2. Entjungferung

Da ich schon mehrmals gebrauchte Autos hatte, die entweder von Rentnern oder von Frauen gefahren wurden und dementsprechend ein lethargisches Temperament an den Tag legten, hier nun, wie ich die Autos wieder richtig einfuhr:

Nachdem der obligatorische Ölwechsel vorgenommen wurde, wird der Wagen zunächst auf Landstrassen mit wechselnden Geschwindigkeiten in verschiedenen Gängen gefahren, wobei
man einen gewissen Widerstand bei höheren Drehzahlen bemerken wird. Dieser Widerstand verschiebt sich mit der Zeit in immer höhere Drehzahlregionen, wenn man die einzelnen Gänge ausbeschleunigt. Beim Ausbeschleunigen der Gänge darf der Drehzahlmesser durchaus kurzfristig in den roten Bereich kommen.

Ist der Wagen jedoch so „verstopft“ (Ölkohleablagerungen an den Ventilen, Ölschlamm im Motor, etc.), dass er es partout nicht an den roten Bereich schafft, so kann man auch aus einem höheren Gang herunterschalten, um ihn in den Genuss jener Drehzahlregionen kommen zu lassen, für die er durchaus auch konzipiert wurde, denn schliesslich steht im Fahrerhandbuch, dass der rote Bereich kurzfristig erreicht werden darf, so z. B. beim Beschleunigen – er ist lediglich für Dauerfahrten tabu.

Nachdem der Wagen so mit der Zeit an höhere Drehzahlen gewöhnt wurde, geht man schliesslich auf die Autobahn, am besten an einem frühen Sonntag morgen, wenn sie noch leer ist. Dann kommt die Königsdisziplin, das „Ausblasen“ des Motors, nun heisst es Kilometerfressen mit Bleifuss. Jetzt gilt nur noch eines: Pedal to the Metal! Das ist das eine und einzige Motto dieser Autobahnfahrt.
Falls der Wagen im letzten Gang noch zu weit entfernt ist von seiner angegebenen Höchstgeschwindigkeit, kann man auch durchaus im vorletzten Gang heizen, vorausgesetzt, man kommt nicht in den roten Bereich, denn der ist, wie gesagt, für Dauerfahrten tabu. Dabei immer mal wieder in den letzten Gang schalten und schauen, welche Geschwindigkeit der Wagen diesmal schafft.

Wenn man den Motor auf diese Art und Weise ausgeglüht hat, spürt man, wie er freier atmet, freier hochdreht und seinen 2. Frühling erlebt.
Die Chancen stehen gut, dass ihr euren Wagen nach 500 bis 1000 Kilometern nicht wieder erkennen werdet.

Allerdings sei auch darauf hingewiesen, dass eine gewisse, wenn auch geringe Chance besteht, dass der Wagen diese Rosskur nicht übersteht: Dann war er es eben nicht wert, euer Wagen zu sein und ihr hattet wirklich eine Gurke erwischt. Das ist mir jedoch noch nie passiert. Also keine falschen Hemmungen – gebt dem Motor, was er braucht, weckt das Tier in ihm, gebt ihm Auslauf noch und nöcher: No fear! Let’s roll! Go, go, go! Gebt ihm Feueeer!! – So ungefähr sollte eure Einstellung sein, wollt ihr den Motor erfolgreich kurieren. Wer zu zimperlich rangeht, kann es gleich vergessen und sollte sich lieber schnell an sein lethargisches, asthmatisches Etwas gewöhnen, das langsam aber sicher seinem Ende entgegensiecht.

Tipps: Für dieses erneute Einfahren empfehle ich allerdings hochwertiges Motoröl zum Schutz eures Motors vor Verschleiss und zum leichteren Lösen der motorischen Ablagerungen. Sollte euer Motor so verstopft sein, dass er unter Last klingelt oder nach Ausschalten der Zündung nach“dieselt“, tankt während dieser 2. Einfahrphase hochoktanigen Sprit, also SuperPlus mit 98 Oktan oder V-Power mit 100 Oktan, auch wenn euer Motor für Normal (91 Oktan) oder Super (95 Oktan) ausgelegt wurde. Dies schützt den Motor vor unkontrollierten Verbrennungsdrücken und erleichtert die Ablösung von Ablagerungen an den Ventilen und am Kolben.

Beste Antwort im Thema

naja, davon kann man halten was man will aber ich habe diese umständliche Vorgehensweise noch nie gebraucht.

Man nehme das Auto, fahre es warm und fahre dann ne weite Strecke mit mittlerer Drehzahl. Nach ca. 200km ist der Motor wieder frei und man muss nicht materialmordend dem Motor zu Leibe rücken.

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Solange dauert das gar nicht. Es reicht, wenn Du mal 15-20 km auf der Autobahn hin und zurück nur mit dem 3. oder 4. Gang durchprügelst.

Danach das Auto eine Stunde stehen (ruhen) lassen. Wenn Du dann losfährst erlebst Du Dein blaues Wunder auch jetzt schon.

Diese Maßnahme unternehme ich übrigens auch selber gerne, wenn ich wieder mal 4 Wochen nur in der Stadt rumgegurkt bin.

bis denne

Richtig, es hat noch keinem Motor geschadet, ab und zu auf der Autobahn freigeblasen zu werden, ganz im Gegenteil, das ist eine Art innerer Motorpflege.

Wenn du jedoch einen Motor hast, der weit über 100.000 KM gequält wurde im Stadtverkehr, mit Kurzstrecken und nie Vollgas bekam, dann dürften 15 bis 20 Kilometer schwerlich reichen, alle Ablagerungen zu lösen.

Sicher, einen Teileffekt wirst du auch dann spüren, aber vollkommen frei bekommst du nach so kurzer Zeit nur einen Motor, mit dem du, wie du selber schreibst, ein paar Wochen lang in der Stadt rumgegurkt bist. Für die wirklich schweren Fälle musst du schon etwas mehr an Kilometern investieren.
Dafür ist aber auch der Effekt umso ausgeprägter. Der Ölverbrauch normalisiert sich, der Benzinverbrauch geht auch zurück, der Wagen läuft ruhiger, springt leichter an und fährt sich spritziger – und er erreicht Geschwindigkeiten, von denen du vorher nur träumen konntest.

Von irgendwelchen Zusätzen, seien es jetzt Benzinzusätze oder Ölzusätze rate ich aber ab: Der Motor muss sich schon selber helfen – das tut er in den meisten Fällen auch, man muss ihn nur lassen. Wohl aber kann man dem Motor in dieser Zeit unter die Arme greifen, indem man Vollsynthetiköl der höchsten Spezifikation (API SL oder ACEA A5) einfüllt. Mineralöle erfüllen diese hohen Anforderungen nicht. Falls man sich nicht sicher ist, welches Öl wirklich gut ist, hilft ein Blick auf die Autohersteller: Die Werksfüllungen bei Mercedes z.B. sind Shell Helix, Aral SuperTronic, Total Quartz, Elf Excellium, Mobil SHC, Fuchs Titan Supersyn, Motorex Profil M-XL und HiTec Synthetic (HiTec gibt’s aber nur bei DC).

Link: http://www.whnet.com/4x4/oil.html

Ich selbst hab nur (positive) Erfahrungen mit Shell Helix und Total Quartz. Da Total Quartz beim Citroen-Händler „nur“ knapp 14 Euro kostet (3 weniger als an der Tanke!), und somit wesentlich billiger ist als Shell Helix, bin ich dabei geblieben.

Zitat:

Original geschrieben von STP


Solange dauert das gar nicht. Es reicht, wenn Du mal 15-20 km auf der Autobahn hin und zurück nur mit dem 3. oder 4. Gang durchprügelst.

Hm, wenn du aber ein Auto mit 5 Gängen hast, würde ich auf die Kühlmitteltemperatur achten, denn es kann sein, dass er im 3. Gang nicht die Geschwindigkeit erreicht, die für die Kühlung der Temperatur nötig wäre, auf die er bei hohen Drehzahlen unweigerlich kommt. Der Fahrtwind könnte dabei zu gering sein. Ich habs bei meinem alten Taunus auch so gemacht, der hatte 4 Gänge und ich hab ihn im Hochsommer im 2. Gang freigeblasen – leider mit zuwenig Wasser im Kühler. Der Effekt: Kühlwasser hat angefangen zu kochen! Naja, aus Fehlern lernt man. Der Motor hats klaglos hingenommen, doch irgendwann bekam der Wagen keinen TÜV mehr (durchgerostet) – der Motor aber lief besser wie neu. Seitdem habe ich einen gelinden Hass auf den TÜV und eine mächtige Paranoia vor Rost – oder umgekehrt! ;-)

Zitat:

Der Motor hats klaglos hingenommen, doch irgendwann bekam der Wagen keinen TÜV mehr (durchgerostet) – der Motor aber lief besser wie neu.

Das sind dann solche Motoren, die man Abends auf dem Sachsenring bei der Party auf einem HANDWAGEN montiert hat, mit einem Gasdrehgriff vom Motorrad. Damit zieht man dann über den Zeltplatz und gibt im ordentlich Zunder.

Habe ich schon erwähnt, daß da natürlich der Auspuff am Motorgehäuse aufhört 😁

Schön, ich hatte schon befürchtet, er hätte ein unrühmliches Ende in der Schrottpresse gefunden! ;-)

Trifft dies auch noch auf die aktuellen Motoren zu. Ich bekomme nächste Woche einen einjahrigen Meriva 1.6 105 PS welcher nur 3000 km im Kurzstreckenbereich bewegt wurde?
Gruß
TomD

naja, davon kann man halten was man will aber ich habe diese umständliche Vorgehensweise noch nie gebraucht.

Man nehme das Auto, fahre es warm und fahre dann ne weite Strecke mit mittlerer Drehzahl. Nach ca. 200km ist der Motor wieder frei und man muss nicht materialmordend dem Motor zu Leibe rücken.

Ich hatte schon alte Cih Motoren, da waren die eingepressten Kolbenbolzen so schwergängig, das alles einfahren nichts nutzt, nach ner Zeit vibrieren,Lagerschaden, Bleul ausem Motor neben Anlasser.

nach dem Zerlegen, musste man bei den Übriggebliebenen Kolben die mim Gummihammer bearfbeiten, so schwer gingen die Kolben hin und her. das zu dem Thema den Motor zu sehr schonen. gr. Possmann

Zitat:

Original geschrieben von Haiza


Wenn man den Motor auf diese Art und Weise ausgeglüht hat, spürt man, wie er freier atmet, freier hochdreht und seinen 2. Frühling erlebt.
Die Chancen stehen gut, dass ihr euren Wagen nach 500 bis 1000 Kilometern nicht wieder erkennen werdet.

Allerdings sei auch darauf hingewiesen, dass eine gewisse, wenn auch geringe Chance besteht, dass der Wagen diese Rosskur nicht übersteht: Dann war er es eben nicht wert, euer Wagen zu sein und ihr hattet wirklich eine Gurke erwischt.

Für welchen Motorreparaturbetrieb arbeitest Du denn? 🙄

Zitat:

Original geschrieben von FordMaus2008



Zitat:

Original geschrieben von Haiza


Wenn man den Motor auf diese Art und Weise ausgeglüht hat, spürt man, wie er freier atmet, freier hochdreht und seinen 2. Frühling erlebt.
Die Chancen stehen gut, dass ihr euren Wagen nach 500 bis 1000 Kilometern nicht wieder erkennen werdet.

Allerdings sei auch darauf hingewiesen, dass eine gewisse, wenn auch geringe Chance besteht, dass der Wagen diese Rosskur nicht übersteht: Dann war er es eben nicht wert, euer Wagen zu sein und ihr hattet wirklich eine Gurke erwischt.

Für welchen Motorreparaturbetrieb arbeitest Du denn? 🙄

die Verwerter von nebenan 😁

Zitat:

Original geschrieben von Haiza


Da ich schon mehrmals gebrauchte Autos hatte, die entweder von Rentnern oder von Frauen gefahren wurden und dementsprechend ein lethargisches Temperament an den Tag legten, hier nun, wie ich die Autos wieder richtig einfuhr:

Es kommt sicher auf den Rentner an, aber ich kenne nur ältere Leute, die jagen ihre Auto´s im ersten oder zweiten Gang im Begrenzer über die Landstrasse. Meine Mutter ist z.B. genauso, der darf ich jedesmal sagen: " Du bist jetzt bei 100 im 3., das Auto hat 5 Gänge, dann nutz die auch mal". Als Antwort kommt immer nur: " Ich schalt net gerne, ausserdem bin ich kein Raser, also brauch ich auch keinen 4. und 5. Gang". Mein Nachbar fährt z.B. alles im 3. Gang, egal ob anfahren oder Autobahn. Deswegen bin ich immernoch der Meinung, Auto´s bei Ü60 Besitzern werden meist zu sehr gequält und mit zu hohen Drehzahlen gefahren, also sind sie eher ausgenudelt statt zugeschnürt...soweit meine Erfahrungen.

Zitat:

Es kommt sicher auf den Rentner an, aber ich kenne nur ältere Leute, die jagen ihre Auto´s im ersten oder zweiten Gang im Begrenzer über die Landstrasse. Meine Mutter ist z.B. genauso, der darf ich jedesmal sagen: " Du bist jetzt bei 100 im 3., das Auto hat 5 Gänge, dann nutz die auch mal". Als Antwort kommt immer nur: " Ich schalt net gerne, ausserdem bin ich kein Raser, also brauch ich auch keinen 4. und 5. Gang". Mein Nachbar fährt z.B. alles im 3. Gang, egal ob anfahren oder Autobahn. Deswegen bin ich immernoch der Meinung, Auto´s bei Ü60 Besitzern werden meist zu sehr gequält und mit zu hohen Drehzahlen gefahren, also sind sie eher ausgenudelt statt zugeschnürt...soweit meine Erfahrungen.

Das Auto hat zum Glück Easytronic - Die Elektronik sollte sich daher um den "Drehzahlbereich" gekümmert haben.

autsch, ich bin kein raser und brauch den 4 und 5 nicht? das tut weh... manche leute hinterm lenkrad kann man nur erschlagen. mein bruder is auch so nen gaskranker, den könnt ich regelmäßig erwürgen wenn er hinter dem steuer von meinem sitzt

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