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James Dean, JFK und Alfred Herrhausen - Autos, die Geschichte schrieben

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Mit dem Attentat auf Erzherzog Franz Ferdinand begann der erste Weltkrieg. In der Nebenrolle: ein Cabriolet von Gräf & Stift. Geschichten von Autos, die Geschichte schrieben.

Autos, Geschichte schreiben: Sie transportierten Reiche und Mächtige, weltberühmte Künstler und ganz normale Menschen, wurden zum Symbol für Terror oder Freiheit Autos, Geschichte schreiben: Sie transportierten Reiche und Mächtige, weltberühmte Künstler und ganz normale Menschen, wurden zum Symbol für Terror oder Freiheit

Köln – Es fing an, als Europa im Blut versank: Am 28. Juni 1914 erschoss der serbische Nationalist Gavrilo Princip Erzherzog Franz Ferdinand, den Thronfolger der österreichisch-ungarischen Doppelmonarchie und seine Frau Sophie in Sarajevo. Das Paar saß im Fond eines Cabriolets von Gräf & Stift.

Die Tat gilt als finaler Auslöser für den ersten Weltkrieg - und erstmals steht ein Auto im Fokus des Weltgeschehens. Lest hier über Autos, die Geschichte schrieben – und heute selbst Geschichte sind.

Erster Weltkrieg: Ohne Autos undenkbar

Der Wiener Autobauer Gräf & Stift fertigte seit 1904 Automobile. Das Fahrzeug, das den Thronfolger am Vorabend des Ersten Weltkriegs durch Sarajevo transportierte, war ein Leihwagen: Der 1910 ausgelieferte „Doppelphaeton 28/32 PS“ gehörte dem böhmischen Franz Graf Harrach, der als Kämmerer der k.u.k.-Monarchie sein Auto zur Verfügung gestellt hatte.

Symbol des ersten Weltkriegs: Doppelphaeton von Graf & Stift Symbol des ersten Weltkriegs: Doppelphaeton von Graf & Stift Quelle: HGM/Litscher Der Weltkrieg, der in der Folge des Doppelmords zwischen 1914 und 1918 Europa überzog, war der erste moderne Krieg. Ohne Automobile wäre die Logistik des Transports von Millionen Soldaten und ungezählten Tonnen Material nicht möglich gewesen.

JFK: Der Mord im Lincoln

Die Bilder des Hobbyfilmers Abraham Zapruder kennt noch heute fast jeder. Am 22. November 1963 filmte er in Dallas mit einer Achtmilimeter-Schmalfilmkamera die dramatischen Sekunden des Mordanschlags auf den 46-jährigen US-Präsidenten John F. Kennedy.

Der Präsident absolvierte seine Wahlkampftour durch die texanische Metropole im offenen Lincoln Continental. Die Sonderanfertigung mit der Bezeichnung „SS-100-X“ hatte der Secret Service beim Spezialisten Hess & Eisenhardt in Cincinnati beauftragt.

Auf Basis des Topmodells der Ford-Tochter Lincoln, das 1961 lediglich 7.347 Dollar kostete, entstand für 200.000 Dollar Umbaukosten ein Cabriolet mit vier Metern Radstand. Ein Siebenliter-V8 mit 350 PS bewegte das vier Tonnen schwere Ungetüm.

Vom Steamer zum Beast

Autos und US-Präsidenten, diese Verbindung hat Geschichte. William McKinley, 25. Präsident der Vereinigten Staaten, führte 1900 einen dampfgetriebenen Stanley „Steamer“ ein. Zwei gepanzerte Cadillacs der US-Regierung trugen 1938 die Namen „Queen Mary“ und „Queen Elisabeth“, nach Passagierschiffen. Die mit Waffen ausgestatteten Autos dienten über zwei Jahrzehnte drei Präsidenten: Franklin D. Roosevelt, Harry S. Truman und Dwight D. Eisenhower.

Mercedes 500 SEL W126: Der Dienstwagen von Alfred Herrhausen Mercedes 500 SEL W126: Der Dienstwagen von Alfred Herrhausen Quelle: Mercedes Seit 1983 setzen US-Präsidenten ausschließlich auf Cadillac. Der Dienstwagen von Barack Obama trägt den Spitznamen „The Beast“, das „Biest“. Der Cadillac erinnert an die Limousine DTS. Als Basis dient jedoch angeblich ein Lkw. Der "Cadillac One" ist 13 Zentimeter dick gepanzert und damit „bombensicher“. Für Schlagzeilen sorgte das rund 3,5 Millionen Dollar teure Panzerauto bislang durch ganz profane Pannen. So saß es etwa 2011 in Irland auf einer Bodenwelle fest und wurde einige Monate später falsch betankt.

Der Trabi als Symbol der Einheit

Politik mit Autos betrieb DDR-Chef Erich Honecker, als er 1978 10.000 VW Golf importieren ließ. Das half langfristig ebenso wenig wie die 10.000 Mazda 323, die 1981 folgten. Der DDR-Bürger fuhr trotzdem, wenn er einen bekam, Trabant. Der 601, mit 2.818.547 Einheiten der „Volkswagen des Ostens“, transportierte 1989/1990 ungezählte Bürger zu einer Art „Abstimmung auf Rädern“ gegen ihren Staat. Die „Wessis“ staunten über die Kolonnen der knatternden 26-PS-Zweitakter, die nach dem Mauerfall am 9. November 1989 nach Westen kamen.

Tödliche Klassiker

Albert Camus starb in einem Facel Vega FV
Facel Vega FV Albert Camus starb in einem Facel Vega FV Facel Vega FV Quelle: Rex Gray Oft wurden Autos durch tödliche Umstände zur Legende. Der 24-jährige James Dean verunglückte am 30. September 1955 in einem Porsche 550 Spyder, der Schriftsteller Albert Camus starb am 4 Januar 1960 bei einem Unfall in einem Facel Vega FV. Das französische Luxuscoupé, gelenkt von Michel Gallimard, einem Neffen des Verlegers des 53-jährigen Literaturnobelpreisträgers von 1957, kam nach einem Reifenplatzer von der Straße ab und prallte mit der rechten Seite gegen einen Baum.

In einer gepanzerten Mercedes S-Klasse fiel am 30.November 1989 Alfred Herrhausen, Chef der Deutschen Bank, einem Attentat der RAF zum Opfer. In einem Fiat Croma sprengte die Mafia am 18. Mai 1992 in Palermo den 53-jährigen italienischen Untersuchungsrichter Giovanni Falcone in den Tod.

Autos, die Geschichte schrieben: Klar, dass sie auch heute noch faszinieren. Der Gräf & Stift aus Sarajevo, am Ausgangspunkt des ersten Weltkriegs, steht heute im Heeresgeschichtlichen Museum in Wien. Der Lincoln, in dem Kennedy starb, kann seit 1978 im „Henry Ford Museum“ in Dearborn bei Detroit besichtigt werden.

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