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Dieselskandal: VW-USA-Chef Michael Horn sagt vor dem US-Kongress aus - „Das war das Werk von Einzelpersonen“

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Gestern sagte VW-USA-Chef Michael Horn unter Eid vor dem US-Kongress aus, die Betrugssoftware wurde nicht vom Vorstand beauftragt. Mittlerweile reichte Texas Klage ein.

US-VW-Chef Michael Horn sagte gestern vor dem US-Kongress aus US-VW-Chef Michael Horn sagte gestern vor dem US-Kongress aus Quelle: dpa/Picture Alliance

Washington/USA – Vor seiner Aussage entschuldigt sich Horn im Namen des VW-Konzerns. Er ist nicht der erste Top-Manager eines Autokonzerns, der vor dem US-Kongress aussagte. Vor ihm standen GM-Chefin Mary Barra und Takata-Boss Kevin Kennedy an gleicher Stelle. Sie verantworteten die bis dato schlimmsten Probleme von Autos in Amerika.

Jetzt droht VW eine Rekordstrafe. Der Republikaner Fred Upton drohte: „VW wird einen hohen Preis für dieses dreckige kleine Geheimnis bezahlen.“ Demokrat Paul Welch fragte Horn: „Was werden Sie im Knast lesen?“ Zwischen den Drohungen suchen andere nach einer Lösung des Diesel-Skandals. Dianna DeGette fasste zusammen: „Wir wissen einige Dinge, aber wir wissen nicht genug. Wir müssen klären, wer verantwortlich ist.“

Horn sagte unter Eid aus, der Vorstand habe nichts von der Schummelsoftware des EA 189 gewusst Horn sagte unter Eid aus, der Vorstand habe nichts von der Schummelsoftware des EA 189 gewusst Quelle: dpa/Picture Alliance

Der Vorstand soll nichts gewusst haben

VW hatte bereits betont, dass Ex-Chef Martin Winterkorn nichts von der Schummelsoftware in den EA-189-Motoren wusste. Horn bestätigt in seiner Aussage, dass es sich nicht um eine Entscheidung des Vorstandes gehandelt habe. Es sei das Werk einer Handvoll Softwareentwicklern gewesen. „This was something individuals did.“ – Es war das Werk von Einzelpersonen. Horn selbst habe von der in Amerika „Defeat Device“ genannten Zusatz-Software erst am 3. September 2015 erfahren, kurz vor einem Treffen mit der US-Umweltbehörde EPA.

Bisher ist unklar, wie VW in den USA nachbessern wird. Experten der EPA vermuten, dass ältere Versionen des betroffenen Motors umfangreiche technische Änderungen benötigen. Bei neueren Aggregaten könne ein Software-Update genügen. VW installiert in den USA seit dem Modelljahr 2012 die effektiveren SCR-Katalysatoren. Horn sagt, es werde Jahre dauern, bis alle Fahrzeuge repariert sind. Eine Nachrüstung würde fünf bis zehn Stunden pro Auto dauern.

Als Konsequenz aus dem Abgasskandal will VW nach Medieninformationen ein neues Vorstandsressort für Recht schaffen, das Gesetzesverstöße künftig verhindern soll. Das sei laut Unternehmenskreisen „der nächste logische Schritt", berichtete der Rechercheverbund von Süddeutscher Zeitung, NDR und WDR. Siemens und Daimler hatten bei großen Schmiergeldfällen ähnlich reagiert, um die Behörden milde zu stimmen. Seit dem 16. Februar 2011 verantwortet Christine Hohmann-Dennhardt das Ressort Integrität und Recht bei Daimler.

Harris County und der Bundesstaat Texas reichen Klage ein

Im Praxistest fielen unregelmäßigkeiten auf: US-Passat und US-Jetta stoßen zu viele Stickoxide aus Im Praxistest fielen unregelmäßigkeiten auf: US-Passat und US-Jetta stoßen zu viele Stickoxide aus Quelle: dpa/Picture Alliance Neben den Strafzahlungen befürchtet VW private und staatliche Klagen. Bereits in der vergangenen Woche verklagte der texanische Landkreis Harris County den Hersteller wegen des Verstoßes gegen Verbraucher- und Umweltgesetze auf gut 100 Millionen US-Dollar. In der Region fahren etwa 6.000 Fahrzeuge mit dem betroffenen Motor. Heute hat der zusätzlich der Bundesstaat Texas Klage eingereicht.

Gleichzeitig verliert VW in Europa das Vertrauen der Kunden. Wie aus einer aktuellen und repräsentativen Studie des Verbandes der Kommunikationsagenturen GPRA hervorgeht, vertrauen nur noch 43 Prozent der Befragten dem VW-Konzern. Zuletzt hatte der Verband im Oktober 2013 vergleichbare Werte erhoben: Damals gaben 84 Prozent der Befragten an, VW zu vertrauen, teilte die GPRA mit.

Derzeit wirke sich der Skandal zumindest bei einigen Konzernmarken nicht auf die Verkäufe in Deutschland aus. Auf Nachfrage von MOTOR-TALK sagten Sprecher der Marken Audi und Skoda, bislang keinen Einfluss auf die Nachfrage zu spüren. Die Marken VW, VW Nutzfahrzeuge und Seat kommentierten unsere Anfrage bisher nicht.

Diesel in Amerika: Geringer Marktanteil

Fahrzeuge mit Dieselmotor spielen in den USA eigentlich eine untergeordnete Rolle. Etwa 2,6 Prozent aller neu zugelassenen Pkw und leichten Nutzfahrzeuge fahren dort mit Selbstzündern. Zum Vergleich: In Westeuropa sind es gut 55 Prozent. Trotzdem ist für VW in den USA der Diesel wichtig. Einige amerikanische VW-Händler verkaufen bis zu 25 Prozent Dieselmodelle. Derzeit verkauft die Marke in den USA keine Dieselfahrzeuge. Im Laufe des Modelljahres 2016 soll es wieder Selbstzünder geben.

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Quelle: mit Material von dpa

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