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Sat Jun 16 10:16:40 CEST 2012    |    Oli Schwarz    |    Kommentare (4)

Sonntag, Sommer, Sonne und 26 °C, da fährt man gern mal mit seinem Camino aus. Also habe ich die Kinder eingepackt und ab zur Eisdiele. Vorher sind wir noch ein bisschen durch die Landschaft gekurvt und haben dann dem Tankwart eine kleine Freude bereiten wollen.
Es ähnelt manchmal ein wenig einem Spießrutenlauf, wenn man an einer gut besuchten Tankstelle vorfährt. Die Leute, es sind vermutlich die, die auch gern bei Unfällen gaffen, recken die Köpfe und glotzen uns unverfroren an. Als ob der Camino jetzt gleich etwas zu ihnen sagen würde oder Elvis Presley aussteigt. Während ich drinnen an der Kasse anstehe, sehe ich aus den Augenwinkeln, wie ein Mann auf dem Weg zu seinem Auto schnell noch einen Schlenker an unsere Zapfsäule macht und sich offenbar anschaut, wie viel wir getankt haben. Das wird ihn enttäuschen, vermute ich, und auch der Tankwart strahlt nicht gerade vor Glück. Gerade mal 20 Liter wollten noch in den Tank, bis es wieder zurückschwappte. Also peppen die Kinder die Rechnung noch ein wenig mit Star Wars-Karten und Kaugummizigaretten auf.

Die zwischenmenschlichen Kontakte an der Tankstelle beschränken sich normalerweise auf eine einzige Frage: was verbraucht er denn? Das ist für mich einfach zu beantworten und sage den Leuten dann immer: so viel Sie möchten. Und tatsächlich hat man es im Fuß, wie viel man verbrauchen will. Von 12 l bis 30+ gibt es freie Auswahl. Und es macht natürlich einen Unterschied, ob man 20 Sack Zement hinten drauf hat oder leer fährt. Aber seien wir mal ehrlich, die Karre ist doch nicht zum Transportieren da und der Verbrauch interessiert mich echt einen Sch….. Am coolsten ist es, wenn man die scheinbar in unbegrenzter Anzahl vorhandenen Pferdchen unter der Haube nicht antreibt, sondern mit 50 Meilen durch die Gegend cruist. Zu langsam ist aber auch nicht schön: Tempo 30-Zonen mögen wir überhaupt nicht, und ich stelle mir vor, dass die Bremsen in einem solchen Gebiet so ähnlich leiden, wie die von Michael Schuhmachers Formel 1 Boliden am Ende der langen Geraden.
An der Eisdiele parken wir ganz hinten am entlegensten Teil des Parkplatzes und entgehen so der ganz großen Aufmerksamkeit. Und das Einparken fällt relativ leicht, da wir gleich 2 Parkplätze belegen können. Nur von der Länge reicht es nicht ganz, vorne müssen wir die Hecke mit der Schnauze ein wenig zurückschieben. Von der Seite sieht es fast so aus, als ob der Camino jetzt ein wenig grasen möchte, während wir im Saloon sind. Nachdem ich die Debatte um die Anzahl der Eiskugeln verloren habe, sitzen die Kinder später mit baumelnden Beinen auf der aufgeklappten Heckklappe und kämpfen tapfer gegen die Eismassen an. Ein Opa will wissen, ob das ein amerikanisches Auto sei und meine Tochter antwortet entrüstet: das ist ein El Camino! Der Opa nickt zufrieden und obwohl er jetzt nicht wesentlich schlauer sein kann, stellt er keine weiteren Fragen. Will er denn nicht wissen, was die Kiste verbraucht? Oder hat er das letzte Mal getankt, als der Liter 30 Pfennig kostete? Er steht einfach nur da und wackelt leicht mit dem Kopf. Schaufensterkrankheit geht es mir durch den Kopf und bevor ich den V8 wieder anschmeiße, sollte der Opa ein Stück weg sein, sonst fällt er vor Schreck noch hin oder es platzt ein Gefäß im Kopf.

Beim Zurücksetzen aus dem Parkplatz muss der Camino ein ordentliches Stück Hecke rausgerissen haben, denn Zuhause angekommen ist er vorne geschmückt wie ein Pfingstochse. Hinten zwischen der Ladefläche und der Klappe ist eine klebrige Flüssigkeit in die Ritzen gelaufen, was ich aber erst erkenne, nachdem ich mich über die vielen Wespen gewundert habe, die da rumschwirren. Ich tröste mich mit dem Gedanken, dass man ein Pferd nach dem Ausritt ja auch nicht einfach so in den Stall stellt, sondern gewisse Wartungsarbeiten sind noch erforderlich. Da hat sich für den Caminofahrer nicht viel verändert! Hat aber trotzdem Spaß gemacht, unser Ausflug zur Eisdiele.

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Sat Jun 16 11:35:50 CEST 2012    |    Antriebswelle19813

Wieder toll geschrieben...🙂
Ich kann mir aber gut vorstellen, daß man diesen Wagen nur fahren sollte, wenn man mit dem Rummel leben kann und kontaktfreudig ist...😛😉

Sat Jun 16 14:34:54 CEST 2012    |    Dr Seltsam

Herrlicher Text, dass bringt Freude sowas zu lesen 🙂
Besonder die Vorstellung wie ein Auto, was häufig wohl auf der ein oder andren Ranch stand, müsste grasen gibt dem ganzen einen gewissen Extraschub. Solltest du übrigens mal auf mich treffen, ich frag bei Amis immer lieber woher in den USA er kam und wie es mit Ersatzteilen aussieht. Die Ersatzteilfrage ist allgemein aber bei alten Kisten meine Frage Nr.1 🙂
Wenn ein Auto mich richtig umhaut, bleibt mir manchmal auch nur ein "wunderbarer Schlitten" oder ähnliches 😉

Sat Jun 16 16:19:43 CEST 2012    |    Scenic II

Ein schöner "Reisebericht".

Wenn der Sommer kommt, gibt es davon wohl noch einige. Schätze mal, das die Kinder dabei aber "teurer" sind als das Hobby vom Papa.:-)

Sat Jun 16 19:41:08 CEST 2012    |    Andi2011

Moin,

man sieht das du den Camino aus Liebe gekauft hast und dein schön geschriebener Blog bestätigt das wieder.

Das insbesondere bei den Deutschen die Benzinvorurteile gegen einen Ami konstant vorhanden sind (auch mein damaliger Camaro in den 90ern rief schon diese Frage immer hervor) ist ärgerlich...wird aber bestimmt durch das Fahren und die vielen schönen Erlebnisse kompensiert🙂😉

Weiter so,ich freu mich auf den nächsten Blog - mit hoffentlich mehr Fotos!

Grüsse
Andi

Deine Antwort auf "Zum Eisessen mit nem V8"

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