Schweißen

Da diese Frage ja schon öfter mal aufgekommen ist, hier einmal ein paar Infos über die vier wohl bekanntesten Schweißverfahren. Im Sinne einer Entscheidungshilfe für diejenigen, die meinen, mit einer Investition im Baumarkt ist ein technisches Problem für den geübten Schrauber ja kein großer Akt und Angesichts dessen schon gar keine Rechtfertigung für pingelige TÜV-Prüfer, eine Abnahme umständlich und teuer zu machen.

Bei nachstehenden Erklärungen sind Kenntnisse über Material und dessen Beschaffenheit vorausgesetzt..

Autogen/Gasschmelzschweißen:
Funktioniert mit einem Gemisch aus Sauerstoff und Acetylen, dass über eine Brennerarmartur und einer der Werkstoffdicke entsprechenden Dicke ausgewählten Brennerspitze/Düse eine Flamme erzeugt. Die richtige Einstellung der Schweißflamme regelt der Schweißer über 2 Stellschrauben und den Anblick der Flamme. Mit dieser werden die zusammenzufügenden Teile bis über den Schmelzpunkt hinaus erwärmt und mittels Zusatzwerkstoff (Schweißdraht), der von der zweiten Hand zugeführt wird, verbunden. Dieses Verfahren ist sehr alt, langsam und bringt sehr viel Wärme in das Schweißgut.

E-Schweißen:
Mittels Lichtbogen, der durch Kontaktsprung erzeugt wird, werden die Werkstücke zusammen gefügt. Der Schweißdraht ist hierbei kontaktführende Elektrode die zum Zwecke der geregelten Verbrennung mit entsprechenden Stoffen ummantelt ist. Diese nehmen unmittelbaren Einfluss auf die Gestalt der Schweißnaht und sind je nach Verwendungszweck unterschiedlich. Beeinflusst werden das Abbrennen der Elektrode durch Dämpfe die Sauerstoff verdrängen und das Schmelzbad durch Flussmittel. Die Stromstärke entscheidet die Intensität der erzeugten Hitze. Nicht jede Elektrode ist für Schweißen von zB Unten nach Oben oder umgekehrt geeignet. Auch dieses Verfahren bringt viel Wärme in das Werkstück. Es bleibt ein Verbrennungsrückstand auf der Naht zurück, der ein geregeltes Abkühlen fördert.

Schutzgasschweißen:
Dem E-Schweißen recht ähnlich, jedoch übernimmt ein Gas die Funktion der Elektrodenummantelung. Anstelle der Elektroden wird Draht von einer motorisierten Rolle ebenso wie das Gas durch die Schweißpistole hinzu geführt. Dieses Verfahren ist mittlerweile das Gängigste.

WIG-Schweißen:
In der Handhabung ein Mischling aus Autogen- und Schutzgasschweißen. Es wird Gas durch eine Schweißpistole auf die zu schweißende Stelle geblasen und über eine Wolframnadel ein Lichtbogen für die Schmelze erzeugt. Der Zusatzwerkstoff ist hier wieder ein Draht, der von der zweiten Hand zugeführt wird. Dieses Verfahren erfordert die meiste Geschicklichkeit, ist sehr präzise aber eher langsam. Auch hier entsteht recht viel Wärme.

Bei allen genannten Verfahren liegt es in der Kunst des Handwerkers, das richtige Verfahren für den jeweiligen Werkstoff auszuwählen. Weiterhin berücksichtigt er dabei:

die Lage des Schweißgutes (Waageecht, Senkrecht schweißen..)

dessen Vorbereitung ( Reinigung und ggf. Anfasen..)

die Richtung in der die Schweißnaht entsteht, da Metall sich gern verzieht und man diesem Umstand mit dem entsprechendem Wissen aus Erfahrung gut begegnen kann. Außerdem macht eine "geschobene" und eine "gezogene" Naht auch noch einen enormen Festigkeitsunterschied aus.

die richtige Temperatur, da zB Einbrand links und rechts der Naht oder zu geringes aufschmelzen die Stabilität der Sache nachhaltig beeinflussen.

ein kontrolliertes Abkühlen der geschweißten Stelle, da sonst evtl. veränderte Materialeigenschaften NEBEN der Schweißnaht entstehen, die zu Brüchigkeit führen.

Obendrein achtet er, sollte er eines der elektrischen Verfahren nutzen, übrigens gründlich auf geeignete Kleidung, das diese Verfahren eine nicht zu unterschätzende UV-Strahlung abgeben, die einem einen Sonnenbrand bescheren den man in 3 Wochen Malle nicht hinbekommt.

So, das war nur oberflächlich das Wesentliche. Möge nun jeder selbst entscheiden, ob ihm gute Arbeit die entsprechenden Kosten wert ist oder es mit € 129,50 bei Obi&Co getan ist.

"Schweißer" is nicht umsonst ein anerkannter Beruf, der besonderen Prüfungen unterliegt...

Ein Ingenieur muss das alles zwar nicht können - aber davon mehr als das hier wissen und:

Mit seinem Namen dafür einstehen, dass der Schweißer alles richtig gemacht hat.

P.S;
angeregt hat dies der jüngste Thread, in dem es um einen Sortimentskauf Elektrode bei E-Bucht ging und ich um der "fachlichen Auskünfte" dazu doch etwas erschrocken war. Ich hoffe, dies hilft weiter. Der Umfang schien einen eigenständigen Beitrag sinnvoll zu machen.

PPS:
Nee. Hab nicht recherchiert, das war auswendig.-

Beste Antwort im Thema

Da diese Frage ja schon öfter mal aufgekommen ist, hier einmal ein paar Infos über die vier wohl bekanntesten Schweißverfahren. Im Sinne einer Entscheidungshilfe für diejenigen, die meinen, mit einer Investition im Baumarkt ist ein technisches Problem für den geübten Schrauber ja kein großer Akt und Angesichts dessen schon gar keine Rechtfertigung für pingelige TÜV-Prüfer, eine Abnahme umständlich und teuer zu machen.

Bei nachstehenden Erklärungen sind Kenntnisse über Material und dessen Beschaffenheit vorausgesetzt..

Autogen/Gasschmelzschweißen:
Funktioniert mit einem Gemisch aus Sauerstoff und Acetylen, dass über eine Brennerarmartur und einer der Werkstoffdicke entsprechenden Dicke ausgewählten Brennerspitze/Düse eine Flamme erzeugt. Die richtige Einstellung der Schweißflamme regelt der Schweißer über 2 Stellschrauben und den Anblick der Flamme. Mit dieser werden die zusammenzufügenden Teile bis über den Schmelzpunkt hinaus erwärmt und mittels Zusatzwerkstoff (Schweißdraht), der von der zweiten Hand zugeführt wird, verbunden. Dieses Verfahren ist sehr alt, langsam und bringt sehr viel Wärme in das Schweißgut.

E-Schweißen:
Mittels Lichtbogen, der durch Kontaktsprung erzeugt wird, werden die Werkstücke zusammen gefügt. Der Schweißdraht ist hierbei kontaktführende Elektrode die zum Zwecke der geregelten Verbrennung mit entsprechenden Stoffen ummantelt ist. Diese nehmen unmittelbaren Einfluss auf die Gestalt der Schweißnaht und sind je nach Verwendungszweck unterschiedlich. Beeinflusst werden das Abbrennen der Elektrode durch Dämpfe die Sauerstoff verdrängen und das Schmelzbad durch Flussmittel. Die Stromstärke entscheidet die Intensität der erzeugten Hitze. Nicht jede Elektrode ist für Schweißen von zB Unten nach Oben oder umgekehrt geeignet. Auch dieses Verfahren bringt viel Wärme in das Werkstück. Es bleibt ein Verbrennungsrückstand auf der Naht zurück, der ein geregeltes Abkühlen fördert.

Schutzgasschweißen:
Dem E-Schweißen recht ähnlich, jedoch übernimmt ein Gas die Funktion der Elektrodenummantelung. Anstelle der Elektroden wird Draht von einer motorisierten Rolle ebenso wie das Gas durch die Schweißpistole hinzu geführt. Dieses Verfahren ist mittlerweile das Gängigste.

WIG-Schweißen:
In der Handhabung ein Mischling aus Autogen- und Schutzgasschweißen. Es wird Gas durch eine Schweißpistole auf die zu schweißende Stelle geblasen und über eine Wolframnadel ein Lichtbogen für die Schmelze erzeugt. Der Zusatzwerkstoff ist hier wieder ein Draht, der von der zweiten Hand zugeführt wird. Dieses Verfahren erfordert die meiste Geschicklichkeit, ist sehr präzise aber eher langsam. Auch hier entsteht recht viel Wärme.

Bei allen genannten Verfahren liegt es in der Kunst des Handwerkers, das richtige Verfahren für den jeweiligen Werkstoff auszuwählen. Weiterhin berücksichtigt er dabei:

die Lage des Schweißgutes (Waageecht, Senkrecht schweißen..)

dessen Vorbereitung ( Reinigung und ggf. Anfasen..)

die Richtung in der die Schweißnaht entsteht, da Metall sich gern verzieht und man diesem Umstand mit dem entsprechendem Wissen aus Erfahrung gut begegnen kann. Außerdem macht eine "geschobene" und eine "gezogene" Naht auch noch einen enormen Festigkeitsunterschied aus.

die richtige Temperatur, da zB Einbrand links und rechts der Naht oder zu geringes aufschmelzen die Stabilität der Sache nachhaltig beeinflussen.

ein kontrolliertes Abkühlen der geschweißten Stelle, da sonst evtl. veränderte Materialeigenschaften NEBEN der Schweißnaht entstehen, die zu Brüchigkeit führen.

Obendrein achtet er, sollte er eines der elektrischen Verfahren nutzen, übrigens gründlich auf geeignete Kleidung, das diese Verfahren eine nicht zu unterschätzende UV-Strahlung abgeben, die einem einen Sonnenbrand bescheren den man in 3 Wochen Malle nicht hinbekommt.

So, das war nur oberflächlich das Wesentliche. Möge nun jeder selbst entscheiden, ob ihm gute Arbeit die entsprechenden Kosten wert ist oder es mit € 129,50 bei Obi&Co getan ist.

"Schweißer" is nicht umsonst ein anerkannter Beruf, der besonderen Prüfungen unterliegt...

Ein Ingenieur muss das alles zwar nicht können - aber davon mehr als das hier wissen und:

Mit seinem Namen dafür einstehen, dass der Schweißer alles richtig gemacht hat.

P.S;
angeregt hat dies der jüngste Thread, in dem es um einen Sortimentskauf Elektrode bei E-Bucht ging und ich um der "fachlichen Auskünfte" dazu doch etwas erschrocken war. Ich hoffe, dies hilft weiter. Der Umfang schien einen eigenständigen Beitrag sinnvoll zu machen.

PPS:
Nee. Hab nicht recherchiert, das war auswendig.-

28 weitere Antworten
28 Antworten

Ich weiß ja nicht was ihr für Moppeds fahrt daß ihr dauernd schweißen müßt. Ich geh lieber zum Experten, der kann das garantiert besser als ich. Und dann hebts auch.

PS: Wenn man ihnen erklärt wofür es ist kostets meistens irgendwas zwischen nix und einem Bier.

Für's Auto-gen schweissen gibt's ein Dosen-bier...😁

Benötigt man für autogenes Schweißen autogenes Training? 😕

Früher, in der Zeit zwischen BW und Uni, hab ich mal als Industriehelfer gearbeitet. Da musste ich dann Schutzgasschweißen. Was ganz einfaches. Zwei Metalllaschen an einem Gehäuse festschweißen. Selbst das war nicht so einfach, wie es sich anhört.

Ich würde im Leben nicht auf die Idee kommen, irgendwas an meinem Motorrad zu Schweißen. woran womöglich mein Leben hängt.

Alles nur Übung. Wenn man genug versaut hat, klappt es irgendwann.

Nachtrag:
Es gibt auch noch die besonders bedenklichen Angstschweißer.
Diese findet man häufig auf Autobahnen vor sich. Für gewöhnlich erkennt man sie am Geruch.

Der Vollständigkeit halber kann man beim Schutzgasschweißen noch zwischen MIG- und MAG-Schweißen nennen. Der unterschied ist das Schutzgas. Argon biem MIG-Schweißen, CO2 bei MAG.

Nicht zu vergessen den Axel -Schweiss😁

Ich bin beeindruckt, Hut ab junge Frau, dafür gibts von mir den Daumen.
Endlich mal jemand der sich fürs Handwerk einsetzt.
Ich möchte nicht wissen wie viele es schon versucht haben und sich diese Dinger gekauft haben und jetzt in irgendeiner Ecke rumstehen, aber stolz wie Oskar sind eins zu besitzen.

DESSIE!! Ist man ja garnicht von dir gewöhnt 🙂
So ein sachlich - fachlicher Aufsatz.
Ich wusste insgeheim schon immer warum ich mir solch ein Gerät nicht gekauft habe.
Es heisst ja nicht umsonst "Schuster bleib bei deinen Leisten"!

PS: Deine kleinen Spitzen in anderen Themen liebe ich aber auch uneingeschränkt 😁

Gruß

Dann will ich jetzt mal Motoröl ins Feuer giessen.
Habe mir so einen Apparat für umgerechnet 100 Euro vor 25 Jahren im Baumarkt gekauft.
Das ist der riesige Kasten heute schon allein an Kupfer wert😁
Zuerst gab es eine Menge Müll. Wollte zu dünne Bleche schweissen, habe Riesenlöcher gemacht,
Werkstücke haben sich verzogen, weil ich sofort draufgehalten und nicht beidseitig gepunktet habe,
die Nähte sahen aus wie Igel...

Als ich's ein bisschen konnte, habe ich mich an grössere Sachen mit 3,2 mm Elektroden getraut.
Dann sagte es nach 20 Minuten "Plopp", der Überlastungsschutz...

Irgendwann ist der I-Regler auf 2,8 mm abgebrochen. Seither benutze ich nur noch 2,5 mm Elektroden.
Damit habe ich im Lauf der Jahre eine Baggerschaufel, einen Hubarm vom Trecker, eine Mezzanine ganz aus Stahl, den Rahmen von meiner Enduro (zum Glück brauch ich keinen Tüv), zwei Anhänger und viele andere Sachen repariert und gebaut. Bei grossen festsitzenden Schrauben ist manchmal einen Hebel aufschweissen die letzte Rettung, durch den thermischen Schock.

Es macht einfach Spass. Weil ich von Natur an meinen Sachen hänge, habe ich mir nie ein neues tolles Konverter-Teil gekauft, nur sabbernd davor gestanden😁 Dafür habe ich jetzt eine automatische Maske
mit Fotozellen, die war so teuer wie meine ganze Schweissaurüstung. Könnte mir nicht mehr vorstellen, ohne zu leben *übertreib*.

Thermischer Schock?!
Erzähl uns mehr..

Stell Dir vor, Du hast einen dicken Schraubbolzen mit einem, sagen wir, 30er Kopf.
Schlüssel bringt nichts, der Kopf fängt an rund zu werden, selbst mit dem Schlagschrauber
geht es nicht. In deiner Verzweiflung nimmst Du die Grip-Zange (Spass😁).
Da denkst Du Dir: Wenn ich da jetzt einen langen hebel draufschweisse, dann geht's vielleicht...
Du schweisst also den Hebel auf, willst mit aller Kraft dran ziehen...und stellst fest, es geht fast von allein! Erklärung: Sowohl die Schraube als auch das Gewinde dehnen sich durch die Hitze des Schweissens aus. Zunächst dehnt sich der Bolzen stark im Gewinde aus, danach wird Hitze auf das Gewinde übertragen, welches sich stark ausdehnt. Die Bewegungen lösen die Schraube vom Gewinde. Die Schraube sitzt irgendwann locker im Gewinde und kann leicht rausgedreht werden!
Funktioniert garantiert, schon zig-mal gemacht. Ob meine Erklärung dafür so richtig ist, sei dahin gestellt...

Zitat:

Original geschrieben von Dessie


Obendrein achtet er, sollte er eines der elektrischen Verfahren nutzen, übrigens gründlich auf geeignete Kleidung, das diese Verfahren eine nicht zu unterschätzende UV-Strahlung abgeben, die einem einen Sonnenbrand bescheren den man in 3 Wochen Malle nicht hinbekommt.

Oh ja, das weiß ich auch noch, beim WIG-Schweißen zwar ne Maske aufgehabt, aber anschließend nen mega Sonnenbrand am Hals gehabt. Nach 2 Wochen hatte ich außerdem nen schönen Abdruck der Lederschürze auf meinen Klamotten. Alles was die nicht Abgedeckt hat war komplett ausgeblichen. 😁

Autogenschweißen ist zwar total veraltet, aber hat seinen ganz eigenen Charme, allein schon wegen ner richtigen Flamme und weil ne Brille als Schutz ausreichend ist.

Materialausdehnung durch Wärme...
Schreib das doch gleich. Nix Schock.
Der Bolzen wird sich übrigens wegen seiner werkstoffeigenschaften weniger ausgedehnt haben, als das ihn umschließende Gewinde.

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