Verweigerung der Regulierung wegen fehlender Fotos?

Hallo zusammen,

ich hatte Mitte Dezember einen Unfall, bei dem ich ausging, dass ich Schuld habe, zumindest Teilschuld trage. Die Polizei nahm den Unfall auf, die Versicherungen wurden informiert. Ich machte Fotos von meinem beschädigten Wagen, ließ ihn dann reparieren und verkaufte ihn. Soweit so gut. Gestern rief ich bei der Versicherung des Gegners an und wollte mich erkundigen, inwieweit der Vorgänge fortgeschritten sind. Zu meinem Erstauen musste ich feststellen, dass ich nur eine geringe Teilschuld trug und der Unfallgegner die größere Teilschuld. Ein Anruf bei meiner Versicherung bestätigte mir dieses, die Ansprüche meines Unfallgegners werden lediglich mit 30% abgegolten. Meine Quote konnte ich leider noch nicht in Erfahrung bringen, da die zuständige Sachbearbeiterin nicht da war. Man sagte mir aber bei der gegnerischen Versicherung ich sollte die Rechnung und Bilder vom beschädigten Auto schicken. Eigentlich einfach dachte ich. Aber weit gefehlt, sämtliche Bilder vom Auto sind weg. Ich hatte vor kurzem PC-Probleme, die nun ihre volle Auswirkung zeigen. Da die Bilder nur digital gespeichert waren, gibt es auch keine Papierkopien. Andere Kopien leider auch nicht. Selbst die Bilder von der Polizei gemacht wurden, sind nichts geworden.
Meine Frage daher, kann die Versicherung wegen der fehlenden Bilder die Schadensregulierung verweigern? Eine Reparaturrechnung kann ich vorlegen. Muss ich mich mit der Versicherung auf einen Kompromiss einlassen?

Eine Antwort wäre sehr hilfreich, da ich morgen die Tante von der Versicherung anrufen möchte und mich geistig auf eine Strategie einstellen will.

Vielen Dank schonmal.

Gruß Kuddemuddel

21 Antworten

@ Drahkke,

dein Hinweis mit dem Gutachter ist aus heutiger Sicht natürlich richtig. Zum Zeitpunkt des Unfalls konnte ich aber nicht ahnen, welche Wendung die Sache noch nimmt.
Am Unfallort drohte mir die Polizei mit einem Bußgeld, alle Bekannten und Verwandten machten mir aufgrund des Unfallherganges wenig Mut, Geld von der Versicherung zu bekommen. Ich bin eigentlich froh, dass mir ein Bekannter zwingend nahegelegt hat, meine Ansprüche trotz der geringen Aussichten geltend zu machen. Ich hatte dann auch mit der Sachbearbeiterin telefoniert und sie sagte, ein Gutachter wäre erst ab 3000 € Schadenssumme notwendig. Hätte ich bei VW reparieren lassen, wäre ich deutlich drüber gewesen. Hab es aber in einer freien Werkstatt zur Reparatur gegeben mit 2900 € Kosten. Wäre es so gekommen, wie ich es mir und viele andere auch gedacht haben, dann hätte ich meine Reparatur selber zahlen müssen ohne Regulierung und ein gemachtes Gutachten hätte ich mir ins Auto hängen können. Darum habe ich darauf verzichtet.

Vor drei Tagen rief ich dann bei der gegnerischen Versicherung an und wollte mich erkundigen, was nun bei rausgekommen wäre. Da sagte sie mir ich sollte Rechnung und Fotos schicken, sie würde es regulieren, was mich sehr überraschte. Meine Versicherung meinte sogar ich könnte 100 % Schadensregulierung verlangen, aufgrund des Unfallherganges. Wenn ich vorher gewusst hätte, dass ich solch hohe Ansprüche geltend machen kann, hätte ich die Bilder vom beschädigten Auto schon hochauflösend als Poster ausgedruckt. Wußte ich aber nicht.
Irgendwie scheine ich in der Sache mit wenig Glück ausgestattet zu sein. Erst der Unfall in der rechtsschutzversicherungsfreien Zeit, dann die unklare Schuldfrage, der Computer-Gau (sowas hatte ich vorher noch nie!) mit den verschwundenen Bildern. Es hätte so einfach sein können.

Nur einmal hatte ich RIESIGES Glück. Als ich meinen Wagen (Golf IV) per Autotrailer und gemieteten Transporter zur Werkstatt schleppte, drehte ich mich mit dem ganzen Gespann auf der Autobahn bei spiegelglatter Fahrbahn um ganze 180°. Ich stand mit dem ganzen Troß parallel zur Mittelleitplanke auf der linken Spur und sah den Verkehr auf mich zukommen. Wie durch ein Wunder ist nichts passiert. Selbst die anrückende Polizei, die uns die Autobahn zum Wenden kurz sperrte, konnte soviel Glück nicht fassen.

Im Moment warte ich eigentlich nur noch auf meinen Rechner, der in einer elendig langsamen Prozedur meine Platten nach verschwundenen Bildern durchsucht in der Hoffnung, dass sich doch ein zwei Bilder anfinden. Mittlerweile läuft der Rechenknecht schon 27 Stunden, bisher aber noch ohne Erfolg.

Für die Zukunft bin ich in Bezug auf Gutachter, Fotos und Computer auf jeden Fall klüger, in der Gegenwart muss ich halt noch einwenig bangen.

Ich muss aber ehrlich zugeben, dass ich eigentlich gar nicht mehr mit Geld gerechnet habe. Nun aber, da ich weiß, dass ich einen nicht unerheblichen Teil meiner Verluste wieder wettmachen kann, möchte ich die größtmögliche Summe herausschlagen. Sind wir nicht alle einwenig Dagobert Duck. Mit den Fotos wäre es sicher kein Problem gewesen.

Vielen Dank nochmals an alle Antwortende. Zumindest habe ich mir einwenig Hoffnung bewahrt. Ich halte euch auf dem Laufenden. Sobald mein Rechner fertig ist, rufe ich die Versicherung an und frage nach.

Vielen Dank Gruß Kuddemuddel

Zitat:

Ich halte euch auf dem Laufenden.

Wäre nett. Würde mich nämlich schon interessieren, ob´s auch ohne Fotos "glatt lief" oder ob´s doch Probleme gab.

Good Luck

Ich kann ja nochmal kurz den Unfallhergang skizzieren.

Gegen 22.30 fuhr ich einem BMW in einer Wohnsiedlung in vorgeschriebenem Abstand und Geschwindigkeit hinterher. Irgendwann bremste der BMW, fuhr aus meiner Sicht ohne zu blinken rechts an den Straßenrand. Da ich stark vermutete er würde dort parken, fuhr ich leicht links raus und wollte überholen. Er parkte aber nicht, sondern wollte links in seine Einfahrt und schlug den Bogen nach rechts um besser durch die enge Toreinfahrt zu gelangen. Viel Phantasie braucht man jetzt natürlich nicht mehr. Er fuhr mir mit der linken vorderen Seite in meine rechte vordere Seite. Er konnte noch fahren, mein Auto war fahruntüchtig. Polizei nahm den Fall auf und sagte ich hätte in einer unklaren Verkehrssituation überholt, somit also schuld.
Knackpunkt: Der Unfallgegner behauptet er hätte geblinkt, ich bin mir sicher, er hat nicht geblinkt. Zeugen gab es keine. Aussage gegen Aussage.
Da ich in solchen Dingen nicht routiniert bin, hatte erst 2 Unfälle in 15 Jahren, nahm ich die Sache hin, fühlte mich schuldig, zumal alle Bekannten mir, wie gesagt, auch keine Hoffnung machten.
Was nun letztlich dazu führte, dass ich nun doch was vom Versicherungskuchen ab bekomme, kann ich noch nicht genau sagen, da ich eben mit der hoffentlich lieben und großzügigen Sachbearbeiterin noch nicht gesprochen habe. Meine Versicherung meinte: Er hätte schuld, weil bei Einfahrten erhöhte Aufmerksamkeit (Schulterblick) gefordert ist und Linksabbieger sowieso schon verdächtig sind.

Vielleicht wird aus dieser Erklärung mein Verhalten einwenig nachvollziehbarer.

Und das mit den Bildern ist einfach Pech, darauf hatte ich keinen Einfluss. Ich habe Bilder gemacht, gespeichert und nun sind sie im Nirvana.

Gruß Kuddemuddel

Zitat:

Was nun letztlich dazu führte, dass ich nun doch was vom Versicherungskuchen ab bekomme

Na ganz einfach: Die Tatsache, daß Du zwar in einer unklaren Verkehrslage überholt hast, der Unfallgegner aber beim Linksabbiegen offenbar gegen seine doppelte Rückschaupflicht verstoßen hat (denn sonst hätte er Dein im überholen begriffenes Fahrzeug erkennen können und müssen) und somit ebenfalls schuld ist.

Dies ist eine typische Situation für eine Haftungsquotelung, tendenziell wohl mit größer Haftung beim Unfallgegner wegen Abbiegens in eine Einfahrt; erst recht, wenn sein vorheriger "Rechtsschwenk" von der Polizei dokumentiert wurde.

100% wirst Du nicht bekommen, aber die weiter oben genannten 70% könnten durchaus drin sein, m.E.zumindest aber 50%.

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@ Schusti2

Das hört sich doch gut an.

Mal schauen.

Gruß Kuddemuddel

Hmm, irgendwie hab' ich das Gefühl, das Wort "Gutachter" wird mit "Halsabschneider" gleichgesetzt.

Wo ist denn das Problem, nach 'nem Unfall einen unabhängigen Gutachter zu bitten, den Schaden aufzunehmen und dann erstmal zur Seite zu legen?

Für die Anfahrt und das Anfertigen von ein paar Bildern wird kaum ein Gutachter mehr als 50Euro verlangen, evtl. macht er's auch als Service für nix.

mfg

Der liebe Gott muss mit mir ein Einsehen gehabt haben. Ich habe meine Bilder wiedergefunden: ich hatte sie damals als Mail verschickt, über WEB-Gmx und entgegen meiner sonstigen Angewohnheit nicht aus dem Gesendet Ordner gelöscht. Puhh, da purzelten die Steine aber zentnerschwer. Dies bedeutet zwar nicht, dass ich über dem Berg bin, aber ein großer Schritt ist getan.
Ich hoffe nur nicht, dass jetzt der Eindruck entsteht, dass ich die hilfsbereite Community umsonst aufgeschreckt habe. Aber zwischenzeitlich war mir ganz bange und daher wollte ich mich voher mal nach meinen Chancen umhorchen.

Vielen Dank für alle Antworten. Man kann sagen ich habe etwas gelernt. Damit es nicht ganz umsonst gewesen ist, werde ich mich bei der Sachbearbeiterin erkundigen, wie sie im Falle fehlernder Fotos verfahren wäre. Dies aber erst, wenn das Geld auf meinem Konto eingegangen ist.

@ Schusti2, du hattest recht. Bei der Versicherung sagte man mir, dass ich mit 70% reguliert werde. Wenn ich mal davon ausgehe, dass ich nichts erwartet habe, ist das ein äußerst erfreulicher Wert.

Zitat:

Original geschrieben von ATJ


Hmm, irgendwie hab' ich das Gefühl, das Wort "Gutachter" wird mit "Halsabschneider" gleichgesetzt.

Wahrscheinlich aus Unkenntnis. Ich selber muss gestehen, dass ich einen Gutachter vermieden habe, weil ich eh kein Geld von der Versicherung erwartete und dachte es würde mich ein Vermögen kosten. Zumal sagte die Sachbearbeiterin bis 3000 € ist kein Gutachter notwendig.

Einen schönen Abend noch.

Gruß Kuddemuddel

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