Autos seien sicher und die Vorfälle höchst selten. Wenig später musste Chrysler aber einlenken. Und die Rückrufaktion wurde angestoßen.

Die von der NHTSA vorgeschlagene Maßnahme klingt allerdings genauso seltsam wie Marchionnes Verhalten angesichts 51 toter Jeep-Fahrer. Als Reparaturmaßnahme wurde laut „Detroit News“ die Installation einer Anhängerkupplung angewiesen. Sie soll den im Heck liegenden Tank schützen.

Eine Anhängerkupplung als Problemlöser

Bis heute haben viele betroffene Jeep-Kunden ihre schützende Anhängerkupplung nicht bekommen. Es heißt, Händler haben sie weggeschickt, weil entsprechende Teile nicht vorrätig gewesen seien. In anderen Fällen sei der Rost an den Rahmen der Autos so weit fortgeschritten gewesen, dass man daran keine Anhängerkupplung mehr befestigen konnte. Chrysler selbst behauptet, dass 488.000 Anhängerkupplungen vorrätig seien und 137.000 Jeep-Kunden eine solche bereits bekommen hätten.

Abgesehen von Chryslers laxem Umgang mit der Rückrufaktion, muss sich auch die NHTSA Kritik gefallen lassen. Sie gestand ein, dass die Reparaturmaßnahme im Falle von Auffahrunfällen mit hoher Geschwindigkeit nicht wirksam genug ist. Chrysler hatte das bereits 2013 angemerkt.

In der vergangenen Woche war eine 23-jährige Schwangere nahe Detroit in ihrem von der Rückruf-Aktion betroffenen Jeep gestorben, nachdem ihr ein anderes Fahrzeug mit hoher Geschwindigkeit in das Heck gefahren war. Der Jeep fing Feuer. Ob er bereits repariert war, oder ob die Frau überhaupt Post von Chrysler bekommen hatte, ist noch unklar. Nicht abschließend geklärt ist auch, ob das Sicherheitsproblem in diesem Fall Schuld am Tod der jungen Frau war.

Update: Chrysler will Rückrufe vorantreiben

Wie die Detroit News berichtet, reagierte Chrysler sehr schnell auf die Rüge der NHTSA. Bereits einen Tag nach dem Brief an Fiat-Chrysler-Chef Marchionne kündigt der Autobauer an, den Rückruf von fast 1,6 Millionen Jeep voran zu treiben.

Dazu sollen alle Händler in Kenntnis darüber gesetzt werden, dass 430.000 Anhängerkupplungen verfügbar sind. Bis zum heutigen Montag werde jeder Händler 12 solcher Kupplungssätze auf Lager haben, versicherte man.

Chrysler sei nicht zufrieden mit dem bisherigen Voranschreiten des Rückrufs und wolle die Jeep-Fahrer jetzt besser informieren. Dazu soll (im Januar) Werbung auf Facebook und ein "Public Service Announcement" geschaltet werden, um mehr Kunden in die Werkstätten zu locken.

Quelle: Detroit News

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Mercedes
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