Freiheit der Gutachterwahl

Gestern Nachmittag wurde ein Kunde von mir Opfer eines Verkehrsunfalls, Schuldfrage eindeutig (Vorfahrtsverletzung) und auch beweiskräftig polizeilich aufgenommen.

Er hatte gerade telefonisch mit mir die Sachlage besprochen und sich über seine Rechte, seine Optionen und Risiken informiert und im Anschluss einen Gutachter seiner Wahl angerufen, da erhielt er den Anruf eines ihm unbekannten Gutachters mit der Aufforderung zur Terminvereinbarung.
Keine Rechtsbehelfsbelehrung, kein Nichts.
Auf Nachfragen kam dann der Hinweis auf Unternehmen und Auftraggeber (Versicherung).

Der zweite Anruf auf dem Handy erreichte ihn bei mir im Büro und der Kunde reichte an mich weiter.
Mein Eindruck:
Die Masche hat System, selbst ich sollte dumm dreist überfahren werden.
Das ganze hat weder mit einem freundlichen Tonfall, noch etwas mit korrektem Vorgehen zu tun.
Als ich dem Herrn freundlich die Sachlage erklärte, wurde er fast rotzig.

Die Beteiligten:
Eine große Organisation mit mehr als drei Buchstaben und ein Versicherer aus dem Oberfränkischen.

Was mich interessieren würde:
Auftrag und Vorgehen hat Methode - keine Frage.
Bekommen die Jungs Fallpauschalen und die nur wenn sie als erste den Schaden erheben?
Gibt es auf diesem Markt so brutale Wildwestmethoden?
Oder wie entstehen solche Umgangsformen, wie sind die zu bezeichnen?

86 Antworten

genau dieses Verhalten eines "gutachteronline" ist der Grund dafür, daß gemeinsame Aktionen nicht zur Anwendung kommen:
keine Kritikfähigkeit, maßlose Selbstüberschätzung, Konkurrenzneid, krankhaftes Aufrechterhalten eines Unfehlbarkeitsanspruches...

Schade, wieder eine Chance vertan.

kopfschüttelnde Grüße

Zitat:

Orignal geschrieben von G.o.


P.S: Vielleicht bringen die hier ja auch mal ein bischen gleichgewicht rein. Sowas von die Versicherungsseuche hier.

Gibt es dafür auch eine deutsche Übersetzung?

Oder wollte der Verfasser nur noch verstärkend auf die Richtigkeit seiner allgemeinen Einschätzung hinweisen.

Re: Freiheit der Gutachterwahl

Zitat:

Original geschrieben von madcruiser


Was mich interessieren würde:
Auftrag und Vorgehen hat Methode - keine Frage.
Bekommen die Jungs Fallpauschalen und die nur wenn sie als erste den Schaden erheben?
Gibt es auf diesem Markt so brutale Wildwestmethoden?
Oder wie entstehen solche Umgangsformen, wie sind die zu bezeichnen?

Ich habe beruflich mit Versicherern öfters zu tun (RA) und kann nur sagen, daß die Sitten tatsächlich in den letzten Jahren deutlich rauer geworden sind.

Insbesondere der große blaue Versicherer sowie der Laden aus Coburg tun sich hier bsonders hervor.

So habe ich in einem Fall einen Herrn vertreten, dem eine Dame, bei der Allianz versichert, ins Auto gefahren war. Es wurde meine Bevollmächtigung angezeigt und ein Kostenvoranschlag eingereicht mit der Bitte um kurzfristige Mitteilung, ob auf Basis dessen abgerechnet werden könne oder ein Gutachten erforderlich sei.

Reaktion der Versicherung: wenige Tage später stand ein Gutachter der Allianz unangemeldet bei dem Mandanten und teilte mit, daß er gerade das Fahrzeug begutachtet habe.

Das Gutachten war deutlich niedriger als der KVA und die Allianz zahlte die Differenz erst nach größerem Nachdruck.

Ich finde es mehr als dreist, einen Gutachter unangemeldet zu schicken in Kenntnis der Bevollmächtigung eines RA. Das Ergebnis für die Versicherung war, daß die zwei Gutachten bezahlen durften.

Man muß geradezu den Eindruck gewinnen, daß hier Fallpauschalen gezahlt werden, denn sonst ist dieses Wettrennen um das erste Gutachten kaum zu erklären.

Übrigens ein Schelm wer böses dabei denkt: Versicherung und Gutachter hatten die gleiche Anschrift...

Grüße

Jan

Ich denke mal ins unreine: eine "Landschaft", in der (weniger) unabhängige und nachweislich (!) gut ausgebildete SV eine Position ähnlich eines Notars einnehmen, wäre für die beiden Hauptinteressengruppen, nämlich VS und AST, ein gangbarer Weg.

Der Wegfall von Schadenmanagement und "Schwachverständigen" wäre möglich und würde die wirklich qualifizierten SV wirtschaftlich stark entlasten. Man könnte eine "Gutachtenpflicht" andenken, die Offenbarungspflicht durch eine Pflicht zur Gutachtenvorlage ergänzen und damit insgesamt den Verbraucher schützen (_unabhängige_ Schadenbewertung, Schutz vor Kauf von Fahrzeugen mit Unfallschäden, Verhindern von Billigreparaturen nach Totalschaden).

Gleichzeitig würden die VS geschützt: manipulierte Unfälle oder Schadenumfänge lassen sich oft direkt vor Ort erkannt werden. Wäre auch in diesen Fällen die Bezahlung des Gutachtens gesichert, könnte der SV in seinem Gutachten darauf hinweisen. Heute ist es so, daß der AST, der mit einem manipulierten VU von einem qualfizierten SV abgelehnt wird, an der nächsten Ecke seinen Schwachverständigen findet, der kommentarlos das Gutachten zur Schadenhöhe schreibt. Der qualifizierte SV schwächt sich selbst und stärkt den Mitbewerber.

Klar ist, daß eine solche Landschaft dem SV eine starke Position verleihen würde - dieser Position angemessen müßte die Haftung des SV für seine Gutachten sein.

Eine solche Landschaft kann nur miteinander, nie gegeneinander entstehen.

Wie stehen Vertreter der VS zu dieser Utopie?
Was sagen SV dazu?
Wie ist die Bewertung durch Rae?

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Dreist ist vieles - aber immer nur bei anderen Leuten, Institutionen usw. .

Zitat:

Original geschrieben von ATJ


Ich denke mal ins unreine: eine "Landschaft", in der (weniger) unabhängige und nachweislich (!) gut ausgebildete SV eine Position ähnlich eines Notars einnehmen, wäre für die beiden Hauptinteressengruppen, nämlich VS und AST, ein gangbarer Weg.

Wäre sicherlich schon mal eine Überlegung wert.

Zitat:

Original geschrieben von ATJ


...
Völlig richtig, aber alle eint das Streben nach Gewinn. Grundsätzlich. Immer. Ohne Ausnahme.

Und dieses Gewinnstreben ist bei Versicherungen stark ausgeprägt, keine handelt aus Menschlichkeit, alle aus Gewinnstreben heraus. Das ist normal und auch notwendig.
....

Meine Aussage daher weder pauschal noch verunglimpfend, es ist einfach so.

Ob ein Schaden vollständig reguliert wird, ist weniger von der regulierenden Gesellschaft, sondern überwiegend vom Kenntnisstand des Geschädigten und seiner Berater abhängig. Daß VS versuchen, möglichst wenig zu regulieren, ist normal - s. o..

Eine Gesellschaft, die wirklich fair ist, d. h. unaufgefordert und regelmäßig, wahrheitsgetreu dem Geschädigten seine Rechte und Pflichten erklärt und selbst diesen Rechten und Pflichten ohne Verzug genügt, ist mir nicht bekannt.

Um mal dem OT weiter dienlich zu sein:

Nenne mir irgendwer eine AG in Deutschland oder auf der Welt die NICHT nach Gewinnmaximierung strebt!

Finde es etwas unpassend so etwas als abwertend darzustellen..auch wenn es moralisch nicht korrekt sein sollte.(zumindest kam es abwertend rüber)

Natürlich ist es ein Unding wenn der AS betrogen wird. Aber genauso natürlich ist es ihm SSH anzubieten. Sofern dem AS gesagt wird das er sich natürlich auch einen SV seiner Wahl nehmen kann. So habe ich es jedenfalls früher getan(hab nix mehr mit KFZ am Hut) so kenne ich es von Freunden und von mir selbst.

Schade das aus dem Thread von Madcruiser eine Schlacht der SVs geworden ist. Dort eine Verunglimpfung, hier eine Beleidigung... Damit ist doch niemand gedient...Die Wahrheit liegt wohl meistens in der Mitte, oder???

@topic: Mir ist kein Fall bekannt in dem Leute zum VR Gutachter "genötigt" wurden. Das einzige was ich am eigenen Leib und mehrfach bei Kunden und Freunden mitbekommen habe war die Restwertstreitereien...

@all: Warum nicht einen neuen Thread eröffenen Themen wären z.B,: Der Kampf der SVs gegeneinander oder Streiterein ohne Belege, dafür persönlich!

ISt spannend zu lesen, aber leider hat das was hier auf den letzten Seiten zu lesen war nix mehr mit dem auf Seite 1 zu tun...

In diesem Sinne!

P.S.: Ein bisschen Frieden, ein bisschen Freude.... 🙂

Zitat:

Original geschrieben von ATJ


[B Die VS-Werbung trägt Früchte, der erzwungene Verzicht auf berechtigte Ansprüche wird von weiten Teilen der Bevölkerung nicht nur toleriert, sondern sogar begrüßt (Rae und SV - nee, dann steigen ja die Beiträge...Schadenmanagement? Klasse, spart ja Kosten und senkt die Beiträge, bei mir hat's super funktioniert...).

Die Gewinnmaximierung kann man auch sehr gut nutzen wenn man geschickt ist. Rechnung einreichen mit sämtlichen Kosten und dem Hinweis bei Zahlung innerhalb von 7Tagen verzichtet man auf den zustehenden RA und SV. Bis auf einmal hat noch jede Versicherung zügig bezahlt.

Und nicht jeder Kunde ist aus Prizip zu blöd und weiss nicht was ihm zusteht wie von den Herren Gutachtern hier gerne unterstellt wird - leider keine gute Werbung für die Branche was ihr hier teilweise so von euch gebt 😉

Mit erzwungenem Verzicht hat es nicht gleich zu tun nur weil man auf den RA und SV verzichtet.

Gruß Meik

@Meik

Schön, wenn DU das alles weißt, auch schön, wenn DU der VS z.B. den merkantilen Mindewert nachweisen kannst.

Aber es geht nicht darum, was DU weißt und kannst. Die breite Masse hat tatsächlich keine Ahnung, was geht und was nicht.

Selbst in meinem Bekanntenkreis, in dem nun wirklich jeder weiß, womit ich meine Brötchen verdiene, gibt es immer wieder erstaunte Gesichter, wenn ich denen nach "erfolgreicher" Eigenregulierung erkläre, worauf sie alles noch Anspruch haben bzw. wo die VS unrechtmäßig gekürzt hat. Und der IQ dieser Leute ist durchaus von dem einer scheibe Toast verschieden. Diejenigen, deren IQ deutlich über dem einer Scheibe Toast liegt, haben erkannt, daß und warum es Sinn macht, jemanden zu fragen "der sich damit auskennt"....

Es ist ja auch nicht schlimm, und erst recht nicht - wie von Dir unterstellt - "Blödheit", sich mit der Schadenabwicklung nicht auszukennen. Faktisch ändert sich in dem Bereich so viel, daß man ohne spezielles Interesse am Thema einfach nicht alle Änderungen mitbekommt. Blöd ist man nur, wenn man dann trotzdem versucht, ohne fachkundige Hilfe was zu machen.

was sind "sämtliche" Kosten? was passiert, wenn die Rechnung die 130%-Grenze überschreitet? Wer ermittelt wie den Minderwert? Wer berücksichtigt wie evtl. Vor- oder Altschäden? Was, wenn die Versicherung den Schadenumfang bestreitet? wer garantiert Dir, daß ALLE Schäden beseitigt wurden? usw. usf.

Wenn Du für Dich sagen kannst: für mich alles kein Problem oder für mich nicht von Bedeutung, dann ist Deine Aussage für Dich - als Einzelfall - richtig.

@MODS

Das ganze hier gerät mehr und mehr OT - könntet ihr euch bitte die Mühe machen, den OT-Teil in einen neuen Thread auszulagern?

Danke

@Beukeod

Aus welcher Ecke kommt Deine Wortmeldung? VS, SV oder RA?

OT

Wie schön das es noch andere Dinge gibt!

Und Tschüß aus dieser Runde
Beukeod

Zitat:

Du HUK Freund du hast die Ehre der erste zu werden der von mir auf ignore gesetzt wird.

Aber lesen wirst du es hier Trotzdem, dass letzte was ich dir zu sagen habe, denn dazu bist zu viel zu neugierig.

Unterlasse es mich hier zukünftig als HUK-Freund und xAKBx zu bezeichnen. Das du mit einem D-Zug durch die Kinderstube gefahren bist, haben ja mittlerweile alle User mitbekommen.

So, dass war’s auch schon, was ich dir noch zu sagen hatte. Zukünftig bestenfalls noch die Uhrzeit, aber die bewusst falsch, damit du zu spät nach Hause kommt und ohne Abendbrot hungrig ins Bett musst.

An dieser Stelle wird der Thread geschlossen.

Grund: Überwiegende Anzahl von OT-Postings, zum eigentlichen Thema bzw. der Frage von Madcruiser wird nichts mehr beigetragen - deshalb

*closed*

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