Kurbelwellenlager

Zur Zeit bemühe ich mich um die Wiederherstellung eines schon vor langer Zeit ausgeschlachteten kleinen Traktors. Den Motor dazu fand ich auf dem traurigen Rest eines Leidensgenossen ohne Zylinder und Kolben. Die Pleuelstange des ehemals zweitaktenden, dieseldurstigen Einzylinders sah aus dem offenen Kurbelgehäuse heraus und brachte die Kurbelwelle per Handbetrieb locker zum Drehen. So glaubte ich mich auf der sicheren Seite, bis ich im Kurbelgehäuse und in den Lagern im Ölruß versteckt viele grobe Sandkörner entdeckte, die zum Handeln zwangen. Vielleicht beging ich jetzt den Fehler vieler Schrauber und begann das zweiteilige Kurbelgehäuse zu zerlegen. Beim Abziehen von Gehäuse und Lager von der Welle zeigten sich zwei hinterlistig angeklebte Ringtonnenlager von ihrer übelsten Seite. Den Vorgang abbrechen konnte ich nicht mehr, weil bereits die Gehäusedichtung gelitten hatte und nur nach Demontage wiederhergestellt werden konnte. So mussten die Lager mit Hitze heraus und verloren dabei ihre Brauchbarkeit. Neue Lager dieser Art sind aasig teuer. Ausweichmöglichkeit bieten Pendelrollenlager, müssen aber ähnlich fixiert werden wie die vom Werk her verklebten Tonnenlager. Sie sind also ein Gräuel für einen einstellfreudigen Schrauber meiner Art. So, und nun komme ich zu meiner Frage an alle geduldigen Leser meines Beitrags mit Kenntnissen über die Lagerung von Kurbelwellen so kleiner Dieselzweitakter: Warum kann ich nicht zwei Kegelrollenlager einbauen, die eine einfachste Demontage und genaueste Einstellung des Lagerspiels ermöglichen würden? Gibt es mir bisher unbekannte Gründe, warum die Fa sich vor 50 Jahren zum Einbau der teuren Tonnenlager entschloss? Wie kann ich die Lager ohne Gewalt einbauen?

5 Antworten

Die Ronnenlager können die stoßweisen Radialkräfte besser ab, (wobei es wohl mehr um die Kräfte ging, die senkrecht auf die Lager wirken) als die Kegelrollenlager, die können dabei schneller Pittings bekommen und schneller verschleißen.

Richtig dimensioniert halten die das aber auch lange durch.

Die Lager demontiert man, so sie offen sind, indem man sie auf ne Herdplatte legt und bei erreichen von etwa 120° auf die Welle steckt.

120° ist dann, wenn ein feuchter Finger mit Spucke zwischt, ohne dran kleben zu bleiben. Macht man sie zu heiß, werden die blau, dann wirft man sie weg und passt beim nächsten mal besser auf.

Bei geschlossenen Lagern sollte man mit dieser Praxis vorsichtig sein, da empfiehlt es sich die Lager auf zu pressen (Vorschlaghammer 😁 / Hydraulikpresse )

Sind die Lager ein wenig zu groß, kann man die Welle ankörnern, oder etwas Loctide dazwischen machen, allerdings hochfest, vom Markenhersteller (am besten Weicon) und vorher die differenz ausmessen und das richtige Produkt wählen.

Danke Mark-RE! Inzwischen habe ich auch anderweitig recherchiert und herausgefunden, warum das Tonnenlager vor 5o Jahren als Lagerung für den kleinen Motor ausgewählt worden sein könnte.
1. Das Lager muss Axialkräfte auffangen können, weil der Antriebsstrang in Verlängerung der Kurbelwelle verläuft.
2. Da das Kurbelgehäuse aus Aluminium hergestellt wurde, ist das Material thermisch stärkeren Materialspannungen ausgesetzt, als das Lagerspiel eines Kegelrollenlagers ausgleichen kann.

Die Montage eines Kegelrollenlagers wäre wesentlich einfacher, weil Innen=und Außenring unabhängig voneinander eingesetzt werden können. Das Lagerspiel lässt sich mittels Distanzscheiben zwischen der Druckplatte mit dem Simmerring und dem Lageraußenring bewerkstelligen.
Das Tonnen= oder Pendelrollenlager muss gleichzeitig über den Sitz auf der Kurbelwelle und in den Sitz im Gehäuse und das mit möglichst wenig Kraftaufwand, um keinen Schaden zu machen. Der Trick dabei ist eine durch Kälte geschrumpfte Welle und ein durch Wärme geweitetes Gehäuse. Gefriertruhe und Herdplatte bieten sich an. Es fragt sich nur, was Mutter wohl dazu sagt.

Um welchen Schlepper geht es denn?Hier treiben sich so einige Freaks rum (ich auch 😁 )

http://www.traktorhof.com (Ja Links auf die Startseite sieht man hier nicht gern,ich kenn den Schlepper des TE nicht sonst hätte ich gezielt verwiesen)

Re: Kurbelwellenlager

Zitat:

Original geschrieben von bulli1706


Danke Mark-RE! Inzwischen habe ich auch anderweitig recherchiert und herausgefunden, warum das Tonnenlager vor 5o Jahren als Lagerung für den kleinen Motor ausgewählt worden sein könnte.
1. Das Lager muss Axialkräfte auffangen können, weil der Antriebsstrang in Verlängerung der Kurbelwelle verläuft.
2. Da das Kurbelgehäuse aus Aluminium hergestellt wurde, ist das Material thermisch stärkeren Materialspannungen ausgesetzt, als das Lagerspiel eines Kegelrollenlagers ausgleichen kann.

Die Montage eines Kegelrollenlagers wäre wesentlich einfacher, weil Innen=und Außenring unabhängig voneinander eingesetzt werden können. Das Lagerspiel lässt sich mittels Distanzscheiben zwischen der Druckplatte mit dem Simmerring und dem Lageraußenring bewerkstelligen.
Das Tonnen= oder Pendelrollenlager muss gleichzeitig über den Sitz auf der Kurbelwelle und in den Sitz im Gehäuse und das mit möglichst wenig Kraftaufwand, um keinen Schaden zu machen. Der Trick dabei ist eine durch Kälte geschrumpfte Welle und ein durch Wärme geweitetes Gehäuse. Gefriertruhe und Herdplatte bieten sich an. Es fragt sich nur, was Mutter wohl dazu sagt.

Ka, ich nehm dafür immer den Gefrierschrank im Keller, das merkt meine nicht.

Irgendwie vertut sich da einer mit axial und radial.
Aber egal.
Bevor man solch wahrlich Neukonstruktionen baut, sollte man sich ein bischen Wissen um Lagerungen aneignen.
Man hat nicht den Etat eines grossen Unternehmens.
1. in einer Reihe von Lagern ist immer nur eins fest, die anderen lose. Dieses nimmt evtl. Axialkräfte auf z.B ein Bundlager im Motoren.
2. entscheidend für die Haltbarkeit des Gehäuses oder Welle ist Belastungsart: Punkt-oder Umfangslast. Danach richtet sich, ob der Aussenring mit Presspassung oder der Innenring mit Presspassung eingebaut wird. In deinem Fall sag ich mal, der Aussenring muss fest sein, Innenring muss(sogar) lose sein.
Beides(fest/fest oder lose/lose) zusammen gibt es eigentlich selten oder nur durch Toleranzen hervorgerufen.
3.Ein Rollenlager ist gering axial verschiebbar, gleicht also Längenänderungen durch Temperatureinflüsse aus, ein Kegerollenlager nicht - wird nur vorher auf die zu erwartende Änderung eingestellt.
Im Motor 1/10mm vielleicht. Stimmt das nicht, verschleisst es, es frisst.
4.ein Kegelrollenlager hat geringere zul.Axialbelastung wie ein Rollenlager. 20er Regel: 20mm Innen-Durchmesser trägt ein Rollenlager 20% mehr als ein Kegelrollenlager. Kennst du die Kräfte?
5. Um die axiale Verschiebung zu ermöglichen muss man auf die Bauart der Rollenlager achten. Aussenring mit Borde, Innenring mit Borde, beidseitig/einseitig oder gar keine Borde.
6. Wieso ist das so assig teuer gg. Kegekrollenlager?? Sondermasse?
7.Tonnenlager(=Pendelrollenlager PRL) gleichen Fluchfehler aus. Wenn du die drin hattest, darfst du keine Kegelrollenlager nehmen. Machen die nicht, oder nur unter Verschleiss.
Die PRL sind vielleicht vorgegeben, da die Fertigungweise nicht mehr an Rundlauf oder fluchtende Bohrung hergab, wer weiss.

Und geschätze 120 Grad sind wirklich das absolut äusserste was einem als Lager zugemutet werden darf.

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