PhileasF

Ein einholpriger Start

[PhileasF]

Eigentlich wollte ich nur eine kurze Antwort auf die Umfrage "Wie zufrieden warst Du 2012 mit Deinem Audi?" posten, aber dann ist der Text - aufgrund der Vorgeschichte - doch etwas zu lang geworden. Damit ich das jetzt nicht umsonst getippt habe, poste ich die Vorgeschichte einfach mal hier. Vielleicht ließt es ja jemand.

Meinen A4 kaufte ich im Februar 2011 mit 45Tkm auf dem Tacho bei einem Audi-Händler als "Audi Gebrauchtwagen : plus". War eigentlich nur als vorübergehende Notlösung gedacht, weil ich schnell ein funktionierendes Auto brauchte und nicht viel ausgeben wollte. Im Grunde wollte nie einen Audi haben, denn die Arroganz von Audi-Autohäusern gegenüber den Kunden ist ja legendär. Auch hatte ich den Eindruck, dass die Qualität der Autos überschätzt wird. Aber vernünftig ausgestattete gebrauchte E90 waren zu dem Zeitpunkt plötzlich Mangelware... da bin ich auf das Inserat für den A4 gestoßen.

Der Anfang war dann auch buchstäblich eine holprige Angelegenheit, denn von der Probefahrt kam ich nur im Notprogramm zurück zum Autohaus. Ich habe dennoch den Kaufvertrag unterschieben, da das Auto fast neuwertig war, die Ausstattung genau das bot, was ich gern wollte und der Preis einfach unschlagbar war. Die Behebung des Defektes (Marder sagte man mir später), ein neuer Service und zwei neue Radsätze wurden im Kaufvertrag vereinbart.

Nach ein paar Tagen wurde der "Neue" dann abgeholt. Aber schon 7 Stunden später und 200km entfernt war es vorbei mit der Freude... Erst fingen die Xenons an zu flackern, dann waren beide Hauptscheinwerfer simultan tot. Das ganze wiederholte sich in 5 Minuten mehrfach. Mit einer Schwangeren im Auto, auf Landstraße im Dunkeln ohne Licht wollte ich keine Experimente. Also anhalten und bei Audi angerufen - wozu hat man schließlich Mobilitätsganrantie. Schon eine halbe Stunde später war er auch schon zum Abschleppen verladen- und das am ersten Tag

Es war Samstag Nacht und weder der Mechaniker vom Notfalldienst noch ich hatten etwas besseres zu tun, also versuchte er über 2 Stunden lang die Ursache zu finden. Ohne Erfolg. Im Gegenteil in der Werkstatt und bei kurzen Ausfahrten konnte nicht einmal der Fehler reproduziert werden. Das war ein Problem, denn ohne den Fehler in Aktion gesehen zu haben konnte und wollte er nichts machen - ich hingegen wollte aber so nicht mit dem Auto nach Hause fahren. Unverhofft bei 70 Sachen in einer Kurve auf der Landstraße plötzlich im Blindflug zu sein, hat mein Vertrauen in das Auto erheblich geschädigt.

Dann in der dritten Stunde der Fehlersuche: wieder Xenon-Flackern! Endlich! Diesmal zwar ohne anschließenden Totalausfall, aber genug. Der flackernde Brenner wurde gewechselt und bis heute trat das Problem nie wieder auf(*).

Bei der Gelegenheit wurde festgestellt, dass alle 8 Reifendrucksensoren fehlten, die Nummernschilder falsch montiert waren und eine fällige Werkstatt-Aktion nicht durchgeführt wurde, obwohl ja angeblich vor gerade erst ein Service gemacht wurde. Da eben aber dieser letzte Service nicht im Serviceheft gestempelt war, sollte ich Abschleppen bezahlen - der Service war zwar in der Fahrzeughistorie in der Audi-Datenbank eingetragen aber für die Garantie genügt das nicht. Kurz darauf kam dann auch noch eine Rechnung für den Brenner. Der Audi-Händler, bei dem ich gekauft hatte, wiegelte nur ab: "Das kriegen wir alles hin." - nichts passierte. Mehrere Anrufe in Ingolstadt und einer beim Anwalt, und siehe da nach 4 Wochen hatte ich den Stempel, 2 Wochen später bekam ich die Kostenübernahme für den Brenner und neue Zündspulen. Außerdem bestand ich noch darauf den zweiten Brenner zu wechseln, was auch gemacht wurde. Weitere vier Wochen später dann endlich die Drucksensoren in alle 8 Rädern. Na ja, damit hatte sich der Rechtsschutz schon gleich zu Beginn rentiert.

Ich fahre natürlich nicht mehr zu dem Audi-Händler bei dem ich gekauft hatte. Mein neuer Freundlicher des Vertrauens ist wesentlich angenehmer bisher. Kleinigkeiten lasse ich aber in einer freien Werkstatt um die Ecke machen. Wenn ich mir sicher wäre, dass ich das Auto länger behalte - wäre mir das Checkheft egal, und ich würde wohl nur in die freie gehen. Die sind nicht nur günstiger und "umgänglicher", sondern scheinen auch etwas kompetenter und "mehr bei der Sache" zu sein.

Aber nachdem die anfänglichen Schwierigkeiten überwunden waren lief alles rund und daran hat sich bisher nichts geändert. Natürlich ist das Auto nicht perfekt. Generell gibt es ein paar kleine Macken - die aber im Grunde allgemein bekannt sind:

- Motor etwas "rau" unter Last. Aber ich kannte den 20V und wusste das schon vor dem Kauf.

- Motorleistung relativ unspektakulär bei niedrigen Geschwindigkeiten - dafür guter Durchzug bei höheren.

- Armauflage zu kurz und nicht in der Länge verstellbar

- Das Leder (Valcona) könnte noch einen Tick hochwertiger sein.

- Die Feder für zum automatischen Öffnen der Kofferraumklappe ist etwas schwach im Winter.

- Nach dem Abstellen im Dunkeln zwinkert er mir nach rund einer Minute manchmal noch mit den Xenons hinterher. Passiert sehr selten und hatte bisher keine Folgen.

...ist alles nicht weiter wild - damit kann ich gut leben. Bin insgesamt zufrieden und werde ihn vlt länger fahren als geplant. Das Auto ist wirklich solide und sowohl hochwertiger als auch zuverlässiger als erwartet - und insgesamt recht komfortabel.

Update 2020:

Es ist nun bereits drei Jahre her, seit ich den Auto verkauft habe. Kind Nummer 2 war da und wir wollten einen Kombi. Bis heute bereue ich den Audi nicht als Zweitwagen behalten zu haben. Die meisten Autos die heute so unterwegs sind, sehen nach drei Jahren tweilweise abgenutzer aus als der Audi mit 12 Jahren. Egal ob im Innenraum, Motorraum oder von unten er sah noch genbauso aus, wie zu dem Zeitpunkt als ich ihn gekauft hatte - also fast wie neu. Das beste Auto, das ich je hatte.

(*) Warum beide Brenner simultan ausfallen konnten wurde bis heute nie geklärt. Laut Audi kann ein defekter Brenner das nicht auslösen und überhaupt kann das eigentlich nicht passieren. Sehr beruhigend, oder? Ich tröste mich damit, dass es wohl der Auslöser die lange Standzeit war - denn wie nach dem Kauf erfuhr - war das Auto rund 3 Jahre abgemeldet im Besitz des Autohändlers.